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Fridingen an der Donau ist eine kleine Stadt im Osten des baden-württembergischen Landkreises Tuttlingen in Deutschland.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 1′ N, 8° 56′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Freiburg | |
Landkreis: | Tuttlingen | |
Gemeindeverwaltungsverband: | Donau-Heuberg | |
Höhe: | 626 m ü. NHN | |
Fläche: | 22,47 km2 | |
Einwohner: | 3161 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 141 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 78567 | |
Vorwahl: | 07463 | |
Kfz-Kennzeichen: | TUT | |
Gemeindeschlüssel: | 08 3 27 016 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Kirchplatz 2 78567 Fridingen an der Donau | |
Website: | www.fridingen.de | |
Bürgermeister: | Stefan Waizenegger | |
Lage der Stadt Fridingen an der Donau im Landkreis Tuttlingen | ||
Fridingen liegt inmitten des Naturparks Obere Donau, rund zwölf Kilometer nordöstlich der Kreisstadt Tuttlingen donauabwärts, in einer Talweitung des Durchbruchs der Donau durch die Schwäbische Alb. In der weiten Flussschlinge erfolgt eine der Donauversinkungen, wo der Großteil des Wassers durch die Karstböden zum Hochrhein verloren geht.
Einige weitere Kilometer flussabwärts kommt man zum Donaudurchbruch bei Beuron, wo das etwa 20 Kilometer lange Durchbruchstal den beeindruckendsten Anblick bietet.
Zur Stadt Fridingen an der Donau gehören die Stadt Fridingen an der Donau, der Weiler Bergsteig, Schloss und Gehöft Bronnen, die Höfe Stadtmühle und Ziegelhütte und die Häuser Bärentalhaus, Hammerschmiede, Jägerhaus und Knopfmacher. Im Stadtgebiet liegen die abgegangenen Burgen Altfridingen, Kreidenstein, Neuhohenberg und Pfannenstiel.[2]
In Fridingen liegen die Naturschutzgebiete Stiegelesfels-Oberes Donautal und Buchhalde-Oberes Donautal sowie das Landschaftsschutzgebiet Donautal mit Bära- und Lippachtal.
Fridingen hat zudem Anteil am FFH-Gebiet Großer Heuberg und Donautal sowie am Vogelschutzgebiet Südwestalb und Oberes Donautal. Darüber hinaus gehört Fridingen zum Naturpark Obere Donau.[3]
In den Jahren von 1964 bis 1967 konnten bei archäologischen Grabungen durch den Prähistoriker Wolfgang Taute in der Jägerhaushöhle im Donautal unterhalb von Schloss Bronnen zehn Kulturschichten aus vier Metern Erdschicht erfasst werden. Dabei wurden Funde gemacht, die auf eine kontinuierliche Besiedelung des Oberen Donautals in der frühen Mittelsteinzeit schließen lassen (vgl. Beuronien). Winzig kleine Steine und Splitter wurden als Speerspitzen oder als Fellschaber um die Zeit von 10.000 Jahren vor Christus diagnostiziert. Zudem wurden noch andere Materialien, wie Horn oder Knochen gefunden, teilweise mit Widerhaken zum Fischfang oder nur fingernagelgroße Plättchen, die wohl als Schmuck einer Altvorderen dienten. Die Fundstücke befinden sich in den Vitrinen der Schatzkammer des Klosters Beuron.[4] Ein weiterer wichtiger Fund- und Ausgrabungsort war die Probstfelshöhle bei Beuron.
Alamannische Gräberfunde auf der rechten Donauseite gegenüber dem heutigen Stadtkern beweisen eine Besiedlung im frühen Mittelalter. Auch der Name der Stadt (vgl. -ingen) deutet auf eine alamannische Gründung hin. Zu den bedeutendsten Fundstücken zählt eine kunstvoll verzierte Fibel.[5] Weiterhin wurden Kämme, Ketten und Zierscheiben gefunden.[6]
Bei Fridingen wurden zwei Argentei Minuti, in Gallien entstandene Silbermünzen, aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts gefunden.[7]
Der Name Fridingen wurde erstmals im Jahre 861 in einer Urkunde des Klosters St. Gallen erwähnt. Die Erhebung zur Stadt erfolgte 1372. Vom hohen Mittelalter bis in die napoleonische Zeit war das zur Grafschaft Hohenberg gehörende Fridingen meist Teil von Vorderösterreich. Es behielt seinen Charakter als Ackerbürgerstadt mit seinen noch erhaltenen schlichten, aber zweckmäßigen Fachwerkhäusern, die innerhalb der engen Stadtmauer sowohl als Bauern-, Handwerker- und Wohnhäuser dienten, bis ins frühe 20. Jahrhundert.
