Dormitio-Abtei
Benediktinerkloster in Jerusalem Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Dormitio-Abtei (lat. Abbatia dormitionis Beatae Mariae Virginis) ist eine deutschsprachige Benediktinerabtei auf dem Berg Zion in Jerusalem. Der Name leitet sich vom Patrozinium der Entschlafung der seligen Jungfrau Maria ab. Abteikirche ist die Dormitio-Basilika.
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Von 1998 bis 2006 trug die Dormitio-Abtei in Anlehnung an die 415 an dieser Stelle erbaute byzantinische Kirche Hagia Sion den Namen Hagia Maria Sion.[1] Aus Anlass des hundertjährigen Jubiläums kehrte die Gemeinschaft 2006 wieder zum Patrozinium Dormitio zurück.
Während seiner Palästinareise im Jahre 1898 übernahm Kaiser Wilhelm II. anlässlich der Einweihung der evangelischen Erlöserkirche zu Jerusalem das für 120.000 Reichsmark erworbene Grundstück auf dem Berg Zion von Sultan Abdülhamid II. und übergab es dem Deutschen Verein vom Heiligen Lande. Historie und Bestimmung der Dormitio beschreibt Wilhelm II. in seinem Werk „Ereignisse und Gestalten“.[2] Nach der Jerusalemer Ortstradition soll an dieser Stelle in der Nachbarschaft des Abendmahlssaals die Gottesmutter Maria entschlafen sein (von lat. dormitio „Entschlafung“).
Im Auftrag der Erzabtei Beuron verhandelte Abt Willibrord Benzler von Maria Laach mit der deutschen Regierung über die Entsendung Beuroner Mönche und die Gründung eines Klosters auf dem vom Kaiser geschenkten Grundstück.[3] Bereits 1899 traf der Architekt und Diözesanbaumeister der Diözese Köln Heinrich Renard (1868–1928) in Jerusalem ein. Zunächst erkundete er das Gelände und fand Überreste der byzantinischen Hagia Sion sowie weiterer Kirchen. Die Bauleitung übernahm der vor Ort ansässige und zur pietistischen Tempelgesellschaft gehörende Architekt Theodor Sandel. Der Grundstein zur Abtei und Basilika wurde am 7. Oktober 1900 gelegt. In nur zehn Jahren wurde der Bau der Basilika und der Abtei vollendet. Am 10. April 1910 wurde die Basilika vom lateinischen Patriarchen Filippo Camassei geweiht. Die Abteikirche und die Klostergebäude befinden sich im Besitz des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande, der die Bauten unterhält.
Bereits 1906 wurden die ersten Mönche der Erzabtei Beuron nach Jerusalem entsandt. 1918 bis 1921 wurden die Mönche zum ersten Mal in ihrer Geschichte auf dem Sion interniert.
Durch Erlass Papst Pius’ XI. vom 15. August 1926 wurde das Kloster, das zur Beuroner Kongregation gehörte, zur Abtei erhoben. 1939 bis 1945 erfolgte die zweite Internierung der deutschen Mönche. Infolge des Unabhängigkeitskrieges Israels kam es zur dritten Internierung. Die Abtei lag im Niemandsland zwischen Israel und Jordanien.
Im Jahre 1951 wurde die Abtei von der Beuroner Kongregation abgelöst und der direkten Verwaltung des Abtprimas mit Sitz in Rom unterstellt. 1967, während des Sechstagekrieges, lag die Abtei im Feuer der Kriegsparteien. Seit 1973 besteht ein deutschsprachiges und ökumenisches Studienprogramm, das Theologische Studienjahr Jerusalem, in Verbindung mit der Abtei. 1979 wählte die Gemeinschaft auf dem Sion zum ersten Mal selbst ihren Abt, den Prior von Chevetogne in Belgien, Nikolaus Egender.
Seit dem 1. Mai 2011 ist an der Dormitio auch das Jerusalemer Institut der Görres-Gesellschaft (JIGG) angesiedelt.
Die Abtei hat seit 1939 eine Niederlassung in Tabgha am See Genezareth; diese ist seit 2003 ein abhängiges Priorat und betreut die ebenfalls dem Deutschen Verein vom Heiligen Lande gehörende Brotvermehrungskirche in Tabgha.
Eine weitere kleine Niederlassung, das „Haus Jerusalem“, bestand zwischen Advent 2003 und Mai 2013 in Hildesheim.
