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Falschfahrer

Fahrzeugführer, der entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung fährt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Falschfahrer
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Als Falschfahrer – umgangssprachlich auch Geisterfahrer[1] – bezeichnet man Benutzer einer Autobahn oder einer Straße mit geteilten Richtungsfahrbahnen, die entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung fahren.

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Falschfahrer

Bei Falschfahrten wird der Vertrauensgrundsatz durchbrochen. Dadurch sind Falschfahrer eine massive Gefahr für den Straßenverkehr, vor allem auf Autobahnen. Sie verursachen wiederkehrend schwerste Verkehrsunfälle.

Das Fahren auf Radwegen entgegen der eigentlichen Fahrtrichtung ist innerorts eine der Hauptursachen für Unfälle mit Personenschäden bei Radfahrern. Dies wird umgangssprachlich auch als „Geisterradeln“ bezeichnet.

Linksfahrende Verkehrsteilnehmer trotz Rechtsfahrgebots sind ebenfalls Falschfahrer; sie sind hier jedoch ebenso wenig wie entgegen der vorgeschriebenen Richtung fahrende Fahrzeugführer in Einbahnstraßen gemeint. Ein orientierungsloser Autofahrer, der unter Beachtung aller Vorschriften irrtümlich in die nicht gewollte Richtung fährt, entfernt sich vom Fahrtziel und ist im weitesten Sinne auch ein Falschfahrer.

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Allgemeines

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„Stop falsch!“ in Österreich

Etymologie

Der Begriff des Geisterfahrers ist in Deutschland um das Jahr 1975 entstanden.[2] Es wird angenommen, dass er auf den Begriff des Geisterschiffs zurückzuführen ist.[2]

Ursachen und Motive

Zum Falschfahrer können Auto- und Fahrradfahrer aus verschiedensten Gründen werden, beispielsweise:

  • aufgrund schlechter oder unübersichtlicher Beschilderung von Auf- und Abfahrten
  • aufgrund einer unübersichtlichen Beschilderung und Fahrbahnführung in Baustellen
  • aufgrund ungewöhnlicher Verkehrsführungen im Bereich von Auf- und Abfahrten (beispielsweise Abfahrten, die von rechts kommend die nach links führende Auffahrtspur kreuzen und in die falsch abgebogen wird)
  • durch falsches Auffahren von Autobahnraststätten oder Parkplätzen
  • aufgrund starker Beeinträchtigung der Sicht durch widrige Wetterverhältnisse oder Sonnenblendung
  • aufgrund Überforderung durch Alter oder Drogeneinfluss, beispielsweise bei Trunkenheit im Verkehr
  • durch Unachtsamkeit
  • durch Wenden oder Umdrehen auf der Autobahn, nachdem irrtümlich aufgefahren oder eine Abfahrt verpasst wurde
  • aufgrund einer Suizid- oder erweiterten Suizidabsicht
  • als Mutprobe[3]
  • aufgrund der Gewöhnung an Linksverkehr oder Rechtsverkehr
  • aufgrund der Ansage im Navigationssystem „Bitte wenden!“
  • zum Umfahren eines Staus[4][5]
  • bei Radfahrern entgegen der erlaubten Fahrtrichtung auf Radwegen: aufgrund von Bequemlichkeit und Nachlässigkeit oder ungeeigneter Fahrradinfrastruktur

Prävention

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Verstärkte Beschilderung an der Karlsruher Südtangente
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Hinweisschild für Radfahrer in Bamberg
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Auf nordamerikanischen (hier: Ontario) Autobahnen ist die in Fahrtrichtung linke Fahrbahnrandmarkierung gelb, so dass die Fahrtrichtung auf jedem Straßenabschnitt immer zu erkennen ist.
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Geisterfahrerprävention – Frankreich

Mit eindeutiger Beschilderung – insbesondere „Einfahrt verboten“ – wird versucht, versehentlichen Geisterfahrten vorzubeugen. Ein Verhindern von Geisterfahrten mit technischen Hilfsmitteln ist schwierig. Es gab Überlegungen, mit technischen Einrichtungen, beispielsweise so genannten Krallen, ein Auffahren in die Gegenrichtung durch Beschädigen der Autoreifen zu verhindern. Dies würde aber der Feuerwehr und Rettungsdiensten das Erreichen eines Einsatzortes in Gegenrichtung erschweren, wenn die Autobahn in regulärer Richtung gesperrt ist. Auch ist die Wirkung bei Eis oder Schnee nicht immer die gewünschte.

