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Gebirgszug Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Duppauer Gebirge (tschechisch Doupovské hory) ist ein Mittelgebirge in Tschechien. Es hat eine Fläche von 607 km² und liegt größtenteils in den Bezirken Karlovy Vary und Chomutov im Nordwesten Böhmens, östliche Ausläufer befinden sich im Okres Louny. Vom Erzgebirge nördlich davon wird es durch das Tal der Eger getrennt. Das Gebirge ist heute bis auf die Randbereiche unbesiedelt und wird militärisch genutzt. Der 1950 gegründete Truppenübungsplatz Hradiště (VVP Hradiště, auch Vojenský újezd Hradiště) ist mit einer Fläche von 330 km² der größte in Tschechien.
Entlang des Egergrabens im Norden erstreckt sich das Gebirge von Karlsbad (Karlovy Vary) nach Osten bis Klášterec nad Ohří (Klösterle an der Eger) und Kadaň (Kaaden). Nordwestlich liegt das Falkenauer Becken, östlich grenzt das Duppauer Gebirge an das Saazer Becken. Dort liegen an seinen Ausläufern die Orte Podbořany (Podersam) und Lubenec. Am südöstlichen Fuße des Gebirges liegt das Barockstädtchen Valeč. Westlich des Duppauer Gebirges erstreckt sich der Kaiserwald, im Südwesten geht es in das Tepler Hochland über. Südlich des Gebirges befinden sich die Gemeinden Bochov (Buchau), Žlutice (Luditz) und Chyše (Chiesch). Das frühere politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Gebirges bildete die zwischen 1954 und 1955 geräumte Stadt Doupov (Duppau), die nicht mehr existiert. Entlang der Eger befinden sich mehrere Burgruinen.
Das Gebirge ist vulkanischen Ursprungs und besteht vorwiegend aus Gesteinen des Känozoikums, basaltartigen Gesteinen, wie Tephrite, ferner Tuffe.[1][2]
Geologischer Untergrund des Gebirges sind Gesteine, die ein als Doupovské hory Volcanic Complex bezeichnetes Vulkanfeld gebildet haben. Der Vulkanismus begann hier im jüngsten Oligozän und dauerte bis ins untere Miozän. Das Magma ist aufgedrungen an einem ostnordost-westsüdwest orientierten Spaltensystem, einem Teilabschnitt des Egergrabens. Oberflächlich nehmen die Vulkanite eine Fläche von fast 600 Quadratkilometer ein, es ist damit etwas kleiner als das Vulkanfeld des Böhmischen Mittelgebirges (tschechisch České středohoří) etwas weiter östlich. Die Umgebung des Vulkangebiets bildet die Böhmische Masse, eine verebnete Rumpffläche aus Gesteinen des Saxothuringikums der variszischen Gebirgsbildung, also eines schon im Erdaltertum wieder abgetragenes ehemaligen Hochgebirges, im Südwesten auch paläozoische Sedimentgesteine. Die Magmatite des Vulkanfelds sind überwiegend kieselsäurearm und basisch, sie gehören nach den Elementkonzentrationen überwiegend zu den Basaniten und Tephriten, teilweise sind es noch basischere zu den Foiditen gehörende Nephelinite. Eingelagert sind seltene Gesteine wie Lamprophyr-Gänge und grobkörnigere, als Intrusion in größerer Tiefe erstarrte Tiefengesteine mit zu den Magmatiten vergleichbarer Zusammensetzung. Diese Intrusionen sind, mit etwa 30 Millionen Jahre Alter, etwas älter als die Produkte des oberflächlichen Vulkanismus. Selten und nur punktuell sind differenzierte magmatische Bildungen wie Phonolithe und Trachyte aufgeschlossen. Der oberflächliche Vulkankomplex wurde früher als ein einziger, ausgedehnter Stratovulkan interpretiert. Dagegen spricht aber, dass pyroklastisches Sediment nur in geringeren Anteilen in der ersten Phase des Vulkanismus gefördert wurde und später effusive Laven aus mehreren getrennten, aber benachbarten Austrittspunkten klar überwiegen. Eine mögliche Interpretation wäre eine Gruppe benachbarter Schildvulkane.[3]
Die Liboc (Aubach) mit ihren Zuflüssen Fleckbach (Kozlovský potok) und Hohentalbach gliedert das Gebirge geomorphologisch in zwei Hauptplatten, die Liesener Platte und die Burgstadtler Masse.
