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Kirchengebäude in Norwegen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Eismeerkathedrale (norwegisch Ishavskatedralen, eigentlich Tromsdalen kirke) ist eine evangelisch-lutherische Pfarr- und Seemannskirche und Wahrzeichen der Stadt Tromsø. Eine echte Kathedrale, d. h. Bischofskirche, ist sie nicht. Sie wurde 1965 auf der Festlandseite der Stadt auf einem kleinen Hügel am Ortsrand erbaut. Die Kirche ist geostet.
Für Reisende der Hurtigruten werden bei der südgehenden Fahrt Mitternachtskonzerte angeboten.
Südwestlich der Kirche befindet sich das Alfred-Hansen-Denkmal.
Die Entscheidung für den Standort der Kirche fiel am 17. November 1955. Zugleich wurde ein Ausschuss gegründet, der sich mit den Planungen für die Kirche befasste und entschied, dass die Kirche auch einen Versammlungssaal und eine Grabkapelle umfassen sollte. Architekt der Kirche war Jan Inge Hovig. Einen ersten Entwurf legte er im Sommer 1957, eine überarbeitete Planung dann am 8. Februar 1960 vor. Die Entscheidung zum Bau der Kirche traf der Ministerrat durch eine königliche Resolution am 9. November 1962. Baubeginn war am 1. April 1964. Die Weihe der Kirche erfolgte am 19. Dezember 1965 durch Bischof Monrad Norderval.
Die Silhouette der westlich von Tromsø gelegenen Insel Håja wird als eine mögliche Inspiration für die Architektur der Kirche genannt. Die Dachschrägen reichen bis an den Boden und bilden so im Norden und Süden des Gebäudes zugleich die Außenwand. Sie wurden aus mit perlgrauem, feuerbeschichtetem Aluminium verkleidetem Beton errichtet und wirken wie aufgeschichtete stilisierte Eisplatten. Als Beton kam ein neuer Leichtbeton zum Einsatz, der auch gute Dämmeigenschaften aufweist. Die einzelnen Elemente sind vier Meter breit und 30 Zentimeter dick. Sie sind mit Stahl verstärkt und wurden auf der Baustelle gegossen, wobei ein speziell angefertigtes Gerüst zum Einsatz kam. Die Betonelemente ruhen auf aus Stahl gefertigten und vom Boden bis zum Dachfirst reichenden Fachwerkrahmen. Als Dacheindeckung war auch überlegt worden, statt des letztlich eingesetzten Aluminium-Wellblechs, eine mit Steinkörnern versehene Plastmembran einzusetzen. Eine andere nicht umgesetzte Dachvariante sah Kupferplatten vor, was jedoch zu deutlichen Mehrkosten geführt hätte.
Die 35 Meter hohe Westfront der Kirche besteht aus durchsichtigem, farblosem Glas. Die Fenster sind mit Leuchtröhren versehen, die sowohl die Außenflächen als auch den Innenraum beleuchten. Das Beleuchtungskonzept wurde von Gunnar Eigil Støltung geschaffen. Støltung wurde hierfür 1966 ausgezeichnet. In der Westfront befinden sich auch die Eingangstüren. Vor dieser von außen dunkel erscheinenden Glasfassade dominiert ein monumentales weißes Kreuz, das von Weitem zu sehen ist.
Die Chorseite der Kirche wurde ursprünglich nach Osten von einem 140 m² großen Fenster aus einfachem Glas abgeschlossen.[1] Das 23 Meter hohe Glasmosaik wurde nachträglich in einem Zeitraum von drei Jahren von Victor Sparre in Dallglas-Technik geschaffen und am 25. Juni 1972 eingeweiht. Es trägt den Titel Die Wiederkehr Jesu. Es ist eines der größten Glasgemälde Europas und besteht aus 86 rechteckigen Feldern. Insgesamt wurden elf Tonnen Glas verarbeitet. Die Glasstücke sind jeweils zwei Zentimeter stark, einfarbig und glänzend. Anders als bei Kirchenfenstern sonst üblich, konnten die Teile nicht mit Blei gefasst werden, sondern wurden mit Eisen armiert und dann mittels Beton verbunden. Es entstanden so große, tragende Flächen. Sparre war der Ansicht, dass erst mit dem Fenster und der damit sichtbaren Christus-Verkündigung der sonst seelenlose Bau erst zu einem richtigen Gotteshaus würde.[2] Neben dem die Wiederkehr Christi thematisierenden Hauptmotiv finden sich in dem Glasmosaik weitere Details. So ist in der oberen Spitze die Hand Gottes zu erkennen, die den Eingriff in die Geschichte symbolisiert. Gott ist dabei seine Schöpfung zu vollenden. Hereinbrechendes Licht besiegt die Dunkelheit. Die Figur Christi ist hell und mächtig dargestellt. Er hat das Leid überwunden und wird von der Menschheit, dargestellt durch Adam und Eva jubelnd empfangen. Darunter wird symbolisch der Umgang der Menschen mit der Schöpfung gezeigt. Totenschädel und Stacheldraht stehen für selbst geschaffenes Leid und Krieg. Hammer, Nägel und Würfel zeigen an einer anderen Stelle die Behandlung Gottes Sohn durch die Menschheit bei seinem ersten Erscheinen. Ein anderes Motiv ist eine Uhr, die als Zeit fünf vor zwölf zeigt, die Bibel und den Kirchenweg. Es sind Symbole dafür, dass die Menschheit sich in der letzten Phase ihrer Geschichte befinde aber noch Zeit sei, nach Erlösung zu streben und den Weg der Liebe einzuschlagen.