In Österreich wurde 1997 mit Hilfe von Warntafeln mit der Prävention gegen Geisterfahrer begonnen. Diese Tafeln sind insofern ein Unikum im Straßenverkehr Österreichs, als sie nicht mit Steuergeldern finanziert werden, sondern ausschließlich durch Einnahmen für Werbung, die sich auf der Rückseite der Tafeln befindet, was andererseits auf Autobahnen und Schnellstraßen üblicherweise verboten ist.[6] Zur Reduktion von Geisterfahrten setzt die ASFINAG auf folgende Maßnahmen:[7]

  • mehr als 400 Geisterfahrer-Warntafeln in den Auffahrtsbereichen
  • Sensoren auf der Fahrbahn, die bei Geisterfahrern alarmieren
  • etwa 20 Geisterfahrerkrallen
  • Evaluierung auffälliger Streckenabschnitte und Anpassung von Beleuchtung, Schildern, Bodenmarkierungen sowie Umbauten
  • dreidimensional erscheinende Bodenmarkierungen als optisches Hindernis (testweiser Einsatz)

In manchen Bezirken Kanadas, beispielsweise der Provinz Ontario, werden die zwischen Fahrbahnen für entgegengesetzte Fahrtrichtungen liegenden Mittel- und Randlinien in Gelb ausgeführt, so dass die korrekte Fahrtrichtung auf jedem Straßenabschnitt immer zu erkennen ist.[8]

Geisterfahrerwarnsystem

Mercedes-Benz hat Anfang 2013 für die S-Klasse ein Warnsystem angekündigt, das zusammen mit der Continental AG entwickelt wurde. Es erkennt die Kombination von zwei Verbotsschildern und einem Pfeil, wie sie zur Kennzeichnung von Autobahnauffahrten dienen. Gleichzeitig wird das Ergebnis mit den Daten des Navigationssystems abgeglichen. Besteht die Gefahr, dass jemand eine falsche Auffahrt benutzt, gibt es, ähnlich wie bei einer offenen Tür, eine „Rote Warnung“. Der Fahrer wird akustisch und mit einer Nachricht gewarnt. Das Assistenzsystem nutzt eine Kamera, die jetzt bereits zur Erkennung von Tempo-Begrenzungen Verwendung findet.[9]

Verhalten

Es wird häufig empfohlen, bei einem im Verkehrsfunk gemeldeten Falschfahrer äußerst rechts zu fahren und nicht zu überholen. Außerdem sollte man versuchen, über das Abblendlicht und weitere Beleuchtung vom Falschfahrer frühzeitig erkannt zu werden. Die Betätigung der Lichthupe, um auf das Fehlverhalten des Falschfahrers aufmerksam zu machen, ist zulässig.[3][10]

Falschfahrern, welche ihr Fehlverhalten bemerken, wird empfohlen, mit dem Fahrzeug an der Mittelleitplanke stehenzubleiben, auszusteigen, sich auf den Grünstreifen (Fahrbahnteiler) zu „retten“ und anschließend die Polizei zu informieren.[3]

Verkehrs- und anderer Warnfunk

Mit Verkehrsdurchsagen im Hörfunk versucht man, die anderen Verkehrsteilnehmer vor gemeldeten Falschfahrern zu warnen und so den Schaden zu begrenzen. Dabei werden meist Warnungen für beide Richtungsfahrbahnen ausgesprochen, da die Meldungen häufig von Verkehrsteilnehmern stammen und man einer möglichen Verwechslung der benannten Fahrtrichtung vorbeugen möchte. Meldungen über Falschfahrer werden im Hörfunk mit höchster Priorität behandelt; viele Sender unterbrechen für sie sogar Musiktitel oder Nachrichten. Auch über den TMC werden die Warnmeldungen gesendet. Die Verarbeitung der Meldungen in Navigationssystemen ist nach einem gemeinsamen Test von ADAC und der Fraunhofer-Gesellschaft noch sehr verbesserungswürdig (Stand: Ende 2012).[11]

