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Ortsteil von Südliches Anhalt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Görzig ist ein Ortsteil der gleichnamigen Ortschaft der Stadt Südliches Anhalt im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt (Deutschland).
Görzig Stadt Südliches Anhalt | ||
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Koordinaten: | 51° 40′ N, 12° 0′ O | |
Höhe: | 84 m ü. NN | |
Fläche: | 11,82 km² | |
Einwohner: | 753 (13. Apr. 2016) | |
Bevölkerungsdichte: | 64 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. September 2010 | |
Postleitzahl: | 06369 | |
Vorwahlen: | 034975, 034978 | |
Lage von Görzig in Sachsen-Anhalt | ||
Görzig liegt zwischen Köthen (Anhalt) und Halle (Saale) am Übergang des Ackerlandes der Köthener Ebene zur Fuhneaue. Die Landschaft gehört zum Mitteldeutschen Trockengebiet der Halle-Magdeburger Börde, klimatisch gekennzeichnet durch trockene Sommer und kühle Winter mit einer mittleren Jahrestemperatur von 8,5 °C und durchschnittlich 480 bis 520 mm Niederschlag.[1]
Zu Görzig gehören die Wohnplätze Minna-Anna und Station Weißandt-Gölzau. Seit dem 1. Juli 1950 ist das einen Kilometer entfernte Reinsdorf eingemeindet. Das Flurstück Kumptbusch (Compan/Kumpan) verbindet beide Ortslagen. Die vormals selbständige Gemeinde Görzig mit dem Ortsteil Reinsdorf wurde am 1. September 2010 in die Stadt Südliches Anhalt eingegliedert.[2]
Um Görzig befinden sich folgende Ortsteile und Nachbargemeinden:
Maasdorf | Köthen (Anhalt) Baasdorf Reinsdorf |
Gahrendorf Fernsdorf |
Piethen | Weißandt-Gölzau Prießdorf | |
Glauzig Trebbichau a.d.F. |
Fuhneaue Werderthau, Kösseln (Saalekreis) |
Schortewitz |
Der fruchtbare Lößboden sowie die nahegelegene sumpfige Fuhneniederung als Jagd- und Fischgebiet boten bereits in der Altsteinzeit sehr gute Siedlungsvoraussetzungen und veranlassten die Menschen zu großflächigen Abholzungen der ursprünglichen Auenwälder um Ackerland zu gewinnen.
Reichhaltige archäologische Funde weisen auf die durchgängige Besiedlung Görzigs seit der Jungsteinzeit hin: Krüge der Kugelamphoren-Kultur, Gefäße der Aunjetitzer Kultur. Der in Reinsdorf gefundene trepanierte Schädel zeugt von erfolgreichen chirurgischen Eingriffen bereits während der Bronzezeit. Besonders interessante Fundstücke aus der Frühen Eisenzeit – datiert in die Periode zwischen 1000 und 500 v. Chr. – sind die Guss-Dauerformen aus Kalkstein, die das Gießen sichelförmiger Werkstücke in höheren Stückzahlen ermöglichten.
Im ersten und zweiten Jahrhundert gehörte die Region zum Kernsiedlungsgebiet der Hermunduren. Ihnen folgten die Warnen. Das Grab eines Mannes im warnischen Skelettgräberfeld auf einem Acker der ehemaligen Görziger Domäne wurde 1936 vom Landeskonservator Anhalts, Walter Götze, wissenschaftlich erforscht. Er fand darin eine eiserne Gürtelschnalle, ein Messer- oder Pfeilblatt, einen Messergriff sowie eine kobaltblaue Glasperle. Ebenso eine Hirtenstabnadel in einer zerstörten Skelettgrube in der Kolonie Minna-Anna. Aus dem vierten und fünften Jahrhundert wurden als Grabbeigaben Pfeilspitzen, Gefäße, Schmucknadeln, Glasperlen und ein Dreilagenkamm geborgen.[7]
In den Jahren von 560 bis 568 fielen wiederholt awarische Krieger in das Gebiet ein; hiervon zeugt der Fund einer Pfeilspitze im Bestand der Prähistorischen Sammlung des Historischen Museums für Mittelanhalt.[8] Im sechsten Jahrhundert zogen sich die Germanen langsam aus dem Gebiet nach Westen zurück; slawische Stämme wanderten ein. Schon weit vor dem Jahr 600 vom elbslawischen Stamm der Colodici bewohnt, wurde die Region ab dem 10. Jahrhundert im Zuge der deutschen Ostexpansion zunehmend von Deutschen bevölkert, bildete zunächst ein dem Reich locker angegliedertes Grenzland, in dem slawische und deutsche Hofstellen, Dörfer, Sattelhöfe und Güter relativ dicht, aber verstreut koexistierten.[9] Mit Konsolidierung des Gaues Serimunt wurde der deutsche Machtanspruch auch politisch untermauert. Das beweist eine Urkunde Kaiser Ottos II. über die Schenkung eines Streifens Land um Görzig an Markgraf Thietmar von Merseburg im Jahr 973.[10]
Über Jahrhunderte waren Görzig und Reinsdorf Ritterdörfer und als solche als Lehen im Besitz adliger Familien, wie der von Pfaw (Pfau), der Heise, der von dem Werder, der von Wülcknitz, der von Wendhausen, der von Bodenhausen.
