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deutscher Sinologe und Autor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Frank Fiedeler (* 7. Juni 1939 in München; † 13. Juli 2004 in Berlin), ein Enkel Hermann Fiedelers, war ein deutscher Sinologe.
Nach Schul- und Gymnasialzeit mit Abitur (1958) am Alten Realgymnasium in München-Schwabing begann er an der Universität Tübingen zunächst Germanistik und Anglistik zu studieren, wechselte bald aber zum Studium der Sinologie, Philosophie und Religionswissenschaft, das er mit verschiedenen Schwerpunkten und unterschiedlicher Dauer an den Universitäten in München, Bonn, Berlin, Würzburg fortsetzte und in Erlangen abschloss. Dort promovierte er 1967 zum Dr. phil. (bei Hans Steininger) mit einer Arbeit über einen daoistischen Text, das sog. Huà-Shū (化書) (Buch der Verwandlung). Ein Forschungsstipendium der VolkswagenStiftung erlaubte ihm einen mehrjährigen Forschungsaufenthalt (1967 bis 1969) in Taiwan, wo er zum Studium und zur Erforschung des Schamanismus unter anderem Schüler eines daoistischen Meisters war. Durch ihn wurde er in tradierte Deutungszusammenhänge und in die Auslegungspraxis des ältesten der klassisch-chinesischen Texte, in das Orakelsystem des so genannten Yijing (易經) (Buch der Wandlungen) eingeführt. Die Erforschung des Yijing, seiner kultur- und geistesgeschichtlichen Ursprünge als Kosmologie in Religion und Philosophie des chinesischen Altertums bildete fortan den Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit, die er in einigen Einzelstudien zu Teilaspekten, in Buch- und Zeitschriften-Aufsätzen veröffentlichte.
Mit seiner kommentierten (Neu-)Übersetzung[1] des Yijing legte Fiedeler 1996 sein Opus magnum vor, die wie die berühmte erste Übersetzung ins Deutsche (1924) von Richard Wilhelm[2] im gleichen Verlag (Diederichs) erschien. Fiedelers Übertragung versucht, hinter die – eher konfuzianische Deutungstraditionen vermittelnde – Übersetzung Wilhelms zurückzugehen, um ältere Zusammenhänge mit eher daoistisch geprägten Traditionen freizulegen. Sein Deutungsansatz leitet die Urbedeutungen der 64 Hexagramme aus kosmologischen Vorstellungen der chinesischen Frühzeit ab, die sich als systematische Darstellung der Mondphasen rekonstruieren und als ein Modell symbolischen Weltverständnisses auffassen lassen. Das archaische Orakel wird damit – modern ausgedrückt – zu einer quasi experimentellen Erprobung von Denk- und Deutungsinhalten, die in symbolischer Form den Prozess der Entscheidungsfindung simulieren. Die eigentümliche Logik des Yijing ebenso wie deren formale Struktur stützen so nicht nur Sinn und Deutung der Orakelsprüche, sondern weisen das Buch der Wandlungen auch als ein sehr frühes Beispiel großer Dichtung und als ein sprachliches Kunstwerk hohen Ranges aus.
Fiedeler lebte als Privatgelehrter, freier Autor und Übersetzer in Berlin.
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