Friedrich Bamberger wurde als Sohn des Zuckerbäckers David Bamberger (geboren am 24. Dezember 1811 in Mitwitz, Mainkreis; gestorben am 23. Juni 1890 in Lichtenfels, Oberfranken) und dessen zweiter Ehefrau Adelheid Grabfelder (1829–1892) geboren und „Fritz“ genannt. Er hatte sechs Brüder, Karl (1855–1895), Sigmund (1856–1932), Philipp (1858–1919), Ludwig, Gustav (1864–1943) und Joseph (1867–1930) sowie zwei Halbschwestern und zwei Halbbrüder aus der ersten Ehe seines Vaters, Therese (1841–1935), Magdalena (1843–1913), Karl (1844–1845) und Salomon (1846–1910).[5]
Den engsten geschwisterlichen Kontakt unterhielt Fritz mit seinem älteren Bruder Philipp, mit dem er von 1875 bis zu dessen Tod 1919 als Geschäftspartner im Familienbetrieb D. Bamberger kooperierte. Dafür hatte deren Vater David die beiden damals noch Minderjährigen ausersehen. Die Geschwister Karl, Sigmund und Gustav sowie deren Halbgeschwister Therese und Magdalena „Lina“ waren stattdessen in die Vereinigten Staaten ausgewandert.[6][7][8][9] Mindestens Gustav war dort Mitbegründer eines Unternehmens, während der Jüngste, Joseph, ab 1887 in Lichtenfels ein mit D. Bamberger konkurrierendes Korbwarenunternehmen betrieb. Dies führte innerfamiliär zu einem Bruch mit Joseph und dessen Familienzweig.[10][11]
Am 8. Juli 1889 heiratete Fritz Bamberger in Lichtenfels Emilie Ida Kaumheimer, genannt „Milli“ (geboren am 12. März 1870 in Burgkunstadt; gestorben nach dem 19. September 1942 im Vernichtungslager Treblinka),[12][13][14] die Tochter des in Burgkunstadt ansässigen Viehhändlers Isaak Kaumheimer (geboren am 30. März 1839 in Roth bei Nürnberg; gestorben am 17. Oktober 1906 in Burgkunstadt) und dessen Ehefrau Sophie Kaumheimer, geb. Bamberger (geboren am 5. Januar 1835 in Burgkunstadt; gestorben am 29. August 1920 in Wiesbaden).[15]
Aus der Ehe ging ein Sohn, Alfred David (geboren am 22. August 1890 in Lichtenfels; gestorben am 19. März 1956 in Newark, New Jersey, Vereinigte Staaten), hervor.[5][15]
Fritz Bamberger wurde von seinem Vater bereits als 13-Jähriger zusammen mit seinem älteren Bruder Philipp im Jahr 1875 von seiner Geburtsstadt Mitwitz nach Lichtenfels geschickt, um dort eine Dépendance des Familienunternehmens D. Bamberger aufzubauen.[16][4][17][18][19][5][20] Im Jahr 1884 übertrug der Vater seinen beiden Söhnen das Unternehmen vollständig. Fritz Bamberger wurde alleiniger Besitzer, als sein älterer Bruder Philipp im Jahr 1919 verstarb.[5][16] Während der 1920er Jahre übertrug Fritz das Unternehmen der jüngeren dritten Unternehmergeneration, namentlich an seine beiden Neffen Otto Bamberger und Ludwig Bamberger, Söhne seines älteren Bruders Philipp, und an seinen eigenen Sohn Alfred.[5][21] Von seinem frühen Einstieg in die Berufswelt 1875 war Fritz Bamberger somit rund ein halbes Jahrhundert für das Familienunternehmen tätig und blieb auch weiterhin direkt dort angrenzend wohnen.[22] Fritz Bamberger galt als Mensch mit spartanischen Ansprüchen und machte kein großes Aufheben um sich. Stattdessen war er als Mäzen bekannt und spendete sowohl zugunsten seiner Geburtsstadt Mitwitz (2000 Reichsmark für eine Leichenhalle)[23] als auch zugunsten seines Lebensmittelpunktes Lichtenfels für diverse Zwecke bzw. Anlässe.[5]