Der Ort wurde erstmals im Jahr 973 als Gorizka urkundlich erwähnt.[10]
Um 1323 wurde ein Ulrich von Görzig als Ratsherr des ersten erwähnten Rates der Stadt Köthen genannt.[11] 1338 verkaufte Johann von Gatersleben Görzig zusammen mit Maasdorf, Rohndorf und Glauzig an die Fürsten-Brüder Albrecht II. und Waldemar I. von Anhalt. Der Kaufpreis betrug 150 Mark Brandenburgischen Silbers.[12][13] 1346 lassen die fürstlichen Besitzer ihr Dorf von Thile Schultheiß verwalten.[13] Um 1370 stand Görzig – wie viele andere anhaltische Städte und Dörfer – unter der Gerichtsbarkeit der Magdeburger Dompropstei.[14]
Nach der Schlacht bei Dessau sicherte Wallenstein im Juli 1626 die Sicherheit der Bauern während der Ernte zu, ließ aber neben der Dessauer Elbbrücke auch Görzig sowie weitere anhaltische Dörfer besetzt und richtete dort Musterplätze ein.[15] 1644 verwüsteten Truppen der kaiserlichen Armee unter General Gallas während 14 Wochen Belagerung „in der Haber Erndte...das ganze Land...“[16]
Bereits vor 1800 gingen die beiden Rittergüter in Görzig und Reinsdorf in herzoglichen Besitz über und wurden als Domänen von nichtadeligen Pächtern bewirtschaftet.
Auch aus Görzig und Reinsdorf kämpften Soldaten und Offiziere in den Napoleonischen Kriegen. Das Bataillon Anhalt als Teil der Rheinbund-Armee war 1810 im Spanischen Feldzug in Katalonien stationiert und geriet am 14. September bei La Bisbal in spanische, später britische Gefangenschaft. Die Überlebenden kehrten erst im Februar 1814 – nach einer Odyssee durch Spanien, England und Schottland – zurück.[17]
Schon 1840 wurde die Eisenbahnstrecke Magdeburg–Köthen–Halle mit Halt bei Görzig eröffnet. Mit Fertigstellung dieser ersten länderübergreifenden Zugverbindung Deutschlands begann der wirtschaftliche Aufschwung der Region. Bereits im folgenden Jahr wurde die Strecke zweigleisig erweitert.
Dr. D. schildert eine Eisenbahnfahrt vom Petersberg nach Köthen anno 1841:
„Wir sind nun … in einer der fruchtbarsten Gegenden Deutschlands. Der Acker eignet sich vorzüglich zum Anbau von Weizen, Oel- und Handelsfrüchten, namentlich Kümmel. Der Landmann ist hier glücklich, wohlhabend, und einzelne Bauernhöfe in einigen links an der Bahn liegenden Dörfern gleichen Edelsitzen.“[18]
Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Reinsdorf nach Görzig eingemeindet.[19]
Im Zuge der Zwangskollektivierungen in der DDR-Landwirtschaft wurde 1953 in Görzig die LPG „Karl Marx“ gegründet und 1959 mit denen in Trebbichau a. d. F. und Maasdorf zu einer Groß-LPG zusammen gelegt.