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Länderspezifisches

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Falschfahrer in Deutschland

In Deutschland kommt es täglich zu Radiomeldungen über Falschfahrer, allerdings beruhen einige dieser Meldungen auf falschen Beobachtungen bzw. Informationen. Lediglich das Bundesland Bayern führt eine offizielle Fallstatistik.

1978 gab es insgesamt 1.788 Autofahrer, die auf Autobahnen oder anderen mehrspurigen Straßen in verkehrter Fahrtrichtung gefahren sind. Die Zahl ging bis 1981 auf 1.100 zurück, dem war eine bessere Beschilderung von Autobahnzufahrten und Abzweigungen vorausgegangen.

Im Jahr 2010 wurden in Bayern an der A 3 sowie der A 8 im Rahmen eines Pilotversuches Schilder aufgestellt, die bis auf kleine Unterschiede den in Österreich verwendeten gleichen. Im Oktober 2011 platzierte man solche Schilder außerdem zwischen Marktl und Mühldorf am Inn, da es hier besonders oft zu Unfällen mit Geisterfahrern kam. Nach fünf Jahren Testphase fiel Anfang 2016 die Entscheidung, die gelben Warnschilder nach österreichischem Vorbild nicht bundesweit an Autobahnen einzusetzen. Der Grund: Die Fallzahlen sind zu gering, um einen statistisch relevanten Zusammenhang zum Nutzen der Warnschilder herzustellen. Besonders auf Personen mit Suizidabsicht oder Jugendliche, die eine Mutprobe durch das Falschfahren absolvieren, haben solche Schilder keinerlei Einfluss.[12]

Im Dezember 2012 veröffentlichte der ADAC eine Untersuchung für die beiden Jahre 2010 und 2011, in der rund 30 als besonders auffällige Autobahnen für Falschfahrten identifiziert werden konnten. Dabei handelt es sich zum Großteil um Straßen mit dreistelligen Autobahn-Nummern, die meist als Zubringer oder Verbindungsstrecken in Ballungsräumen fungieren.[13] Zu den zehn gefährlichsten Autobahnen gehören nach dieser Studie: A 98, A 255, A 293, A 391, A 516, A 559, A 562, A 643, A 661 und die A 980.[14] Ebenfalls stellte sich in der Studie heraus, dass die Anzahl der Falschfahrer am Wochenende und dann vor allem in der Nacht auf das Doppelte ansteigt, die Häufigkeit von Warnmeldungen liegt hier zwischen 20 und 23 Prozent, an Wochentagen beträgt diese lediglich elf bis zwölf Prozent. Über die Hälfte der Irrfahrten beginnt an den Anschlussstellen (51 %), gefolgt von den Autobahndreiecken und -kreuzen (17 %), auf freier Strecke 11 %, an den Tank- und Rastanlagen sowie Parkplätzen 6 % und am Autobahnbeginn 2 %. Die restlichen 13 % sind als „sonstige“ in der Statistik zusammengefasst.[15] 1.914 Falschfahrer wurden 2012 im Verkehrsfunk von deutschen Autobahnen gemeldet. Die meisten Meldungen gehen zwischen August und Oktober ein.[16]

Geisterfahrer in Österreich

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Das Gefahrenzeichen 14a. „Achtung Falschfahrer“ (Österreich) existiert nur als Leuchttafel bei Bedarf.
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Anzeige des Verkehrszeichens und zweisprachigem Warnhinweis auf einer elektronischen Anzeigetafel an einer Auffahrt der S1 nahe Wien im April 2024

