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Aktionen von Absprung, Fall oder Freifall bis zur Landung einer Person aus einer erhöhten Position unter Benutzung eines Fallschirms Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Fallschirmspringen bezeichnet die Gesamtheit der Aktionen von Absprung, Fall oder Freifall bis zur Landung einer Person aus einer erhöhten Position unter Benutzung eines Rundkappen-Fallschirms oder Flächenfallschirms. Der Absprung erfolgt dabei meist aus Luftfahrzeugen. Der Fallschirm bremst den Fall dabei zum Zeitpunkt der Landung auf eine verträgliche Sinkgeschwindigkeit ab. Für das sportliche Fallschirmspringen als Luftsportart wird auch der englische Begriff Skydiving benutzt. Zum Teil dient der Fallschirm beim Fallschirmspringen nur noch der verletzungsfreien Landung.
Die Auslösung des Fallschirms kann entweder unmittelbar beim Absprung als automatischer Fallschirmsprung aus niedrigen Höhen mit Rundkappen oder in großen Höhen mit Gleitfallschirmkappen sowie zu einem späteren Zeitpunkt manuell während des Freifallsprungs erfolgen. Die Mindesthöhe für den Öffnungsvorgang liegt bei 400 m. Meist erfolgt die Öffnung bei 800 m bis 700 m Höhe. Gleitfallschirme sinken bei 100 % Vorwärtsfahrt (die mehr als 60 km/h betragen kann) mit etwa 5 m/s (18 km/h), das Auftreffen auf dem Boden (ohne die horizontale Komponente) entspricht damit etwa einem Sprung aus 1,25 m Höhe. Rundkappenfallschirme haben je nach Kappengröße und Springergewicht eine konstante Sinkgeschwindigkeit von 3,5 bis 5 m/s.
Der Fallschirmsprung dient auch der Rettung von Luftfahrzeugbesatzungen in Luftnot, teilweise unter Nutzung eines Schleudersitzes.
Militärisch ist der Fallschirmsprung eine Verbringungsart der Fallschirmjägertruppe und von Spezialkräften, im Heer des Kommandos Spezialkräfte, in anderen Teilstreitkräften von Kampfschwimmern der Marine – entweder im automatischen Sprung oder als Military Freefall (MFF). Smokejumper werden von Feuerwehreinheiten in den USA, Kanada und Russland bei Waldbränden in der Wildnis eingesetzt.
Leonardo da Vinci (1452–1519) fertigte 1483 die Zeichnung eines pyramidenförmigen Fallschirms aus Leinen und Holz an. Ein Test dieses Musters im Jahr 2000 belegte, dass der Fallschirm nicht nur funktioniert, sondern sogar sanfter fliegt als moderne Fallschirme, jedoch durch sein Gewicht von 90 Kilogramm ohne Lenkung beim Aufsetzen problematisch zu handhaben ist.[1]
Einer weitverbreiteten modernen Sage nach soll der aus dem damals zur Republik Venedig gehörenden Šibenik (italienisch Sebenico; heutiges Kroatien) stammende Diplomat und Universalgelehrte Fausto Veranzio (štokav. Faust Vrančić; 1551–1617) der erste Mensch gewesen sein, der einen Fallschirm nicht nur ersann, sondern auch erfolgreich baute und schließlich 1617 mit 65 Jahren, kurz vor seinem Tod, persönlich erprobte. Das hierfür als Beleg angegebene, 1648 in London erschienene Werk Mathematical Magick von John Wilkins befasst sich allerdings weder mit Fallschirmen noch erwähnt es Faust Vrančić, ebenso wenig irgendein Ereignis aus dem Jahr 1617. Es existiert also bis dato kein Nachweis darüber, dass Vrančićs Fallschirm jemals tatsächlich getestet wurde.[2]
Der Franzose Louis-Sébastien Lenormand sprang 1783 in Montpellier mit einem selbstkonstruierten Fallschirm vom Turm des örtlichen Observatoriums und landete unversehrt. Dieses Ereignis gilt daher als offizieller Beginn des modernen Fallschirmspringens sowie der Entwicklungsgeschichte des Fallschirms.
Am 3. Oktober 1785 ließ Jean-Pierre Blanchard in Frankfurt-Bornheim seinen Hund sowie am 23. August 1786 in Hamburg einen Hammel von einem Gasballon aus mit einem Fallschirm herab.