Für das Jahr 1671 ist ein Hexenprozess vor der Fridinger Kirche verbürgt. Dieses Geschehen, von den Anschuldigungen der Schörzinger Bürger am 18. März 1671 bis zum Urteil Anfang September, gilt als der bestdokumentierte Prozess aus der Grafschaft Hohenberg. Zwölf Bürger beschuldigten damals die 70 Jahre alte arme und verwitwete Anna Bayerin aus Schörzingen aufgrund 19 vermeintlicher Verdachtsmomente der Hexerei. Unter Folter gestand die zu Unrecht Angeklagte „mit dem Teufel im Bunde“ zu sein. Das Urteil lautete auf „Tod durch Verbrennen – gnadenhalber mit vorheriger Enthauptung“.[8][9][10][11] Sie wurde vermutlich in Rottenburg exekutiert. Bayerin war die letzte Person, die in einem Hohenberger Hexenprozess zum Tode verurteilt wurde.[12]
Im Jahr 1672 kam es zum Aufstand der Fridinger Bürgerschaft gegen die Herrschaft des damaligen Obervogtes.[13]
Zunächst war das mittelalterliche Ifflinger Schloss innerhalb der Stadtmauer Sitz der oberhohenbergischen Verwaltung. Das zwar städtische, jedoch sehr abgelegene Fridingen verlor 1688 seine politische Bedeutung mit der Verlegung des Obervogteiamtes in das dörfliche, jedoch wesentlich verkehrsgünstigere Spaichingen.
1806 fiel Fridingen gemäß den Vertragsbedingungen des Friedens von Preßburg vom Kaisertum Österreich an das Königreich Württemberg und gehörte seit 1807 zum württembergischen Oberamt Tuttlingen. Mit dem Bau der eingleisigen Bahntrasse Tuttlingen–Inzigkofen erfolgte 1890 der Anschluss der Stadt ans Streckennetz der Württembergischen Eisenbahnen. Die Verwaltungsreform während der NS-Zeit in Württemberg führte 1938 zur Zugehörigkeit zum Landkreis Tuttlingen.
Fridingen war nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der Französischen Besatzungszone und geriet somit 1947 zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.
Mit der Kreisreform in Baden-Württemberg wechselte die Stadt Fridingen 1973 als Teil des Landkreises Tuttlingen vom Regierungsbezirk Südwürttemberg-Hohenzollern zum Regierungsbezirk Freiburg.
Der Gemeinderat in Fridingen besteht aus den gewählten 12 ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 wurde der Gemeinderat durch Mehrheitswahl gewählt.[14] Mehrheitswahl findet statt, wenn kein oder nur ein Wahlvorschlag eingereicht wurde. Die Bewerber mit den höchsten Stimmenzahlen sind dann gewählt. Die Wahlbeteiligung betrug 66,54 %.
Bürgermeister von Fridingen war Stefan Bär, bis er Guido Wolf im Mai 2012 als Landrat des Landkreises Tuttlingen ablöste. Die Wahl zum neuen Bürgermeister fand am 1. Juli 2012 statt.
Fridingen ist Mitglied und Sitz des Gemeindeverwaltungsverbandes Donau-Heuberg.
Blasonierung: „In geteiltem Schild oben Silber (Weiß), unten von Rot und Silber (Weiß) senkrecht gerautet.“[15] | |
Wappenbegründung: Das zuletzt am 19. Juni 1963 vom Innenministerium verliehene Wappen ist abgeleitet von einem seit dem frühen 16. Jahrhundert nachweisbaren Stadtsiegel der Grafen von Hohenberg. Das erstmals 1938 verliehene Wappen mit rotem Schildhaupt und einem von Rot und Silber gerauteten Feld, wurde 1963 in die heutige Form geändert. |
„Das Banner ist weiß-rot längsgestreift mit dem aufgelegten Wappen oberhalb der Mitte.“[16]
Fridingen unterhält seit 1987 partnerschaftliche Beziehungen zu der französischen Gemeinde Nanteuil-lès-Meaux an der Marne, etwa 45 km von Paris entfernt.
Die Kommune ist dem Tourismusverband „Donaubergland“ angeschlossen.
Zwischen Fridingen und Beuron liegt der vom Verkehr unberührt gebliebene und nach weitverbreiteter Ansicht schönste Teil des Donaudurchbruchs durch die Schwäbische Alb mit seinen hoch aufragenden weißen Kalkfelsen. Die ausgewiesenen Landschaftsschutzgebiete und Naturschutzgebiete sind Reservate für zahlreiche vom Aussterben bedrohte Vogelarten und Pflanzen. Der auf den zahlreichen Kalksteinfelsen vorhandene Trockenrasen zählt zu den seltenen Biotopen, die seit der jüngsten Eiszeit weitgehend unverändert erhalten geblieben sind. Das Naturschutzgebiet Stiegelesfels, geprägt durch die nährstoffarmen Magerwiesen, zeichnet sich durch seine Farben- und Blumenvielfalt und dadurch bedingt zahlreiche Insekten aus.[17]
Unweit von Fridingen befinden sich mehrere Versickerungsstellen der Donauversickerung. Im Sommer und Herbst versickern hier bis zu 400 Liter Wasser pro Sekunde im Kalkgestein der Alb. Es kommt im rund 16 Kilometer entfernten Aachtopf wieder zum Vorschein. Das versickernde Donauwasser überwindet hier die Europäische Wasserscheide, indem es über den Bodensee der Nordsee zufließt – im Gegensatz zum eigentlichen Verlauf der Donau, die in das Schwarze Meer mündet.