Den nordöstlichen Gebirgsteil bildet die Liesener Platte (Rohozecká vrchovina) nahe Kadaň (Kaaden). Sie ist durch sanfte fruchtbare Täler und Waldreichtum gekennzeichnet und mit einer durchschnittlichen Höhe von 650 Metern der niedrigste Teil des Gebirges. Über das Gebirgsplateau führte am Olleschauer Pass eine alte Handelsstraße aus dem Egertal bei Velichov (Welchau) nach Doupov (Duppau). Das Tal der bei Oslovice (Woslowitz) in die Eger mündenden Bublava (Geigenbach) bildet die natürliche Grenze zum Hengbergplatte (Jehličenská hornatina) genannten westlichen Teil. Die höchste Erhebung ist der 811,7 Meter hohe Lesná (Liesen).
Die Hengbergplatte (Jehličenská hornatina) zeichnet sich durch tiefe schroffe Täler zur Eger hin aus. Wegen der unwirtlichen Bedingungen und wenig ertragreichen Böden war dieser Teil nur dünn besiedelt. Sie weist eine Vielzahl tektonischer Störungen auf, die die Ursache für das reichhaltige Vorkommen von Säuerlingen sind. Bekannt sind die Sauerbrunnen von Kyselka (Gießhübl-Sauerbrunn) und von Korunní (Krondorf). Der höchste Gipfel dieses Teils ist der Velká Jehličná (Hengberg) mit 827,8 Meter Höhe.
Auf dem Legerberg (776 m, Složiště) zwischen den ehemaligen Gemeinden Hermersdorf (Heřmanov), Totzau (Tocov) und Dreihäuser (Třídomí) nördlich von Duppau (Doupov) befand sich die Kudlich-Warte (Kudlichova rozhledna) mit dem 1933 errichteten Kudlichdenkmal. Hier hatte Hans Kudlich im Jahre 1888 vor den Bauern aus den Bezirken Saaz und Karlsbad gesprochen.
Den höchsten Teil des Gebirges bildet die Burgstadtler Masse (Hradišťská hornatina), die ihren Namen vom Doppelgipfel des Burgstadtl (Hradiště) erhielt, der mit 933,8 Metern den höchsten Gipfel des Duppauer Gebirges bildet. Dieser südliche Gebirgsteil zeichnet sich durch sein raues Klima aus. Er war nur spärlich besiedelt, seine Bewohner lebten von Viehzucht und Weidewirtschaft.
Im Südwesten der Masse liegt ein 850 Meter hohes Hochplateau, aus dem die vier höchsten Berge herausragen und das eine Wasserscheide zwischen Eger und Moldau bildet.
Das Zentrum des Gebirges bildet der von der Aubach (Liboc) durchflossene 20 Quadratkilometer große Duppauer Kessel mit einem Durchmesser von etwa 5 Kilometern. Der erosiv entstandene Kessel wurde früher als vulkanische Caldera[4] oder als Vulkankrater[5] interpretiert. Die Vorstellung, dass das Duppauer Gebirge der Überrest eines einzigen Vulkans gewesen sei, wurde aber später klar als irrig erkannt. Heute wird im Vulkanismus entlang des Egergrabens ein, weit entfernter, Komplex mit Zentrum bei Roztoky (Gemeinde Povrly), nahe Ústí nad Labem im Böhmischen Mittelgebirge als Rest einer Caldera gedeutet, die allerdings oberirdisch überhaupt nicht mehr erkennbar ist.[6] Eine Caldera im Duppauer Gebirge wird nicht mehr vermutet.
An dem Osthang des in der Mitte des Kessels gelegenen 655 Meter hohen Flurbühls lag in 570 m n.m. die Stadt Doupov/Duppau, die 1955 aufgelöst wurde.
Eine deutschsprachige Wanderkarte von 1939 verzeichnet die „Teufelsschlucht“ zwischen dem Ort Töltsch (heute Wüstung im Gebirge) und dem Tal des Krondorfer Baches der sich südlich von Krondorf und westlich von Töltsch befindet. Es wird außerdem Bergbau westlich des „Eisenberges“ (858 m) am Berg „Hirschbühel“ (824 m) verzeichnet.[7]
Am "Goldberg" (Zlaty vrch, 786 m[8]) bei Lochotin (heute Wüstung) wurde im 16. oder 17. Jahrhundert Bergbau betrieben, über den nichts näheres bekannt ist. Erhalten sind Stollen und Schächte.
