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deutscher Pflanzenbau- und Pflanzenzuchtwissenschaftler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gerhard Fischbeck (* 26. August 1925 in Wieglitz bei Calvörde; † 8. November 2020[1]) war ein deutscher Pflanzenbau- und Pflanzenzuchtwissenschaftler. Er lehrte von 1964 bis 1993 an der Technischen Hochschule München in Weihenstephan.
Gerhard Fischbeck, Sohn eines (Volksschul-)Lehrers, besuchte von 1936 bis 1943 die Oberrealschulen in Gardelegen und in Feldafing. Nach Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft begann er 1945 in Etzenricht (Oberpfalz) eine zweijährige Landwirtschaftslehre. Gleichzeitig erlangte er in einem Sonderkurs für Kriegsteilnehmer die Hochschulreife. Ab 1947 studierte er Landwirtschaft an der Technischen Hochschule München in Weihenstephan. 1950 bestand er die Prüfung zum Diplomlandwirt mit Auszeichnung. Es folgte ein einjähriges Ergänzungsstudium in den Fächern Pflanzenzüchtung und Pflanzenpathologie an der Universität Minnesota (USA). Hier erwarb 1951 den akademischen Titel Master of Science.
Nach Rückkehr aus den USA arbeitete Fischbeck als wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem von Gustav Aufhammer geleiteten Institut für Acker- und Pflanzenbau der Technischen Hochschule München in Weihenstephan. 1954 wurde er unter der Ägide von Aufhammer zum Dr. agr. promoviert mit einer Dissertation über Umwelteinflüsse auf Wachstum, Ertrag und Qualität von Braugerstensorten. In den folgenden Jahren war Fischbeck als wissenschaftlicher Mitarbeiter, zeitweise als Kustos, an diesem Institut tätig.
1961 habilitierte er sich mit einer Arbeit über die pflanzenbauliche und pflanzenzüchterische Problematik des Rohproteingehaltes der Sommergerste und erhielt die Venia legendi für die Fachgebiete Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. 1964 wurde er als Ordinarius auf den Lehrstuhl für Speziellen Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an die Universität Bonn berufen.
1969 folgte Fischbeck einem Ruf der Technischen Universität München und übernahm als ordentlicher Professor und Nachfolger seines Lehrers Gustav Aufhammer an der Fakultät für Landwirtschaft und Gartenbau in Weihenstephan den gleichzeitig umbenannten Lehrstuhl für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. Von 1972 bis 1974 bekleidete er das Amt des Dekans dieser Fakultät und von 1976 bis 1979 war er Beauftragter des Präsidenten der Technischen Universität München für den Standort Weihenstephan. 1993 wurde er emeritiert.
Das wissenschaftliche Lebenswerk Fischbecks ist geprägt durch Vielseitigkeit und Interdisziplinarität. Leitmotiv seines Denkens und Handelns war die Erkenntnis, Forschung und Lehre der agrarwissenschaftlich orientierten Pflanzen-Disziplinen (Pflanzenbau, Pflanzenzüchtung, Phytomedizin) stärker als bisher in einem umfassenden Integrationsfach Kulturpflanzenforschung zusammenzuführen.
Seine Arbeitsschwerpunkte galten der Charakterisierung sortenspezifischer Elemente in der Entwicklung des Getreidebaus in Deutschland sowie der genetisch fundierten Ausweitung der Grundlagen für die Resistenzzüchtung, insbesondere gegen Mehltau bei Gerste und Weizen. Durch engagierte fachübergreifende Aktivitäten in wissenschaftlichen Organisationen und Fachgesellschaften hat er die Entwicklung der Kulturpflanzenforschung in Deutschland maßgebend mitgestaltet.
Die Wechselwirkungen zwischen Anbauverfahren und Sortenleistung bei Getreide in ihrer Bedeutung für Ertrag und Qualität, mit denen sich Fischbeck frühzeitig im Rahmen seiner Dissertation (1954) und seiner Habilitationsschrift (1961) beschäftigte, gehörten für lange Zeit zu seinen Forschungsschwerpunkten. Ferner widmete er sich methodischen Fragen zur Quantifizierung von Merkmalen der Brauqualität bei Gerste und der Backqualität bei Weizen sowie der Eröffnung neuer Perspektiven zur Nutzung von Genreserven für die Pflanzenzüchtung.