Statistik und Häufigkeit

Das weniger als 40 Kilometer zählende und als Wörtherseeabschnitt bezeichnete Teilstück der Süd Autobahn (A2) zwischen den Kärntner Städten Klagenfurt und Villach ist das Straßenstück mit den insgesamt meisten registrierten Falschfahrern seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1994 und führte 2024 mit 20 Meldungen auch in der Geisterfahrerstatistik des österreichischen Verkehrsservice von Ö3. Als „Geisterfahrer-Hotspot“ galt wie im Vorjahr 2023 der Großraum Villach, wo mit 65 Meldungen jeder sechste Geisterfahrer Österreichs registriert wurde. Am Autobahnknoten Villach, der die A2 mit der Tauern Autobahn (A10) und der Karawanken Autobahn (A11) verbindet, wurden in den beiden letzten Jahren (2024, 2023) 26 Falschfahrer gemeldet. Insgesamt gab es 2024 österreichweit 400 Geisterfahrerwarnungen, was einen Rückgang von 10 Prozent gegenüber dem Jahr 2023 darstellte. Durch diese Geisterfahrten kam es zu 11 Unfällen mit zwei Toten, einem Schwerverletzten und 23 Leichtverletzten. Nach Bundesländern führte in der Statistik erstmals seit 2018 die Steiermark, gefolgt von Niederösterreich und Kärnten. Die wenigsten Falschfahrer wurden in Wien gemeldet. Nach der A2 wurden die meisten Geisterfahrer auf der A10 und der West Autobahn (A1) festgestellt. Abseits der Autobahnen gab es die meisten Falschfahrer mit 20 im steirischen Abschnitt der Semmering Schnellstraße (S6). Der bisher höchste Wert an Falschfahrern wurde 2004 mit 550 festgestellt, der niedrigste mit 346 im Jahr 2020. Seit 1987 sind in Österreich 124 Menschen bei Geisterfahrerunfällen getötet worden, dazu kommen 315 Schwerverletzte und 412 Leichtverletzte. Seit 1987 gab es die meisten Geisterfahrerunfälle mit 32 im Jahr 1989 und die meisten Toten mit 13 im Jahr 1988.[17] Das Jahr 2011 stellte betreffend Geisterfahrern ein historisches Jahr dar, da mit 366 Meldungen ein Niedrigrekord seit Beginn der Aufzeichnungen und erstmals seit 1987 auch kein Todesopfer zu verzeichnen war. Verkehrsexperten führten die positive Entwicklung in erster Linie auf den erfolgreichen Kampf gegen Alkohol am Steuer zurück, da bis dahin der typische Geisterfahrer als männlich, um die 40 Jahre alt und unter Einfluss von Alkohol stehend, kategorisiert wurde.[18]

Im Mai 2024 war ein 55-Jähriger von einer Autobahnraststation bei Kammern falsch in Richtung Selzthal auf die Pyhrn Autobahn (A9) aufgefahren und starb bei der Kollision mit einem in Richtung Graz fahrenden Lkw, dessen Lenker unverletzt geblieben war.[19] Im September 2024 war ein 47-Jähriger alkoholisiert (1,78 ) in Laakirchen falsch auf die West Autobahn (A1) aufgefahren und auf Höhe von Vorchdorf mit einem entgegenkommenden Pkw kollidiert, wobei dessen 19-jähriger Lenker getötet worden war. Im Februar 2025 wurde der verursachende Lenker wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit (§ 89 StGB) und Grob fahrlässiger Tötung (§ 81 StGB) schuldig gesprochen und zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten, zwölf davon bedingt, sowie einem Trauerschmerzengeld an die Hinterbliebenen in der Höhe von 17.000 Euro verurteilt.[20]

Im Mai 2025 ereignete sich auf der Pyhrn Autobahn (A9) ein weiterer tödlicher Geisterfahrerunfall; ein 25-jähriger Fahrzeuglenker, der in Fahrtrichtung Norden unterwegs war, hatte aus unbekannten Gründen seinen Pkw vor dem Südportal des Gleinalmtunnel gewendet und war anschließend auf Höhe Übelbach frontal mit dem Pkw eines 56-Jährigen kollidiert, wobei beide Lenker ums Leben kamen.[21]

