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italienisch-deutscher Architekt und Hofbaumeister des Kurfürsten Karl Theodor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Francesco (Franz Wilhelm) Rabaliatti (* 1714 in Rüthen; † im März 1782 in Mannheim) war ein italienisch-deutscher Architekt und Hofbaumeister des Kurfürsten Karl Theodor. Rabaliatti zählt neben Alessandro Galli da Bibiena, Johann Adam Breunig, Nicolas de Pigage und Johann Jakob Rischer zu den bedeutendsten Barockbaumeistern der Kurpfalz.
Franz Wilhelm Rabaliatti wurde als Sohn des Steinhauers Bartolomeo (Bartholomäus Vinzenz) Rabaliatti geboren, der 1703 aus der Gegend von Ferrara ins westfälische Rüthen gezogen war[1], „das in dem Bauboom nach dem Dreißigjährigen Krieg durch die Sandsteinbrüche zu einem Eldorado für Steinmetze und Bildhauer wurde.“[2] Er verließ wohl Anfang oder Mitte der 1740er Jahre seine Heimat und kam über Frankreich, wo er die dortige Baukunst erlernte, schließlich in die Kurpfalz und lebte ab 1746 zunächst in Mannheim.[3]
Von Rabaliattis Vater, Bartholomäus Vinzenz Rabaliatti, ist bekannt, dass er in den Jahren 1711 bis 1720 bei Baumaßnahmen im Schloss Erpernburg, im Wasserschloss Herringhausen, im Schloss Körtlinghausen und im Schloss Herdringen als Steinmetz bzw. als Baumeister mitwirkte.[4] Dessen Sohn war Kaspar Theodor Rabaliatti (* 17. November 1711; † 1766), ein ebenso in Rüthen geborener Steinmetz[5], der sich 1744 zusammen mit seiner Frau Maria Magdalena Rabaliatti (verwitwete Seemännin, geborene Schröderin) in Straßburg niederließ und demnach ein Bruder von Franz Wilhelm Rabaliatti war.[6]
Franz Wilhelm Rabaliatti war mit einer Tochter des Mannheimer Maurermeisters Anton Nauß verheiratet.[7] Zwischen 1749 und 1768 wurden dem Paar sechs Söhne und vier Töchter geboren, welche alle in Mannheim getauft wurden. Drei Söhne und zwei Töchter verstarben früh. Vom wahrscheinlich 1755 geborenen Sohn Sebastian Kaspar Rabaliatti ist bekannt, dass als Taufpate sein Onkel Kaspar Theodor Rabaliatti fungierte.[8] Dies bestätigt die familiären Bindungen Franz Wilhelm Rabaliattis zu der gleichnamigen Familie in Rüthen. Über Sebastian Kaspar Rabaliattis weiteres Leben ist bekannt, dass er mindestens zwischen 1782 und 1802 am Hofe des Herzogs Wilhelm in Bayern als Sekretär angestellt war.[9]
1746 wurde Franz Wilhelm Rabaliatti erstmals als Steinmetzpolier von Alessandro Galli da Bibiena beim Bau der Mannheimer Jesuitenkirche erwähnt. Bibiena gilt als Rabaliattis Lehrmeister bei seiner Ausbildung zum Baumeister. Rabaliatti wurde 1747 von Kurfürst Karl Theodor zum Hofbaumeister ernannt. Der Kurfürst beabsichtigte, seine Sommerresidenz in Schwetzingen auszubauen und hatte auch Pläne für eine gänzlich neue Schlossanlage, die aber letztlich verworfen wurden, da das Mannheimer Schloss noch nicht vollendet war. Der neue Hofbaumeister war demnach zunächst für den Bau verschiedener neuer Objekte im Schwetzinger Schloss verantwortlich und beschäftigte sich überdies mit der gesamtstädtischen Planung von Schwetzingen, wo er viele Bürgerhäuser baute und in seinem 1755 selbst geschaffenen Palais wohnte.
Viele seiner Bauvorhaben realisierte Rabaliatti zusammen mit dem lothringischen Baumeister Nicolas de Pigage, der 1752 von Carl Theodor zum Oberbaudirektor ernannt wurde. Pigage hatte in Paris Architektur studiert und war Rabaliatti mit seinem neuen technischen Wissen überlegen. Die unterschiedlichen Auffassungen des „Künstlers“ Rabaliatti und des „Handwerkers“ Pigage führten immer wieder zu Konflikten und einem wachsenden Konkurrenzverhältnis.
