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Doktrin
System von Ansichten und Aussagen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Eine Doktrin (von lateinisch doctrina ‚Lehre‘) ist ein System von Ansichten und Aussagen, das oftmals den Anspruch hat, allgemeine Gültigkeit zu besitzen.[1]
Im politischen Sprachgebrauch wird eine Doktrin als politische Leitlinie der Regierung aufgefasst. Sie wird einseitig von dieser erklärt und stellt kein völkerrechtliches Dokument dar. Bekannt sind vor allem die außenpolitischen Doktrinen der US-Präsidenten und in den ehemaligen realsozialistischen Staaten der Marxismus-Leninismus, auch bekannt als Staatsdoktrin.
Im verteidigungspolitischen Umfeld spielt die Militärdoktrin eine wichtige Rolle.
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Politische Doktrin
Zusammenfassung
Kontext
Eine politische Doktrin ist eine Reihe von Prinzipien und Überzeugungen, die das politische Verhalten und die Politikgestaltung leiten. Sie spiegelt oft bestimmte Ideologien wie Liberalismus, Konservatismus, Demokratie oder Pluralismus wider. Solche Doktrinen basieren häufig auf Schulen der sogenannten „politischen Gedanken“[2] oder politischen Philosophie, die grundlegende Normen und Werte für politische Systeme formulieren. Dabei verkörpert die Demokratie verschiedene Werte und Überzeugungen, die sich auf politische Teilhabe, individuelle Rechte und Regierungsführung beziehen. Sie bietet einen Rahmen für andere Ideologien. Ferner sind auch ideologische Strömungen wie Faschismus, Nationalismus, Patriotismus, Imperialismus, Kolonialismus, Feudalismus, Kommunismus, Sozialismus, Kapitalismus, Autoritarismus, Militarismus in diesem Kontext zu erwähnen. Zusätzlich existieren wirtschaftliche Doktrinen, die oft mit politischen Ideologien verknüpft sind.[3]
In seiner religionsphilosophischen Schrift Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft formulierte Immanuel Kant 1793 seinen Übergang von der Kritik zur Doktrin.
Im Folgenden sind die Doktrinen verschiedener Länder in einer Übersicht aufgeführt. In einigen Fällen ist eine Doktrin eng mit einer sicherheitspolitischen Strategie verbunden.
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Vereinigte Staaten
Zusammenfassung
Kontext
(Chronologisch)
- Monroe-Doktrin (1823) zur politischen Isolation nach dem Motto „Amerika[4] den Amerikanern!“[5] und zum Interventionsverbot der USA
- Hoover-Stimson-Doktrin (1932) zur Verurteilung der japanischen Okkupation der Mandschurei
- Truman-Doktrin (1947) zum weltweiten Kampf gegen den Totalitarismus – Beginn des Kalten Kriegs; vgl. auch Containment-Politik
- Eisenhower-Doktrin (1957) zur Ermächtigung, gegen eine kommunistische Aggression mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln (also auch der Verwendung von Atomwaffen) vorzugehen
- Nixon-Doktrin (1969) zur US-amerikanischen Außenpolitik in Asien mit Blick auf Vietnam
- Carter-Doktrin (1980), militärische Drohgebärde von US-Präsident Jimmy Carter an die UdSSR nach der sowjetischen Invasion in Afghanistan
- Reagan-Doktrin (1985) zur US-Außenpolitik nach dem Motto „Friede durch Stärke“ der 1980er Jahre und Stellvertreterkriegen
- Bush-Doktrin (2002 und 2006) nach dem Ende des Kalten Kriegs und nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zur generellen Interventionsmöglichkeit gegen Terrorismus mit der Option auf präventive Militäreingriffe im Falle einer nationalen Sicherheitsgefährdung
- „America First“ (2024) die Außenpolitik von Donald J. Trump[6][7][8], siehe auch Make America Great Again (MAGA)
- „Friede durch Stärke“ (2024) die Friedens- und Sicherheitspolitik der Regierung Trump[9][10]
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Weitere Länder oder Staatengemeinschaften
(Chronologisch)
