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ehemalige Eisenbahnstrecke in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Reinheim–Reichelsheim | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Kursbuchstrecke (DB): | 317 g (1948) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke: | 317g (1946) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 17,94 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Gersprenztalbahn (auch Reinheim-Reichelsheimer Eisenbahn genannt) war eine private Nebenbahn im Odenwald, die ursprünglich von Reinheim nach Reichelsheim führte.
Seit 1964 ist die Strecke zwischen Groß-Bieberau und Reichelsheim abgebaut und seit 2018 ist auch das letzte Teilstück zwischen Reinheim und Groß-Bieberau, trotz Forderungen aus der Zivilgesellschaft nach einer Reaktivierung, mit Genehmigung des Landes Hessen offiziell stillgelegt.[1]
Auf dem bestehenden Reststück findet zurzeit kein Verkehr mehr statt. Im Volksmund auch Lieschen genannt, wird die Verbindung – um sie vom Stockheimer Lieschen in der Wetterau zu unterscheiden – auch als „Odenwälder Lieschen“, seltener auch „Reichelsheimer Lieschen“ bezeichnet.
Bereits in den 1860er Jahren gab es Pläne zur Erschließung des Odenwaldes mit der Eisenbahn, nachdem die Hessische Ludwigsbahn schon 1846 ihre Strecke entlang der Bergstraße von Darmstadt nach Heidelberg in Betrieb genommen hatte. Die einen forderten eine Strecke von Darmstadt über Ober-Ramstadt, Groß-Bieberau, Brensbach, Bad König nach Michelstadt, andere wollten eine Verbindung von Worms über Heppenheim, Fürth, Michelstadt nach Miltenberg und weiter über Wertheim nach Würzburg, wieder andere sahen die Zukunft in einer Strecke von Reinheim über Reichelsheim, Fürth und Weinheim nach Mannheim. Erste realistische Planungen einer Gersprenztal-Eisenbahn auf einer Strecke Reinheim nach Brensbach erfolgten Ende des Jahres 1868, 1872 ließ dann die Hessische Ludwigsbahn Vermessungen im Gersprenztal durchführen.
Eine Konzession für die Strecke von Reinheim nach Reichelsheim erhielt jedoch erst im März 1887 das Konsortium um Herrmann Bachstein, das sofort mit den Bauarbeiten an der Reinheim-Reichelsheimer Eisenbahn (RRE) begann. Wegen der einfachen Streckenführung konnte die knapp 18 km lange Strecke schon am 10. Oktober 1887 eröffnet werden. Die Strecke verfügt als bauliche Besonderheit über einen 38 Meter langen Tunnel im Stadtgebiet von Reinheim. Direkt hinter diesem Tunnel befindet sich ein Bahnübergang an der Ludwigstraße (frühere Bundesstraße 38)[2].
Eine seit der Anfangszeit diskutierte Weiterführung der Strecke von Reichelsheim wurde ab 1902 noch einmal intensiv diskutiert. Die Verlängerung sollte bis Fürth im Odenwald führen und den Anschluss an die von dort nach Weinheim führende Weschnitztalbahn herstellen. Dieser Lückenschluss von nur etwa 9 km kam aber nicht zu Stande, weil eine tragfähige Finanzierung nicht gefunden werden konnte.[3]
1895 ging die RRE mit vielen anderen von Herrmann Bachstein initiierten Bahnen in die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft (SEG) über. Aufgrund von Artikel 95 der Weimarer Verfassung ging durch das Gesetz betreffend den Staatsvertrag über den Übergang der Staatseisenbahnen auf das Reich vom 30. April 1920[4] die Eisenbahnaufsicht zum 1. August 1922 vom Volksstaat Hessen auf das Deutsche Reich über, faktisch vom Hessischen Finanzministerium auf die Eisenbahndirektion Mainz.[5] Die auf 50 Jahre befristete Konzession der Strecke wurde auf Grundlage des sog. „SEG-Gesetzes“ von 1936 zwangsweise auf unbestimmte Zeit verlängert, sodass die SEG den Betrieb weiterführen musste. Nach dem Zweiten Weltkrieg verursachte die Reinheim-Reichelsheimer Eisenbahn wie alle anderen SEG-Nebenbahnbetriebe hohe Defizite.