Es ist nicht bekannt wann und wo Franz Wilhelm Rabaliatti verstarb. Er wurde am 24. März 1782 in Mannheim beerdigt.
Nach den ursprünglichen Plänen von Bibiena vollendete Rabaliatti unter der Leitung von Guillaume d’Hauberat von 1748 bis zum Frühjahr 1750 zunächst die nördlichen Zirkelhäuser des Schwetzinger Schlosses, die als Orangerie genutzt wurden.
Im Gegensatz zum Nordbau, dessen Räumlichkeiten überwiegend der Überwinterung der Kübelpflanzen dienten und somit einfach ausgestattet waren, wurden im 1753 bis 1755 erbauten südlichen Zirkelbau zwei reich ausgeschmückte Spiel- und Tanzsäle eingerichtet. Der Bau war insgesamt als Jagdschloss bestimmt und wurde mit Stuckaturen mit Jagdszenen von Giuseppe Antonio Albuccio verziert.
Rabaliatti gestaltete auch das besonders kunstvolle schmiedeeiserne und teilvergoldete Tor des Arboretums.
Der Baumeister beschäftigte sich nicht nur mit dem Ausbau der Residenz, sondern griff in die gesamtstädtische Planung von Schwetzingen ein. So erbaute er einige Bürgerhäuser wie z. B. das heute Palais Hirsch genannte Anwesen, welches im Jahre 1748 im Auftrag des Kurfürsten Karl Theodor als Wohnhaus für den Jesuitenpater Franz Joseph Seedorf errichtet wurde. Seedorf war als Beichtvater und Berater des Kurfürsten der mächtigste Mann bei Hofe. In den Jahren 1818 bis 1963 wurde das Gebäude als Hotel zum Goldenen Hirsch genutzt, was die heutige Namensgebung erklärt.
1754 bis 1756 schuf Rabaliatti den Kirchturm von St. Pankratius, nachdem der alte Glockenturm aufgrund konstruktiver Mängel hatte abgerissen werden müssen.
Des Weiteren baute er 1755 das heutige Palais Rabaliatti, sein eigenes Wohnhaus an der Nordwestecke des Schloßplatzes. Der private Marstall, in dem ursprünglich zwölf Pferde untergebracht waren, hat sich bis heute erhalten. In französischer Bauweise geschult wählte der Wahlkurpfälzer für die Fassade seines Hauses hohe, schmale, stichbogige Fenster, deren Rahmung er profilierte und mit einem Schlussstein in der Mitte versah. Seine persönliche Note tragen die Fensterbänke, die innerhalb der Fenstergewände abschließen. Ein besonderes Augenmerk legte Rabaliatti bei Wohnhäusern auf die Treppen. Sie sind jeweils aus Buntsandstein gemauert, Setz- und Trittstufe in einem solch ausgewogenen Verhältnis gewählt, dass man förmlich nach oben getragen wird. In der Anlage der Treppen war Rabaliattis Vorbild Balthasar Neumann, dem er mehrere Male begegnete. Nach dem Tode des Erbauers wurde das Palais 1781/82 von Rabaliattis Erben für 6.250 Gulden an den Kurfürsten Karl Theodor veräußert, der es wiederum seinem unehelichen Sohn Karl August, dem späteren Reichsfürsten von Bretzenheim, schenkte.[10] 1802 kaufte es der kurfürstliche Hofbeamte Zeller und als im Folgejahr die rechtsrheinische Kurpfalz durch den Reichsdeputationshauptschluss an Baden übergegangen war, wurde das Palais Rabaliatti Sitz des badischen Bezirksamtes Schwetzingen. Seit 1931 befindet es sich in Privatbesitz.
1759 war er an der Renovierung des herrschaftlichen Geflügelhauses beteiligt.
Da Rabaliattis aufwändigem Lebensstil der alte Marstall bald nicht mehr genügte, erwarb er 1759 für 30.000 Gulden den an der Carl-Theodor-Straße gelegenen Marstall und baute ihn hinter dem Rücken von Oberbaudirektor Nicolas de Pigage um. Er fügte unter anderem Eckpavillons für die Unterbringung von Soldaten ein. Das gespannte Verhältnis zwischen den beiden Architekten bekam durch diese „Intrige“, wie Pigage es nannte, neue Nahrung.
