Die Familienstiftung Pies-Archiv, Forschungszentrum Vorderhunsrück e.V. mit Sitz in Dommershausen (Hunsrück) wurde 1986 von Eike Pies gegründet. Sie unterhielt von 1992 bis zu ihrer Auflösung 2019 ein Museum mit Archiv und Bibliothek zur Personen-, Regional- und Medizingeschichte. Heute wird die Einrichtung von der Ortsgemeinde Dommershausen als Vorderhunsrück-Museum und Pies-Archiv[1] fortgeführt und von der letzten stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Christa Rauschenberg betreut.
Neben der weltweiten Erforschung der mehrhundertjährigen Geschichte der Familie Pies verfolgte der Verein den Zweck der historischen Erforschung (Kultur-, Orts- und Bevölkerungsgeschichte) des Gebietes von Hunsrück, Eifel, des Moselraumes, des Naheraumes und des Saarraumes insbesondere durch:
Sammeln, Archivieren und Dokumentieren von Zeugnissen und Dokumenten, Bildzeugnissen, Nachlässen und Literatur,
Veröffentlichungen des gesammelten Materials in Form von Schriftenreihen,
Schaffung und Unterhaltung eines Forschungs- und Kommunikationszentrums mit einem für die Öffentlichkeit zugänglichen Museum,
Herausgabe einer Mitgliederzeitung, die ein- bis zweimal im Jahr erschien,
Informationsveranstaltungen, bei denen Forschungsergebnisse mitgeteilt wurden,
Pflege der Verbindung mit Archiven, Bibliotheken, Verlagen und Redaktionen,
Information der heimischen wie der auswärtigen Öffentlichkeit,
Beschaffung und Verwendung von Finanzmitteln.
Die umfangreiche Präsenz-Bibliothek enthält zahlreiche Bücher zur Regionalgeschichte sowie Orts- und Familienchroniken. Die Sammlung von bisher zum Teil unveröffentlichten "Familienbüchern" des Hunsrück-, Eifel- und Saargebietes umfasst 2.400 Orte mit Daten vieler Millionen Personen der letzten vier Jahrhunderte und darüber hinaus, die auf Kirchenbuchauswertungen und Auswertungen weltlicher Quellen basieren.[2] Dies ermöglicht Familienforschern, in kürzester Zeit individuelle Stamm- und Ahnenreihen zu erstellen.
Das Vorderhunsrückmuseum beherbergt neben Dauerausstellungen zur Geschichte der Medizin, der Regionalgeschichte und der Geschichte der Familie Pies, insbesondere zur Geschichte der Hunsrücker Knochenflicker Wechselausstellungen.[3][4]
Im Archiv werden aufbewahrungswerte Stücke (Möbel, Schmuck, Landkarten, Originalurkunden etc.) aus der Familie Pies und der Region aufbewahrt.[5]
Das Gebäude wurde 1837/38 mit Bruchsteinen als katholisches Pfarrhaus erbaut. In den Jahren 1991/92 konnte das Haus nach der alten Bauakte restauriert und für den heutigen Zweck hergerichtet werden. Sehenswert sind die von der Glaskünstlerin Elisabeth Neumann-Wagner neu geschaffenen 34 farbenprächtigen Wappenfenster.
Im Forschungszentrum werden wissenschaftliche Projekte konzipiert, durchgeführt und begleitet, darunter:
Dissertationen: In den vergangenen Jahren wurden fünf medizinische und zwei juristische Dissertationen betreut.[6][7][8][9][10]
Mundart-Audiothek: 2014 wurde von dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Norbert Pies mit der Mundart-Audiothek ein Projekt initiiert, womit dem immer rapideren Aussterben der mundartlichen Vielfalt entgegengewirkt werden soll, indem die unzähligen Nuancen vor allem der Hunsrücker, Eifeler und moselländischen Dialektvarianten aufgezeichnet und kommenden Generationen nicht nur schriftlich, sondern auch phonetisch überliefert werden sollen. 2016 organisierte er vor diesem Hintergrund das erste wissenschaftlich geprägte Hunsrücker Mundartsymposion mit Begleitausstellung.[11]
Bisher hat der Verein mehrere Dutzend Bücher, Broschüren, Hörspiele und Filme zur Familiengeschichte Pies und zur Regionalgeschichte veröffentlicht. Hier folgt eine kleine Auswahl.
