Die Mainfränkischen Platten (im Volksmund mitunter nur als Fränkische Platte oder auch als [Main-]fränkische Gäufläche oder Gäuplatte bezeichnet) sind eine weitgehend unbewaldete Landschaft im Norden des Südwestdeutschen Schichtstufenlandes. Sie repräsentieren dort zusammen mit den sich südwestlich anschließenden Neckar- und Taubergäuplatten die Schichtstufe des Muschelkalks und bilden gemeinsam eine Großregion 3. Ordnung.

Schnelle Fakten
Mainfränkische Platten
Fläche5 303,2 km² [1]
Systematik nachHandbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands
Großregion 1. Ordnung07–23 →
Schichtstufenland beiderseits des Oberrheingrabens
Großregion 2. Ordnung08–16 →
Südwestdeutsches Schichtstufenland
Großregion 3. Ordnung12–13 →
Schwäbisch-Fränkische Gäue
Haupteinheitengruppe13 →
Mainfränkische Platten
Naturraumcharakteristik
LandschaftstypSchichtstufenlandschaft (Muschelkalk, Grabfeld: Lettenkeuper)
Höchster GipfelDolmar, vulkanische Singularität (739 m)
Geographische Lage
Koordinaten49° 54′ 0″ N, 10° 6′ 0″ O
Mainfränkische Platten (Südwestdeutsches Stufenland)
Mainfränkische Platten (Südwestdeutsches Stufenland)
Lage Mainfränkische Platten
BundeslandBayern, Thüringen, Baden-Württemberg
StaatDeutschland
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Die Mainfränkischen Platten bilden die größte naturräumliche Haupteinheitengruppe im nordbayerischen Regierungsbezirk Unterfranken.[2]

Lage

Die Mainfränkischen Platten (13) bilden innerhalb der Großlandschaft des Südwestdeutschen Schichtstufenlandes deren nördlichste naturräumliche Haupteinheitengruppe. Im Westen grenzt die Haupteinheitengruppe Odenwald, Spessart und Südrhön (14), im Osten das Fränkische Keuper-Lias-Land (11). Nach Südwesten folgt der Grenzverlauf zu den Neckar- und Tauber-Gäuplatten (12) in etwa der Ländergrenze BayernBaden-Württemberg, weicht jedoch leicht von der politischen Grenze ab, sodass sehr kleine Teile im Südwesten auch im letztgenannten Bundesland liegen.

Deutlicher ist der Landschaftswechsel im Norden, zur Mittelgebirgsschwelle. Hier grenzt im Dreiländerbereich Thüringen-Bayern-Hessen das Osthessische Bergland (35, westlicher Norden) mit der Rhön und weiter östlich das Thüringisch-Fränkische Mittelgebirge (39, östlicher Norden) mit dem Thüringer Wald an, deren Höhenlagen jedoch größtenteils durch Buntsandsteinabdachungen von den Mainfränkischen Platten getrennt sind.

Landschaftscharakteristik

Der Landschaftsstreifen aus Gesteinen des Muschelkalks und Lettenkeupers mit gebietsweise verbreiteter Lössauflage ist vom Relief her überwiegend flachwellig bis hügelig, mit wenigen stärker eingeschnittenen Tälern. Insbesondere in den flachwelligen Gebieten mit Lössauflage beherrscht ackerbauliche Nutzung den Landschaftseindruck. Daher werden die Mainfränkischen Platten vereinfachend und unkorrekt teilweise als Gäufläche bezeichnet. Insgesamt unterscheiden sich die Mainfränkischen Platten stark von den reliefreichen und bewaldeten Höhenzügen aus Gesteinen des Buntsandsteins im Westen (Spessart, Rhön) und Norden (Salzunger Werrabergland, Südliches Vorland des Thüringer Waldes) sowie des Sandsteinkeuper im Osten (Haßberge, Steigerwald).

Leicht montanen Charakter nehmen lediglich die Werra-Gäuplatten im Norden an, die fast die Höhen des sich anschließenden Buntsandsteinrücken des Südlichen Vorlandes des Thüringer Waldes erreichen.

Die mit Abstand höchsten Erhebungen sind vulkanische Singularitäten im Norden wie der Dolmar (740 m) an der Nahtstelle zum Thüringer-Wald-Vorland sowie die beiden Gleichberge (679 und 641 m) an der Nahtstelle des Grabfelds zu den Werra-Gäuplatten.

