Die Daltons (Comicfiguren)
Comic-Räuberbande Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Daltons sind Figuren aus der Comic-Reihe Lucky Luke von Maurice de Bevere (Morris) und René Goscinny. Die aus den vier Brüdern Joe, William, Jack und Averell Dalton bestehende Verbrecherbande ist den historischen Dalton-Brüdern nachempfunden. Im Lucky-Luke-Album Vetternwirtschaft (Les Cousins Dalton) werden die Daltons als Vettern der historischen Bob, Grat, Bill und Emmett Dalton vorgestellt.
In der 1951 gezeichneten Geschichte Die Gesetzlosen (Hors-la-loi, später in Deutschland als Band 81 der Ehapa-Reihe veröffentlicht) erzählt Morris vom Zusammentreffen der historischen Dalton-Brüder mit Lucky Luke. Bob, Grat, Bill und Emmett Dalton werden dabei bereits optisch identisch und nur anhand der Körpergröße unterscheidbar dargestellt. Am Ende der Geschichte werden die vier bei einem Banküberfall in Coffeyville (Kansas) von Lucky Luke und dem Sheriff gestellt und verlieren ihr Leben. In der von Morris zuerst gezeichneten veröffentlichten Version wird Bob von Lucky Luke direkt durch einen Schuss in den Kopf getötet, was dem Alben-Verleger Dupuis jedoch zu brutal war. Die Geschehnisse wurden deshalb in der Album-Version dahingehend abgeändert, dass Bob von Lucky Luke in einem Fass gefangen wird und im letzten Panel schlicht die vier Grabkreuze der Brüder zu sehen sind.[1] Der auf dem Epitaph angegebene 5. Oktober 1892 entspricht dem historischen Sterbedatum von Grat und Bob Dalton, während Emmett Dalton den Banküberfall in Coffeyville überlebte und später im Gefängnis seine Memoiren schrieb.
Nach der Veröffentlichung von Hors-la-loi musste Morris aufgrund vieler Leserbriefanfragen erkennen, dass er die Daltons zu früh unter die Erde geschickt hatte. Zuerst ließ er die Gangster in einer Kurzgeschichte mit dem Titel „Die Rückkehr der Brüder Dalton“ (Le retour des frères Dalton, 1952) in Form von Rückblenden und vier verkleideten Nachahmern wieder auftreten. Die endgültige Lösung fand er jedoch erst zusammen mit René Goscinny, indem sie die fiktiven Vettern der historischen Daltons, nämlich Joe, William, Jack und Averell Dalton, erfanden. Sie hatten zunächst einen Kurzauftritt im Album Lucky Luke gegen Joss Jamon und wurden dann 1957 im darauffolgenden Band Vetternwirtschaft als eigenständige Figuren in die Serie eingeführt. Die vier fiktiven Daltons gleichen ihren berühmteren Cousins zwar äußerlich, sind aber eher tölpelhaft als gefährlich. Im Laufe der Serie wurden sie aufgrund ihrer großen Beliebtheit zu häufig wiederkehrenden Charakteren und Lucky Lukes hauptsächlichen Widersachern. Morris selbst sagte über den Erfolg seiner Figuren: „Die fiktiven Daltons entwickelten sich zu einem wahren Meilenstein in der Comicgeschichte. Die echten Daltons sind eher unbekannt geblieben.“[2] Bis heute sind die Daltons in der Serie vertreten, was sich auch nach Übernahme der Zeichnungen durch Achdé nach Morris’ Tod nicht änderte.
Da es sich nicht mehr um die historischen Daltons handelt, erhielten Zeichner und Texter deutlich mehr Spielraum für die Gestaltung der Geschichten. So müssen sie nicht den historischen Zeitabläufen folgen. Einige Geschichten mit den Vettern spielen, bevor die echten Brüder Dalton geboren waren. Außerdem begegnen sie in der Geschichte Oklahoma Jim dem Widersacher Lucky Luke bereits in ihrer Kindheit, während sie sich ihm in Vetternwirtschaft erst als Erwachsene vorstellen.
Die Daltons agieren in der Lucky-Luke-Reihe als typische Bösewichte und tragen häufig den Hauptkonflikt mit dem Cowboy aus. Dabei ist ihnen dieser deutlich überlegen, so dass die Gauner auch die Rolle des humoristischen Tollpatsches übernehmen. Ein weiterer Aspekt ihrer Charaktere ist der ständige Konflikt unter den Brüdern, vor allem zwischen Joe und dem trotteligen Averell. Dies führt oft dazu, dass sich die Daltons in erster Linie selbst besiegen. Oft beginnen die Geschichten mit einem Ausbruch der vier aus dem Gefängnis und der Aufgabe für Luke, sie wieder hinter Gitter zu bringen.
Die Gebrüder Dalton sind verschieden groß, wobei die Differenz jeweils etwa einen Kopf beträgt. Meistens treten sie der Größe nach geordnet in einer Reihe auf, neben- oder hintereinander, egal ob sie laufen, reiten oder sich anders bewegen. Sie tragen meist gleiche Kleidung, entweder schwarz-gelb gestreifte Sträflingskleidung oder schwarze Hosen und grüne oder blaue Hemden mit Cowboyhüten. Ihre Gesichter sind identisch. Als Kinder tragen sie blau und sind kahl, abgesehen von einer einzigen großen Schmalzlocke. Bisweilen vollziehen sie auch dieselben Bewegungen. In den frühen Geschichten sind die Schnurrbärte der Dalton-Brüder (so wie bei ihren berühmteren Cousins) noch deutlich weniger prominent.
