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Herzogin von Ratibor und Dominikanerin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Euphemia von Ratibor (Vorname auch Eufemia, Ofka, Ofemia[1]; polnisch Eufemia raciborska; * 1299/1301 vermutlich in Ratibor; † 17. Januar 1359 ebenda) war durch Geburt Herzogin von Ratibor. 1313 trat sie den Dominikanerinnen in Ratibor bei, dessen erste Priorin sie gewesen sein soll.[2] Wegen ihres frommen Lebens wird sie als heiligmäßig verehrt.
Euphemia entstammte dem Oppelner Zweig der Schlesischen Piasten. Ihre Eltern waren Herzog Przemislaus und Anna, Tochter des Herzogs Konrad II. von Masowien. Nach 1299 gründete ihr Vater das Ratiborer Dominikanerinnenkloster Hl. Geist, das auch als Jungfrauenstift bezeichnet wird. Als er 1306 verstarb, waren Kloster und Klosterkirche noch nicht fertiggestellt. Sein Sohn und Nachfolger, Herzog Lestko, bestätigte die väterliche Stiftung, die auch er zeitlebens förderte.
Euphemia, die schon als Kind ein frommes Leben geführt haben soll, trat am 9. April 1313 in das von ihrem Vater gestiftete Dominikanerinnenkloster ein, das damals noch nicht über eine Klosterkirche verfügte. Vermutlich erhielt sie geistlichen Beistand von dem Dominikanerprior Peregrinus, der auch Beichtvater und Berater ihres Vaters gewesen war. Obwohl eine frühe Lebensbeschreibung nicht existiert, kann ihr Wirken anhand erhaltener Urkunden vermittelt werden:
Da 1336 mit Herzogs Lestkos Tod der Ratiborer Zweig der Schlesischen Piasten erlosch, fiel das Herzogtum Ratibor zunächst als erledigtes Lehen an die Krone Böhmen. 1337 verlieh es der böhmische König Johann von Luxemburg dem Herzog Nikolaus II., der es mit seinem Herzogtum Troppau verband. Er entstammte dem Troppauer Zweig der Přemysliden und war mit Anna († um 1340), einer Schwester Euphemias verheiratet. Auch er bestätigte dem Jungfrauenstift alle Privilegien und unterstützte es finanziell.
Am 8. Dezember 1358 verfasste Euphemia in Anwesenheit des Herzogs Nikolaus II. und dessen Sohn Johann I. ihr Testament. Darin bestimmte sie, dass die in ihrem Eigentum befindlichen Güter ihre Nichten Elisabeth († 1386) und Agnes († 1404), Töchter des Herzogs Nikolaus II., die ebenfalls dem Ratiborer Konvent angehörten, erben sollen. Auch ihre Nichte Anna (* vor 1345; † 1403), eine Tochter des Herzogs Siemowit/Ziemowit III. von Masowien, die ebenfalls Nonne des Dominikanerinnenklosters war[4], sollte bei einem Teil der Güter erbberechtigt sein. Nach dem Tod der drei erwähnten Nichten sollte das gesamte Gut für immer dem Kloster zufallen. Zugleich erbat Euphemia von den Nonnen des Jungfrauenstifts Gebete für ihre verstorbenen Eltern und vor allem für ihren Bruder Lestko.
An die Testamentsurkunde wurde das kleine Siegel Euphemias befestigt, das die Muttergottes mit einer vor ihr knienden weiblichen Gestalt darstellt. Die Umschrift lautet: «S. SORORIS OFFCE. OORDIS. PD.»
Am 17. Januar 1359 starb Euphemia. Ihr Leichnam wurde in der Klosterkirche beigesetzt. Nach der Säkularisation 1810 wurde Euphemias Grab geöffnet und ihre Gebeine in die Ratiborer Stadtpfarrkirche St. Marien (Liebfrauenkirche) übertragen, wo ihr ein Seitenaltar gewidmet wurde.
Vermutlich schon bald nach ihrem Tod wurde Euphemia als heiligmäßig verehrt. Eine erste Vita über Euphemia findet sich allerdings erst in einer 1606 in Venedig gedruckten Schrift über den Dominikaner Ceslaus von Breslau mit dem Titel „Propago D. Hyacinthi thaumaturgi Poloni seu De rebus praeclare gestis in Provincia Polonia Ordinis Pradicatorum“[5]. Sie wurde von dem Dominikaner Abraham Bzowski (Bzovius) verfasst, der hier Euphemia erstmals als Selige bezeichnet und ihr zugeschriebene Wunder in ihrem Leben und an ihrem Grab aufführt. Allerdings werden zu Euphemia keine nachprüfbaren Urkunden oder Quellen angegeben. Neben zahlreichen genealogischen Fehlern enthält diese Lebensbeschreibung auch weitere Unstimmigkeiten. So wird z. B. erwähnt, Euphemia habe Bauerwitz von ihren Eltern erhalten und dem Kloster geschenkt. Auch ist die Angabe nicht richtig, Euphemia und ihr Konvent hätten in Armut gelebt, weil ihnen „Herzog Nikolaus, ein Sohn ihres Onkels Johannes“ Bauernwitz und andere Güter geraubt habe. Die Fehler fanden bis in die Neuzeit Eingang in weitere Lebensbeschreibungen Euphemias.
Wie sich aus Euphemias Testament ergibt, war das Kloster bei ihrem Tod wohlhabend und verfügte über eine reiche Ausstattung und Privilegien. Erst nachdem ihre fürstlichen Nichten gestorben waren, kam es nach 1404 in vorhussitischer Zeit zu einem wirtschaftlichen Niedergang. Wegen der Hussitenkriege und der Reformation kam eine Heiligsprechung nicht zustande. 1623 ließ Äbtissin Helene Otieslav von Kopenic ein Euphemia-Bild malen und im 18. Jahrhundert entstand ein Kupferstich mit einem „Gebet zur seligen Jungfrau Euphemia“. Am 16. Januar 2022 wurde auf diözesaner Ebene der Informativprozess eröffnet, um eine Bestätigung ihres Kultes durch den Heiligen Stuhl zu erlangen.[6]
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