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deutscher Militärschriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Friedrich Alexander von der Wengen[1] (* 15. Dezember 1838 in Dresden; † 11. Dezember 1912 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Militärschriftsteller, der sich in seinem Werk „Die Kämpfe vor Belfort im Januar 1871“ gegen das „Unwesen des Belfort-Kultes“ wandte und sich damit den Unmut der bedingungslosen Nationalisten zuzog.[2]
Wengen war der Sohn eines Obersten in russischen Diensten und trat selbst als 20-Jähriger in die österreichische Armee ein, wo er 1862 Unterleutnant 2. Klasse im Dragoner-Regiment Prinz Eugen wurde. Nach einem Reitunfall quittierte er ebenfalls noch 1862 den Militärdienst.[3] Bei einem Aufenthalt in Basel lernte er 1862 Julie Montfort kennen, die er 1864 heiratete. Das einzige Kind, Johanna (1864–1881), starb in jugendlichem Alter. Von 1864 bis 1866 lebte von der Wengen in Gotha, wo er 1866 die Schlacht bei Langensalza aus kurzer Distanz miterlebte. Noch 1866 übersiedelte das Paar nach Freiburg um der Basler Heimat seiner Frau näher zu sein. Hier lebte von der Wengen bis zu seinem Tod. Er wirkte hier als Mitglied der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften die ihn beauftragte das Werk über „Die Belagerung von Freiburg im Breisgau 1713“ zu erstellen.
Aufgrund seiner kompromisslosen und eigensinnigen Art kam es im Zusammenhang mit seinen Publikationen öfter zu mehr oder weniger polemischen Auseinandersetzungen, so zur Belagerung von Freiburg, der Schlacht bei Langensalza und vor allem zur Schlacht an der Lisaine (siehe Belfort-Mythe).
Neben seinen militärhistorischen Studien war von der Wengen in der Badischen Gesellschaft für Fischzucht tätig.
In der Endphase des Deutsch-Französischen Krieges versuchte die neu aufgestellte französische Ostarmee unter General Charles Bourbaki die belagerte Festung Belfort zu entsetzen und dann nach Norden vorzustoßen, um die Nachschubwege der vor Paris liegenden deutschen Truppen abzuschneiden, was durch das deutsche XIV. Korps unter General August von Werder in der Schlacht an der Lisaine (15. bis 17. Januar 1871) verhindert wurde.
Die Belfort-Mythe hatte ihren Ursprung in dem am 18. Januar von General von Werder erlassenen Korpsbefehl, in dem er schrieb: „Es ist uns gelungen, den sehr überlegenen Feind der Belfort entsetzen und in Deutschland einfallen wollte, aufzuhalten und sodann siegreich abzuweisen.“[4]
Die Behauptung, es sei eine französische Invasion Süddeutschlands verhindert und die dreifach stärkere Armee Bourbakis besiegt worden, wurde in der deutschen Öffentlichkeit vielfach wiederholt und überhöht. 1874 erhielt diese Behauptung in dem Werk von Ludwig Wilhelm Löhlein[5] eine offiziöse Form.
Aus der Sicht von der Wengens war hingegen von Bourbaki nie ein Überfall auf Süddeutschland geplant, sondern die Unterbrechung der Versorgungslinien der deutschen Armee die vor Paris lag. Den Rückzug von Bourbakis Armee vor Belfort schreibt von der Wengen der raschen Ankunft der deutschen Südarmee unter Edwin von Manteuffel im Raum Besançon zu. Die Überbetonung der Leistung des XIV. Armee-Korps unter August von Werder bezeichnet er als Mythe.[6]
Nachdem die Behauptung einer geplanten Invasion Süddeutschlands völlig haltlos geworden war, führte man nun an, dass für den Fall eines erfolgreichen Durchbruchs der Ostarmee bei Belfort Befürchtungen bestanden, dass kleinere französische Truppenteile auch in das badische Oberland vorstoßen könnten, um die demoralisierte französische Bevölkerung durch eine Siegesnachricht aufzurichten.
Für seine Kritik an der vorherrschenden Meinung wurde von der Wengen beispielsweise durch Löhlein,[7] Loos[8] und die Militär-Wochenzeitung[9] scharf attackiert, während sich von der Wengen selbst als Verfechter der historischen Wahrheit sah.
In Freiburg wurde seit 1871 die Errichtung eines Siegesdenkmals betrieben, das dann 1876 feierlich enthüllt wurde. Außer von der Wengen traute sich in ganz Baden niemand gegen die Belfort-Mythe aufzutreten.[10] Er lehnte aber ein Denkmal nicht gänzlich ab, sondern schlug ein „Denkmal der Erinnerung an die ruhmvolle Theilname der badischen Division“ am Kriege gegen Frankreich vor, das dann auch besser in Karlsruhe errichtet werden sollte.[11]
Bereits damals war klar, dass von der Wengen sachlich Recht hatte. So sah der auch als Militärschriftsteller bekannte Theodor Fontane „eine Glorifikation der drei Belfort-Tage, die in keinem ganz richtigen Verhältnis zu der That als solcher steht.“[12]
In Baden wurde neben dem Sedantag auch der Gedenktag an die Schlacht an der Lisaine begangen.[13]
Von der Wengen erhielt für sein Werk Geschichte der Kriegsereignisse zwischen Preußen und Hannover 1866 den Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausorden verliehen.
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