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Mineral Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Evenkit (chemische Bezeichnung Tetracosan) ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der organischen Verbindungen und der Abteilung der stickstofffreien Kohlenwasserstoffe. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung C23H48[2]
Evenkit | |
---|---|
Farbloses Evenkit-Aggregat aus Dubník, Slowakei | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Symbol |
Evk[1] |
Chemische Formel | C23H48[2] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Organische Verbindungen – Kohlenwasserstoffe |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
IX/B.01 IX/B.01-010 10.BA.50 50.03.06.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m |
Raumgruppe | Pbcm (Nr. 57)[2] |
Gitterparameter | a = 7,474(1) Å; b = 4,980(1) Å; c = 65,85(3) Å[2] |
Formeleinheiten | Z = 4[2] |
Zwillingsbildung | polysynthetische Zwillinge[3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 1 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 0,920; berechnet: [0,926][3] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {001}[3] |
Bruch; Tenazität | entfällt (wachsartige Konsistenz) |
Farbe | farblos, weiß, hellgelb, grün |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Wachsglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,504[4] nβ = 1,504[4] nγ = 1,553[4] |
Doppelbrechung | δ = 0,049[4] |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | gut löslich in Ether[5] |
Evenkit entwickelt tafelige und durch Verzwillingung pseudohexagonale Kristalle, findet sich aber auch in Form körniger bis derber Mineral-Aggregate. In reiner Form ist Evenkit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine hellgelbe bis grünliche Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Seine Strichfarbe ist allerdings immer weiß.
Benannt wurde Evenkit nach seiner Typlokalität Evenki (heute Autonomer Kreis der Ewenken) in der russischen Region Krasnojarsk (Sibirien), wo es 1953 durch A. V. Skropyshev erstmals gefunden und beschrieben wurde.
Typmaterial des Minerals wird im Mineralogischen Museum der Staatlichen Universität Sankt Petersburg in Russland (Katalog-Nr. 924-1/1–924-1/3) aufbewahrt.[3]
Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehörte der Evenkit zur Mineralklasse der „Organischen Verbindungen“ und dort zur Abteilung der „Stickstofffreien Kohlenwasserstoffe“, wo er als einziges Mitglied die Gruppe „Kettenförmige Strukturen“ mit der System-Nr. IX/B.01 bildete.
Die Abteilungsbezeichnung wurde in der seit 2001 gültigen und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendeten 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik nicht übernommen. Das Mineral steht dort als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 10.BA.50 innerhalb der ebenfalls unbenannten „A.“ der Abteilung der „Kohlenwasserstoffe“.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Evenkit in die Klasse und gleichnamige Abteilung der „Organischen Minerale“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 50.03.06 innerhalb der Unterabteilung „Salze organischer Säuren (Kohlenwasserstoffe)“ zu finden.
Evenkit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbcm (Raumgruppen-Nr. 57) mit den Gitterparametern a = 7,474(1) Å; b = 4,980(1) Å und c = 65,85(3) Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Chemisch gesehen handelt es sich bei Evenkit um einen linearen, aliphatischen Kohlenwasserstoff bzw. um ein Paraffin. Die mittlere chemische Zusammensetzung wird im Allgemeinen mit (CH3)2(CH2)22 bzw. vereinfacht mit C24H50 angegeben, was der chemischen Substanz Tetracosan entspricht. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass es sich lediglich um eine Summenformel handelt. Tatsächlich ist Evenkit chemisch nicht einheitlich aufgebaut. Die Kettenlängen der Moleküle können zwischen 20 und 31 Kohlenstoffatomen betragen. Für das Typmaterial wurde eine mittlere Kettenlänge von 24 bis 25 Kohlenstoffatomen über GC-MS ermittelt.[6]
Nach neueren Analysen 2004 durch Platonova und Kotel’nikova wird die vereinfachte Formel mit C23H48 angegeben.[2][7]
Aliphatische Kohlenwasserstoffe mit Kettenlängen um 25 Kohlenstoffatomen haben eine wachsartige Konsistenz, ähnlich dem Ozokerit. Entsprechend gehört Evenkit mit einer Mohshärte von 1 zu den weichsten Mineralen. Dennoch kann bei Evenkitkristallen eine vollkommene, glimmerartige Spaltbarkeit nach der basalen Fläche {001} beobachtet werden.[8]
Der Schmelzpunkt von Evenkit liegt bei etwa 49 bis 51 °C.[5][8] Mit einer gemessenen Dichte von 0,920 g/cm3[3] (nach anderen Quellen auch 0,873 g/cm3[8]) gehört Evenkit zu den leichtesten Mineralen. Entsprechend können Bruchstücke auf dem Wasser schwimmen.
Genaue Bildungsbedingungen sind zurzeit nicht bekannt, man vermutet aber eine sekundäre Bildung. An seiner Typlokalität wurde Evenkit in Quarz-Geoden entdeckt, die sich in einem schmalen Erzkörper in der Kontaktzone zwischen Tuff und Lava an der unteren Tunguska (Nizhnyaya Tunguska). Als Begleitminerale können unter anderem Chalcedon, Calcit, Chalkopyrit, Galenit, Pyrit, Pyrrhotin und Sphalerit auftreten.
Weitere bekannte Fundorte sind neben seiner Typlokalität bisher (Stand 2014) nur noch Curbans, Orpierre und Serres (Hautes-Alpes) in Frankreich, der Ilimmaasaq-Komplex bei Narsaq auf Grönland sowie Dubník, Ladomírov und Merník im Okres Prešov in der Slowakei.[9]
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