Der Franzose André-Jacques Garnerin (1769–1823) sprang am 22. Oktober 1797 aus einem zirka 400 Meter hoch fliegenden, mit Wasserstoff gefüllten Ballon über Paris ab.[3]
Als eine der ersten Fallschirmspringerinnen gilt die deutsche Luftakrobatin Käthe Paulus (1868–1935). Sie war zugleich auch die erste deutsche Berufsluftschifferin und Erfinderin des zusammenlegbaren Fallschirms.
Manuell auszulösende Fallschirme waren bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs nur als Rettungsfallschirme für Piloten üblich. Zivile Fallschirmsprünge waren selten und dienten zumeist reinen Showzwecken, wurden also weniger aus sportlichen Gründen unternommen. In den aufgestellten Fallschirmjägerverbänden wurde für den manuellen Sprung nicht ausgebildet.
Die stabile Freifallhaltung in X-Körperstellung kam erst in den 1950er Jahren auf. Vorher nahm der Freifall-Fallschirmspringer seine Arme unter oder an den Körper und die Beine gestreckt zusammen. Weitergehende Freifallhaltungen entwickelten sich erst danach.
Weitergehende Verbreitung fand das Freifallspringen als Sport in Deutschland und anderen Ländern erst nach 1945. Die Entwicklung der stabilen Freifallhaltung erfolgt in dieser Zeit für stabile manuelle Fallschirmsprünge sowohl in Frankreich als auch in den USA, von wo weitere Entwicklungsschritte für steuerbare Fallschirme ausgingen.
In den 1960er Jahren fanden die ersten Stratosphärensprünge statt.
Absprünge sind grundsätzlich aus jeglichem Luftfahrzeug heraus und von festem Untergrund als BASE-Sprünge möglich. Für einen sicheren Absprung werden jedoch meistens Schulterdecker eingesetzt, da hier die Gefahr einer Kollision mit dem Luftfahrzeug durch den Springer geringer ist.
In den 1960er- bis Mitte der 1970er-Jahre demonstrierte Herbert Gillmann aus München regelmäßig Tiefsprünge. Er sprang mehrere hundert Mal mit einem automatischen Dreieckfallschirm (Kohnke) aus 50 m Höhe aus Sportflugzeugen – sowohl auf Flugtagen, als auch, um Segelfliegern zu demonstrieren, dass sie ihre Rettungsfallschirme auch in niedrigen Höhen benutzen können. Die Tiefsprünge absolvierte er ohne Reservefallschirm, weil dieser bei einer solch niedrigen Höhe nutzlos gewesen wäre. Nach solch einer Demonstration konnten Segelflieger einen Probesprung im Fallschirm-Sportspringer-Verein Bayern e. V., dessen Vorsitzender er war, (seit 1972 in Fallschirm-Sportclub München e. V. umbenannt) absolvieren, jedoch aus 400 m Höhe.
Ein Fallschirmsprung erfolgt im Allgemeinen aus 1000 bis 4500 m über Grund. Der Steigflug im Flugzeug bis in diese Höhe dauert etwa 5 bis 20 Minuten. Im freien Fall werden bei der klassischen Freifallhaltung in Bauchlage innerhalb der ersten 10 Sekunden 300 Höhenmeter überwunden, bis Körpergewicht und Luftwiderstand so gegeneinander wirken, dass die weitere Fallgeschwindigkeit etwa 180 km/h beträgt. Je nach Körperhaltung sind auch höhere Geschwindigkeiten möglich. Bei Tandemsprüngen wird kurz nach dem Absprung ein kleiner Brems- und Stabilisierungsschirm (Drogue) geöffnet, der die Geschwindigkeit nicht über 200 km/h ansteigen lässt. Bei einem Absprung aus 4000 m ist die Öffnungshöhe in etwa 40 bis 60 Sekunden erreicht.
Der Fallschirm wird in der Regel zwischen 1500 und 700 m über Grund geöffnet. Der Entfaltungsvorgang des Fallschirms dauert zwei bis fünf Sekunden und etwa 200 Höhenmeter, der Schirm hat während des Öffnens eine Bremsbeschleunigung von bis zu etwa 20 m/s². Die anschließende Schirmfahrt dauert etwa drei bis fünf Minuten mit einer Sinkgeschwindigkeit von etwa 5 m/s. Gesteuert wird der Flächenfallschirm durch eine rechte und eine linke Steuerleine, durch welche die Kappe jeweils einseitig abgebremst wird. Durch gleichzeitiges Ziehen an beiden Steuerleinen wird das Profil der Gleitfallschirmkappe verändert, der resultierende dynamische Auftrieb verringert kurzzeitig die Sinkgeschwindigkeit (bis auf null – sogar das Steigen um einige Meter ist möglich) als auch die Vorwärtsfahrt. So kann eine stehende und sanfte Landung erreicht werden.
