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Der Ferrari 365 California Spyder ist ein 1966 und 1967 produzierter offener Sportwagen, der zur Modellfamilie Ferrari 365 gehört. Seine Bezeichnung leitet sich, wie seinerzeit bei den Ferrari-Straßenmodellen üblich, vom Hubraum eines einzelnen Zylinders (rund 365 cm³) des Zwölfzylindermotors ab. Der 365 California war das erste und zugleich exklusivste Mitglied dieser weit gefächerten Modellfamilie und gilt als letzter Kleinserien-Ferrari mit Frontmotor.[1]
Ferrari | |
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Ferrari 365 California | |
365 California | |
Produktionszeitraum: | 1966–1967 |
Klasse: | Sportwagen |
Karosserieversionen: | Cabriolet |
Motoren: | Ottomotor: 4,4 Liter (320 PS) |
Länge: | 4900 mm |
Breite: | 1780 mm |
Höhe: | 1330 mm |
Radstand: | 2650 mm |
Leergewicht: | 1350 kg |
Vorgängermodell | Ferrari 500 Superfast |
Seit den 1950er-Jahren produzierte Ferrari neben den reinen Rennsportfahrzeugen und den regulären Straßensportwagen regelmäßig in kleiner Stückzahl auch sehr teure und luxuriöse Oberklassemodelle, die nicht auf den Motorsport, sondern auf eine „elitäre Kundschaft“[1] vor allem in Nordamerika zugeschnitten waren. Diese Tradition begann 1952 mit dem 342 America. Ab 1964 nahm das von Pininfarina gestaltete Coupé 500 Superfast diese Rolle ein, das mit seinem 5,0 Liter großen und fast 400 PS starken 12-Zylinder-V-Motor der schnellste Gran Turismo seiner Zeit war. Er war etwa doppelt so teuer wie ein Rolls-Royce Silver Cloud.[2] Die Produktion des 500 Superfast endete 1966, nachdem insgesamt 37 Exemplare hergestellt worden waren. Als Nachfolger[3] gilt der 365 California, der auf dem Genfer Auto-Salon im März 1966 vorgestellt wurde.[2] Seine Bezeichnung nahm auf den von 1957 bis 1963 gefertigten 250 GT Spyder California Bezug, der eine ähnliche Rolle im Ferrari-Programm gespielt hatte; eine technische oder stilistische Verwandtschaft zwischen dem 250 GT California und dem 365 California bestand allerdings nicht.[3]
Der Ferrari 365 California hatte – mit Ausnahme des (einzigen) Prototyps – das technisch unveränderte Chassis des 500 Superfast (Tipo 598), das seinerseits auf das Fahrwerk des 330 GT 2+2 zurückzuführen ist.[3] Die Vorderräder waren einzeln an ungleich langen Doppelquerlenkern mit Schraubenfedern aufgehängt. Hinten baute Ferrari eine Starrachse an Halbelliptikfedern mit zusätzlichen Längslenkern und Schraubenfedern ein.n[4] Vorn und hinten gab es hydraulische Teleskopstoßdämpfer.[1] Insbesondere die hintere Starrachse wurde bereits bei der Präsentation des Autos als veraltet kritisiert.[2]
Die Karosserie des 365 California wurde, wie seinerzeit bei Ferrari üblich, bei Pininfarina entworfen. Die Front stammte – mit Ausnahme der zusätzlichen Klappscheinwerfer – vom 500 Superfast. Ausführender Designer war Tom Tjaarda.[5] Sein Entwurf wurde uneinheitlich aufgenommen. Teilweise wird die Karosserie als formvollendet beschrieben,[3] während andere das Styling für unausgewogen halten und eine „merkwürdige Mischung aus Kurven und Linien“ kritisieren.[2] Der California hatte einige ungewöhnliche Designmerkmale. Hierzu gehören die funktionslosen seitlichen Lüftungsöffnungen, die über die Türen und die hinteren Kotflügel reichen und in die die Türgriffe integriert waren, sowie die versenkbaren Nebelscheinwerfer. Das Arrangement der Rücklichter, in dem eckige und runde Formen kombiniert wurden, griff Tjaardas Chevrolet Corvette Rondine sowie seinen Entwurf für ein Lancia-Flaminia-Coupé aus dem Jahr 1963 auf. Der flache Aufbau hatte große vordere und hintere Überhänge. Mit einer Gesamtlänge von 4900 mm war er einer der längsten in Serie gefertigte Ferrari.