Präventivmaßnahmen und Verkehrszeichen

Um die Verbotene Einfahrt bei Autobahnausfahrten möglichst auffällig zu gestalten, werden großflächige Tafeln aufgestellt. Zur Finanzierung der Tafeln hat man das auf der Autobahn verhältnismäßig strenge Werbeverbot aufgeweicht und erlaubt, auf der Rückseite dieser Tafeln Werbeflächen anzubringen, mit denen diese Hinweisschilder finanziert werden.[22] Zur präventiven Verhinderung von Geisterfahrten setzt der Autobahnbetreiber ASFINAG auf mehrere Hundert Geisterfahrer-Warntafeln und rund 20 Geisterfahrerkrallen in den Auffahrtsbereichen von Autobahnen, sowie auf die Evaluierung von auffälligen Streckenabschnitten, wo je nach Bedarf Schilder, bessere Beleuchtung, Bodenmarkierung oder bauliche Änderungen zum Einsatz kommen. Weiters werden stellenweise Sensoren verwendet, welche Alarm auslösen, wenn ein Fahrzeug entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung unterwegs ist. Seit 2018 läuft zudem an ausgewählten Straßenabschnitten ein Langzeittest mit 3D-Markierungen, die für falsch auffahrende Lenker dank des 3D-Effekts wie eine optische Barriere erscheinen, während Lenker in der richtigen Fahrtrichtung nichts davon bemerken (Stand: 2025). Da die Kameras entlang der Autobahnen den Verkehr im Freiland aus Datenschutzgründen nicht aufzeichnen, sondern nur die aktuelle Verkehrslage verfolgen, ist das Nachverfolgen von Geisterfahrern in diesem Sinne nicht möglich.[23] Laut ASFINAG und Ö3 sei der Hauptgrund für Geisterfahrten so gut wie immer gravierendes Fehlverhalten des Lenkers; neben Ablenkung beziehungsweise Unaufmerksamkeit zählen vor allem Alkohol- und Drogeneinfluss, allgemeine Verwirrtheit und Überforderung zu den meisten Ursachen, immer öfter auch das „blinde Vertrauen“ in das Navigationsgerät. Alle Daten über Geisterfahrermeldungen werden von der ASFINAG jedes Jahr zusammen mit den Unfalldaten des Innenministeriums analysiert, um Problembereiche erkennen und geeignete Maßnahmen einleiten zu können.[24] Laut Statistiken sei der „typische“ Geisterfahrer männlich und alkoholisiert bzw. unter Drogeneinfluss.[25] Schon 2017 hatte das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) darauf hingewiesen, dass Betrunkene oft sogar gezielt auf Autobahnen ausweichen, um Kontrollen zu entgehen. Dort sei es aufgrund der fehlenden künstlichen Beleuchtung, der gefahrenen Geschwindigkeiten und oftmals fehlender Anhaltemöglichkeiten schwieriger und gefährlicher, Kontrollpunkte einzurichten. Diesbezüglich forderte das KfV verstärkte Kontrollen sowohl auf der Autobahn als auch an den Auf- und Abfahrten.[26]

Da es europaweit kein Verkehrszeichen gab, das auf einen entgegenkommenden Geisterfahrer hinweist, wurde im Jahr 2006 auf Betreiben des damaligen Verkehrsministers Gorbach und gegen einige kritische Stimmen, dass das Zeichen situationsbedingt falsch verstanden werden könnte, das Gefahrenzeichen 14a. „Achtung Falschfahrer“ 50 Z. 14a.) in die StVO eingefügt:

„Dieses Zeichen zeigt an, dass ein Fahrzeug auf einer Richtungsfahrbahn entgegen der vorgesehenen Fahrtrichtung fährt, obwohl das nicht durch Straßenverkehrszeichen oder Bodenmarkierungen erlaubt ist.“

Dem Wortlaut der Z. 14a. folgend, wird dieses Verkehrszeichen ausschließlich im Anlassfall in elektronischer Form auf Wechselverkehrszeichenanlagen angezeigt. Vor Einführung dieses Verkehrszeichens gab es den Begriff Falschfahrer weder im österreichischen Recht noch in der Judikatur. Aus diesem Grund wird in der Öffentlichkeit anstelle des amtlichen weiterhin fast nur der bisherige rechtlich nicht fixierte Begriff Geisterfahrer verwendet.