Bei einer Öffnungsstörung oder einem Totalversagen des Fallschirms kann die Hauptkappe durch ein Trennkissen (bei Rundkappen durch Kappentrennschlösser) abgetrennt und durch das Betätigen einer zweiten Öffnungsvorrichtung der Reserveschirm geöffnet werden. Folgende zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen sind möglich und üblich: Die Reserve Static Line (RSL) ist eine Verbindung zwischen der Hauptkappe und der Öffnungsvorrichtung für den Reservefallschirm, die automatisch beim Trennen der Hauptkappe den Reservefallschirm öffnet. Ein Öffnungsautomat misst ständig Höhe und Fallgeschwindigkeit des Springers und öffnet automatisch die Reserve, wenn unterhalb einer definierten Höhe eine definierte Sinkgeschwindigkeit überschritten wird.
BASE- und Ballonfallschirmsprüngen ist gemeinsam, dass der Springer keine Luftanströmung durch die Eigengeschwindigkeit des Absprungobjekts hat – ein Heißluftballon driftet nur langsam mit dem Wind dahin. Bei beiden ist eine Mindestfreifallstrecke zum Aufbauen der Fallgeschwindigkeit für die Öffnung und eine Mindestöffnungshöhe von 200 m Höhe über Grund erforderlich. Die Aktivierung des Reserveschirmes ist beim BASE-Sprung durch die mögliche Höhe des Objekts auch bei einer Öffnungsstörung meist nicht vorgesehen, da dazu der Hauptschirm abgetrennt werden muss.
Fallschirmspringen ist in Deutschland nur mit einer gültigen Lizenz oder in der Ausbildung erlaubt. Voraussetzung für die Ausbildung sind eine Tauglichkeitsbescheinigung vom Hausarzt, der Nachweis eines Erste-Hilfe-Kurses und ein Mindestalter von 14 Jahren (eine Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten vorausgesetzt).
Während der Ausbildung springt der Fallschirmsprungschüler nur unter Aufsicht eines geprüften Fallschirmsprunglehrers. Das schließt unter anderem einen Ausrüstungscheck vor dem Besteigen des Flugzeuges ein. In Deutschland sind als Ausbildungsmethode die konventionelle Fallschirmausbildung und die AFF-Methode zugelassen. Während der Ausbildung führt der Schüler bei beiden Methoden Sprünge mit Fallschirmsprungaufträgen durch. Dies sind die Absprungart (Verlassen des Flugzeuges u. a. durch Hechtabsprung), Drehungen im Freifall und eine Ziellandung. Während der Ausbildung ist das Tragen eines Hartschalenhelms und ein automatisches Öffnungsgerät für den Fallschirm Pflicht.
Zum Erhalt der Lizenz muss ein Schüler in Deutschland eine theoretische Prüfung ablegen (Multiple Choice) und zwei Prüfungssprünge aus 1200 m und mindestens 3000 m absolvieren. Der Schüler muss bis dahin mindestens 23 Sprünge vorweisen können und mindestens 16 Jahre alt sein.[4] In Österreich müssen mindestens 28 Sprünge nachgewiesen werden, damit der Schüler einen Prüfungssprung und die schriftliche Prüfung ablegen kann.[5] In anderen Ländern kann es daher je nach den dortigen Luftfahrtgesetzen weitere Abweichungen geben.
Die einmal erworbene Lizenz ist unbeschränkt gültig. Regelmäßige medizinische Kontrolluntersuchungen sind nicht vorgeschrieben. Es sind mindestens zwölf Sprünge in den letzten zwölf Monaten nachzuweisen. Sollte diese Sprungzahl nicht erreicht werden, kann die Lizenz durch Überprüfungssprünge jederzeit wieder reaktiviert werden. Somit kann eine Fallschirmsprunglizenz in Deutschland nicht verfallen.