Regionalgeschichte
Eike Pies: Waldeck im Hunsrück – Geschichte der Herrschaft, der Burg und des Schlosses sowie des gleichnamigen Ritter-, Freiherren- und Grafengeschlechtes, Sprockhövel–Düsseldorf 1983
Eike Pies: Pies – Piesen – Piesacken, 1. Teil Mönchengladbach 1986, 2. Teil Sprockhövel-Dommershausen 1992; japanische Ausgabe Tokyo 1998
Eike Pies: Dommershausen – Geschichte eines Hunsrückdorfes, Dommershausen-Sprockhövel 1993
Eike Pies: Heraldische und andere Kostbarkeiten, Dommershausen-Sprockhövel 2009
Familienforschung
Eike Pies: Bürgerbücher der Stadt und des Amtes Kastellaun 1568–1798, Sprockhövel-Kastellaun 1991
Eike Pies: Scharfrichter- und Schindersippen – Geschichte einer "unehrlichen" Berufsgruppe vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, dargestellt am Beispiel des ehemaligen Kurfürstentums und Erzstifts Trier sowie in den angrenzenden Herrschaften, mit einer CD-ROM, Solingen 2001
Familiengeschichte Pies
Eike Pies: 101 alte und probate Geheim-Rezepte – Aus den Aufzeichnungen einer Hunsrücker Medicus-Dynastie, 1. Aufl. Briedel 1993, 2. Aufl. Briedel 1994
Eike Pies: Diederich Pies (1590–1666), Pfalz-Neuburgischer und Kaiserlicher Regimentsfeldscherer, Begründer der modernen Chiropraktik, Dommershausen-Sprockhövel 2006
Eike Pies: Pater Dr. Otto Pies S.J. (1901–1960) – Sein Leben in Bildern, Selbstzeugnissen und Augenzeugenberichten, Dommershausen-Sprockhövel 2011
Eike Pies: Der Pies hilft in Knochen, die Pies in den Wochen – Eine sprichwörtliche Familie im Spiegel der Literatur, Wuppertal 2011
Museumsgebäude
Eike Pies: Das Alte Pfarrhaus in Dommershausen und seine Wappenfenster, Dommershausen/Sprockhövel 2013
Mitgliederzeitung
Die Mitgliederzeitung Die Pies-Chronik erschien von 1986 bis 2018 (68 Ausgaben) meist zweimal jährlich und enthält neben Familien-Personalia auch viele Original-Abhandlungen zur Regionalgeschichte. Die ersten 29 Jahrgänge (1986–2014, Ausgaben 1-58) liegen auch als Digitalisat vor.[12]
Verzeichnis: Dorothee Pies: Museums-, Archiv- und Bibliotheksbestände der Familienstiftung Pies in Dommershausen. CD Nr. 3 der von Eike Pies herausgegebenen Reihe Unser Hunsrück Sprockhövel 2014
Norbert J. Pies: Unsere Heimat auf alten Landkarten. Zweiteiliges Begleitheft mit einem Beitrag zur Rechtsgeschichte des Beltheimer Gerichts. Erftstadt 2013.
Eike Pies: Heraldische und andere Kostbarkeiten. Sonderband der Schriftenreihe der Familienstiftung Pies-Archiv, Forschungszentrum Vorderhunsrück. Sprockhövel 2009.
Walid Naal: Arzt und ärztliche Versorgung auf dem Hunsrück seit dem 30jährigen Krieg, beispielhaft dargestellt an der Familie Pies, Diss. med. Düsseldorf 1979.
Hans Studener: Der Königlich Preußische Distriktsarzt Jacob Pies (1813–1890), Wundarzt I. Klasse und Geburtshelfer aus Oberwesel in Langenlonsheim. Zur Ausbildung und Tätigkeit der letzten Wundärzte in Preußen, (med. Diss. Mainz 2000), ISBN 978-3-928441-36-0.
Peter Winkelmann: Gesundheitswesen, Gesundheitsverhältnisse und medizinische Versorgung der Bevölkerung in der kurtrierischen Amtsstadt Oberwesel im 17. und 18. Jahrhundert, (med. Diss. Bonn 2001) ISBN 978-3-928441-39-1
Karl Hieke: Der Landarzt und Arzneimittelfabrikant Johann Andreas Eisenbarth (1663-1727), dargestellt anhand seiner Werbemittel und anderer zeitgenössischer Quellen, (med. Diss. Bonn 2002) ISBN (3-928441-42-6) 978-3-928441-42-6
Peter Laufer: Ärztewappen vom 16. bis 20. Jahrhundert aus dem deutschsprachigen Raum unter besonderer Berücksichtigung der medizinischen Emblematik als Spiegel der Heraldik, (med. Diss. Frankfurt/Main 2010) ISBN 978-3-928441-76-6
Nachweis (Mementodes Originals vom 9. Juli 2021 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sigel.staatsbibliothek-berlin.de bei der Deutschen ISIL-Agentur und Sigelstelle