Zu einem gewichtigen Arbeitsschwerpunkt entwickelten sich Fischbecks Experimente über die genetischen Grundlagen der Resistenzzüchtung, vor allem am Beispiel des Schadpilzes Mehltau, ausgelöst von Untersuchungen über genetische Differenzierung und Verbreitung von Mehltauresistenz in natürlichen Populationen der Wildgerste in Israel. Bereits 1975 arbeitete er über Schadschwellen bei Mehltaubefall. Dieses Forschungsgebiet ging nahtlos über in das Gebiet der Genomik. Mit dem Erarbeiten einer ersten molekularen Genkarte der Gerste begann an seinem Lehrstuhl die genomische Forschung. Unter seiner Ägide wurden neue Sorten, ausgestattet mit bisher ungenutzten Genen für die Mehltauresistenz für den züchterischen Gebrauch vorbereitet.
Erste Freilandversuche zur Frage der biologischen Sicherheit gentechnisch veränderter Pflanzen (Mais und Raps) wurden unter Fischbecks Leitung seit 1993 auf der zu Technischen Universität München gehörenden Versuchsstation Rogenstein durchgeführt. Fischbeck gehört zu den Befürwortern einer Nutzung der Grünen Gentechnik im Landbau.
Die Publikationsliste Fischbecks umfasst ca. 250 Veröffentlichungen, darunter mehrere Übersichtsbeiträge in Lehr- und Handbüchern. Seine bedeutendste Buchpublikation ist das 1973 gemeinsam mit Gustav Aufhammer verfasste Buch Getreide. Produktionstechnik und Verwertung, ein Klassiker der deutschsprachigen Fachliteratur über den Getreidebau. Über drei Jahrzehnte gehörte das gemeinsam mit Fachkollegen erarbeitete Lehrbuch Spezieller Pflanzenbau (Erstauflage 1975) zur Pflichtlektüre für die Studierenden der Agrarwissenschaften in der Bundesrepublik Deutschland. Als Mitautor beteiligt ist Fischbeck an dem praxisorientierten Buch Getreidebau aktuell, von dem zwischen 1975 und 1983 sieben Auflagen erschienen sind. Hervorzuheben ist schließlich sein im Handbuch des Pflanzenbaus (Band 1, 1997) erschienener Beitrag Biologie und physiologische Grundlagen des Pflanzenbaus.
Mehrere Übersichtsbeiträge zur Theorie und Praxis der Pflanzenzüchtung publizierte Fischbeck im Lehrbuch der Züchtung landwirtschaftlicher Kulturpflanzen (Band 2, 1985). Als vorbildlich in Fachkreisen gilt seine umfassende Darstellung Ziele und Wege der Resistenzzüchtung in dem Buch Pflanzenproduktion im Wandel (1990). Die Wissenschaftsgeschichte im Agrarbereich bereicherte er mit dem Beitrag Leitideen der landwirtschaftlichen Pflanzenzüchtung in Deutschland 1910–1985 (1987).
Als Hochschullehrer führte Fischbeck 69 Doktoranden (davon sechs in Bonn) zur Promotion; vier von seinen Schülern habilitierten sich.
Fischbeck verfügte über die seltene Fähigkeit, wissenschaftliche Diskussionen fachübergreifend zu stimulieren, durch sein ausgewogenes Urteilsvermögen die Sachverhalte auf den Punkt zu bringen und bei schwierigen Problemen oft einfache Lösungswege aufzuzeigen. Wie kaum ein anderer Fachkollege aus dem Agrarbereich war er deshalb ein hochgeschätztes Mitglied in Gremien, Kommissionen und Fachgesellschaften. Viele diese wissenschaftlichen Organisationen wählten ihn zu ihrem Vorsitzenden. Zu seinen wichtigsten Aktivitätsfeldern gehörten:
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