Als Trockenübung wird das Bodyflying in einem Vertikalwindtunnel (Rundturm mit starkem, nach oben gerichtetem Luftstrom) durchgeführt.
Absetzer (für ein Luftfahrzeug) beim Fallschirmsprung ist ein (eingeteilter/befohlener) erfahrener Fallschirmspringer nach Ausbildung oder Einweisung. Er weist den Luftfahrzeugführer und damit das Luftfahrzeug in den Anflug und die Landezone ein, damit das Absetzen am richtigen Absetzpunkt beginnt und die Fallschirmspringer innerhalb der Landezone landen können. Vor dem Start ist er für die Sicherheitskontrolle aller Fallschirmspringer an Bord des Luftfahrzeugs verantwortlich (Kontrolle richtig angelegter Fallschirmsprungausrüstung). In militärischen Transportflugzeugen wird er je Sprungreihe von je einem weiteren erfahrenen Fallschirmspringer unterstützt. Kommandos, auch durch Handzeichen, im militärischen automatischen Fallschirmsprung durch den Absetzer sind *Aufstehen, *Einhaken, *Überprüfen, *fertig (Meldung), *Vorrücken (auf Absprungposition – erster Springer tritt in die Tür) – bei manuellem Fallschirmsprung nach dem Einweisen des Luftfahrzeugführers für den Flugweg über Grund durch Korrekturen wie links, rechts sowie geradeaus und Anzeigen des Abesetzpunktes – das Kommando „auf Sprungposition“; die Springer sind dann frei zum Sprung.
Der Öffnungsautomat misst die Höhe und Fallgeschwindigkeit des Springers und öffnet automatisch den Reservefallschirm, wenn unter einer definierten Höhe (meistens 225 m über Grund) eine definierte Sinkgeschwindigkeit überschritten wird. Frühe Öffnungsautomaten waren rein mechanische Bauteile, während heutzutage vorwiegend elektronische Varianten verwendet werden. Diese Geräte sind sehr zuverlässig und gehören mittlerweile zur Grundausstattung eines Fallschirmsystems. Teilweise sind sie auch für verschiedene Springergruppen und auf vielen Sprungplätzen vorgeschrieben.
Die RSL (Reserve Static Line), auch Stevens Lanyard genannt, verbindet einen Haupttragegurt des Hauptschirms mit dem Öffnungskabel des Reservefallschirmcontainers. Beim Abtrennen des Hauptschirms zieht der wegfliegende Hauptschirm den Verschluss-Pin des Reservecontainers, wodurch der unter dem Druck einer eingebauten Feder stehende Reservehilfsschirm herausspringt und den Reservefallschirm öffnet. Die RSL verkürzt die Zeitspanne bis zur vollen Funktionsfähigkeit des Reserveschirms wesentlich.
Beim Fallschirmspringen wird mit einem Höhenmesser die Sprung- und Öffnungshöhe gemessen, am Handrücken für den Freifall und Relativ, an der Brust für Zielsprünge. Höhenmesser haben in der Regel eine Skala bis 4000 m (eine volle Umdrehung) oder 12.000 Fuß, seltener finden sich auch Skalen bis 6000 m. Das Kreissegment von 0 bis 800 m ist meistens rot, von 800 bis 1000 gelb markiert. Vor dem Start wird der Höhenmesser manuell auf Platzhöhe eingestellt. Bei einer Außenlandung oder einem Absprung über einem Fremdplatz wird der Höhenmesser auf diesen eingestellt. Die Höhe über NN kann den Flugkarten entnommen werden. Barometrische Abweichungen werden zumeist vernachlässigt.
Zur Sicherheitsausrüstung kann ein akustischer Höhenwarner (Dytter) gehören, der beim Durchfallen einer bestimmten Höhe ein akustisches Dauersignal auslöst. Dies ist aber kein Höhenmesser.
Für die spezielle Disziplin Freefly-Version wird der Höhenmesser auch seitlich am Brustgurt mit der Skala nach oben angebracht. Dies ermöglicht insbesondere im Freifall das uneingeschränkte Benutzen der Arme zum Steuern, ohne die Armhaltung durch den Blick auf einen am Handrücken angebrachten Höhenmesser verändern zu müssen. Für Wettbewerbe, die eine exakte Höhenmessung erfordern, wie beispielsweise beim Swoopen, kommen vermehrt elektronische Höhenmesser zum Einsatz, die das Einstellen von ein oder mehreren akustischen und optischen Alarmeinstellungen zulassen.