Als sich dann nach dem 30. Januar 1933 der Nationalsozialismus zunehmend etablierte und das Staatswesen in diesem Sinn umgestaltete, nahm auch der nun staatlich betriebene und massiv geförderte Antisemitismus zu. Die meiste Zeit hatte Fritz Bamberger in der Bamberger Straße 45 (heute: Bamberger Straße 21) in Lichtenfels gewohnt und gearbeitet, 1933 wohnte er in der Hindenburgstraße 45, ab etwa Mitte 1937 in der Bamberger Straße 23.[5] 1938/39 sahen sich die am Unternehmen beteiligten Bamberger-Familienzweige genötigt zu emigrieren, so auch Fritz’ Sohn Alfred, dem dank irregulärer Validierung der familiären Reisepässe für zwei Staaten durch den Lichtenfelser Verwaltungsbeamten Wilhelm Aumer und den von seinem Onkel Gustav (1864–1943) geleisteten Affidavits im August 1938 die Emigration nach England und im Dezember 1939 von dort in die Vereinigten Staaten gelang.[3][4][24]
Wenige Monate nach der zwangsweise betriebenen Enteignung („Entjudung“ bzw. „Arisierung“) des Familienunternehmens zugunsten von NS-Profiteuren zogen Fritz und Emilie Bamberger am 3. August 1939 nach München in die Sternwartstraße 24I. (Gebäude besteht noch). Das Ehepaar hielt sich für bereits zu alt, um zu emigrieren. Es hoffte, in der bayerischen Metropole – der „Hauptstadt der Bewegung“ – innerhalb der dortigen jüdischen Gemeinde besser geschützt und versorgt zu sein als in der erheblich kleineren Stadt Lichtenfels.[5] Diese Annahme erwies sich jedoch als Trugschluss.[25] Am 31. März 1941 musste das Paar seine Münchner Wohnung verlassen und in eine Pension in der Leopoldstraße 16III. (Gebäude besteht noch) umziehen. Dieser Wechsel hatte nur acht Monate Bestand; am 2. Dezember 1941 wurde das Ehepaar auf Klostergelände der Barmherzigen Schwestern in Bayern in ein in der Clemens-August-Straße 9 eingerichtetes Internierungslager (Sammellager Berg am Laim) eingewiesen, am 3. Februar 1942 in ein Barackenlager in der Knorrstraße 148 (Judenlager Milbertshofen). Für die Finanzierung der Errichtung des Judenlagers Milbertshofen wurde Fritz Bamberger seitens der Gestapo vorab am 5. Januar 1942 zu einer „freiwilligen Spende“ in Höhe von 5000 Reichsmark genötigt.[26][3][27][28][29][30]
Fritz Bamberger wurde am 17. Juni 1942 zusammen mit seiner Ehefrau Emilie „Milli“ Ida, geborene Kaumheimer, mit Transport II/6 von München aus ins Ghetto Theresienstadtdeportiert,[31] wo er 79-jährig wenige Tage nach seiner Ankunft am 29. Juni 1942 verstarb.[32][5][1][2][3] Seine Ehefrau Emilie Ida Bamberger wurde am 19. September 1942 mit Transport Bo in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort 72-jährig ermordet.[12][13][14]
Vom Tod seiner Eltern und seiner Schwiegermutter Emma Schwarzhaupt, geb. Mandelbaum (1875–1944),[33][34][35] während der Shoáh erfuhr Alfred Bamberger erst kurz nach Kriegsende. In Theresienstadt umgekommen war jedoch auch sein Schwiegervater Carl Schwarzhaupt (1866–1943), zudem dessen Schwestern (in Theresienstadt und im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau).[36][37][38]
Auf dem Jüdischen Friedhof der Stadt Lichtenfels wird das Ehepaar Fritz und Emilie Bamberger auf einem 1952 errichteten Gedenkstein für jüdische NS-Opfer erwähnt.
Vorsitzender des Vereins für jüdisches Wissen, Lichtenfels[4]
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Sigmund Bamberger (geboren am 7. Dezember 1856 in Mitwitz, Oberfranken, Königreich Bayern; gestorben am 17. Juni 1932 in Cleveland, Ohio) war mit Belle Rohrheimer (geboren am 29. März 1866 in Cleveland, Ohio; gestorben am 2. Dezember 1935 ebenda) verheiratet. – Zitiert nach: The Jewish Independent, Vol. 62, No. 4, 6. Dezember 1935; S. 6, Spalte 6.