Reaktion und Rechtliche Folgen

Bei eingehenden Geisterfahrermeldungen, durch Verkehrsteilnehmer oder automatisch erfasst, erfolgt grundsätzlich durch den Straßenbetreiber eine Sperrung des entsprechenden Abschnitts, beispielsweise durch Aufschalten vorhandener Ampel- und Signalanlagen, oder Blockieren nachfolgender Auffahrten. Das bundesweit ausgestrahlte Hörfunkprogramm Ö3 verkündet umgehend eine Geisterfahrerwarnung mit allen aktuellen Informationen in Deutsch und Englisch, wobei das laufende Programm unterbrochen wird, gefolgt von einer Geisterfahrerentwarnung, sobald keine Gefahr mehr bestehen sollte. Die zuständige Autobahnpolizei befährt den gemeldeten Abschnitt und stoppt bzw. leitet einen angetroffenen Falschfahrer anschließend alleine oder zusammen mit Fahrzeugen des Straßenbetreibers von der Autobahn. Vor allem für ortsunkundige Zeugen einer Geisterfahrt empfiehlt sich die Verwendung einer am Straßenrand befindlichen Notrufsäule, da bei deren Verwendung dem Betreiber automatisch relevante Daten über Strecke, Fahrtrichtung und Straßenkilometer angezeigt werden.[27] Laut Empfehlung des Bundesministerium für Inneres sollte man bei einer Geisterfahrermeldung sein Fahrzeug rechts halten, die Geschwindigkeit reduzieren und keinesfalls überholen. Sollte man selbst irrtümlich zum Geisterfahrer werden, solle sofort die Alarmblinkanlage aktiviert und so weit außen wie möglich am nächsten Fahrbahnrand angehalten werden. Nach dem Begeben hinter die Leitschiene solle die Polizei verständigt werden. Von einem Umdrehen bzw. Zurückfahren wird dringend abgeraten.[28]

Für eine Geisterfahrt drohen teils hohe Strafen. Das Fahren gegen die vorgeschriebene Fahrtrichtung auf Autobahnen gilt als schwerer Verstoß nach § 4 Führerscheingesetz (FSG)[29] und führt zu einem Führerscheinentzug von mindestens sechs Monaten. Damit verbunden sind eine Nachschulung in der Dauer von 12 bis 14 Stunden mit Fahrprobe sowie eine Geldstrafe von bis zu 2180 Euro. Bei Probeführerscheinbesitzern verlängert sich mit der Anordnung einer Nachschulung die Probezeit jeweils um ein weiteres Jahr. Im Wiederholungsfall können von der zuständigen Sicherheitsbehörde vor Wiedererlangung der Lenkberechtigung eine verkehrspsychologische Untersuchung, bestehend aus einem Praxisteil und einem anschließenden Gespräch mit einem Verkehrspsychologen in der Dauer von zwei bis vier Stunden, sowie eine amtsärztliche Untersuchung über die gesundheitliche Eignung eingefordert werden, welche mit Ladung erfolgt. Eine Beschwerde gegen die Ladung zum Amtsarzt kann durch die Behörde wegen „Gefahr im Verzug“ ausgeschlossen werden. Der Verkehrsclub ÖAMTC empfiehlt ein kooperatives Verhalten, um im meist unausweichlich folgenden Verfahren zur Prüfung der Fahrtauglichkeit „bessere Karten“ zu haben.[30][31][32][33]