Bei Wasserlandungen entfallen der Höhenmesser und der akustische Höhenwarner, da eindringendes Wasser diese beschädigen würde. Die Höhe wird dann durch Zählen geschätzt, da bei einer bestimmten Freifallhaltung eine gegebene Geschwindigkeit angenommen werden kann.
Fallschirmspringer, die sich beim Freifall nahekommen, können eine hohe Relativgeschwindigkeit zueinander haben. Das kann besonders bei Gruppensprüngen zu schweren Kopfverletzungen führen. Für Sprungschüler sind daher Hartschalenhelme vorgeschrieben. Lizenzierten Springern ist es freigestellt, einen Helm zu tragen. Der Kopfschutz dient auch dazu, den Kopf bei harten Landungen zu schützen. Lederkappen haben hier eine geringere Schutzwirkung als ein Hartschalenhelm. Zudem schützt der Helm bei Gefahrensituationen im Absetzflugzeug wie bei Turbulenzen oder einer Notlandung, falls die Springer in der Absetzmaschine nicht angegurtet sind.
Bei Freifallformationen („relative work“) werden oft Integralhelme mit Vollvisier getragen. Sie reduzieren das Windgeräusch im Freifall, haben ein weites Sichtfeld, sind meistens beschlagfrei und bieten Platz für optische und akustische Höhenwarner.
Als sonstige Sicherheits- und Schutzausrüstung dienen die Fallschirmsprungkombination und eine Fallschirmsprungbrille sowie ein Nierengurt zum Schutz der unteren Lendenwirbel und vor hohen Temperaturunterschieden. Knieschützer und Sprunggelenkbandagen dienen dem Schutz von Knie- und Sprunggelenken. Sicherheitsmittel für Absetzer sind ein Gurtschneider und ein Karabinerhaken zum Einhängen an der Aufziehleine. Beim CRW gehört eine Signalpfeife zur Ausrüstung, um sich bei den starken Windgeräuschen zu verständigen; diese kann auch allgemein zur Ausrüstung gehören, um unerfahrene oder unaufmerksame Sprungschüler und Springer bei der Fahrt am Schirm zu warnen.
Bei Wassersprüngen schützt je nach Wassertemperatur auch im Sommer ein ausreichend großer Neoprenanzug, der die uneingeschränkte Atmung erlaubt. Auf einigen für den Fallschirmsprung zugelassenen Landezonen mit Gewässern in ihrer Nähe ist eine Schwimmweste vorgeschrieben. Zur Bodenausrüstung kann zum Feststellen der Bodenwindgeschwindigkeit ein Hand-Anemometer und für die Bodenwindrichtung eine Windfahne gehören, sofern kein Windsack auf der Landezone vorhanden ist.
Für weitere Fallschirmsprungausrüstung siehe Military Freefall#Typische HALO/HAHO-Ausrüstung
Seit längerem gehört heute eine VHF-Funkausstattung zur Fallschirmsprungausrüstung für Sprungschüler mit der diese im Gleitflug am geöffneten Schirm von einem Assistenz-Fallschirmsprunglehrer in den Landeanflug eingewiesen werden.[6]
Zur Sicherungsausrüstung von Absetzern und Fallschirmspringern können ein Sicherheitsmesser und beim Absetzen von Sprungschülern ein Karabinerhaken gehören.
Abgesehen von möglichen Problemen mit dem Absetzflugzeug und im freien Fall, ergeben sich die meisten Risiken bei der Schirmöffnung und bei der Landung. Fallschirmspringen gilt nach der Statistik als sehr sichere Sportart. Absetzflugzeuge sind grundsätzlich so umgebaut, dass ein Verhängen mit dem Gurtzeug beim Absprung vermieden wird. Dazu ist der Laderaum meist mit Aluminiumblech glatt ausgeschlagen, Gurte und Halterungen und häufig das zweite Steuerhorn ausgebaut sowie eine spezielle Schwungtür oder eine Rollabdeckung eingebaut. Trotzdem kann es insbesondere bei einem Luftfahrzeug, das nicht nur zum Absetzen genutzt wird, zum Verhängen mit dem Gurtzeug an vorstehenden (Tür-)Halterungen kommen.