Mit Inkrafttreten der Hessischen Verfassung von 1946 wurde das an Schienen oder Oberleitungen gebundene Verkehrswesen gemäß dem Sozialisierungsartikel 41 in Gemeineigentum überführt (verstaatlicht), was auch die beiden in Hessen gelegenen SEG-Strecken der Gersprenztalbahn und Hetzbach-Beerfelden betraf. Wegen der unklaren Rechtslage unterblieb zunächst die Verstaatlichung, da der Essener Hauptsitz der SEG nicht im Land Hessen lag und die Anwendbarkeit von Artikel 41 der Hessischen Verfassung strittig blieb. Erst am 6. Juni 1952 urteilte der Hessische Staatsgerichtshof, dass beide Bahnen rückwirkend zum 1. Dezember 1946 dem Land Hessen zugesprochen wurden.[6] Da die Konzession der Gersprenztalbahn durch Bestimmung des Allgemeinen Eisenbahngesetzes zum 31. Dezember 1952 ohnehin ablief, verzichtete die SEG folglich auf eine Verlängerung.
Nachdem die SEG ihre Ende 1952 ablaufende Konzession nicht verlängert hatte, kaufte schließlich das Land Hessen mit Wirkung zum 1. Januar 1953 die Bahn und Fahrzeuge. Die Betriebsführung verblieb jedoch im Auftrag und auf Rechnung des Landes Hessen bis zum 1. September 1954 bei der SEG. Am 1. Oktober 1954 übernahm die Deutsche Eisenbahn-Gesellschaft den Betrieb.
Wegen des rückläufigen Personenverkehraufkommens in den 1950ern wurde zum 26. Mai 1963 der Personenverkehr eingestellt. Am 25. Mai 1963 fand die feierliche Abschiedsfahrt der Reinheim-Reichelsheimer Eisenbahn für den Personenverkehr statt. Zum Einsatz kamen hierzu die Elna Dampflokomotive RRE 140, der Triebwagen VT 23 mit Beiwagen VB 122 und alle Personenwagen. Ein Jahr später wurde im August 1964 auch der Güterverkehr auf der Teilstrecke Groß-Bieberau–Reichelsheim eingestellt und die Gleisanlagen wurden ab August 1964 abgebrochen. Die letzten Güter am Bahnhof von Kirch- und Pfaffen-Beerfurth (laut Güterannahmebuch) wurden am 4. August 1964 versandt. Mit Schreiben vom 20. März 1964 der Hessischen Landesbahn G.m.b.H. in Frankfurt/Main wurde den Bediensteten zum 30. September 1964 gekündigt. In diesem Schreiben wurde außerdem mitgeteilt, dass die Schienenbahn mit Ablauf des 30. September 1964 stillgelegt wird. Die neben der Strecke verlaufende Landstraße wurde später zur B 38 ausgebaut und verbreitert, so dass die ehemalige Eisenbahntrasse Teil der Straßentrasse wurde.
Der Odenwälder Hartstein-Industrie AG wurde ab 1. Oktober 1964 die Genehmigung zum Betrieb einer dem öffentlichen Verkehr dienenden Eisenbahn von Reinheim nach Groß-Bieberau zur Beförderung von Gütern erteilt.[7] Diese übertrug den Betrieb auf die 1965 gegründete Groß-Bieberau-Reinheimer Eisenbahn GmbH (GBRE). Als DB Cargo im Dezember 2001 den Güterverkehr zwischen Darmstadt und Reinheim im Rahmen von Mora C einstellte und den Gleisanschluss in Reinheim kündigte, endete auch der Güterverkehr der GBRE. Die bis dahin vorhandene Werkslok der Schotterverladestelle wurde Anfang 2002 nach Nieder-Ofleiden gebracht, wo sie bis heute bei einem anderen Schotterwerk der Mitteldeutschen Hartstein-Industrie zum Einsatz kommt.[8]
Im Sommer 2003 beförderte die Westfälische Almetalbahn GmbH Ganzzüge mit Schotter von Groß-Bieberau zu verschiedenen Gleisbaustellen. Seit November 2005 ruht der regelmäßige Güterverkehr auf der Gersprenztalbahn und fanden nur noch sehr vereinzelt Bedienungen statt.
Zum 1. Januar 2006 verkaufte die Odenwälder Hartstein-Industrie die Bahnstrecke an einen Privatmann, der gemeinsam mit der Stadt Groß-Bieberau dort agieren wird. Mitte Mai wurde die Weiche von der Odenwaldbahn in Reinheim überholt, im Oktober 2007 einzelne Gleise und Weichen im Bahnhof Groß-Bieberau.
Mit den historischen Fahrzeugen des Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein fanden in den letzten Jahren mehrfach Sonderfahrten nach Groß-Bieberau statt.
