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deutscher Archäologe, Künstler, Illustrator und Autor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dietrich Evers (* 13. Juni 1913 in Hildesheim; † 28. April 2009 in Niedernhausen) war ein deutscher Archäologe, Künstler, Illustrator und Autor.
Am 13. Juni 1913 wurde Dietrich Evers (eigentlich: Dieter Evers) in Hildesheim geboren. In seiner Jugend betätigte er sich in jugendbewegten Kreisen und wurde Mitglied des Jungnationalen Bundes (Junabu) und des Deutschen Pfadfinderbundes[1]. Der Entwurf von Briefklebemarken des Deutschen Pfadfinderbundes zur Siebenbürgen-Hilfe stammt beispielsweise aus seiner Hand.[2][3] Zudem wirkte er teilweise bis in die Verbotszeit an den jungenschaftlichen Zeitschriften Lagerfeuer, Speerwacht und Spur mit. Hierfür und für andere „bündische Umtriebe“ kam er mehrfach in Haft. Evers studierte als Meisterschüler an der Leipziger Kunstakademie bei Hugo Steiner-Prag. Während dieser Zeit engagierte er sich in der jugendbewegt-reformierten Hochschulgilde Kursachsen. Später arbeitete er als Grafiker und Buchhersteller in Berlin. 1939 heiratete er Christine Evers (geb. Rothfuchs), welche 1946 verstarb. Aus dieser Ehe gingen eine Tochter und ein Sohn hervor.
Während des Krieges war er Offizier der Panzertruppe und nach einer Verwundung als Bildprüfer der Wehrmacht tätig. In dieser Funktion rettete er zum Kriegsende Bild-Archive vor der Vernichtung, indem er sich über einen Vernichtungsbefehl hinwegsetzte und das Material aus Berlin nach Süddeutschland evakuieren ließ. Dort wurden die Negative vorerst den Amerikanern und letztlich dem Bundesarchiv übergeben.[4][5]
Nach dem Krieg ließ er sich in Naurod bei Wiesbaden nieder und wurde Werbebeauftragter einer Offsetmaschinenfabrik in Offenbach, danach Buchgestalter, Übersetzer und Autor verschiedener Verlage.
Er widmete sich als Autodidakt der Archäologie, insbesondere der Erforschung von Felsbildern. Zusammen mit seiner Partnerin Anneliese Menger (geb. Kunze, oft genannt: Evers) dokumentierte er mittels Frottagen Felszeichnungen auf der ganzen Welt, unter anderem in Skandinavien, im Alpenraum und in Nordamerika. Eine erste Publikation zu diesem Thema erschien von ihm 1981 unter dem Titel „Felsbilder in den Alpen“. Einen Teil seiner Aufzeichnungen übernahm die Universität Göteborg 2003 in ihre Bestände.
Eine weitere seiner Leidenschaften war die Experimentalarchäologie. Hier kamen ihm seine künstlerische Ausbildung und seine handwerkliche Begabung zugute. So entwarf und rekonstruierte er basierend auf Felsritzungen und Zeichnungen Gebrauchsgegenstände wie Masken, Wagen, Wurfhölzer, Boote bis hin zu Häusern, um deren Tauglichkeit zu prüfen. In Deutschland war er einer der ersten, die sich diesem Zweig der Archäologie zuwandten. In seinem Werk „Bumerangs rings um die Erde“ (2004) spürt Evers der Frage nach den Ursprüngen von Wurfhölzern und zurückfliegenden Bumerangs nach. Hierzu konnte er durch archäologische Artefakte und prähistorische Darstellungen aufzeigen, dass sich diese frühe Wurfwaffe in der Kulturgeschichte auf allen Kontinenten nachweisen lässt. Zudem gelang es ihm herauszuarbeiten, dass die Bedeutung der Bumerangs vielerorts weit über die eigentliche Nutzung als Jagdinstrument hinausging und teils mystisch-religiösen Charakter besaß. Schon 1999 übergab Evers ein Großteil seiner Rekonstruktionen an das Tanums Hällristnings Museum in Schweden. Von 1987 bis 2004 hatte Evers zahlreiche Artikel in der Zeitschrift Adoranten des Museums (Scandinavian Society for Prehistoric Art) publiziert. 1994 wurden ausgewählte Plätze der Felsritzungen von Tanum auch durch sein Zutun in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Dass Feldbildforschung und experimentelle Archäologie durchaus miteinander verknüpft sind, zeigt exemplarisch dieser Werbetext einer Sonderausstellung unter dem Titel Prähistorische Felsbilder Skandinaviens (1989–1990) in Mannheim:
„Das oberflächliche Einschlagen („Picken“) der Felsbilder in Granit- oder Gneis-Ortsfels mit angespitzten Feuersteingeräten war für die Menschen der Vorzeit so mühsam, daß sie das Motiv stets nur auf einfachste Linien reduziert haben. Für uns Zeitgenossen moderner Bildmedien, überfüttert mit Informationen vielfältigster Art, sind Felsbilder oft nur schwer lesbar. Deshalb begann das Ehepaar Evers, die Botschaft der gravierten Linien experimentell in rekonstruierte Gegenstände zu übersetzen: In Waffen, die ihre Wirkung zeigen können, in Bumerangs des hohen Nordens, die wirklich zurückkommen, in Fallen, die funktionieren; und selbst eine Rekonstruktion des ältesten Bootes der Erde, Jahrgang 9.000 v. Chr., wurde auf dem Wasser erprobt.“[6]
Evers war im Wissenschaftlichen Beirat von StoneWatch (Gesellschaft zur Erfassung vor- und frühzeitlicher Felsbilder) tätig. Auch in seiner neuen Heimatgemeinde war Dietrich Evers recht aktiv. So entwarf er unter anderem das örtliche Partnerschaftsmal der französischen Gemeinde Fondettes mit seiner Heimatgemeinde Naurod, welches am 7. Mai 1978 eingeweiht wurde. Zudem finden sich am Nauroder Bürgerhaus ein Mosaik und an der örtlichen Kindertagesstätte ein Begrüßungsstein des Künstlers. Am 28. April 2009 verstarb Dietrich Evers im Alter von 95 Jahren in Niedernhausen.
Sein Interesse an vorgeschichtlicher Kunst und Technologie dürfte Dietrich Evers motiviert haben, eine alte Lötschentaler Maske nachzubilden.[9]
Hans-Peter Hinze, Hans-Jürgen Beier (Herausgeber): Botschaften in Stein: Gedenkschrift zum 100. Geburtstag des Felsbildforschers und Experimentalarchäologen Dietrich Evers (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Band 78). Beier & Beran, Langenweißbach 2015
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