Loading AI tools
Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Emporenbilder, auch Brüstungsmalerei, sind Bilderzyklen an den Emporenbrüstungen lutherischer, seltener auch römisch-katholischer Kirchen.
Dieser Artikel wurde aufgrund von akuten inhaltlichen oder formalen Mängeln auf der Qualitätssicherungsseite des Portals Christentum eingetragen.
Bitte hilf mit, die Mängel dieses Artikels zu beseitigen, und beteilige dich bitte an der Diskussion. |
Durch die Reformation verschob sich das Zentrum des Gottesdienstes von der liturgischen Feier der Heiligen Messe zum Predigtgottesdienst, die von den Gottesdienstbesuchern längeres Zuhören erforderte. Während zuvor meist nur die Geistlichen und Honoratioren Gestühle in der Kirche hatten, erhielt nun auch die Gemeinde Sitzplätze. Um diese möglichst vielen Gemeindegliedern anbieten zu können, wurden in vielen evangelischen Kirchen Emporen eingebaut, an deren Brüstungen oft Bilderzyklen gemalt wurden. Diese Emporenbilder wurden zu einem typischen Merkmal lutherischer Kirchen.
Die ersten Emporenzyklen entstanden unmittelbar nach der Reformation, nach einem Evangelischen Bildprogramm, dass sich auf die Darstellung von biblischen Überlieferungen konzentrierte und dabei die Erlösung im Sinne der Rechtfertigkeitslehre in den Mittelpunkt setzte. Die meisten vorhandenen Zyklen entstanden jedoch erst im 17. und 18. Jahrhundert nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, in einer Zeit die politisch durch den Absolutismus und künstlerisch durch den Barock geprägt wurde. Im kirchlichen Leben fand zeitgleich eine Auseinandersetzung mit der lutherischen Orthodoxie, dem Rationalismus und dem aufkommenden Pietismus statt. Viele Bilderzyklen stellten jetzt die christliche Moral in den Vordergrund.
Die oft gehörte Aussage, die Bilder seien für die Armen gedacht, die nicht lesen konnten, ist wenig plausibel, da die evangelische Kirche von Anfang an das Schulwesen förderte und Schulen betrieb. Außerdem setzten die Beschriftungen auch Lesekompetenz voraus. Zwar befürwortete Martin Luther[1] noch die Bebilderung biblischer Geschichten mit dem Hinweis auf Kinder und „Einfältige“, doch war die Bildungssituation zur Zeit der Entstehung der meisten Emporenzyklen inzwischen eine andere geworden.
Während in den großen Stadtkirchen viele dieser Bilder im 18. und 19. Jahrhundert entfernt wurden, sind sie im dörflichen Bereich noch oft anzutreffen. Hier findet man viele Zyklen, die in schlichter oder derber Weise von lokalen Künstlern oder Handwerkern gemalt wurden.
Die Bilder waren selten künstlerisch eigenständig, sondern folgten in der Regel Vorlagen. Schon in Martin Luthers Lebenszeit wurden deutsche Bibelausgaben mit Abbildungen aus Holzschnitten versehen und in späteren Jahren folgten bebilderte Bibelausgaben in großer Zahl. Daneben gab es Bildalben, in denen Bilder zu biblischen Geschichten gesammelt wurden, wie etwa die Biblia Ectypa von Christoph Weigel,[2] die ebenfalls als Vorlage für die Emporenmalerei dienten. Solche Bilderalben erinnerten an die mittelalterlichen Armenbibeln. Die Autoren verwendeten für einen Zyklus oft verschiedene Vorlagen. Teilweise wurden dabei die Motive verändert, indem etwa vom Hochformat zum Querformat gewechselt wurde und die Szenen ergänzt werden mussten, immer aber wurden die schwarz-weiße Vorlagen in farbige Bildtafeln umgestaltet.
Der subjektiven Auffassung des Künstlers wurde dabei keine große Bedeutung zugemessen. Stattdessen ging es um Bibeltreue und allgemeine Verständlichkeit. Die Bilder hatten auch nicht den Anspruch, Offenbarungsträger zu sein oder etwas Neues zu vermitteln, stattdessen sollte Vertrautes ins Gedächtnis gerufen werden. Die ausführenden Künstler traten hinter die religiöse Aussage zurück. Oft sind nicht einmal ihre Namen überliefert und nur selten wurden die Werke signiert.
In Abgrenzung zur vorreformatorischen Malerei werden außer Propheten, Aposteln und Evangelisten keine Heiligen dargestellt. Die Bilder dienen nicht als Gegenüber für das persönliche Gebet oder die fromme Andacht. Sie erinnern stattdessen an biblische Geschichten oder an Inhalte von Predigten.
Dargestellt wurden meist:
Seltener dargestellt wurden:
Es gibt auch regionale Unterschiede. So kommen etwa Darstellungen von biblischen Personen in Schleswig-Holstein sehr häufig vor, in der Mark Brandenburg sind sie dagegen nicht zu finden.
Entsprechend den Vorlagen der bebilderten Bibeln wurden die Tafeln meist mit einer erläuternden Beschriftung versehen. Das konnte eine thematische Überschrift sein, die Angabe einer Bibelstelle, oder ausgeschriebene Bibelverse, die das jeweilige Bild erläuterte und legitimierte. Es finden sich aber auch fromme Reime, Gebete, oder Ermahnungen.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.