Der Deutsche Fallschirmsport Verband registrierte im Jahr 2021 rund 230.000 Sprünge. Dabei verunglückten vier Fallschirmspringer tödlich, 38 schwere Unfälle ereigneten sich, und in 204 Fällen mussten Springer den Reserveschirm betätigen.[7]
Zusätzlich zu Störungen des Fallschirms können solche mit dem Absetzflugzeug eintreten – so der Hubschrauberabsturz in Mannheim 1982. Absetzpiloten müssen daher speziell von erfahrenen Absetzpiloten geschult werden, das Einweisen in den Anflug in den Absetzpunkt übernimmt ein Absetzer.
Fehlöffnungen können unter bestimmten Umständen beseitigt werden. Andernfalls sind Notfallmaßnahmen einzuleiten (Abtrennen des Hauptschirms und Öffnen des Reserveschirms). Die häufigsten Ursachen für Fehlöffnungen sind Packfehler und Fehlverhalten während des Öffnungsvorgangs, selten Materialfehler.[8]
Das Fallschirmspringen als Sport untergliedert sich in verschiedene Disziplinen.[10] Folgende Wettkampfdisziplinen wurden 2020 gelistet:[11]
Abgesehen von den Disziplinen „Zielspringen“, „Swooping“ und „Kappenformation“ liegt der Schwerpunkt beim Skydiving auf dem freien Fall, nicht auf der Fahrt am geöffneten Schirm.
Der Reiz des Fallschirmspringens erwächst aus einem zwiespältigen Erleben: Einerseits ist Fallen grundsätzlich etwas Angstauslösendes, andererseits wird es von Fallschirmsportlern bewusst gesucht und als lustvoll und lohnend erlebt. Der Unterschied liegt in der Art und Weise des Fallens: Wer ungewollt, aus Ungeschicklichkeit oder Nachlässigkeit fällt, erlebt dies als negatives Ereignis. Wer aber das Fallen aktiv zu beherrschen, zu steuern und zu gestalten vermag, verbindet dies mit positiven Gefühlen. Der Fallschirmspringer strebt nach dem kontrollierten Fall, nicht nach dem Absturz. Dieses spannungsgeladene Erleben zeigt sich besonders intensiv in Extremformen des Sports wie dem Base-Jumping, dem Wasserfallspringen (Sprung im freien Fall über herabstürzende Wassermassen) oder dem Höhlenspringen (Sprung im freien Fall in eine oben offene Erdhöhle), aber auch in der Befindlichkeit von Sprungschülern.
Der Fallschirmspringer und Psychologe Gert Semler sieht den Reiz des Fallschirmspringens in der Überwindung der Angst und im Angst-Lust-Erlebnis, das die erfolgreiche Abwicklung des Sprungs begleitet.[35] Der Wagnisforscher Siegbert A. Warwitz spricht von der „Kultivierung eines Traumas“.[36] Bei seinen empirischen Recherchen über die ganze Bandbreite des Fallschirmsports kommt er auf neun verschiedene Erklärungsmodelle.[37] Als wesentliche Motive nennt er:
Obwohl es sich beim Fallschirmspringen um eine Bewegung in der Vertikalen, also um ein Fallen, handelt, wird sie von den Sportlern wegen der ungehemmten Bewegungsmöglichkeiten im Luftraum auch als Fliegen erlebt.
Das extreme Rekordstreben, wie bei dem vierfachen Weltrekordversuch von Felix Baumgartner, erklärt Warwitz aus einem Geflecht von Motiven, bei denen vor allem der Wunsch nach Einmaligkeit der Person, Herausragen aus der Masse der Menschen, das Streben nach Flowerleben auf höchstem Niveau und das Bewusstsein, eine außerordentliche Idee realisieren zu können, die äußerst starken Antriebskräfte entwickelt. Er sieht dahinter keine Todessehnsucht, sondern im Gegenteil eine Lebenssehnsucht, die in der Nähe des Todes als besonders intensiv erlebt wird.[38] Das Bewusstsein, Geschichte zu schreiben, befähigt zu der mentalen Leistung, auch eine fünfjährige stark fordernde Vorbereitungszeit mit Frustrationsphasen durchzustehen.
