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Stadtteil von Schotten Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Eschenrod ist ein Stadtteil von Schotten im mittelhessischen Vogelsbergkreis.
Eschenrod Stadt Schotten | |
---|---|
Koordinaten: | 50° 29′ N, 9° 9′ O |
Höhe: | 345 m ü. NHN |
Fläche: | 10,62 km²[1] |
Einwohner: | 580 (31. Dez. 2022)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 55 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Dezember 1970 |
Postleitzahl: | 63679 |
Vorwahl: | 06044 |
Der Ort liegt am südwestlichen Rand des Vogelsberges am Eichelbach. Am östlichen Ortsrand verläuft die Bundesstraße 276, durch den Ort die Landesstraße 3183.
Neben mehreren Höhenstraßen gibt es im südwestlichen Vogelsberg eine uralte Talrandstraße, die „Linke Niddastraße“ von Staden bis Eichelsdorf, die in ihrer Verlängerung über die Gemarkung Eschenrod zum Hoherodskopf hinaus als Höhenstraße zu bezeichnen ist und auf dem Hoherodskopf in die alte „Ulrichsteiner Straße“ einmündet. Diese alte Straße tangiert die Eschenröder Gemarkung in ihrem nordwestlichen Bereich. Der „Wildhauskopf“ in Eschenrod, direkt südwestlich dieser Straße gelegen, ist ein durch Wechsel der Gesteinsart herausmodelliertes Plateau von 90 : 120 m Größe, das durch eine künstlich versteilte und mit Steinblöcken bewehrte 4–8 m hohe Böschung geschützt wird. Am Eingang ist die NO-Böschung wallartig vorgezogen, sodass eine nach der Straße zu offene Torgasse entsteht. Wenngleich keine datierenden Funde vom „Wildhauskopf“ vorliegen, darf er von der Anlage nach als vorgeschichtlich gelten; auch die Sichtverbindungen zum Glauberg und Altkönig Ts. sprechen dafür. Die Flurbereinigung in den 1960er Jahren ließ dieses Relikt weitestgehend unversehrt. Siehe hierzu auch Artikel von Gudrun Loewe im Buch KREIS BÜDINGEN Wesen und Werden von 1956, Herausgeber Geschichtsverein Büdingen. siehe Weblinks: reliefartige Darstellung (Luftbildaufnahme aus 2022) der Wallanlage „Wildhauskopf“ bei Commons Eschenrod
Die schriftliche Ersterwähnung von Eschenrod erfolgte im Jahr 1187 in der Schenkungsurkunde des Grafen Berthold II. von Nidda an die Johanniterkomtur Nidda unter dem Namen Asechenrode.[3] Der Ortsname endet auf -rod und erklärt sich somit als Rodung. Der Ortsgründer hieß vermutlich Asicho oder Asecho. Daraus ergab sich der Name Asechenrode, woraus sich später der heutige Ortsname bildete. In der Schenkungsurkunde des Grafen an den Johanniterorden in Nidda[4] werden als Einkünfte der Johanniter in Eschenrod erwähnt, dass von einem Gut sechs Pfennig („denarii“) gegeben werden. Nach dem Tode des Grafen Berthold II., der ohne männliche Erben verstarb, erbte sein Schwager Graf Rudolf II. von Ziegenhain die Grafschaft Nidda.[5]
Zwei Tage später bekundeten die Brüder und edilknechte Kraft, Peter, Hermann und Heinrich von Olffe, dass Graf Gottfried [VII.] von Ziegenhain (Cyginhain), seine Frau Agnes und deren Erben, ihnen 60 kleine schwere Goldgulden („gude cleyne golden gut von golde vnd swer von gewichte“) und 10 Pfund Heller Grunenberger Währung schuldig sind. Für diese Summe haben die Grafen die Brüder von Ulfen von allen Abgaben und Diensten befreit, die anfallen auf die ihnen gehörigen sieben Hufen Land zu Aschinrode. Die Befreiung von Abgaben und Diensten gilt so lange bis die Schulden beglichen sind.[6] Die Urkunde weist die Edelknechte von Ulfa als Lehnsleute der Grafen von Ziegenhain aus.
1476 wurden für einen Feldzug des hessischen Landgrafen gegen die Stadt Volkmarsen Ausrüstung und Soldaten in Registern aufgestellt, darunter aus dem Gericht auf dem „Fogelsberg“ 13 '„kuwe“ (Kühe) und 14 „Hemel“ (Hammel) aus den Orten Eichelsdorf, Eichelsachsen, Wingershausen und Eschenrod.[7]
Bis zum Jahr 1681 gehörte Eschenrod zum Kirchspiel Wingershausen.
Im Ort gab es sechs Mühlen. Die Weidmühle wurde als letzte 1972 stillgelegt. Das Mahlwerk dieser Mehlmühle ist noch vorhanden und wird bei bestimmten Anlässen zur Schau gestellt.
