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Die Fritz Reuter Gesellschaft (gegr. 1960) ist eine deutsche Literaturgesellschaft mit Sitz in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern), deren Anliegen Pflege und Förderung der niederdeutschen Literatur und Sprache und insbesondere der Werke des niederdeutschen Dichters und Schriftstellers Fritz Reuter ist.
Die Fritz Reuter Gesellschaft wurde am 15. Juli 1960 in Lübeck durch Friedrich Griese, Ernst Hameister und andere gegründet. Sie verlegte 1991 ihren Sitz nach Neubrandenburg und ist dort seit 1992 im Neuen Tor beheimatet. Die Gesellschaft hat 324 Mitglieder (Stand: 2019). 2014 zählte die Gesellschaft noch 380 Mitglieder. Von diesen waren nur sieben jünger als 50 Jahre. Der Großteil der Mitglieder war 2014 70 Jahre und älter.[1]
Zum ersten Präsidenten wurde in der Gründungsversammlung Friedrich Griese gewählt. Ernst Hameister wurde als Ehrenmitglied in den Vorstand berufen. Dem Gründungsvorstand gehörten ferner an: als Griese-Stellvertreter der Lübecker Rechtsanwalt Felke, als Geschäftsführer der Lübecker Bankdirektor Alfred Höffer und als Schatzmeister der Lübecker Buchhändler Otto Hamkens.[2]
In den fünfzig Jahren ihres Bestehens ist die Gesellschaft bisher von sechs Präsidenten geführt worden. Wichtige Weichenstellungen für die Entwicklung erfolgten in der zweiten Hälfte der 1980er und in der ersten Hälfte der 1990er Jahre: Einführung jährlicher Reuter-Tage (1989 in Lüneburg), Gründung einer eigenen Schriftenreihe (1989) und Sitzverlegung in die Heimat des Namensgebers (1991). In diesen Jahren verzeichnete die FRG mit 725 auch ihren höchsten Mitgliederbestand.
1993 wurde die Gesellschaft mit dem erstmals vergebenen und mit 5.000 DM dotierten Hartmut-Vogel-Preis der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten ausgezeichnet. Die FRG habe mit der Sitzverlegung in ein neues Bundesland ein Zeichen gesetzt, hieß es zur Begründung.
In der DDR führten von Februar 1986 bis zum November 1989 die Bezirksverwaltungen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der drei Nordbezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg über die Reuter-Gesellschaft wegen „subversiven Mißbrauchs des Niederdeutschen“ und „politisch-ideologische Diversion“ die etwa 2000 Seiten umfassende „Feindobjektakte Zentrum“.[3] Ins Visier des MfS war die Reuter-Gesellschaft insbesondere durch die 1985 im Jahr des 175. Geburtstages Fritz Reuters begonnenen jährlichen Buchsendungen an Freunde des Niederdeutschen im heutigen Mecklenburg-Vorpommern geraten. Deren Empfängerzahl stieg zwischen 1985 und 1989 von zunächst 65 auf schließlich 300. Bis zum Wendejahr 1989 hatten sich mehr als fünfzig DDR-Bürger der Lübecker Literaturgesellschaft als Mitglieder angeschlossen. In einem Rückblick auf „25 Jahre Fritz Reuter Gesellschaft in Mecklenburg-Vorpommern“ äußerte FRG-Präsident Jürgen Grote hierzu: „Nicht unerwähnt bleiben darf, dass, wie aus den Unterlagen zu entnehmen, die Sendungen der Fritz Reuter Gesellschaft aus Bonn einzelne Empfänger in der DDR in erhebliche Schwierigkeiten gebracht haben, weil diese wiederholt neben niederdeutscher Literatur und Informationen der Gesellschaft auch politisches Informationsmaterial enthielten.“[4]
Als Reaktion auf die Aktivitäten der westlichen Reuter-Gesellschaft im Norden der DDR kam es im Mai 1989 zur Gründung eines „Arbeitskreises Fritz Reuter im Kulturbund der DDR“. Zur Gründungsversammlung in Güstrow übermittelte die Lübecker Reuter-Gesellschaft eine Grußadresse, die aufgrund „operativer Einflußnahme“ durch das MfS dort allerdings nicht verlesen wurde. „Mit unseren Wünschen zum guten Gelingen hoffen wir auf gute Zusammenarbeit in dem uns verbindenden Ziel, Reuters Erbe und Menschenbild weiter und wirksamer zu verbreiten. Lassen Sie uns gemeinsam überlegen, welche Wege dazu neu angelegt und geebnet werden können“, hieß es in dieser Grußadresse. Nach dem Ende der DDR löste sich der Arbeitskreis vom Kulturbund und nannte sich seit Februar 1990 „Fritz Reuter Gesellschaft Stavenhagen e. V.“, ohne sich allerdings noch ins Vereinsregister eintragen zu lassen. Zu einer Vereinigung beider Gesellschaften kam es infolgedessen nicht. Im September 1990 erklärten die zuletzt 44 Mitglieder des DDR-Pendants einzeln ihre Mitgliedschaft in der Fritz Reuter Gesellschaft Lübeck.[5]
Am 21. November 2011 wurde die Gesellschaft in Schwerin mit dem Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet.
Vorstand:
Beirat:
Die Fritz Reuter Gesellschaft würdigt besondere Leistungen im Sinne ihrer Satzung durch „Ehrenbriefe“. Geehrt wurden bisher:
Die Fritz Reuter Gesellschaft veranstaltet (mitunter gemeinsam mit Partnergesellschaften) Jahrestagungen – so genannte Reuter-Tage – an wechselnden Orten. Im Neuen Tor in Neubrandenburg finden regelmäßig Ausstellungen, Lesungen oder andere Veranstaltungen statt.
Mitglieder der Gesellschaft erhalten seit 1971 Jahresgaben. Zusätzlich gibt die Fritz Reuter Gesellschaft seit 1989 die von Hans-Joachim Griephan initiierte Schriftenreihe Beiträge der Fritz Reuter Gesellschaft[7] heraus, in der vor allem die auf den Reuter-Tagen gehaltenen Referate publiziert werden. Bis 2019 hat die Reuter-Gesellschaft in dieser Reihe 29 Bände vorgelegt. Ein Inhaltsverzeichnis („Register“) zu den Bänden 1–15 (1989–2005) enthält der Band 16 (2006). Seit Band 10 (2001) erscheinen die Beiträge im Hinstorff Verlag in Rostock.
Als Mitgliederinformation gibt es seit 1966 die Mitteilungen der Fritz Reuter Gesellschaft e. V., die anfangs unregelmäßig und später mit bis zu drei Ausgaben pro Jahr erschienen sind. 1996 wurde auf jährliches Erscheinen umgestellt.
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