Einige Bürger der betroffenen Gemeinden betrachten die Reaktivierung der Gersprenztalbahn als notwendig für eine Optimierung des ÖPNV im Odenwald. Insbesondere wollen die Befürworter schnellere Anbindungen an Darmstadt oder Frankfurt am Main erreichen. Zu diesem Zweck existiert eine Interessengemeinschaft „Regionales Schienenbündnis Darmstadt-Dieburg“[9]
Seit 31. März 2018 ist die Reststrecke bis Groß-Bieberau offiziell stillgelegt.[10] Das Streckengleis ist noch vorhanden, aber die Zukunft ist ungewiss. Das Groß-Bieberauer Stadtparlament hat sich für die Entwidmung und den Abbau der Strecke ausgesprochen, um beim geplanten Bau der B-38-Ortsumgehung auf eine Brücke über die Bahnstrecke verzichten zu können. Gleichzeitig gibt es jedoch nach wie vor Bestrebungen, die Strecke für den Personenverkehr zu reaktivieren und Groß-Bieberau etwa mit Flügelzügen an die Odenwaldbahn anzubinden. Gleichzeitig hat der RMV jedoch gesagt, dass es derzeit keine Überlegungen zur Reaktivierung der Strecke gebe.[10]
SEG 107 und 108
SEG 333, 339, 341, 342, 343, 344, 345, 346, 347, 349.
SEG 310 (RRE61), SEG 350 (RRE62), SEG 351, SEG 353 (RRE 63), SEG 356.
RRE 140 und RRE 146.
Auch die Reinheim-Reichelsheimer Eisenbahn wurde in das Bahnpostnetz einbezogen und verfügte über einen Gepäckwagen mit eingebautem Postabteil, in dem zwischen 1888 und 1928 ein Mitarbeiter der Post die Entwertung mit dem ovalen Bahnpoststempel 8 vornahm. Am Bahnpostabteil war ein Einwurf für Briefe und Postkarten vorhanden. Der Bahnpoststempel hat folgenden Text: Reinheim (Hess.) – Reichelsheim (Odw.) Bahnpost, Zug-Nr., Datum. Die Zugnummern 1 bis 9 und die Angabe von Tag, Monat und Jahr wurden durch Einsatztypen aus Stahl gewechselt. Die Verwendungszeit des Bahnpoststempels ist bisher von 1888 bis 25. März 1928 durch Postkarten und Briefe nachgewiesen. Der Bahnpostdienst unterstand zunächst dem Postamt Reichelsheim und ging nach dem Ersten Weltkrieg an das Postamt Reinheim über. Verantwortlich für den Bahnpostdienst beim Postamt Reichelsheim war der Oberpostschaffner Friedrich Hörr.
Drei Bahnposten verkehrten werktäglich in beiden Richtungen. An Sonntagen verkehrte nur eine einmalige Verbindung. Abgang der 1. Bahnpost um 7 Uhr ab Reichelsheim. Rückkehr um 10 Uhr in Reichelsheim. Abgang der 2. Bahnpost um 11 Uhr ab Reichelsheim. Rückkehr um 18 Uhr in Reichelsheim. Abgang der 3. Bahnpost um 18 Uhr ab Reichelsheim. Rückkehr um 22 Uhr in Reichelsheim.
Bis zum 30. November 1953 wurden die für die Postämter im Gersprenztal eingehenden Postsendungen hauptsächlich mit dem „Lieschen“ befördert. Danach erfolgte die Beförderung mit Landkraftpostwagen. Die in Reinheim aus dem Bahnpostwagen Darmstadt – Eberbach übernommenen Sendungen gingen zuletzt auf den um 6.40 in Richtung Reichelsheim fahrenden Zug über. Im Postabteil des Gepäckwagens erfolgte eine Sortierung durch den Postbeamten, bevor die Post an die unterwegs wartenden Bediensteten der Postämter mit ihren eisenbereiften Postkarren übergeben wurden.
Das Regionalmuseum Reichelsheim (im alten Rathaus von 1554) verfügt über eine Abteilung zur Geschichte dieser Eisenbahn. Neben Bildern, Dokumenten, Uniformen, Modellen und Gegenständen der RRE ist auch eine beachtenswerte Sammlung von Modellen nationalen und internationalen Bahnpostwagen zu sehen.[11]
Historische Dokumente: Von der Gersprenztalbahn gibt es viele Fotografien. Außerdem existieren in Privatbesitz Filmaufnahmen aus den Jahren 1943, 1961 bis 1964 sowie Tonbandaufnahmen u. a. von Zugmeldungen, Gespräche von Bahnbediensteten und Betriebsversammlungen aus der Zeit von 1960–1962.
Der Modellbahn-Hersteller Märklin brachte 2006 ein dreiteiliges Wagenset „Odenwald-Lieschen“ in Spur H0 heraus.[12]
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