Falsche Ansichten über das Fallschirmspringen werden insbesondere durch Spielfilme und Medienberichte verbreitet, die die Sportart dramatischer oder „verrückter“ darstellen, als sie in Wirklichkeit ist. Dabei werden auch häufig physikalische Gegebenheiten außer Acht gelassen. Hier eine Richtigstellung der häufigsten Irrtümer:
Deutschland | 1995 bis 2009 | 2008 | 2009 | 2010 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Jahres- minimum | Jahres- maximum | ||||||||||
Fallschirmsprünge | 226.000 | 311.245 | 289.000 | 304.700 | 311.245 | 374.620 | 385.625 | 393.200 | 379.595 | 365.373 | 240.923 |
Tandemsprünge | 16.000 | 41.980 | 31.500 | 38.250 | 41.980 | 71.700 | 72.565 | 65.600 | 65.008 | 47.999 | 35.469 |
Reserveaktivierungen | 245 | 310 | 260 | 298 | 287 | 365 | 354 | 358 | 322 | 305 | 200 |
meldepflichtige Unfälle | 47 | 112 | 77 | 85 | 74 | 102 | 96 | 83 | 99 | 105 | 52 |
schwere Unfälle | 2 | 5 | 4 | 2 | 5 | 0 | 3 | 94 | 83 | 101 | 51 |
tödliche Unfälle | 2 | 10 | 10 | 4 | 4 | 3 | 2 | 2 | 4 | 4 | 1 |
Sprung-Lizenzen | 14.051 | 14.580 | 19.079 | 19.811 | 20.498 | 21.223 | 21.833 | 22.883 | |||
neue Sprung-Lizenzen | 460 | 462 | 828 | 827 | 685 | 725 | 609 | 663 | |||
gültige Lehrer-Lizenzen | 849 | 838 | 994 | 1033 | 1073 | 1104 | 1091 | 938 | |||
AFF-Lehrer-Lizenzen | 219 | 225 | 360 | 378 | 385 | 402 | 410 | 342 | |||
Tandem-Lizenzen | 531 | 544 | 664 | 697 | 697 | 716 | 715 | 637 |
In den Jahren 1995 bis 2009 wurden jährlich zwischen 226.000 und 311.000 Fallschirmsprünge in Deutschland absolviert. Zwischen 16.000 und 31.500 Tandemsprünge werden jährlich durchgeführt. Der Reserveschirm wurde jedes Jahr in 245 bis 310 Fällen aktiviert. Beim Fallschirmspringen ereigneten sich jedes Jahr zwischen 47 und 112 meldepflichtige Unfälle, wovon in jedem Jahr zwischen zwei und zehn tödlich ausgingen. Im Jahr 2008 gab es in Deutschland 849 gültige Fallschirmsprung-Lehrer-Lizenzen, 531 Tandemsprung-Lizenzen und 219 AFF-Lehr-Lizenzen. Springerlizenzen wurden in Deutschland bis Ende 2009 insgesamt 14.580 ausgestellt, davon sind 9056 unbefristet. Es wurden im Jahr 2008 460 Lizenzen, im Jahr 2009 462 Lizenzen erstmals erworben.[39][40][41][42][43][44]
Der Deutsche Fallschirmsportverband berichtet in seinen Kurzberichten für das Jahr 2008 von zehn tödlichen und vier schweren Unfällen, für das Jahr 2009 von vier tödlichen und zwei schweren, für das Jahr 2010 von vier tödlichen und fünf schweren Unfällen.[45]
Auf einer Deutschlandkarte sind beim Deutschen Fallschirmsportverband alle Sprungplätze in Deutschland verzeichnet.[46]
Nach dem Luftverkehrsgesetz sind Fallschirme nicht-verkehrszulassungspflichtige Luftfahrzeuge. Fallschirme sind Luftsportgeräte. Für die Ausübung des Fallschirmsports ist ein Luftfahrerschein erforderlich. Voraussetzungen der Erlaubnis für Fallschirmspringer ergeben sich aus der Verordnung über Luftfahrtpersonal (LuftPersV). Die Lizenzen vergibt der Deutsche Fallschirmsportverband, der hierzu vom Bundesverkehrsminister beauftragt ist. Das Mindestalter für den Beginn der Ausbildung zum Erlangen der Erlaubnis für Fallschirmspringer beträgt 14 Jahre, für die Lizenzerteilung beträgt das Mindestalter 16 Jahre. Eine Lizenz für Fallschirmspringer wird seit 2004 unbefristet erteilt.[47]
