Falschspiel

Sonderform des Betrugs Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Falschspiel

Das Falschspiel (frz. corriger la fortune) ist eine Sonderform des Betrugs.

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Michelangelo Merisi da Caravaggio: Die Falschspieler (Gemälde um 1594)
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Georges de la Tour: Der Falschspieler mit dem Karo-Ass
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Gerrit van Honthorst: Die Falschspieler

Falschspiel ist vermutlich so alt wie das Glücksspiel um Geld. Bereits in altägyptischen Gräbern von 3500 v. Chr. wurden manipulierte Würfel gefunden. Es ist kein Glücksspiel bekannt, bei dem nicht Manipulation praktiziert oder wenigstens versucht wurde. Die Methoden sind ausgesprochen vielfältig, raffiniert und mechanisch bisweilen sehr aufwändig.

Verbreitete Techniken

Zusammenfassung
Kontext

Das Falschspiel kommt häufig bei Würfel- oder Kartenspielen vor sowie bei allen Spielen, bei denen Zufall und unvollständige Information eine Rolle spielen.

Sehr verbreitete Methoden sind:

  • Vertauschen von Würfeln mit präparierten Würfeln, die aufgrund einer Asymmetrie der Form oder der Lage des Schwerpunkts andere Gewinnwahrscheinlichkeiten aufweisen
  • rückenmarkierte („gezinkte“) Spielkarten
  • unauffällige Spiegel („shiner“)
  • Kiebitzen
  • Vertauschen ganzer Kartenspiele mit speziell angeordneten Spielen („cooler“)
  • Falschmischen (scheinbar authentisches, jedoch kontrolliertes Mischen)
  • Falschgeben
  • Signale unter heimlich verbündeten Spielern
  • das nachträgliche Erhöhen bzw. Verringern des Einsatzes, nachdem das Spielergebnis bereits feststeht oder im Laufe des Spiels, abhängig davon, ob die Spielsituation vorteilhaft oder nachteilig ist (genannt la pousette (vgl. Tranby-Croft-Skandal)).
  • das Verschieben eines Jetons von einer verlierenden auf eine gewinnende Chance. Z.B. Angenommen man hat beim Roulette auf Rouge gesetzt und es kommt eine ungerade schwarze Zahl, z. B. 11: Der Falschspieler verschiebt rasch den Einsatz von Rouge auf das benachbarte Einsatzfeld für Impair und wandelt seinen Verlust in einen Gewinn.

Professionelle Falschspieler wenden solche Tricks nur äußerst sparsam an, doch genügt bei den meisten Spielen bereits das vereinzelte Falschspiel, um die Gewinnwahrscheinlichkeit ganz erheblich zu verbessern: Man denke z. B. nur an den immensen Vorteil eines Spielers beim Backgammon, dem man das Recht einräumt, zu einem gewünschten Zeitpunkt während eines Spieles die Augenzahl auf bloß einem Würfel selbst zu bestimmen.

Reine Betrugsspiele

Manche Falschspiele existieren ausschließlich als Betrugsspiele und können in Wirklichkeit gar nicht ehrlich gespielt werden.

  • Kümmelblättchen (three card monte): Drei Karten werden schnell vertauscht, wobei der Mitspieler den Eindruck gewinnt, er könne die Gewinnerkarte verfolgen.
  • Hütchenspiel (three shell game): Das gleiche mit drei Nussschalen o. ä. und einer Kugel.

Bei diesen Spielen handelt es sich nicht um Glücksspiele im eigentlichen Sinne, da nicht das Glück, sondern die scheinbare Beobachtungsmöglichkeit den Spieler zum Setzen veranlasst. Hätte der Spieler tatsächlich eine Chance, wäre der Spielemacher sofort pleite. Beide Kunststücke gehören auch zum Standardrepertoire seriöser Zauberkünstler.

Gegenmaßnahmen

Die Methoden von Falschspielern sind so zahlreich und raffiniert, dass man pauschal nur davon abraten kann, mit Fremden um Geld zu spielen.

Bekannte Falschspieler

  • Johannes Kepplinger
  • Milton Franklin Andrews
  • George McManus
  • „Titanic Thompson“
  • „The Hiker“
  • „Con Baker“ (Conrad Baker)

Bekannte Falschspielexperten

Literatur

  • Gerolamo Cardano: Liber de Luder Alea. 1524 (lateinisch).
  • Jean Eugène Robert-Houdin: Les Tricheries des Grecs dévoilées. L'art de gagner à tous les jeux. Librairie nouvelle, Paris 1861 (französisch).
  • John Nevil Maskelyne: „Sharps and Flats“. A complete revelation of the Secrets of Cheating at the games of chance and skill. Longmans & Co., London 1894 (englisch).
  • S. W. Erdnase: Artifice, ruse and subterfuge at the card table. A treatise on the science and art of manipulating cards. Frederick J. Drake, Chicago 1902 (Auch: The expert at the card table. The classic treatise on card manipulation. With a new foreword by Martin Gardner. Dover Publications, New York NY 1995, ISBN 0-486-28597-9), (englisch).
  • Frank Garcia: Marked cards and loaded dice. Prentice-Hall, Englewood Cliffs NJ 1962 (2nd edition: How To Detect Crooked Gambling. Marked Cards and Loaded Dice. Arco, New York NY 1977, ISBN 0-668-04042-4), (englisch).
  • John Scarne: The Odds against me. An autobiography. Simon and Schuster, New York NY 1966 (englisch).
  • Hans-Heinrich Wellmann (Red.): Die Glücksspieler. Time-Life International, Amsterdam 1980 (Time-Life Bücher – Der Wilde Westen).
  • David Britland, Gazzo: Phantoms of the Card Table. High Stakes, Harpenden 2002, ISBN 1-8434-4003-2 (High stakes. Cards), (englisch).
  • Steve Forte: Casino game protection. A comprehensive guide. SLF Publishing u. a., Las Vegas NV 2004, ISBN 0-9759864-0-6 (englisch).
  • Steve Forte: Poker Protection. Cheating… and the World of Poker. SLF Publishing, Las Vegas NV 2006, ISBN 0-9759864-1-4 (englisch).
Wiktionary: Falschspiel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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