Weinert wurde schon früh durch seinen sozialdemokratisch eingestellten Vater politisch geprägt. Nach dem Besuch der Knabenbürgerschule in Magdeburg wurde Weinert Lehrling im Lokomobilbau in der BuckauerMaschinenfabrik Rudolf Wolf. Das Abitur hatte ihm sein Vater verweigert, weil er Standesdünkel befürchtete. Weinert erhielt 1904 die Jugendweihe. Im Zeitraum von 1908 bis 1910 besuchte er die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg. 1912 schloss er sein Studium an der Königlichen Kunstschule Berlin mit einem Staatsexamen als akademischer Zeichenlehrer ab. Weinert wurde, nach einer kurzen freiberuflichen Tätigkeit, zum Militär eingezogen, wo er als Offizier am Ersten Weltkrieg teilnahm.
Mit anderen jungen Künstlern gründete Weinert die Künstlergemeinschaft „Die Kugel“. In den Jahren 1919 und 1920 war er als Lehrer an der von ihm schon als Schüler besuchten Magdeburger Kunstgewerbeschule tätig. Anfang 1920 veröffentlichte er in der Zeitschrift der Gemeinschaft erste Gedichte. In Leipzig wirkte er als Schauspieler und Vortragskünstler. Ab Mai 1921 hatte er im Leipziger Kabarett „Retorte“ mit seinen Kabarett-Texten großen Erfolg. Die Texte wurden unter dem Titel Der verbogene Zeitspiegel und Der Gottesgnadenhecht und andere Abfälle publiziert. Ab 1923 trat Weinert in Berlin im Künstlercafé „Küka“ auf. Weinert veröffentlichte seine Texte in vielen kommunistischen und linksbürgerlichen Zeitschriften, erhielt jedoch in Preußen Redeverbot. Weinert gehörte zu den Mitbegründern des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. 1929 trat er der KPD bei. Er war Mitarbeiter der Roten Fahne. 1930 begann seine Zusammenarbeit mit Hanns Eisler und Ernst Busch. Bekannt wurden seine Lieder Der heimliche Aufmarsch und Lied der Pflastersteine, die beide von Eisler vertont und von Busch gesungen wurden; letzteres später auch von Gisela May.
Von 1933 bis 1935 ging Weinert mit seiner 2. Ehefrau Elisabeth und seiner Tochter aus erster Ehe mit Umweg über die Schweiz und Paris ins Exil in das Saargebiet, wo er 1934 steckbrieflich gesucht wurde. Nach dem Saar-Plebiszit 1935 kehrte er nach Paris zurück, um gleich wieder in die Sowjetunion auszureisen, wo er u. a. für Radio Moskau arbeitete.[1] Er gehörte hier zur Moskauer Parteigruppe der KPD, die von stalinistischen Säuberungsaktionen betroffen war, und war an der geschlossenen Parteiversammlung der deutschen Kommission des Schriftstellerverbandes der UdSSR im September 1936 mit ihrer „entblößenden Selbstkritik und wechselseitigen Denunziation“ (Reinhard Müller) beteiligt. Seine vernichtende Kritik am jungen Kollegen Samuel Glesel in der Deutschen Zentralzeitung war einer der Gründe für dessen 1936 erfolgten Ausschluss aus dem Schriftstellerverband und der Partei. Glesel wurde 1937 verhaftet und im Rahmen der „Deutschen Operation“ erschossen. Weinert wusste, dass auch der im Moskauer Exil lebende Erfurter Kommunist Paul Schäfer 1938 dort durch die sowjetische Geheimpolizei erschossen worden war, trug jedoch die Legende mit, dass er 1937 in Spanien gefallen wäre.[2] Weinert wurde von 1937 bis 1939 Mitglied der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg, wo er als Frontberichterstatter tätig war und das Lied der Internationalen Brigaden verfasste. Anschließend war er von Februar bis Herbst 1939 im Lager Saint-Cyprien (Pyrénées-Orientales) interniert, wo er schwer lungenkrank wurde.
Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion war Weinert auf sowjetischer Seite als Propagandist tätig. Mit seinen Gedichten bedruckte Flugblätter wurden in hoher Auflage hinter den deutschen Linien abgeworfen. 1943 wurde er zum Präsidenten des Nationalkomitees Freies Deutschland gewählt.
