Fritz Richter-Elsner (* 8. Januar 1884 in Köppelsdorf; † 1970 in Detmold) war ein deutscher Bildhauer.
1884 im thüringischen Köppelsdorf geboren, studierte er bei Reinhard Möller an der Industrie- und Kunstgewerbeschule Sonneberg und danach in München.[1] Von 1905 bis 1916, also schon mit 21 Jahren, war er künstlerischer Leiter der Gießerei Oscar Gladenbeck & Co.[2] in Berlin-Friedrichshagen. Er lebte lange Jahre in Berlin-Friedrichshagen, wo er mit Skulpturen auf dem Friedhof und einem Denkmal für den jüdischen Arzt Max Jacoby (heute zerstört) Zeugnisse seines Wirkens hinterließ.
Ab den 1920er Jahren verlegte sich Richter-Elsner auf die Gestaltung von Denkmalen.
Mitte der 1930er Jahre geriet er in Zahlungsschwierigkeiten.[3] Im Rahmen eines entsprechenden Briefwechsels erwähnt er seine Frau und seine drei Kinder.
Spätestens im März 1943 war Richter-Elsner zu einem Arbeitseinsatz abkommandiert und konnte sich nur in der Freizeit um die Bildhauer-Aufträge kümmern. Im April 1943 wohnte er in Goldberg (Schlesien), Hermann-Göring-Straße 1.[4] Richter-Elsners künstlerisches Schaffen nahm nach der „Machtergreifung“ deutlich ab. Am 4. Juni 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai aufgenommen (Mitgliedsnummer 3.933.995).[5] 1943 war er aber zum Arbeitseinsatz abkommandiert. Ob das mit persönlichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu begründen ist oder weil er nicht linientreu genug war, ist heute schwer feststellbar.
Nach Kriegsende flüchtete er über Thüringen nach Alsfeld.[6][7] Seine dem Historismus nahe Haltung entsprach nicht mehr dem Zeitgeschmack, auch waren Großplastiken und Grabdenkmäler weitaus weniger gefragt. Eine seiner letzten bekannten Arbeiten ist eine Büste von Gerhart Hauptmann, die heute im Besitz der Gerhart-Hauptmann Schule[8] in Alsfeld ist. Fritz Richter-Elsner starb 1970 in Detmold.
Ab ca. 1900 sind von Richter-Elsner Jugendstil-Plastiken bekannt. Später verlegte sich der Künstler auf Denkmale, von denen noch viele erhalten sind.
Bekannt sind heute noch folgende Werke:
- undatiert: Bronze-Plastik Auf die Mensur – Studentika[9]
- um 1900: Alabaster-Plastik Büste eines Mädchens[10]
- undatiert: Plastik Mädchen-Akt beim Balancieren
- undatiert: Bronze-Plastik Große Amazone zu Pferde[11]
- undatiert: Dackel in Bronze[12]
- undatiert: Kriegerdenkmal 1914–1918 in Reetz/Brandenburg (heute Polen)
- undatiert: mehrere Skulpturen auf dem Friedhof in Berlin-Friedrichshagen
- 1908: pyramidenförmiges Denkmal für den Oberleutnant zur See Hans Hellmann in Neisse/Schlesien (heute Nysa in Polen)[13] mit dessen Porträtrelief
- 1912: Jahn-Denkmal in Perleberg (die Bronzeversion ging 1939/1945 verloren), der originale Sockel mit neuer Sandsteinbüste (um 1952) heute auf dem Sportplatz in der Berliner Straße[14]
- 1913: Bismarck-Standbild im Bismarckturm von Bromberg (heute Bydgoszcz, Polen)[15]
- 1913: Denkmal für Max Jacoby in Berlin-Friedrichshagen (zerstört)
- 1915: Eiserne Faust (als Hindenburgdenkmal) in Berlin-Friedrichshagen[16]
- 1916: Kriegerdenkmal 1870/71 (?) in Soldau (Ostpreußen, heute Polen)
- 1920: Jugendstil-Relief-Platten in Berlin-Friedrichshagen, Böhlsche Straße / Lindenallee
- 1921: Kriegerdenkmal in Sielow bei Cottbus[17]
- 1922: Reiterstandbild der Kürassiere in Brandenburg (Havel)[18]
- 1923–1924: Ulanendenkmal in Demmin (53° 54′ N, 13° 3′ O53.90187944444413.055008611111)
- 1925–1926: Kriegerdenkmal in Łobez (Kreisstadt in Pommern)
- 1926–1929: 130er-Denkmal am Kellerkopf bei Holzwickede-Hengsen (51° 28′ N, 7° 36′ O51.4705977.606375)
- 1927: Kriegerdenkmal in Holzwickede-Hengsen, Unnaer Straße
- 1927: Kriegerdenkmal im Königspark (heute Goethepark) in Schöneiche bei Berlin[19]
- zwischen 1931 und 1936: Gipsbüste von Gustaf Kossinna (1858–1931)[20][21]
- 1928: Gefallenen-Denkmal in Grimmen[22]
- 1928–1940: „Ehrenmal für das frühere Amt Kirchhörde“ in Dortmund-Löttringhausen, Kruckeler Straße (51° 27′ N, 7° 26′ O51.455237.436913)[23][24]
- 1937: „Büste des Führers“ in der „Weihestätte Pasewalk“[25]
- 1941: Goldgräberbrunnen auf dem Markt in Goldberg (Schlesien)[26]
- 1942–1944: Denkmal für Bolko I. für Schönau (aufgestellt erst 2007)[27]
1931 hat sich Richter-Elsner auch als Drehbuchautor betätigt:[28] Der Kurzfilm Heldentum – Volkstum – Heimatkunst von Fritz Puchstein entstand nach seinem Drehbuch.
