La Tour war Sohn des Bäckermeisters Jean de La Tour und seiner Frau Sybille Mélian als das zweite von sieben Geschwistern.[1][2] Über seine Jugend und Lehrzeit ist nichts bekannt; es ist nicht überliefert, wie er zur Malerei kam. 1618 heiratete er Diane Le Nerf, die Tochter eines Finanzverwalters des Herzogs von Lothringen.
In einer Urkunde von 1639 wird er als offizieller Maler Ludwigs XIII. („peintre ordinaire du Roy“) erwähnt. Bereits 1644 wurde er als „peintre fameux“ bezeichnet. Seine künstlerischen Motive waren sowohl sakraler wie auch profaner Art: Seine Nachtstücke sind durchweg dunkel gehalten und nur durch Kerzen erleuchtet. Aufgrund der Vorliebe für kontrastreiche Hell-Dunkel-Malerei zählt man ihn zur Gruppe der „Caravaggisten“. Dieses Stilmittel Chiaroscuro (italienisch: „hell-dunkel“), Hell-Dunkel-Malerei, auch franz.: Clair-obscur, bezeichnet ein in der Spätrenaissance und im Barock entwickeltes Gestaltungsmittel der Grafik und Malerei, das sich durch starke Hell-Dunkel-Kontraste auszeichnete und sowohl der Steigerung des Räumlichen als auch der des Ausdrucks diente.
Besondere Bekanntheit erlangte er durch die Szenen aus dem Schelmenleben, Tagstücke, die Gaunereien beinhalten, wie zum Beispiel das Falschspielen mit Karten (siehe Der Falschspieler mit dem Karo-Ass) und betrügerische Wahrsagerei (siehe Die Wahrsagerin).
Es gibt über den Maler nur ein einziges Dokument: 1646 beschwerten sich Bürger des Städtchens Lunéville beim Herzog über La Tour, weil er „sich beim Volk verhasst macht durch die große Zahl von Hunden, die er sich hält, als wäre er der Herr des Ortes“ und „der die Hasen ins Korn treibt, es verdirbt und zertrampelt“. Wegen Schlägereien wurde er mehrfach angezeigt. Einer seiner Söhne wurde 1670 in den Adelsstand erhoben. Ungeklärt ist, wieso dieser seinen Einfluss nicht nutzte, um seinem Vater ein Gedächtnis zu setzen. Es gibt keine Abbildung des Malers, eventuell hat er sich in der Figur des Falschspielers im Gemälde Der Falschspieler mit dem Karo-As porträtiert.
Seit den 1920er-Jahren hat man La Tours Werken wieder verstärkt Aufmerksamkeit gewidmet. Dem Kunsthistoriker Herrmann Voss war maßgeblich die Wiederentdeckung de la Tours zuzuschreiben.[3]
„La fillette au braisier“ (Mädchen, in ein Kohlebecken blasend), privat[5], verkauft für 3,6 Mio. €.[6] Damit ist das „Mädchen, in ein Kohlebecken blasend“ teuerster Altmeister in einer deutschen Auktion jemals (höchster Zuschlag hierzulande bleibt mit 4,7 Millionen Euro Beckmanns „Ägypterin“, 2018 bei Grisebach in Berlin).[7] Hier das Bild.[8] Der Louvre Abu Dhabi hat dieses Bild eines Alten Meisters erworben.[9]
Kopie von Die Auffindung des Heiligen Sebastian, Berlin, Gemäldegalerie der Staatlichen Museen Berlin
Für die Gestaltung des Szenenbilds seines Horrorfilms Nosferatu – Phantom der Nacht von 1979 studierte Regisseur Werner Herzog die Gemälde des Malers Georges de la Tour, um Inspiration zu gewinnen für die Inszenierung von dunklen Räumen, die lediglich von brennenden Kerzen schummrig beleuchtet werden.[10]
Hermann Voss: Tableaux à éclairage diurne de G. de La Tour. In: Formes. Paris, Juni 1931, S. 98–99. (Éditions des Quatre Chemins. no XVI; lire en ligne [archive])
Pierre Rosenberg, François Macé de l'Épinay: Georges de La Tour: Vie et œuvre. Office du livre, Fribourg 1973, OCLC473835110, S. 126–127. («Catalogue raisonné, no 29»)
Jacques Thuillier: Tout l'œuvre peint de Georges de La Tour. (= Les Classiques de l'Art). Flammarion, Paris 1973/1985, ISBN 2-08-010258-3, S. 91. («Catalogue des œuvres, no 30»)
Pierre Rosenberg, Marina Mojana: Georges de La Tour: catalogue complet des peintures. (= Fleurons de l'Art). Bordas, Paris 1992, ISBN 2-04-019598-X.
Jean-Pierre Cuzin, Pierre Rosenberg (préf. Jacques Thuillier): Georges de La Tour. (= Ausstellungskatalog: Galeries nationales du Grand Palais, Paris, 3 octobre 1997-26 janvier 1998). Réunion des Musées nationaux, Paris 1997, ISBN 2-7118-3592-8.
Jean-Pierre Cuzin, Dimitri Salmon: Georges de La Tour: Histoire d'une redécouverte. (= Découvertes Gallimard. 329). Gallimard, Paris 1997, ISBN 2-07-030053-6.
Jacques Thuillier: Georges de La Tour. (= Les Grandes monographies). Flammarion, Paris 2012, ISBN 978-2-08-128608-5.
Emanuele Castellani, Antonio Fazzini, Chiara Lachi, Daniela Parenti: Georges de La Tour: Le Tricheur à l'as de carreau. (= Le Musée du Monde. 16). Le Monde, Paris 2014, ISBN 978-2-36156-146-8.
Crissy Bergeron:Georges de La Tour's Flea-Catcher and the iconography of the flea-hunt in seventeenth-century Baroque art. Nr.462. LSU Master's Theses 2007, S. 3 und Fussnote 4, die auf Jacques Thuillier, Georges de La Tour, übersetzt durch Fabia Claris (Paris: Flammarion, 1993), S. 19 verweist (englisch, lsu.edu).
Voss, Hermann.In:Dictionary of Art Historians.Abgerufen am 26.November 2023(englisch):„A 1915 article on Georges de La Tour--again, on an artist barely studied--marked the beginnings of scholarly research on that artist.“