Theresa und Magdalena Bamberger trafen am 22. Juli 1862 mit dem britischen Passagierschiff City of New York der Inman Line von Liverpool kommend in New York City ein. Begleitet wurden sie von Hermann Bamberger (geboren am 2. Juli 1838 in Burgkunstadt), einem Enkel des Süssel Hirsch Bamberger aus Burgkunstadt. Hermann Bamberger hatte zeitweise in Mitwitz bei D. Bamberger gearbeitet; in den USA lebten und arbeiteten er und sein Bruder Jacob Bamberger anfangs in Wilmington, North Carolina (Fort Scott Tribune (Kansas), 16. August 1920, S. 1); Hermann Bamberger beantragte seine Einbürgerung in die Vereinigten Staaten am 21. Oktober 1872 (Herman Bamberger, N.Y. Common Pleas, 10-21-1872; 1900 Census, NYC, E.D. 796; 1920 Census, NYC, E.D. 580), sein Nachruf findet sich in The New York Times, 2. Juni 1920, S. 11.
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Prof. Dr. Günter Dippold: Einführung. In: Klaus Bamberger: Aus der Geschichte der Familie Bamberger. Kindheitserinnerungen an Lichtenfels (= Kleine CHW-Schriften, Colloquium Historicum Wirsbergense, Heft 2; Lichtenfelser Hefte zur Heimatgeschichte, Sonderheft 3), hrsg. v. Stadtarchiv Lichtenfels, Verlag H. O. Schulze, Lichtenfels 2005, ISBN 3-87735-177-8, S. 8–10.
Klaus Bamberger: Aus der Geschichte der Familie Bamberger. Kindheitserinnerungen an Lichtenfels (= Kleine CHW-Schriften, Colloquium Historicum Wirsbergense, Heft 2; Lichtenfelser Hefte zur Heimatgeschichte, Sonderheft 3), hrsg. v. Stadtarchiv Lichtenfels, Verlag H. O. Schulze, Lichtenfels 2005, ISBN 3-87735-177-8, S. 11–18.
Klaus Bamberger: "The business in the Bamberger Strasse [D. Bamberger] was a place I frequented quite regularly, albeit for other reasons than my father [Otto Bamberger (1885–1933)]. The multiple warehouses, spread over about six acres, were a heaven for little boys to play hide and seek. In one warehouse, stacks of cane, coco fiber and other elastic materials, served as a giant trampoline as long as Uncle Fritz [(1862–1942)] was not around. – My granduncle Fritz, a brother of my grandfather [Philipp Bamberger (1858–1919)], was our terror. We felt we were his prey; he stalked us from one warehouse to another, a flexible bamboo stick in his hand, ready for attack. Alas, he was too slow and too old. Invariably we escaped, although he did manage to spoil our fun. – One of my favorite pastimes was to spend hours in the company of our chauffeurs. The garage held a couple of the latest Mercedes automobiles, of which a cousin of my father, Uncle Alfred [(1890–1956), Fritz Bamberger's son], was in charge. He loved those shiny new cars and so did I. I had warmed my way into the heart of Herr Hartmann, the head chauffeur. He condescended to teach me how to "drive" on occasion, certainly not when Uncle Fritz was anywhere in sight. With me sitting on his lap, he let me hold the steering wheel while we uneasily navigated down the warehouse-lined alley at five kilometers an hour." – Zitiert nach: Claude P. Bamberger: History of a Family – The Bambergers of Mitwitz and Lichtenfels 1770–1992. Selbstverlag, Tenafly, New Jersey, USA, 1993, OCLC174282770, S. 18–19. – Zitiert nach: Claude P. Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, New Jersey, USA, 1996, ISBN 0-9653827-0-2, S. 13.
Adolf Joch, Oberlehrer aus Mupperg, hielt im Jahre 1928 den Vortrag „Einiges aus der Geschichte der Juden in Mitwitz“. Darin erwähnte er u. a. die Spende durch Fritz Bamberger. – Zitiert nach: Friedrich Bürger (Hrsg.): 750 Seiten Mitwitz – Ein Sammelband, Selbstverlag, Mitwitz 2012, OCLC812259549, S. 425f.