Geologie und Tektonik

Das geologische Fundament der Mainfränkischen Platten bilden leicht (durchschnittlich knapp 2°) nach SO einfallende Sedimentgesteine aus der Zeit des Muschelkalks. Es handelt sich überwiegend um harte Kalksteine und Dolomite. Der Mittlere Muschelkalk führt dagegen bedeutende Anteile an Evaporiten. Im Westen der Mainfränkischen Platte werden in Tälern auch die tiefer liegenden Ton- und Sandsteine des Buntsandsteins angeschnitten, die Osthälfte trägt weitflächig eine Auflage von Lettenkeuper (Unterer Keuper), eine Folge tonig-mergeliger Gesteine mit vielen Kalk- und Sandsteinbänken. Am Ostrand tritt stellenweise toniger Gipskeuper (Grabfeld-Formation, Mittlerer Keuper) zutage.[3][4]
Durch tektonische Verbiegungen und Brüche wird dieses Grundprinzip regional modifiziert. Die Hauptstörungsrichtung ist NW-SO. In gleicher Streichrichtung verlaufen Sattel-Mulden-Strukturen in der Nordhälfte der Mainfränkischen Platte. Von Bedeutung ist die Kissingen-Hassfurter Störungszone zwischen Schweinfurter Mulde und Grabfeld-Mulde. Dagegen streichen in der Südhälfte der Platten (um Würzburg) die Sattel-Mulden-Strukturen SW-NO, beispielsweise der Thüngersheimer Sattel.[5]
Über den triassischen Gesteinen liegt weitflächig kaltzeitlicher Löss, oder – bei geringeren Distanzen zum Auswehungsgebiet – Flugsand. In lössfreien Gebieten befinden sich verbreitet Solifluktionslagen an der Oberfläche.

Klima und Landschaft

Im Bezug auf die umgebenden Naturräume sind die Mainfränkischen Platten, im Lee von Spessart und Rhön, mit 550 bis 600 mm Niederschlag pro Jahr relativ trocken, bei Jahresdurchschnittstemperaturen zwischen 8,5 und 9,5 °C.[6] Die Problematik der Trockenheit wird regional durch karstanfällige Kalksteine des Muschelkalks verstärkt, da das Gestein geringe Speicherkapazitäten aufweist.
In den verkarstungsfähigen Gesteinen des Muschelkalks gibt es grundsätzlich wenige oberirdische Fließgewässer. Die gleichzeitige Erosionsbeständigkeit des Kalksteins resultiert in steil eingeschnittenen Flusstälern, wenn Muschelkalk angeschnitten wird (oft wird das Maintal als eigene naturräumliche Einheit angesehen[7]). In reliefreicheren Muschelkalkgebieten existiert häufig Waldbedeckung als dominierendes Landschaftsmerkmal. Die Böden sind hier meist Rendzinen.
Die Auflage aus weichem Lettenkeuper auf den weiten Flächen sorgt für ein ausgeglicheneres Relief in der Osthälfte der Mainfränkischen Platten. Die weithin verbreitete Lössauflage verstärkt diese Wirkung. Die verbreitete Bodengesellschaft sind Parabraunerden aus Löss. Die gut zu bearbeitenden und fruchtbaren, jedoch erosionsempfindlichen Böden stehen seit Jahrhunderten unter intensiver ackerbaulicher Nutzung. Das weiträumige offene Landschaftsbild der Mainfränkischen Platten erfährt hierdurch seine charakteristische Prägung.

Naturräumliche Gliederung

Zusammenfassung
Kontext

Die Mainfränkischen Platten werden naturräumlich wie folgt in Haupteinheiten (dreistellig) und Untereinheiten (Nachkommastellen) aufgeteilt:[8][1][9]

Die Einheiten 1381 Grabfeld und 1382 Werra-Gäuplatten werden unter der Übereinheit 138 Grabfeldgau zusammengefasst, stellen jedoch je eigenständige Haupteinheiten dar. Dass diese nicht je eigene dreistellige Ziffern erhalten haben, ist dem Zehnersystem geschuldet.[9]

Kurzbeschreibung der Haupteinheiten

Das Bundesamt für Naturschutz hat deutschlandweit Landschaftssteckbriefe herausgegeben, die sich weitgehend nach der naturräumlichen Gliederung richten und meistens eine Haupteinheit beschreiben. Wesentlichster Unterschied ist der, dass Verdichtungsräume immer gesondert ausgewiesen werden.[13]

Nachfolgend eine Tabelle aller Landschaften der Mainfränkischen Platten, über die ein BfN-Landschaftssteckbrief existiert:

Weitere Informationen Einheit, Name ...
Einheit

Name

Lage[14]
[zum Main][15]
Fläche
[km²]
Landschaftscharakteristik

Relief

Geologie[16]
Bemerkungen
130 Ochsenfurter Gau und Gollachgau S
[l]
561 Ackergeprägte offene Kulturlandschaft flachwellig Unterkeuper, Löss (Quartär)
131 Windsheimer Bucht S(SO)
[l]
193 Ackergeprägte offene Kulturlandschaft flachwellig Unterkeuper, Gipskeuper (unterer Mittelkeuper) südlichste Einheit, in einer westlichen Einbuchtung zwischen Steigerwald und Frankenhöhe
132 Marktheidenfelder Platte SW
[l]
574 Gehölz- bzw. waldreiche ackergeprägte Kulturlandschaft mäßig bis stark Muschelkalk zwischen Maindreieck und Mainviereck
133 Mittleres Maintal
(ohne Würzburg)
(S)
[M]
196 Kulturlandschaft mit Weinbau Sohlenkerbtal Muschelkalk, Schotter (Quartär) Maindreieck
133.V Würzburg[17] Z-SW
[M]
62 Naturferner städtischer Verdichtungsraum schwach Muschelkalk, Unterkeuper, Schotter (Quartär) einige Rand-Stadtbereiche auf Hochflächen angrenzender Einheiten[18]
134 Gäuplatten im Maindreieck Z(-S)
[r]
389 Ackergeprägte offene Kulturlandschaft flachwellig Unterkeuper, Schotter (Quartär) Südosthälfte des Maindreiecks
135 Wern-Lauer-Platten
(ohne Nordwesten)
W(-Z)
[r]
Gehölz- bzw. waldreiche ackergeprägte Kulturlandschaft mäßig bis stark Muschelkalk Westen des Maindreiecks
135.5-6 Hammelburg-Münnerstädter Wellenkalkgebiet W
[r]
244 Heide-bzw. magerrasenreiche Waldlandschaft relativ stark Unterer Muschelkalk Zone nördlich Linie Karlstadt-Münnerstadt bis Saaletal, schließt auch kleine Teile im äußersten Westen von 135.3 ein
136 Schweinfurter Becken
(ohne Schweinfurt)
Z [M] 116 Ackerbaugeprägte offene Kulturlandschaft flach Gipskeuper (Unterer Mittelkeuper), Schotter und Flugsand (Quartär) um den Verdichtungsraum Schweinfurt
136.V Schweinfurt[17] Z
[M]
40 Naturferner städtischer Verdichtungsraum schwach Unterkeuper, Gipskeuper (Unterer Mittelkeuper), Schotter und Flugsand (Quartär) nordöstliche Stadtteile im Hesselbacher Waldland
137 Steigerwaldvorland
(ohne Mainaue)
(S)O 588 Ackergeprägte offene Kulturlandschaft weitgehend flach
(außer an Störungszonen)
Unterkeuper, Gipskeuper (Unterer Mittelkeuper), Flugsand (Quartär) zwischen Maindreieck und Steigerwald
137.2 Mainaue zwischen Schweinfurt und Bamberg O
[M-]
70 Ackergeprägte offene Kulturlandschaft flache Talsohle Schotter und Auesedimente (Quartär) Nur der Westen liegt im Bereich der Mainfränkischen Platten![19]
1381 Grabfeld N
[r]
901 Ackergeprägte offene Kulturlandschaft mäßig Muschelkalk, Unterkeuper, Gipskeuper (Unterer Mittelkeuper), Löss zwischen Rhön, Werra-Gäuplatten und Haßbergen[20]
1382 Werra-Gäuplatten N
[r]
672 Gehölz- bzw. waldreiche ackergeprägte Kulturlandschaft eher stark Muschelkalk nördlichste Einheit, weitgehend in Thüringen gelegen – zwischen dem Vorland des Thüringer Waldes und der nördlichen Rhön
139 Hesselbacher Waldland Z-N
[r]
255 Waldreiche Landschaft stark Muschelkalk zwischen Schweinfurt und Grabfeld – Kissingen-Haßfurter Sattel- und Störungszone
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Siehe auch

Literatur

  • Johannes Müller: Grundzüge der Naturgeographie von Unterfranken (=Fränkische Landschaft 1). Klett/Justus Perthes Verlag, Gotha 1996, ISBN 978-3623005003

Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)

Einzelnachweise

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