Der 365 California wurde von einem 4390 cm³ großen V12-Motor angetrieben, der als Tipo 217B bezeichnet wird. In der Grundstruktur ging er auf eine Konstruktion von Gioacchino Colombo aus dem Jahr 1947 zurück. Ferrari hatte Colombos Zwölfzylinder für die 1961 erschienene Modellfamilie 330 weitgehend überarbeitet; insbesondere war unter Beibehaltung des Zylinderbankwinkels von 60 Grad der Motorblock neu konstruiert worden. Jener Tipo 209 genannte, 4,0 Liter große Motor wurde für den 365 auf 4,4 Liter vergrößert. Den Hubraumzuwachs erreichten die Ingenieure durch eine Vergrößerung der Bohrung von 77 auf 81 mm. Der Hub (71 mm) blieb unverändert. Der Motor hatte eine obenliegende Nockenwelle für jede Zylinderreihe und zwei Ventile pro Zylinder. Zur Gemischaufbereitung wurden drei Doppelvergaser von Weber (Typ 40DF) verwendet. Die Leistung des Motors wurde mit 320 PS angegeben.[1]
Insgesamt stellte Ferrari nur 14 Exemplare des 365 California her, davon einen Prototyp im Januar 1966 sowie in Kleinserie zwischen August 1966 und Oktober 1967 elf Links- und zwei Rechtslenker. Sie entstanden alle mit einem hohen Anteil an aufwendiger Handarbeit beim Karosseriebauunternehmen Pininfarina.[6]
Den ersten 365 California stellte Pininfarina Ende Januar 1966 fertig. Das linksgelenkte Fahrzeug erhielt die Ferrari-Chassisnummer 8347; Pininfarina selbst führte es unter seiner Auftragsnummer 99647. Dieser 365 California hatte die Funktion eines fahrbereiten, komplett ausgestatteten Prototyps und basierte als einziger auf einem Chassis Tipo 571, wie es Ferrari beim Gran-Turismo-Coupé 330 GT 2+2 nutzte. Im März 1966 präsentierte Ferrari das Fahrzeug auf dem Genfer Auto-Salon; hierfür erhielt es eine neue Lackierung in einem dunkleren Nachtblau sowie eine Innenausstattung aus beigefarbenem Cord anstelle eines modischen Schwarz-Weiß-Stoffes.
Die Resonanz auf das neue, offene Modell war derart positiv, insbesondere aus den Vereinigten Staaten, dass Ferrari umgehend Pininfarina damit beauftragte, elf weitere Fahrzeuge des 365 California mit Linkslenkung herzustellen; dort erhielten sie die Auftragsnummern 99649 bis 99659. Allerdings konnte die Produktion aus zwei Gründen nicht sofort aufgenommen werden. Zum einen sollten die Serienfahrzeuge auf dem etwas moderneren Fahrgestell Tipo 598 aufgebaut werden, wie es Ferrari für das ebenfalls bei Pininfarina in weitgehender Handarbeit gebaute Spitzenmodell 500 Superfast nutzte; hieraus ergaben sich kleinere konstruktive Änderungen gegenüber dem Prototyp. Ferner sollten die zuvor erteilten Pininfarina-Aufträge abgearbeitet werden; so entstanden zunächst die letzten fünf Superfast-Coupés von insgesamt 37 seit 1964 beziehungsweise von zwölf Superfast-Coupés der Serie II ab 1965. Auch die Pininfarina-Auftragsnummer 99648 lag dazwischen, wohl einer der aufsehenerregenden Ferrari 365 P Tre Posti für den Fiat-Chef Gianni Agnelli (Chassisnummer 8815GT) oder den US-amerikanischen Ferrari-Importeur und Rennstall-Besitzer Luigi Chinetti (Chassisnummer 8971GT).