Überlieferte Schriftstücke:
- Schriftwechsel vom 23. Mai 1935 bis 13. April 1938 wegen Schulden bei Th. Regenbogen aus dem Denkmalsbau am Kellerkopf in Holzwickede-Hengsen[29]
- 1. Juni 1942 Bewerbungsbrief an Bürgermeister von Schönau an der Katzbach (aus Friedrichshagen), zitiert in Silesia Nova, Ausgaben 1-2011, Seite 43ff.
- 6. August 1944 Mitteilung zur Fertigstellung von Bolko I (aus Friedrichshagen)
Dokumente:
- Friedrichshagener Hefte (ab 1995), Hefte 38–40. Bronzegießerei Gladenbeck – Bronzenes für Berlin, Kurz-Vita von Richter-Elsner
Friedrichshagener Hefte (ab 1995), Hefte 38–40. Bronzegießerei Gladenbeck – Bronzenes für Berlin, S. 380f
Nach K. Brandel in Friedrichshagener Hefte (s. o.)
Oscar Gladenbeck (1851–1921) war einer der Söhne des berühmten Gießers Hermann Gladenbeck (1827–1918).
Brief vom 30. Mai 1935 an Rechtsanwalt Friedrich Stockey, Unna
Silesia Nova, Ausgaben 1-2011, Seite 43 ff., Online: , zuletzt abgerufen am 4. Juli 2014
In der Rubrik „Ausgetreten“ findet sich ein Stempel AK und bei „Wiedereingetreten“ der Stempel C mit Notiz „Nov 44 (...)“
Aus einem Bericht von Fritz Richter-Elsner wird zitiert in dem Buch: Flucht. Niederschlesien 1945. (bibliografische Angaben folgen)
Nachkriegsinformationen stammen aus einem Briefwechsel mit heute lebenden Verwandten.
In einem Online-Auktionskatalog , abgerufen am 2. November 2016
Hans Hellmann (* Neisse; † 17. Juni 1900 auf der SMS Iltis (II) im Kampf um die Takuforts im Krieg in China), Quelle: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 3. April 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutsche-schutzgebiete.de, zuletzt abgerufen am 7. Mai 2014
Informationen vom Bürgerverein Sielow: , abgerufen am 16. August 2013
Nationalsozialistische Monatshefte, 7. Jahrgang 1936, Heft 72: Bild einer Büste v. Richter-Elsner erstellt; Zentrale politische und kulturelle Zeitschrift der NSDAP; Herausgeber: Alfred Rosenberg
„Den gefallenen Söhnen von Grimmen im Ersten Weltkrieg wurde dieses Denkmal gewidmet. Es wurde von Richter-Elsner erbaut und im Jahre 1928 feierlich eingeweiht. Nach 1945 wurde es zerschlagen. An dieser Stelle steht heute das vom Bildhauer Dietrich geschaffene und 1968 eingeweihte VVN(Verfolgte des Naziregimes)-Denkmal“, Quelle: Grimmen in alten Ansichten, Band 2, Online-Info dazu, abgerufen am 3. September 2013.
Die Auftragserteilung 1928 ergibt sich aus einem Brief vom 13. April 1938 (privates Archiv), Feierliche Einweihung 1940
Am 27. März 1930 erschien im Hellweger Anzeiger ein Bericht über die Entscheidung des Denkmalausschusses für den Entwurf von Richter-Elsner, der im Artikel auch beschrieben wird.
u. a. Bericht des Hellweger Anzeigers vom 21. Oktober 1937; vorletzte Seite
Das deutsche Kulturerbe in den polnischen West- und Nordgebieten, herausgegeben von Zbigniew Mazur, S. 36 (Online: (abgerufen am 16. August 2013))
Silesia Nova, Ausgaben 1-2011, Seite 43 ff., Online: , abgerufen am 16. August 2013