Seit September 2012 gehört die Abtei zur Kongregation von der Verkündigung der seligen Jungfrau Maria (Congregatio Annuntiationis B.M.V.) des Benediktinerordens, wie unter anderem auch die Abtei St. Matthias in Trier, das Priorat auf der Huysburg, die belgischen Abteien Maredsous, Keizersberg (Löwen) und Sint Andries (Zevenkerken, Brügge) sowie die Abtei Glenstal in Irland.[4]
Seit der Erhebung zur Abtei 1926 standen die folgenden Äbte der Dormitio vor:
Die Anlage wurde entsprechend der lokalen Jerusalemer Bautradition gestaltet. Es finden sich verschiedene stilistische Einflüsse, so unter anderem Elemente aus Romanik, Renaissance und aus der orientalischen Architektur. Die Ausmalung besorgten Jan Verkade und Hermann Huber.[13]
Die Dormitio-Basilika ist ein Rundbau mit mehreren Nischen, in denen sich Nebenaltäre befinden, und einem Choranbau mit einer zweimanualigen Chororgel aus der deutschen Werkstatt Oberlinger in Windesheim. Über zwei Wendeltreppen erreicht man sowohl die Krypta, die Stätte Maria Heimgang, als auch die Orgelempore mit einer großen dreimanualigen Oberlinger-Orgel und die Galerie. Von hier sind zwei weitere der insgesamt vier Diagonaltürme der Kirche erreichbar. Aus Rücksicht auf das damals noch muslimische Heiligtum des Davidsgrabs (Nebi Da'ud), in dessen Obergeschoss sich der Abendmahlssaal befindet, wurde der Glockenturm so weit zurückversetzt, dass sein Schatten das Grab nicht berührt. So ist der Glockenturm auch nicht direkt von der Kirche aus begehbar.
Seit September 2018 wird die Krypta renoviert.[14] Bis 2022 folgen die übrige Kirche und das Kloster.[15] Die finanzielle Förderung des Vorhabens durch die Bundesregierung war in den Koalitionsvertrag von 2018 aufgenommen worden.[16] Dieser Umstand fand weithin Aufmerksamkeit.[17]
Im Turm hängen vier Glocken aus Deutschland. Das von 1909 gegossene Geläut der Glockengießerei Otto aus Bremen-Hemelingen zeugt von der ausgesprochen hohen Gießkunst des Glockengießers. Die Glocken wurden nicht tonkorrigiert, weil das Verfahren 1909 noch nicht entwickelt war. Trotzdem weisen die Glocken eine reine Schlagtonlinie, eine reine Innenharmonie und eine ausgezeichnete Klangqualität auf. Die damalige Glocke 2 erhielt im Jahr 1948 beim damaligen Israelischen Unabhängigkeitskrieg starke Schäden, sodass sie 1971 neugegossen werden musste. Diesmal war es aber die Firma Gebhard aus Kempten (Allgäu), die die Glocke neugoss. Auch sie ist nicht tonkorrigiert und trotzdem von ausgezeichneter Qualität. Im Schlagton steht sie zu den anderen Glocken jedoch zu hoch, was beim Läuten deutlich hörbar ist. Alle Glocken sind in durchweg schweren Rippen gegossen. Alle Glocken hängen noch im originalen Glockenstuhl an Holzjochen von 1909, die Glocke 1 erhielt 2017 einen neuen Klöppel. Von den schrecklichen Ereignissen des Krieges zeugen noch heute die Einschusslöcher in der Glockenstube und die Einschusslöcher auf der großen Glocke.[18]
Nr. | Name | Schlagton | Gießer, Gussort | Gussjahr | Masse
(kg) |
Durchmesser
(cm) |
Inschrift |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Erlöserglocke | cis1 | Glockengießerei Otto, | 1909 | ca. 2300 | 153 | AUS FROMMER LIEB´ ENTSPROSSEN WILL TÖNEND ICH VERMEHREN // IN DEUTSCHEM LAND GEGOSSEN DES WELTERLÖSERS EHREN – JOSEPH RAISER UND JULIA DIDDEN AUS VIERSEN SCHENKTEN MICH, P. OTTO IN HEMELINGEN GOSS MICH 1909 |
2 | Marienglocke | e1 | Glockengießerei Gebhard, Kempten (Allgäu) | 1971 | ca. 1350 | 126 | SALVE PATRONA BAVARIAE // DA PACEM TERRAE SANCTAE – WO DIE EINE SÜNDENREINE IHREN HEIMGANG FAND LENK ICH ALLER ERDENWALLER GANG ZUM HEIMATLAND A.D. 1909 – A.D. 1948 VOM KRIEG WARD ICH ZERSCHLAGEN ERSTAND ERNEUT AUS PILGERGABEN A.D. 1971 Gießerzeichen E. Gebhard Kempten |
3 | St. Bonifaz | fis1 | Glockengießerei Otto,
Bremen-Hemelingen |
1909 | ca. 1000 | 114,5 | SANKT BONIFAZ GENANNT // MIT JEDEM KLANG AUFS NEUE DER DEUTSCHEN GLAUBEN PREIS ICH IM HEILGEN LAND – GEST VON [Freiraum] GEGOSSEN VON P. OTTO IN HEMELINGEN 1909 |
4 | St. Elisabeth | gis1 | Glockengießerei Otto,
Bremen-Hemelingen |
1909 | ca. 720 | 102 | ICH HEISS ELISABTH // BEZEUG MEIN SCHLAG DASS LIEBE NIE VERGEHT FÜR NOT UND PLAG – Z E GOTTES GEST V JOSEF BITTA AUS NEUDECH O-S GEGOSSEN VON P. OTTO IN HEMELINGEN 1909 |
in der Reihenfolge des Erscheinens
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