Am 3. Juni 1826, dem Pfingstsamstag, wurde das Dorf in Folge eines schweren Gewitters mit Starkregen von einer Flutwelle stark in Mitleidenschaft gezogen. 26 Gebäude wurden zerstört, 29 schwer beschädigt. Im Eicheltal gab es 27 Tote zu beklagen – aus Eschenrod kamen 21 Menschen in den Fluten um. In Wingershausen verlor eine Frau ihr Leben und in Eichelsachsen wurde eine Witwe mit 4 ihrer Kinder in den Tod gerissen. Zwei Brücken wurden fortgerissen. In den Tagen danach wird in den Zeitungen von dem schweren Unwetter berichtet, das den Vogelsberg heimsuchte, das Mittelgebirge, das kaum dem Namen nach bekannt war. Auch der 76-jährige Dichter Johann Wolfgang von Goethe ist tief ergriffen. Er holt sich seine Landkarten herbei und sucht die Orte auf, die so schwer gelitten. Am 19. Juni schreibt er in sein Tagebuch: Auf der Landkarte die Lokalität des großen Wolkenbruchs über (oberhalb) Nidda aufgesucht. Frage: Ob nicht auf der sonst durchaus waldigen Berghöhe, wo die Nidda entspringt, das Holz übermäßig gelichtet worden?![8]
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Eschenrod:
„Eschenrode (L. Bez. Schotten) evangel. Pfarrdorf; liegt am Fuße des Vogelsbergs, 2 St. von Schotten, hat 111 Häuser und 534 Einw., die außer 2 Kath. evangelisch sind, 4 Mahl- und 3 Oelmühlen. Von den Einwohnern gehören 91 zum Bauern, und 48 zum Gewerbsstand. – Der Ort hatte im 14. Jahrhundert eine Kapelle, die zu Herchenhain gehörte. Den 3. Juni 1826 fiel in der Nähe ein Wolkenbruch, der 4 Wohnhäuser und Oekonomiegebäude von Grund auf zerstörte, 42 andere beschädigte, 21 Menschen das Leben raubte und 30 Fuß tiefe Schluchten riß.“[9]
Zum 1. Dezember 1970 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Eschenrod im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Schotten eingegliedert.[10][11] Für den Stadtteil Eschenrod wurde ein Ortsbezirk errichtet.[12]
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Eschenrod angehört(e):[1][13][14]
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Eschenrod das Amt Lißberg zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Eschenrod fiel in den Gerichtsbezirk des „Landgerichts Schotten“.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Schotten“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[24]
Mit Wirkung zum 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Schotten und Eschenrod kam zum Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Nidda.[25] Zum 1. Januar 2012 wurde auch das Amtsgericht Nidda gemäß Beschluss des hessischen Landtags aufgelöst[26] und Eschenrod dem Amtsgericht Büdingen zugeteilt. Die übergeordneten Instanzen sind jetzt das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011 in Eschenrod 582 Einwohner. Darunter waren 12 (2,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 87 Einwohner unter 18 Jahren, 204 zwischen 18 und 49, 159 zwischen 50 und 64 und 132 Einwohner waren älter.[27] Die Einwohner lebten in 249 Haushalten. Davon waren 66 Singlehaushalte, 93 Paare ohne Kinder und 75 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 63 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 150 Haushaltungen lebten keine Senioren.[27]
• 1791: | 561 Einwohner[18] |
• 1800: | 561 Einwohner[28] |
• 1806: | 562 Einwohner, 115 Häuser[20] |
• 1829: | 534 Einwohner, 111 Häuser[9] |
• 1867: | 517 Einwohner, 106 bewohnte Gebäude[29] |
• 1875: | 519 Einwohner, 106 bewohnte Gebäude[30] |
Eschenrod: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1791 | 561 | |||
1800 | 561 | |||
1806 | 562 | |||
1829 | 534 | |||
1834 | 537 | |||
1840 | 553 | |||
1846 | 569 | |||
1852 | 554 | |||
1858 | 550 | |||
1864 | 550 | |||
1871 | 517 | |||
1875 | 519 | |||
1885 | 510 | |||
1895 | 485 | |||
1905 | 489 | |||
1910 | 492 | |||
1925 | 537 | |||
1939 | 549 | |||
1946 | 672 | |||
1950 | 654 | |||
1956 | 561 | |||
1961 | 543 | |||
1967 | 557 | |||
1970 | 548 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2004 | 655 | |||
2010 | 598 | |||
2011 | 582 | |||
2015 | 566 | |||
2020 | 575 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Einwohnerzahlen nach 2000:[31][32][33]; Zensus 2011[27] |
• 1829: | 532 evangelische, 2 katholische Einwohner[9] |
• 1961: | 530 evangelische (= 97,61 %), 12 katholische (= 2,21 %) Einwohner[1] |
Für Eschenrod besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Eschenrod) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[12] Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung 61,91 %. Alle Kandidaten gehören der „Bürgerliste Eschenrod“ an.[34] Der Ortsbeirat wählte Marcel Böck zum Ortsvorsteher.[35]
In der Liste der Kulturdenkmäler in Schotten sind für Eschenrod 33 einzelne unter Denkmalschutz stehende Kulturdenkmäler aufgeführt.
Im Ort gibt es
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