Das Duppauer Gebirge war wegen seiner natürlichen Bedingungen das am dünnsten besiedelte Gebiet Böhmens. Seine Bewohner waren größtenteils Deutschböhmen. Außer der Stadt Duppau bestanden im Jahre 1921 noch 17 Gemeinden. Die Bevölkerungszahl betrug zu dieser Zeit 15.149. Diese Personen lebten in 2.725 Häusern. In den entlegenen Dörfern bildeten Viehzucht, Obstbau, Zeidlerei und Leineweberei die Lebensgrundlage der Bewohner. Die fruchtbaren Böden wurden landwirtschaftlich genutzt, auf steinigeren Äckern wurde der Duppauer Berghafer, aber auch Hopfen und Gemüse angebaut. Durch den Schutz des Erzgebirges hat der Norden des Duppauer Gebirges ein trockenes Klima und gehört zu den wärmsten Orten in Böhmen.
Nach der Vertreibung der Deutschböhmen in den Jahren 1945 und 1946 war die Gebirgsgegend nur noch sehr schwach besiedelt. Das veranlasste die tschechoslowakische Regierung während des Kalten Krieges einen Truppenübungsplatz in dem Gebirge einzurichten. Ab 1953 begann die stufenweise Aussiedlung der verbliebenen Bewohner, die 1955 abgeschlossen war. Nach 1960 wurden in Manövern die ehemalige Stadt Duppau sowie leerstehende Dörfer als Zielobjekte für den Beschuss und die Bombardierung durch die Land- und Luftstreitkräfte dem Erdboden gleichgemacht. 1991 standen auf dem Truppenübungsplatz nur noch 102 Häuser, in denen 616 Menschen lebten. Insgesamt 67 Ortschaften, Weiler und Höfe wurden zerstört.
Das Gebirge hat sich heute auf Grund der 40-jährigen Nutzung als Truppenübungsplatz zu einem Lebensraum seltener Pflanzen- und Tierarten entwickelt. Es entstanden reichhaltige Populationen der Küchenschelle. Seit den 1990er Jahren ist ein Zutritt nach vorheriger Genehmigung wieder möglich. Nach wie vor wird das Gebiet jedoch für militärische Übungen genutzt.
In den Randbereichen des Truppenübungsplatzes ohne militärische Nutzung sind einige Areale mit besonders wertvoller Naturausstattung als Naturreservate festgesetzt worden. Touristisch bedeutsam ist das Nationale Naturdenkmal Skalky skřítků (Zwergenlöcher) bei Kyselka, das durch einen Wanderweg erschlossen ist. Die Anfang der 1990er Jahre geplante Ausweisung eines Landschaftsschutzgebietes Střední Poohří (Mittleres Egertal) scheiterte bislang an der anhaltenden militärischen Nutzung des dafür vorgesehenen Gebietes. Dieses Landschaftsschutzgebiet soll neben dem Egerdurchbruch auch Teile des Mittleren Erzgebirges umfassen.
Im Laufe der vergangenen Jahrhunderte gab es mehrere Versuche, die in der Fredegar-Chronik in den Jahren 631/632 erwähnte Wogastisburg im Duppauer Gebirge zu lokalisieren. Als mögliche Standorte wurden der 593,3 Meter hohe Burberg (Úhošť), ein mächtiger nordöstlicher Vorberg der Liesener Platte bei dem zur Stadt Kadaň gehörigen Dorf Úhošťany (Atschau) sowie ein Hügel beim Dorf Hradec (Burgstadtl) vermutet.
Als ein neueste Standortvariante ist der zu den östlichsten Gebirgsausläufern gehörende Rubín (351,7 m) bei der Ortschaft Dolánky (Podbořany) im Gespräch.
Die genannten ehemaligen Dörfer sind Wüstungen, zumeist bedingt durch die Vertreibung der Sudetendeutschen bis 1946 und die folgende Anlegung des Truppenübungsplatzes.
Siehe auch:
Wohl vor 1939 errichtet.
Flüsse und Bäche im Nordteil des Gebirges:[33]
im Westteil des Gebirges:[34]
im Südteil des Gebirges:[34]
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