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Galen (Adelsgeschlecht)
Adelsgeschlecht Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Galen ist der Name eines alten westfälischen Adelsgeschlechts. Die Herren von Galen gehören zum Uradel der Grafschaft Mark. Der namensgebende Stammsitz der Familie ist Gahlen, heute ein Ortsteil der Gemeinde Schermbeck im Kreis Wesel. Zweige des Geschlechts bestehen bis heute.

Geschichte
Zusammenfassung
Kontext
Das Geschlecht erscheint urkundlich erstmals im Zeitraum 1138–1146 mit Hermann von Galin,[1] die sichere Stammreihe beginnt 1220 mit Rotger von Galen. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts waren die Herren von Galen Gefolgsleute der Erzbischöfe von Köln. 1256 erschienen sie in Westfalen, auch hier häufig mit dem Vornamen Rotger, als Burgmannen der Grafen von der Mark bei Hamm. Es entwickelten sich mehrere große Linien, unter anderem auf Burg Vellinghausen bei Soest (um 1300 von Rötger von Galen erbaut und bis 1569 im Familienbesitz) und auf Haus Ermelinghof (1410 bis 1781) im südlichen Münsterland, in dem (in Lippborg) auch Haus Assen liegt.
Auch in Livland wurden Angehörige sesshaft. Die Zweige zu Lauzen und Kurzum bei Dünaburg aus der Linie zu Vellinghausen-Bisping trugen die kurländische Erbmarschallswürde. Ein Seitenzweig auf Burg Boetzelaer bei Kleve hatte sich schon früh abgetrennt und trägt seit 1256 den Namen von Boetzelaer.
Viele Familienmitglieder dienten als Ordensritter im Deutschen Ritterorden. Von 1551 bis 1557 führte Heinrich von Galen als Landmeister und Reichsfürst den Ordensstaat in Livland. Ein weiterer bedeutender Vertreter aus der Linie Vellinghausen-Bisping war Christoph Bernhard von Galen (* 1606; † 1678). Er war von 1650 bis zu seinem Tod 1678 Fürstbischof von Münster und betrieb die Rekatholisierung des Münsterlandes. Seinem Neffen Franz von Galen verlieh er das Erbkämmereramt des Fürstentums Münster und stiftete zugleich ein Fideikommiss (mit Dinklage) und eine Sekundogenitur (mit Haus Assen bei Lippborg), zu der 1770 noch ein weiterer Familien-Fideikommiss kam.


Heinrich von Galen kaufte, unterstützt von seinem Bruder Christoph Bernhard von Galen, dem Fürstbischof von Münster, 1653 das Haus Assen in Lippetal im Kreis Soest von der Familie Ketteler. Der Fürstbischof wollte mit seinem Bruder einen Vertrauten an der Südgrenze seines Territoriums wissen. Nachdem der Assener Zweig der Familie ausgestorben war, übernahm der aus Dinklage stammende Clemens August Graf von Galen (1748–1820) Haus Assen. Das Schloss war ab 1850 zweiter Wohnsitz der Familie neben Burg Dinklage. Matthias Graf von Galen (1800–1878), Schwager des Mainzer Sozialbischofs Wilhelm Emmanuel von Ketteler, und seine Frau erneuerten Haus Assen von Grund auf und bauten im Jahr 1858 die neogotische Schlosskapelle. Burg Dinklage wurde 1949 von Christoph Bernhard von Galen an Benediktinerinnen verschenkt, die vor dem Zweiten Weltkrieg im Kloster Alexanderdorf gelebt hatten, und in das heutige Kloster Burg Dinklage umgewandelt. Im Jahr 1997 schenkte derselbe Graf Haus Assen dem katholischen Orden Diener Jesu und Mariens.
Im 18. Jahrhundert gehörten die Herren von Galen zur Reichsritterschaft im rheinischen Ritterkreis. Die Linie Ermelinghof erlosch um 1800. Die heute noch existierende Erbkämmerer-Linie wurde 1665 in den Freiherrenstand, (Wien) 1702 in den Reichsgrafenstand erhoben, preußischer Grafenstand 1803.