1946 kehrte Weinert nach Deutschland zurück und wurde, bereits schwer erkrankt, als Vizepräsident der Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone tätig. Wie viele Künstler und Wissenschaftler wohnte er in der Straße 201.[3] Er veröffentlichte noch, kurz vor seinem Tode, ein Erinnerungsbuch des mit ihm im sowjetischen Exil befreundeten Malers Heinrich Vogeler und machte sich als Nachdichter mit der Herausgabe und Übertragung repräsentativer Auswahlbände aus dem Werk der ukrainischen Nationaldichter Taras Schewtschenko und Iwan Franko verdient. Die Übertragungen, wiewohl im Zeitgeschmack geschrieben, können in ihrer Bild- und Sprachmächtigkeit noch heute als gültig angesehen werden.
Seine Tochter Marianne Lange-Weinert veröffentlichte 1958 im Kinderbuchverlag Berlin eine romanhafte Autobiografie über ihre Kindertage und das Leben mit ihrem Vater und der Stiefmutter unter dem Titel Mädchenjahre.
John Schehr und Genossen
Nachdem Angehörige der Gestapo am 1. Februar1934 den KPD-Vorsitzenden John Schehr und drei weitere Kommunisten– Eugen Schönhaar, Rudolf Schwarz und Erich Steinfurth– erschossen hatten, verfasste Weinert das Gedicht John Schehr und Genossen, das später häufig als Schullektüre in der DDR eingesetzt wurde. Eine Strophe des Gedichtes lautet:
In Weinerts Heimatstadt Magdeburg wurde eine Straße nach ihm benannt.
Ein auf der Schiffswerft „Edgar André“ in Magdeburg erbautes Fahrgastschiff der Dichter-Klasse wurde von Li Weinert auf den Namen Erich Weinert getauft. Am 21.Dezember 1961 wurde es der Weißen Flotte in Magdeburg übergeben und unternahm am 14.Januar 1962 seine Jungfernfahrt.
Sein Geburtshaus in der Thiemstraße 7 in Magdeburg-Buckau wird heute als Literaturhaus Magdeburg genutzt. Im Hinterhof des Hauses steht eine Skulptur des Schriftstellers, welche zu DDR-Zeiten in der Magdeburger Innenstadt (vor dem heutigen Ratswaagehotel) zu finden war.
An der ehemaligen Kunstgewerbeschule in der Brandenburger Straße in Magdeburg befindet sich eine an sein Wirken erinnernde Gedenktafel. Diese wurde schon vor 1990 angebracht.
1951 wurde die ehemalige Pension Sasse, von 1945 bis 1950 Unterkunft und Zentralküche des sowjetischen Armee-Sanatoriums Heringsdorf, dem FDGB übergeben und als Objekt „Erich Weinert“ des FDGB-Feriendienstes genutzt.[9]
1952 wurde das „Kulturhaus Erich Weinert“ des VEB Kabelwerks „Wilhelm Pieck“ in Berlin-Köpenick eingeweiht.
1959 wurde das „Kulturhaus Erich Weinert“ in Pritzwalk eingeweiht.
In Greifswald ist eine Straße sowie im Stadtteil Schönwalde eine Grundschule nach dem Künstler benannt.
Gisela Zander: Weinert, Erich Bernhard Gustav. In: Guido Heinrich, Gunter Schandera (Hrsg.): Magdeburger Biographisches Lexikon 19. und 20. Jahrhundert. Biographisches Lexikon für die Landeshauptstadt Magdeburg und die Landkreise Bördekreis, Jerichower Land, Ohrekreis und Schönebeck. Scriptum, Magdeburg 2002, ISBN 3-933046-49-1.
Reinhard Müller (Hrsg.): Die Säuberung Moskau 1936. Stenogramm einer geschlossenen Parteiversammlung. Rowohlt, Reinbek 1991, ISBN 3-499-13012-2.
Werner Preuß: Erich Weinert. Leben und Werk. 6. Aufl., Berlin 1978.
Hanno Müller: Paul Schäfers Tod in Spanien war infame Lüge der DDR-Führung. Eine Ausstellung im Erfurter Lernort Topf und Söhne rekapituliert die Ermordung des kommunistischen Schuharbeiters 1938 in Moskau. Thüringische Landeszeitung, 29. August 2018