Für Fallsprünge innerhalb des kontrollierten Luftraums ist eine Flugverkehrskontrollfreigabe der zuständigen Flugverkehrskontrollstelle vom Führer des Absetzfahrzeugs einzuholen (Luftverkehrs-Ordnung § 16a Absatz 1 und 2, jeweils Satz 1, Punkt 1). Beim Absetzen von Fallschirmspringern meldet der Pilot den einzelnen Slot beim Tower an. Die Absetzfreigabe wird mit der Sprechgruppe Dropping Approved („Absetzen genehmigt“) erteilt. Der Pilot meldet das Absetzen des letzten Fallschirmspringers mit Last Jumper Out („letzter Springer abgesetzt“). Vom Erteilen der Erlaubnis bis drei Minuten, nachdem der letzte Springer das Flugzeug verlassen hat, sind vom kontrollierten Flugverkehr Sicherheitsabstände zur Sprungzone einzuhalten, der unkontrollierte Flugverkehr erhält Navigationswarnungen (NOTAM).[48]
Für einen Fallschirmsprung außerhalb eines genehmigten Flugplatzes ist neben der Flugverkehrskontrollfreigabe eine Außenlandeerlaubnis des beauftragten Verbandes erforderlich. Ungenehmigte Außenlandungen sind Straftaten.[47]
Der Fallschirmspringer hat den Nachweis einer Halter-Haftpflicht (Haftpflichtsumme 1,5 Mio. Euro), eine gültige Lizenz als Fallschirmspringer, einen Lufttüchtigkeitsnachweis, einen Reserve-Packnachweis und sein Sprungbuch mitzuführen. In das Sprungbuch sind alle Sprünge mit Datum, Sprungort, Sprunghöhe, Sprungart und Kennzeichen des absetzenden Flugzeuges einzutragen. Im Fallschirmsport gilt rechts vor links, auf Konfrontationskurs weichen beide Fallschirmspringer nach rechts aus, der untere Fallschirmspringer hat im Landeanflug Vorrecht vor dem oberen.[47]
Wenn bei einem Fallsprung eine Person schwer verletzt wurde, schwerer Sachschaden am Luftfahrzeug oder ein Drittschaden von mehr als 500 Euro entstand, ist dies vom Halter dem Deutschen Fallschirmsportverband zu melden.[47] Im Jahr 2018 war dies bei lediglich 0,028 % der absolvierten Sprünge der Fall[49].
Für Fallschirmsprung-Schüler darf die Windgeschwindigkeit 8 m/s nicht übersteigen.
Für den Transport werden meist Kleinflugzeuge als Hochdecker benutzt, da diese einen gefahrlosen Sprung aus der Tür ermöglichen. Absetzflugzeuge verfügen meist über einen zusätzlichen Höhenmesser in Metern, um dem Piloten die Absprache mit den Fallschirmspringern zu erleichtern. Eingesetzt werden
Insbesondere in der Anfangszeit des sportlichen Fallschirmspringens in Deutschland kam die Dornier Do 27 häufig zum Einsatz, da sie gute Langsamflugeigenschaften hat, was beim Absetzen der Springer von Vorteil ist.
Auf kommerziellen Sprungplätzen mit hoher Sprunganzahl werden auch größere Maschinen eingesetzt, wie
Selten stehen aufgrund der hohen Kosten Hubschrauber oder eines der wenigen flugfähigen Exemplare von Luftfahrzeugen, wie die Douglas DC-3, die Junkers Ju 52/3m oder ein Heißluftballon, zur Verfügung. Wegen der mangelnden Zuladung kommen Ultraleichtflugzeuge nur selten zum Einsatz. Diese Luftfahrzeuge gelten als besondere Absetzluftfahrzeuge, die wegen ihres speziellen Charakters begehrt sind.
Militärische Transportflugzeuge stehen nur selten – meist bei Großevents – als Absetzflugzeuge zur Verfügung
Die Lockheed C-141 StarLifter war und die Boeing C-17 Globemaster III ist eines der wenigen Transportflugzeuge mit Düsenantrieb, aus denen Fallschirmspringer abgesetzt werden können.
Mit dem Erstausgabetag 5. Mai 2022 gab die Deutsche Post AG ein Sonderpostwertzeichen im Nennwert von 85 Eurocent mit einem Zuschlag von 40 Eurocent in der Serie Für den Sport mit dem Motiv des Fallschirmspringens heraus. Der Entwurf stammt vom Grafiker Armin Lindauer aus Mannheim.[53]
Verbände und Behörden
Allgemeine Informationen
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