1751 bis 1760 hatte Rabaliatti zusammen mit Pigage einen wesentlichen Anteil an der Planung und Durchführung des letzten Bauabschnitts des Mannheimer Schlosses.
1754 erbaute er die Sodalitätskirche, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und hinter dem Palais Bretzenheim auf dem heutigen Quadrat A 3 stand. Heute befindet sich dort die 1986 bis 1988 erbaute Universitätsbibliothek.
Die Fertigstellung vor allem der Innenausstattung der von da Bibiena geplanten und 1733 begonnenen Mannheimer Jesuitenkirche zog sich über Jahrzehnte hin, bis Franz Wilhelm Rabaliatti unter Mitwirkung von Nicolas de Pigage und Peter Anton von Verschaffelt die Arbeit des 1748 verstorbenen da Bibiena 1760 vollendete.
Zusammen mit Johann Lacher erbaute er von 1772 bis 1774 die Mannheimer Sternwarte, (heute die Alte Sternwarte). Ein in klassizistischen Formen erbauter fünfgeschossiger Achteckturm, der dem Jesuiten, Mathematiker und Hofastronomen Christian Mayer zur Verfügung stand. Heute befindet sich darin ein Künstleratelier.
Auf dem heutigen Grundstück B 5, 19 wurde 1753 von Franz Wilhelm Rabaliatti ein barockes Waschhaus für die Leib- und Tafelwäsche des kurfürstlichen Hofes erbaut.[11]
Der Bau der Jesuitenkirche wurde 1711 von Johann Adam Breunig begonnen, der den Chor der barocken Hallenkirche bis zum Altarraum errichtete. 1723 endete dann die erste Bauphase und erst 1749 konnten durch die Freigiebigkeit des Kurfürsten Karl Theodor die Bauarbeiten wieder aufgenommen werden. Die Bauleitung des 1727 verstorbenen Breuning übernahm nun Rabaliatti, der 1750 das Langhaus deckte und die Hochaltarwand auf ungewöhnliche Weise die Architektur einbezog. 1751 gestaltete er dann die Außenfassade mit der Wölbung. Die übrigen Arbeiten zogen sich dann bis zum Spätherbst 1759 hin. Der Kirchturm wurde erst 1868 bis 1872 hinzugefügt.
Des Weiteren erbaute er mit dem Seminarium Carolinum, benannt nach dem italienischen Kardinal Karl Borromäus, das letzte repräsentative Gebäude, welches für die Heidelberger Jesuiten errichtet wurde. Das zwischen 1750 und 1765 geschaffene Bauwerk, diente bis 1825 als Konvikt für katholische Schüler. 1826 bis 1878 wurde es als Irrenhaus genutzt, danach wurde das Carolinum an den Reichsmilitärfiskus übergeben. In späteren Jahren befand sich im Westflügel bis 1936 das Amtsgericht. Heute ist dort die Verwaltung der Universität Heidelberg untergebracht.
Im Zusammenhang mit dem vorgenannten Bauvorhaben schuf Rabaliatti in den Jahren 1763 bis 1765 aus einem direkt an das Seminargebäude angeschlossenen zweigeschossigen Vorgängerbau ein Ökonomiegebäude für das Carolinum. 1826 wurde das Nebengebäude von der Irrenhausverwaltung genutzt und diente darüber hinaus dem Verwalter als Wohnung. Nach Übergabe des Carolinums an den Reichsmilitärfiskus wurde das barocke Nebengebäude 1879 abgebrochen. Seit März 1880 entstand an derselben Stelle das heutige Gebäude. Um die Jahrhundertwende herum diente das neue Haus als Offiziersspeiseanstalt. 1936 wurde das bis dahin im Carolinums befindliche Amtsgericht in das Gebäude verlegt. Nach Auszug des Amtsgerichts und Übergabe des Gebäudes an die Universität, begannen 1968 die Planungen für einen Umbau, der 1970–74 erfolgte. Heute sind die Institute für Osteuropäische Geschichte und Kunstgeschichte der Universität Heidelberg in diesem Haus untergebracht.
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