Einrichtung an der Mosel, in dem die Weinfässer geeicht wurden Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Eichhaus war eine Einrichtung an der Mosel, in dem die Weinfässergeeicht wurden. Sie wurden vom 19. Jahrhundert bis Ende der 1960er Jahre betrieben. Hier wurde die Einfüllmenge der neuen Weinfässer sowie von in Gebrauch befindlichen Fässern überprüft. Das Ergebnis der Messung wurde mit dem Eichamtsstempel mit einem Brenneisen auf dem Fassboden eingebrannt.[1] Die Zuständigkeit lag beim verantwortlichen Fasseichmeister der Stelle. Das gängige Volumenmaß für Weinfässer war das Fuder zu 6 Ohm. Das Ohm betrug 160 Liter.[2]
Seit dem Jahr 1785 besteht das staatliche Mess- und Eichsystem der Preußen, die Maß- und Gewichtsordnung ab 1816. Seit 1868 gilt sie auch für den Norddeutschen Bund.[4]
Eichvorgang
Beim Eichvorgang wurde das betroffene Fass aus einem Referenzbehälter über eine Schlauch befüllt. War das Fass bis unter das Spundloch voll, wurde an einem Zählwerk des Referenzbehälters die an diesem abgeflossene Menge festgestellt und im Fasseichbuch mit dem Namen des Fassbesitzers notiert. Mit dem Aufdrücken der Eichdaten mittels Brenneisen auf den Fassboden war die amtliche Eichung abgeschlossen.[5]
Eichstempel
Der Eichstempel beinhaltete die festgestellte Füllmenge in Litern, daneben eine symbolisierte Banderole mit den Buchstaben „DR“, was bis 1975 als Abkürzung für das Deutsche Reich stand. Darüber befand sich eine Zahl für die übergeordnete Eichstelle, unter der Banderole eine Zahl für die ortsansässige Eichstelle. Beide Zahlen bildeten in Kombination die Ordnungsnummer der Eichstelle. Rechts mit oder ohne Wappenumrandung standen die zwei letzten Ziffern der Jahreszahl der Eichung. Über dem Eichstempel brannte der Winzer häufig auch die Initialen seines Betriebes eigenständig ein.
Die Ordnungszahl für Kröv/Mosel war beispielsweise die 4/36, wobei die 4 für das Bezirkseichamt in Bad Kreuznach stand, das u.a. für den Moselraum zuständig war.[6]
Noch erhaltene Eichhäuser
Noch erhaltene Eichhäuser aus dem 19. Jahrhundert befinden sich in
Leiwen, Landkreis Trier-Saarburg, ehemalige Euchariuskapelle. Die 1803 durch Napoleon säkularisierte Kapelle wurde von 1887 bis 1967 als Eichamt genutzt. Heute beherbergt das Gebäude ein Wein- und Heimatmuseum.[7]
Wintrich, Landkreis Bernkastel-Wittlich. Das Wintricher Eichwesen geht zurück bis ins Jahr 1567. Eine Verfügung des Trierer Kurfürsten Jakob III. von Eltz ordnete die Einrichtung einer Eichstelle in Wintrich an. Dabei wurde bereits veranlasst, dass in den Boden jedes Fasses eingeritzt werden sollte, „wieviel ein Fass hält“. Das Eichamt führte dazu auch einen eigenen Eichstempel in Form eines Wappens.[11]
Pünderich, Landkreis Cochem-Zell, hergerichtet als Eichhausmuseum mit historischen Einrichtungsgerätschaften zur Durchführung des Eichungsvorganges[16]
Senheim, Landkreis Cochem-Zell,[9] Eichamt und Fasseichstelle von 1872 bis 1967, untergebracht im Erdgeschoss des alten Schul- und Rathauses von 1872 bis 1889, danach im Gemeindehausneubau unter dem im ersten Stock eingerichteten Bürgersaal. Abriss des Gebäudes „auf dem Gestade“ 1979.[23]