- Calvo-Doktrin (1868) zum Verzicht ausländischer Investoren auf das diplomatische Schutzrecht
- Drago-Doktrin (1907) zum Verbot der Gewaltanwendung zur Eintreibung von Staatsschulden
- Yoshida-Doktrin (um 1946) zur japanischen Außenpolitik
- Hallstein-Doktrin (1955) zur Verhinderung der Anerkennung der DDR
- Europa der Vaterländer (um 1960) zur Beibehaltung von Nationalstaaten als Leitlinie der europäischen Integration
- Ulbricht-Doktrin (1967) zur Verhinderung der Anerkennung der Bundesrepublik Deutschland im Ostblock
- Breschnew-Doktrin (1968) zur „beschränkten Souveränität“ der sozialistischen Staaten, abgelöst 1989 durch Gorbatschows Sinatra-Doktrin
- Sŏn’gun („Militär zuerst!“), die Sicherheits- und Wirtschaftsdoktrin ab 1950 von Kim Il-sung und ab 1994 von Kim Jong-il
- Primakow-Doktrin (1990) geht davon aus, dass die nationale Sicherheit der Russischen Föderation auf ihrem Status als Supermacht beruht
- „Österreich zuerst“ (1992/1993), keine Doktrin per se, sondern eine Bewegung mit dem Namen und einer ideologischen Agenda
Wirtschaft und Finanzwelt
- Die Essential-Facilities-Doktrin (erstmals 1912 angewandt) ist eine aus dem US-Recht stammende wirtschaftspolitische Doktrin zur erzwungenen Einräumung von Lizenzen und Nutzungsrechten zum Erhalt des Wettbewerbs bei marktbeherrschenden Unternehmen.
- Verschiedene Finanzdoktrinen befassen sich mit der Rettung von Staaten oder Unternehmen in der Krise:
- Bail-out-Politik als allgemeiner Begriff für die Rettung bedrohter Staaten, Kommunen oder Unternehmen
- Too Big to Fail für die Rettung als systemrelevant angesehener Unternehmen oder Gebietskörperschaften in der Krise
- Lender of last resort als Rettungsinstitution, die noch hilft, wenn andere Gläubiger dazu nicht mehr bereit sind.
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Siehe auch
- Außenpolitik – Innenpolitik – Sicherheitspolitik
- Disziplin oder Gehorsam
- Dogma
- Große Mächte
- Nuklearstrategie – teilweise auch als Nukleardoktrin bezeichnet
- Theologie, z. B. biblische oder christliche Doktrin[11]
Literatur
- Zimmern Alfred: Modern Political Doctrines. Oxford University Press, London 1939 (englisch, archive.org).
- A. C. Pigou: Socialism versus Capitalism. Macmillan & Co., London 1939 (englisch, archive.org).
- Eduard Heimann: History of Economic Doctrines. Oxford University Press, London 1945 (englisch, archive.org).
- Harold Sprout, Margaret Sprout: Foundations of National Power. D. Van Nostrand Company, Princeton, NJ 1945 (englisch, archive.org).
- Frank A. Neff: Economic Doctrines. McGraw-Hill Book Company, New York 1950 (englisch, archive.org).
- Marguerite J. Fisher: Communist Doctrine and the Free World. Greenwood Press, 1952 (englisch, archive.org).
- Gaetano Mosca: A Short History of Political Philosophy. Thomas Y. Crowell, New York 1972, ISBN 0-690-73378-X (englisch, archive.org).
- Barry Posen: The Sources of Military Doctrine: France, Britain, and Germany between the World Wars (= Cornell Studies in Security Affairs). Cornell University Press, Ithaca, NY 1984, ISBN 978-0-8014-1633-0 (englisch, archive.org).
- Charles C. Hefling, Jr.: Why Doctrines? Cowley, 1984 (englisch, archive.org).
- Fritz Ermath: The Evolution of Soviet Doctrine. In: Robert O’Neill (Hrsg.): Doctrine, the Alliance and Arms Control. Palgrave Macmillan UK, London 1986, ISBN 978-1-349-08826-3, S. 73–80, doi:10.1007/978-1-349-08824-9_6 (englisch).
- Heiko Meiertöns: Die Doktrinen U.S.-amerikanischer Sicherheitspolitik: völkerrechtliche Bewertung und ihr Einfluss auf das Völkerrecht (= Völkerrecht und Außenpolitik. Band 71). Nomos, Baden-Baden 2006, ISBN 978-3-8329-1904-7.
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Weblinks
Wiktionary: Doktrin – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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