Clemens August Graf von Galen (* 1878; † 1946) war von 1933 bis 1946 Bischof von Münster. Er wurde 1946 zum Kardinal erhoben und 2005 seliggesprochen.
Die meisten Mitglieder der Familie von Galen standen seit der Gründung des Deutschen Reiches der Deutschen Zentrumspartei nahe. Die Familie stellte auch mehrere Landtagsabgeordnete und Abgeordnete im Reichstag der Kaiserzeit und der Weimarer Republik. Eine Ausnahme bildet Emanuel von Galen, Cousin von Clemens-August und Franz von Galen. Dieser wandte sich 1918 von der Zentrumspartei ab, da deren Politik sich nach Ansicht des standesbewussten Grafen zur Ermöglichung einer Regierungsbildung zu sehr der Politik der Sozialdemokraten angenähert hatte. In der Zeit der Weimarer Republik wandte er sich der Deutschnationalen Volkspartei zu. Im Jahr 1931 wurde er Mitglied der NSDAP. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Emanuel von Galen Mitglied der Niedersächsischen Landespartei, die sich 1947 in Deutsche Partei umbenannte.
Die Familientradition, sich in einer „christlichen“ Partei zu engagieren, setzte nach dem Zweiten Weltkrieg Johanna Gräfin von Westphalen, Tochter des Familienoberhaupts Christoph Bernhard von Galen, fort. Die katholische Aktivistin war die Gründerin und langjährige Vorsitzende der Organisation Christdemokraten für das Leben (CDL) sowie Vorsitzende der im Jahr 1988 von ihr gegründeten Lebensrechtsbewegung Stiftung Ja zum Leben.[2]
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Wappen
Blasonierung des Stammwappens: In Gold drei (2:1) aufgerichtete rote doppelte Wolfshaken. Auf dem Helm der Schild zwischen einem roten und einem goldenen Adlerflug. Die Helmdecken sind rot-golden.[3]
- Wappen in Siebmachers Wappenbuch
- Wappen derer von Galen im Wappenbuch des Westfälischen Adels
- Wappenvariante derer von Galen im Wappenbuch des Westfälischen Adels
- Wappen der Grafen von Galen im Wappenbuch des Westfälischen Adels
Kreis- und Gemeindewappen
Die Wolfsangel aus dem Wappen der Galen wird auch in Kreis- und Gemeindewappen abgebildet:
- Wappen des Landkreises Vechta
- Wappen der Stadt Dinklage im Landkreis Vechta
- Wappen der ehemaligen Gemeinde Gahlen
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Stammtafel von Rotger von Galen an
- Rotger III. von Galen (* 1220; † 1251) ⚭ Hadwig
- Wessel I. von Galen (* ca. 1250; † 1298)
- Rotger IV. von Galen (* 1279; † 1346) ⚭ Heilwig von Vollenspit (* ca. 1290)
- Rotger von Galen (* ca. 1310)
- Wessel von Galen (* ca. 1312)
- Rotger von Galen
- Dietrich von Galen ⚭ Angela
- Dietrich von Galen ⚭ Grete
- Rolef Heinrich von Galen ⚭ Margret von Dücker
- Dietrich von Galen
- Rolef Heinrich von Galen ⚭ Margret von Dücker
- Dietrich von Galen ⚭ Grete
- Dietrich von Galen ⚭ Angela
- Rotger von Galen
- Sander I. von Galen (* 1315; † nach 1368) ⚭ Adelheid von Bickern
- Aleid von Galen (* ca. 1335; † nach 1394) ⚭ Dietrich von Gahr (* ca. 1330; † nach 1378)
- Rotger V. von Galen (* 1337; † 1417)
- Johann von Galen (* 1340) ⚭ Kunigunde von Schwansbell
- Sander von Galen (* ca. 1342; ⚭ nach 1433) ⚭ Celie
- Sander II. von Galen (* 1388; † 1472) ⚭ Belije von Bodelschwingh (* 1410; † nach 1450)
- Rotger VI. von Galen (* 1441; † nach 1487)