Statue für Sybille Kramer, die als einzige der 18 jüdischen Personen aus Tuttlingen in einem Versteck der Familie Heni in der abseits gelegenen Ziegelhütte (Bauernhof und Gartenwirtschaft östlich der Stadt) die Verfolgung durch die Nazis überlebte.[23]
Während der Sommermonate (Ausnahme Schulferien) finden seit 1963 in der Naturbühne Steintäle in einem engen felsigen Tal oberhalb des Stadtkerns viel besuchte Freilicht-Theateraufführungen statt.
Im Schloss befindet sich das Heimatmuseum.
Aufgrund eines (für vormals vorderösterreichische Städte typischen) anti-württembergischen Reflexes im 19. Jahrhundert und eines sehr ausgeprägten Heimatbewusstseins hat sich das Brauchtum der schwäbisch-alemannischen Fasnet in weitgehend unverfälschter Weise erhalten. Die Fastnachts-Figuren („Narren“), tragen grobe Leinengewänder, die mit oft kunstvollen Nähereien besetzt sind, dazu einen Fuchsschwanz. Ihre Masken („Larven“) sind handgeschnitzte Unikate. Die Narrenzunft Fridingen ist Mitglied der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte.
Ein Charakteristikum Fridingens ist seine schwere Erreichbarkeit im Talkessel der Donau. Eine wesentliche Verbesserung dieser Situation entstand durch den Bau der Bahnstrecke Tuttlingen–Inzigkofen im Jahr 1890. Der Bahnhof Fridingen entstand mit dem Bau dieser Strecke. Der privat von der Firma Börsig betriebene Güterbahnhof ist auf die Annahme und Abfertigung von Ganzzügen ausgelegt. Er ist heute Endhaltepunkt einer Ringzug-Strecke und nimmt innerhalb des Ringzugkonzepts eine wichtige Rolle als Zug/Bus-Verknüpfungspunkt des östlichen Tuttlinger Kreisgebietes ein: Die Schulbusse aus Buchheim, Irndorf und Bärenthal fahren – entsprechend dem Konzept des Tübinger Verkehrsplaners Ulrich Grosse – nicht direkt zu den Schulen nach Mühlheim und Tuttlingen, sondern zum Fridinger Bahnhof, wo die Schüler in Ringzug-Triebwagen umsteigen. Von Mai bis Oktober hält hier ferner der Naturpark-Express, ebenfalls halten die Züge der DB-Regio-Tochter DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee zwischen Ulm und Neustadt (Schwarzwald) im Bahnhof Fridingen, womit eine zweistündige Anbindung an Sigmaringen, Ulm, Donaueschingen und mit Umstieg Freiburg im Breisgau vorhanden ist.
Fridingen hat einen der noch wenigen Bahnhöfe, die über ein vor Ort bedientes, rein mechanisches Stellwerk verfügen. Die Weichen, die Einfahr- und Ausfahrsignale, sowie die Schranken werden vom Stationsbeamten über Seilzüge gestellt und bedient. Die Anlage hat historischen Wert.
Im Jahr 1909 wurde im württembergischen Landtag über den Verlauf einer neuen Bahnstrecke diskutiert, die ursprünglich den Heuberg von Spaichingen aus erschließen sollte. Die insbesondere von der Gemeinde Bärenthal ins Spiel gebrachte alternative Routenführung dieser Heubergbahn sollte stattdessen bei Fridingen von der vorhandenen Strecke durch das Donautal abzweigen und über den damals preußischen Ort Bärenthal nach Reichenbach am Heuberg und weiter nach Wehingen und Gosheim verlaufen. Sowohl Preußen wie auch der Württemberg lehnten die Routenführung jedoch ab.[24][25]
Im Busverkehr wird Fridingen durch die TUTicket-Linie 20 (Montag–Freitag) nach Buchheim und Neuhausen und die SBG-Linie 50 (Montag–Sonntag) nach Sigmaringen und Tuttlingen erschlossen.
Durch Fridingen verläuft der Donauradweg, der von Donaueschingen entlang der Donau bis zur Mündung am Schwarzen Meer verläuft und Fridingen mit den Nachbarstädten Tuttlingen und Mühlheim und nach Osten mit der Nachbargemeinde Beuron verbindet.
Die großen Straßen führen auch heute noch an Fridingen vorbei. Zurzeit führt die Landesstraße 277 (Tuttlingen-Sigmaringen) und die Landesstraße 440 (Albstadt-Heudorf) durch Fridingen.
Der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer hat für sein 1999 angenommenes Wappen die Farben des Fridinger Stadtwappens Rot und Weiß gewählt, weil er davon ausging, dass seine Familie aus Fridingen stammt. Mittlerweile konnte aber nachgewiesen werden, dass die beauftragte Ahnenforschungsgesellschaft fehlerhaft recherchiert hatte und dass Fischers Vorfahr Jakob Fischer 1731 sicherlich nicht von Fridingen an der Donau, sondern wohl eher von Friedingen bei Langenenslingen aus nach Ungarn ausgewandert war.[26]
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