Alfred David Bamberger (geboren am 18. August 1890 in Lichtenfels, Oberfranken; gestorben am 22. März 1956 in Irvington, Essex County, New Jersey) nahm als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1917 mit dem bayerischen Militärverdienstorden dekoriert. Ab 1920 lebte er in Coburgs Bahnhofstraße 38 (NS-Zeit: Adolf-Hitler-Straße 38). Im Familienunternehmen D. Bamberger (DBL) war er für den Fuhrpark und das Spiel- und Bastelsortiment verantwortlich. Er heiratete Regina „Regi“ Schwarzhaupt (geboren am 13. April 1898 in Straubing, Niederbayern; gestorben am 23. März 1950 in Newark, New Jersey), eine Tochter des Joseph Schwarzhaupt (geboren am 30. November 1869 in Regensburg; gestorben am 30. Oktober 1940 in Nottinghamshire, England) und dessen Ehefrau Emma Mayer (geboren am 10. Januar 1878 in Frankfurt am Main; gestorben am 5. Dezember 1955 in New York City). Joseph Schwarzhaupt war neben seinen Brüdern Mitinhaber einer in Franken und Bayern bestehenden Kette von Einzelhandelsgeschäften, die beispielsweise in Nürnberg, Regensburg und München renommierte Bekleidungshäuser unter dem Namen Modewarenhaus Emanuel Schwarzhaupt betrieb. Alfred Bamberger emigrierte zusammen mit seiner Ehefrau und den gemeinsamen Kindern Rudolf „Rudi“ (geboren am 24. Januar 1923 in Coburg; gestorben am 17. Februar 1984 in Summit, Union County, New Jersey) und Gertrude „Traudl“ (geboren am 30. November 1926 in Coburg; gestorben am 28. Juni 1979 in Memphis, Tennessee) am 12. Dezember 1939 von Southampton aus mit der S.S. Veendam der Holland-America Line nach New York City, wo die Familie am 22. Dezember 1939 eintraf. Alfred Bamberger konnte dank eines Affidavits seines bereits 1886 ausgewanderten Onkels Gustav „Gus“ Bamberger (1864–1943) in die Vereinigten Staaten emigrieren und lebte dort in Irvington, New Jersey. In Newark gründete er 1946 ein Unternehmen, die Atlantic Cotton Felt Corporation. Alfred D. Bamberger und seine Ehefrau wurden auf dem King Solomon Cemetery in Clifton, New Jersey, beigesetzt. – Zitiert nach: Adreßbuch der Stadt Coburg, Ausgabe 1934, Verlag des Coburger Adreßbuches – Tageblatthaus Coburg, 1. Teil, Einwohner-Verzeichnis, S. 8, Spalte 1 (Bamberger, Alfred, Kaufmann, Mitinh. der Fa. D. Bamberger, Lichtenfels, Tel. 2671, P Nbg. 24699, Adolf-Hitler-Straße 38 I.); Straßen- und Häuser-Verzeichnis, Adolf-Hitler-Straße 38 I. + Adolf-Hitler-Straße 40, S. 5, Spalte 2. – Zitiert nach: Adreßbuch der Stadt Coburg, Ausgabe 1937, Verlag des Coburger Adreßbuches – Tageblatthaus Coburg, 1. Teil, Einwohner-Verzeichnis, S. 7, Spalte 1 (Bamberger, Alfred, Kaufmann, Mitinh. der Fa. D. Bamberger, Lichtenfels, Tel. 2671, P Nbg. 24699, Adolf-Hitler-Straße 38 I.) – Zitiert nach: List or Manifest of Alien Passengers for the United States Immigrant Inspector at Port of Arrival, List 17, S.S. Veendam, Passengers Sailing from Southampton, 12th December 1939. Arriving Port of New York N. Y. December 22nd, 1939. No. 16, 17, 18 and 19, Alfred, Regina, Rudolf and Gertrude Bamberger, Coburg, heading to Cleveland, Ohio. – Zitiert nach: Dr. Herbert Loebl OBE: The Holocaust – 1800 Years in the Making. Exemplified since ca. 1030 by the Experience of the Jewish Community of Bamberg in Franconia. A course of 9 lectures. Department of Religious Studies, University of Newcastle upon Tyne, Winter Term 1989. Selbstverlag, Newcastle upon Tyne 1989, OCLC630421121. Darin nicht enthalten: Chapter IV The Bamberger Families of Burgkunstadt and Mitwitz, unvollendet, unveröffentlicht, S. 66.
Claude P. Bamberger: History of a Family. The Bambergers of Mitwitz and Lichtenfels 1770–1992. Claude P. Bamberger International (Hrsg.) Carlstadt, New Jersey, USA, 1993, S. 14, 28.
Im Münchner Stadtadreßbuch 1941 – Adreßbuch der Hauptstadt der Bewegung München mit Umgebung, 91. Ausgabe, nach dem Stand von Ende September 1940, Adreßbuchverlag der Industrie- und Handelskammer München, war Fritz Bamberger nicht verzeichnet.
Im Münchner Stadtadreßbuch 1943 – Adreßbuch der Hauptstadt der Bewegung München mit Umgebung, 93. Ausgabe, nach dem Stand von Ende Dezember 1942, Adreßbuchverlag der Industrie- und Handelskammer München, war Fritz Bamberger nicht verzeichnet.
Schwarzhaupt, Emma. In: Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, auf: bundesarchiv.de