- Cordula von Galen († 1516) ⚭ Wennemar von Fürstenberg zu Waterlappe
- Elisabeth von Galen (* ca. 1460; † nach 1502)
- Rotger VI. von Galen (* 1441; † nach 1487)
- Sander II. von Galen (* 1388; † 1472) ⚭ Belije von Bodelschwingh (* 1410; † nach 1450)
- Wessel II. von Galen (* ca. 1283; † 1298)
- Rotger IV. von Galen (* 1279; † 1346) ⚭ Heilwig von Vollenspit (* ca. 1290)
- Wessel I. von Galen (* ca. 1250; † 1298)
Weitere Namensträger
- Jobst von Galen († 1575), Domherr in Münster, Hildesheim und Mainz
- Heinrich von Galen († 1557), Landmeister von Livland
- Heinrich von Galen († 1622), Domherr in Münster
- Hermann von Galen (1623–1674), Domherr in Münster und Amtsherr in Lüdinghausen
- Christoph Heinrich von Galen zu Assen (1662–1731), kaiserlicher Reichshofrat, Domherr in Münster
- Ferdinand Benedikt von Galen zu Assen (1665–1727), Geheimrat, Domherr in Mainz und Münster
- Karl Anton von Galen zu Assen (1679–1752), Drost in Bocholt und Domherr in Münster
- Johann Matthias von Galen zu Assen (1674–1716), Domherr in Münster und Osnabrück
- Friedrich Christian von Galen zu Assen (1689–1748), Domdechant in Münster
- Franz Heinrich Christian von Galen zu Assen (1679–1712), Domherr in Münster, Osnabrück und Worms
- Clemens August Ferdinand von Galen zu Assen (1720–1747), Kämmerer und Domherr in Münster und Minden
- Clemens August Josef von Galen zu Assen (1748–1820), Hofmarschall und Domherr in Münster und Osnabrück
- Johan van Galen (* 1604; † 1653), Kapitän und niederländischer Geschwaderkommandeur
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Literatur
- Max Bierbaum: Galen, von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 41 (Digitalisat).
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band IV, Band 67 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1978, ISSN 0435-2408
- Genealogisches Handbuch der Oeselschen Ritterschaft. 1935. s. 491-495 – Curland genannt Gahlen
- Clemens Heitmann: Die Familien der Drosten und Erbkämmerer von Galen. In: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 1974. Vechta 1973, S. 206–217.
- Clemens Heitmann: Die Familie von Galen. 3. verb. Auflage, 372 Seiten (2007).
- Otto Hupp: Münchener Kalender 1928. Verlagsanstalt München/Regensburg 1928.
- Carl Arvid von Klingspor: Baltisches Wappenbuch. Wappen sämmtlicher, den Ritterschaften von Livland, Estland, Kurland und Oesel zugehöriger Adelsgeschlechter. Stockholm 1882, info wappen – von Galen genannt Halswig
- Joachim Kuropka: Die Brüder Franz und Clemens August von Galen als Politiker. In: Westfälische Zeitschrift 161, 2011. S. 93–113 (Online)
- Max von Spießen: Wappenbuch des Westfälischen Adels, Band 1, Görlitz 1901–1903, S. 57 f.; Band 2, Görlitz 1903, Tafeln 136 und 137.
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Weblinks
Commons: Galen (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Das Geschlecht von Galen in GenWiki
- Franz Kröger: Liste der Dinklager Persönlichkeiten, darunter Porträts von Franz von Galen, Ferdinand von Galen und Friedrich Matthias von Galen. altdinklage.com. 18. Dezember 2018
- Christoph Wehnelt: Der Untergang der Galen Bank. Juli 2018
Einzelnachweise
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