Der Innenraum der Kirche soll das Polarlicht, Eis und lange Dunkelheit wiedergeben. Der Kirchsaal umfasst eine Fläche von 900 m² mit 720 Sitzplätzen, das Untergeschoss der Kirche hat eine Fläche von 1.020 m². Die Grabkapelle wurde zu einem Unterrichtsraum umgenutzt. Weitere Räumlichkeiten im Untergeschoss sind ein Gemeindesaal mitsamt Küche, Gruppenräume, Garderoben sowie eine Leichenhalle.
Auf dem schlichten Altar steht ein vom Designer Bjørn Østern geschaffenes, 45 Zentimeter hohes Altarkreuz. Das auch schon auf Goldschmiedeausstellungen gezeigte Silberkreuz besteht aus zwei zusammengelöteten Rohren, die auf der Vorderseite aufgespalten sind und so einen Einblick auf ihr vergoldetes Inneres gewähren. Darüber hinaus stehen auf dem Altar auch zwei große und zwei kleine Kerzenständer, wobei die großen mit Kreuzen verziert sind. Hinter dem Altar befinden sich als optischer Abschluss des Raums große weiße Wandplatten.
Die Altarbank aber auch Kanzel, Taufe und das Kirchengestühl wurden aus hellem Eichenholz von den Firmen AS Målselv-Møbler und Thorheim Snekkerverkstad hergestellt. Kirchen- und Kniebänke wurden dabei gepolstert und mit einem beigefarbenen Leder bezogen. Taufbecken und Taufkanne sind aus Silber gearbeitet und mit dem den Heiligen Geist darstellenden Ornament einer Taube verziert. Die Dose für die Hostien und der Kelch sind im Inneren vergoldet. Beide Gegenstände und die Weinkanne haben ein eingraviertes Kreuz.
Sowohl die Brautstühle als auch der größte Teil der in der Kirche befindlichen Paramente wurden von Den Norske Husflidsforening geschaffen, die als Spezialisten für Heimkunst gelten. Im Laufe des Kirchenjahres werden Paramente in unterschiedlichen Farben eingesetzt.
Der Altar war ursprünglich von einer als Altarring bezeichneten geschlossenen Abgrenzung umgeben. Sie wurde jedoch als unnötiges Hindernis zwischen Pfarrer und Gemeinde empfunden und daher in der Mitte geöffnet.
Eine erste Orgel hatte die Kirche bereits seit dem Jahr 1965. Im Laufe der Zeit zeigten sich jedoch erhebliche Mängel. So brachen mehrere Pfeifen unter dem eigenen Gewicht. Problematisch war außerdem, dass der akustische Kontakt zwischen Organist und dem Instrument durch eine Betonplatte behindert wurde. Anlässlich des 40. Jahrestags der Eismeerkathedrale wurde am 17. Dezember 2005 dann eine neue Orgel eingeweiht. Sie wurde vom schwedischen Orgelbauer Grönlunds Orgelbyggeri gebaut und verfügt über 42 Stimmen verteilt auf drei Manuale und Pedal.[3]
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Die per Automatik geläuteten zwei Glocken der Kirche befinden sich auf der Westseite des Schiffs, oberhalb des Haupteinganges hinter dem großen Kreuz. Gegossen wurden die Glocken im Sommer 1965 in der Glockengießerei O. Olsen & Søns klokkestøperi in Nauen bei Tønsberg. Die größere Glocke hat einen Durchmesser von 1,18 Meter und wiegt 1.050 Kilogramm. Sie ist mit der Inschrift Hør meg alle (deutsch: Höret mir alle zu) versehen und mit einem Ornament in Gestalt einer Bibel verziert. Die kleinere Glocke wiegt 570 Kilogramm bei einem Durchmesser von 0,99 Meter. Als Inschrift findet sich Hør, mitt folk (deutsch: Höre mein Volk.) Zierendes Ornament ist hier eine Taube.
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