Bereits 964 in einer unechten Urkunde erwähnt, sind Markt und Kirche für 1253 erstmals sicher belegt.[20] 1307 erhielten die Zisterzienser des Klosters Riddagshausen sieben Hufen Land in der Gemarkung von Heinrich III., Magdeburger Erzbischof und Fürst von Anhalt.[21] Graf Günter von Dornburg schenkte seinen Besitz in und um Reynoldestorp dem St.-Nikolai-Stift in Magdeburg. Auch Renstorp wird 1370 im Verzeichnis der Magdeburger Dompropstei genannt.
Überliefert ist der Lehnbrief für Jobst Heise und seine männlichen Nachkommen, mit dem Johann Georg und Christian I., Fürsten zu Anhalt, im April 1587 die Besitzübertragung als Mannlehen beurkundeten für zwei Rittersitze in Reinßdorff, ganze umliegende Dörfer (Maßdorf, Rohndirff, Pieten), die Wüstung Hilsdorff sowie weitere Ländereien und Gerichtsbarkeiten zwischen Reupzig und Geuz.[22]
Vom November 1626 wird berichtet, dass durch den Einfall der colloredoschen Reiterei auch Reinsdorf „schwer geschädigt“ wurde. Im Frühjahr 1631 zogen kaiserliche Reitertruppen plündernd durch die südanhaltischen Lande. Der Schaden an den fürstlichen Dörfern und Vorwerken war groß, wurde aber für „Reinsdorf ... nicht in Ansatz gebracht, weil Herren und Untertanen entflohen waren.“[23]
Seit 1579 als „älteste Landschule des Kreises Köthen“ nachweisbar, wurden Kinder aus Görzig und Umgebung hier bis 1975 unterrichtet. 1993 öffnete das ehrenamtlich geführte Museum.[24] Gezeigt werden Exponate zur Dorf- und Schulgeschichte: landwirtschaftliche Geräte, bäuerlicher Hausrat, Einrichtungsgegenstände des Schlosses Reinsdorf, historische Münzfunde und Zeitungen, Schulbänke des frühen 18. Jahrhunderts, eine Ausstattung Junger Pioniere.
Auf dem Friedhof befinden sich die Grabstätten von neun namentlich bekannten sowjetischen und von fünf unbekannten Kriegsgefangenen, die während des Zweiten Weltkrieges Opfer von Zwangsarbeit wurden.
1873 gründete sich der Militär-Verein Görzig, der bis 1938 bestand und durch Reichserlass zwangsaufgelöst wurde.[27]
Gegenwärtig engagieren sich die Görziger Bürger vielfältig in verschiedenen Vereinen:
Hinweise auf erste Probebohrungen nach Braunkohle sind für 1735 belegt, waren aber nicht erfolgreich. Durch die Industrialisierung Anhalts stieg der Bedarf an Brennstoffen, insbesondere in der Zuckerindustrie, stark. Ab 1843 erschloss eine Erkundung im Auftrag der herzoglichen Regierung den Flöz bei Görzig und nach dem Abteufen dreier Schächte begann 1844 die Braunkohleförderung im Untertagebau. Wegen Wassereinbrüchen wurden sie 1848 geschlossen und verfüllt. Zu Beginn der 1870er-Jahre wurden die Gruben Hedwig und Minna-Anna erschlossen und förderten ab 1876.[31] Abnehmer waren hauptsächlich regionale Zucker- und Kalifabriken, Ziegeleien, Spritbrennereien und Brauereien.[32]
Östlich von Görzig verläuft die Bundesstraße 183 von Bitterfeld-Wolfen nach Köthen (Anhalt). Die Landstraße K2074 führt direkt durch beide Ortsteile. Görzig ist mit der Station Weißandt-Gölzau Haltepunkt an der Bahnstrecke Halle-Köthen.
Der Europäische Fernwanderweg E11 Den Haag–Russland führt vom Petersberg kommend über Görzig nach Arensdorf und weiter über Dessau in den Fläming. Als Symbol weist ein weißes Andreaskreuz auf schwarzem Grund mit der Bezeichnung E11 den Weg.[33]
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