Die elf Linkslenker stellte Pininfarina einzelstückweise fertig, darunter nur noch zwei 1966 (Chassisnummern 9127 Ende August und 9447 Mitte Oktober). Im Jahr 1967 folgten je einer im Februar und März (Chassisnummern 9631 und 9801), drei im April (Chassisnummern 9849, 9889 und 9935) sowie je einer im Mai, Juni, Juli und Oktober (Chassisnummern 10077, 10155, 10327 und 9615). Je nachdem, ob die Bestellung aus Kontinentaleuropa oder den Vereinigten Staaten kam, erhielten die Fahrzeuge eine entsprechende Ausstattung; sie unterschied sich im Detail bei der Fahrzeugbeleuchtung, der Instrumentierung am Armaturenbrett und gegebenenfalls bei den Nebenaggregaten am Motor.[6]
Rechtslenker waren zunächst nicht vorgesehen, da unklar war, ob für das offene Modell überhaupt ein Bedarf vor allem im Vereinigten Königreich bestehen würde. Tatsächlich gingen von dort zwei Bestellungen ein: So entstanden unter der Pininfarina-Auftragsnummer 99677 ebenfalls im Mai 1967 der zehnte Ferrari 365 California (mit der Chassisnummer 9985) sowie im gleichen Jahr der vierzehnte und damit letzte (mit der Chassisnummer 10369).[6]
Soweit bekannt gilt heute (Stand: 2017) nur einer der vierzehn Ferrari 365 California als verschollen beziehungsweise zerstört. Die verbliebenen dreizehn sind inzwischen zumeist restauriert, teils im Concours-Zustand. Manche sind – zum Teil seit Jahrzehnten – fest in Sammlerhand, andere wurden in den letzten Jahren – teils wiederholt – als hochpreisige Anlageobjekte bei den namhaftesten Automobil-Auktionen versteigert.
Datenblatt Ferrari 365 California Spyder | |
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Motor: | 12-Zylinder-V-Motor (Viertakt), Gabelwinkel 60° |
Hubraum: | 4390 cm³ |
Bohrung × Hub: | 81 × 71 mm |
Leistung bei 1/min: | 235 kW (320 PS) bei 6600 |
Max. Drehmoment bei 1/min: | 377 Nm bei 5000 |
Verdichtung: | 8,8 : 1 |
Gemischaufbereitung: | 3 Fallstrom-Doppelvergaser Weber 40 DFI |
Ventilsteuerung: | Eine obenliegende Nockenwelle je Zylinderbank, Kette |
Kühlung: | Wasserkühlung |
Getriebe: | Fünfganggetriebe, Knüppelschaltung |
Radaufhängung vorn: | ungleich lange Doppelquerlenker, Schraubenfedern, Stabilisator |
Radaufhängung hinten: | Starrachse an Längsblattfedern, zusätzlich Längslenker und Schraubenfedern |
Bremsen: | Scheibenbremsen vorn und hinten (Durchmesser 27,2/27,38 cm), Bremskraftverstärker |
Lenkung: | Kugelumlauflenkung mit Servo[21] |
Fahrgestell: | Rohrrahmen aus Stahl |
Karosserie: | Aluminiumblech, nichttragend |
Radstand: | 2650 mm |
Spurweite vorn/hinten: | 1440/1470 mm |
Abmessungen: | 4900 × 1780 × 1330 mm |
Leergewicht: | 1320 kg |
Höchstgeschwindigkeit: | 245 km/h |
0–100 km/h: | |
Preis (DM): | ca. 80.000 (1967) |
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