Neben Verwaltungsübertretungen die im Zusammenhang mit einer Geisterfahrt stehen (z. B. § 46 Abs. 4 StVO), erschwert durch Alkohol- oder Drogeneinfluss (§ 5 StVO), können Falschfahrer auch wegen gerichtlich strafbarer Handlungen zur Verantwortung gezogen werden. Für das Herbeiführen einer Gefahr für das Leben, die Gesundheit oder die körperliche Sicherheit eines anderen (§ 89 StGB) drohen bis zu drei Monate Freiheitsstrafe[34], wegen Gemeingefährdung im Falle der Fahrlässigkeit (§ 177 StGB) bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe[35], sowie bei Fahrlässiger oder Grob Fahrlässiger Körperverletzung (§ 88 StGB) bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe.[36] Im Falle der Fahrlässigen Tötung (§ 80 StGB) oder Grob Fahrlässigen Tötung (§ 81 StGB) drohen Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren.[37][38]

Falschfahrer in Frankreich und Italien

In Frankreich und Italien sind viele Autobahnen mautpflichtig. Trotzdem kommen in diesen Ländern Falschfahrer häufig vor. In Frankreich werden 2,4 % der schweren Unfälle und 4,5 % der Verkehrstoten durch Falschfahrer verursacht.[39] Besonders häufig werden diese verursacht von Autofahrern, die an Mautstellen umdrehten.

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Strafbarkeit

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Deutschland

In Deutschland stellt Falschfahren unter Umständen eine Gefährdung des Straßenverkehrs (§ 315c StGB) und damit eine Straftat dar. Der auf Falschfahrer bezogene Teil der Vorschrift lautet: „Wer im Straßenverkehr […] grob verkehrswidrig und rücksichtslos […] auf Autobahnen oder Kraftfahrstraßen wendet, rückwärts oder entgegen der Fahrtrichtung fährt oder dies versucht […] und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefährdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ Als Nebenfolge ist eine dauerhafte Entziehung der Fahrerlaubnis nach § 69 StGB möglich, andernfalls kommt ein (mehrmonatiges) Fahrverbot nach § 44 StGB in Betracht.

Österreich

In Österreich wird das Falschfahren erfasst durch § 177 StGB als fahrlässige Gemeingefährdung. Die Tat kann mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bestraft werden. Hat die Tat den Tod eines Menschen oder schwere Körperverletzungen einer größeren Zahl von Menschen zur Folge oder sind durch die Tat viele Menschen in Not versetzt worden, so ist nach § 170 StGB der Täter mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren zu bestrafen. Wurde der Tod einer größeren Zahl von Menschen verursacht, ist die Strafe Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren.

Schweiz

In der Schweiz ist Falschfahren ein Verstoß gegen Art. 90, Satz 2 Strassenverkehrsgesetz: „Wer durch grobe Verletzung der Verkehrsregeln eine ernstliche Gefahr für die Sicherheit anderer hervorruft oder in Kauf nimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft.“ Der Verstoß wird juristisch als abstraktes Gefährdungsdelikt behandelt.

Bekannte Opfer

  • Der US-amerikanische Musiker Criss Oliva kam am 17. Oktober 1993 ums Leben, als er nahe Tampa frontal mit einem alkoholisierten Falschfahrer zusammenstieß. Olivas Frau Dawn wurde schwer verletzt.
  • Der deutsche Fußballspieler Roland Wabra kam am 17. Oktober 1994 durch einen Unfall mit einem Geisterfahrer auf der A 6 ums Leben.
  • Die österreichische Schauspielerin Doris Schretzmayer hatte 1997 wegen eines Geisterfahrers einen schweren Autounfall.
  • Die deutsche Fernsehmoderatorin Alexandra Freund kam am 21. Juni 2001 bei einem Verkehrsunfall auf der A 8 München–Salzburg ums Leben, als ein Geisterfahrer in suizidaler Absicht frontal in ihren Wagen raste.
  • Die belgische Politikerin Monika Dethier-Neumann wurde am 17. Oktober 2013 durch einen 87-jährigen Geisterfahrer auf der Autobahn bei Verlaine lebensgefährlich verletzt. Der Unfallverursacher kam mit leichten Verletzungen davon.
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Siehe auch

Literatur

  • Claus Christoph Eicher: Tödliche Begegnung, in: ADAC Motorwelt Heft 1, Januar 2013; S. 20–26.
Commons: Falschfahrer – Sammlung von Bildern
Wiktionary: Falschfahrer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Geisterfahrer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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Einzelnachweise

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