Aus den Texten, etwa Zitaten der Daltons selber oder anderer Figuren, geht hervor, dass sie gefährliche, berüchtigte Verbrecher sind. Oft reicht schon ihr Name aus, um Angst und Schrecken zu verbreiten oder die Menschen scharenweise in die Flucht zu schlagen. Dennoch gelingt ihnen – insbesondere in den späteren Geschichten – kaum eine schwerere Straftat, bei der sie sich nennenswert bereichern oder Personen schädigen. Hierüber wird nur durch Erzählertexte oder Zeitungsartikel berichtet. Lediglich mit benötigter Ausrüstung wie Kleidung, Waffen, Pferden und Ähnlichem können sie sich nach Ausbrüchen meist erfolgreich auf kriminelle Art versorgen.
Bei ihrem ersten Auftritt im Band Vetternwirtschaft sind die Daltons anfangs unbedeutende Kleinganoven und werden erst nach ihrer Begegnung mit Lucky Luke zu den gefürchteten Verbrechern. In der Geschichte Daisy Town, die zunächst 1971 als Zeichentrickfilm und erst 1983 als Comicalbum erschien, legen unterschiedliche Steckbriefe dagegen nahe, dass die Daltons schon in ihrer Kindheit und Jugend gesucht wurden.
Joe, der kleinste und älteste (mit Ausnahme von Vetternwirtschaft; hier ist er der jüngste) der Daltons, ist Anführer der Bande. Er ist Choleriker und neigt zu Wutanfällen, die oft durch den bloßen Gedanken an Lucky Luke oder dumme Kommentare seines Bruders Averell ausgelöst werden. Ein Running Gag ist Joes Versuch, Lucky Luke zu seinem Diener zu machen, anstatt ihn zu töten oder ihn zu einem Banküberfall oder Ähnlichem zu zwingen. Joe hasst Rantanplan, den dummen und gefräßigen Gefängnishund, an den er ab und zu gekettet wird, damit Rantanplan ihn „bewachen“ kann. Die Bewachung neigt dann jedoch dazu, Joes Wutanfälle als Zuneigung misszuverstehen, was den Banditen noch mehr in Rage bringt. Wenn er dann seine Wut an dem Hund auslässt, kommt es meist zur Prügelei mit den Gefängniswärtern. Die größte Schwachstelle Joes stellt seine Mutter dar. Er erträgt es nicht, dass diese das Nesthäkchen Averell ihm vorzieht und auch nicht zögert, Joe, den „gefürchtetsten Banditen des Westens“, übers Knie zu legen.
Der Autor Goscinny hat immer Joe als den Dümmsten der Brüder bezeichnet, obwohl er inzwischen in der Reihe nahezu alle Pläne schmiedet und der intelligenteste der Brüder zu sein scheint. Im ersten Album der Brüder, Vetternwirtschaft, erkennt man dies noch genauer: Während seine Brüder jeweils eine Fähigkeit besitzen, die sie Lucky Luke zumindest ebenbürtig erscheinen lassen, wird Joe nur von „purem Hass“ geleitet. Er handelt in diesem ersten Band auch eindeutig unüberlegt, naiv und leichtgläubig, sodass Goscinnys Aussage besser zu verstehen ist. Joes Wandlung zum cholerischen Anführer folgte erst in späteren Bänden.
William und Jack, die in Größe, Alter und Intelligenz zwischen Joe und Averell liegen, spielen weniger wichtige Rollen. Mit wenigen Ausnahmen haben sie keine so klar definierten Persönlichkeiten und folgen so nur Joes Anweisungen oder halten Joe davon ab, Averell zu erwürgen. Sie wurden zu Lückenbüßern, was recht weit gehen kann: Als sich im letzten von Morris fertiggestellten Band Eine Wildwest-Legende die Daltons trennten, spalteten sie sich nicht in vier Gruppierungen, sondern in drei: Joe, Averell – und Jack/William.
William ist üblicherweise der kleinere dieser beiden Charaktere. Hin und wieder tauschen sie aber ihre Größen – interessanterweise dann, wenn sie, wie etwa im zweiten Teil von Vetternwirtschaft oder in Dalton City, doch als eigenständige Charaktere statt als Lückenbüßer agieren.
Der zweitkleinste Dalton trägt meist den Namen William. Er wird in Vetternwirtschaft (wobei er hier der Zweitgrößte ist) als Meister der List und der Verkleidung gezeigt, was aber zumindest bei Lucky Luke nicht klappt. In Dalton City (wo er wieder der Zweitgrößte ist) zeigt sich, dass er der Einzige der Brüder ist, der Joes Wutausbrüchen etwas entgegenzusetzen hat und dem älteren Bruder mehr oder weniger ebenbürtig ist. In der Geschichte kommen zwischen den beiden Eifersucht, Besitzneid und auch Sticheleien zum Vorschein. Seine Gefängnisnummer ist 27 und er war schon in 35 Gefängnissen.
Jack ist der Zweitgrößte der Daltons. Er ist laut Vetternwirtschaft der beste Schütze der Brüder, ist aber auch dem Glücksspiel – so vor allem Russischem Roulette – nicht abgeneigt. Des Weiteren ist er nicht sehr trinkfest, was ihm als Lucky Lukes Leibwächter in Dalton City zum Verhängnis wird. Er spielt leidenschaftlich gerne Banjo, weswegen er dieses bei Zugüberfällen gerne mitgehen lässt (Die Daltons nehmen den Zug).
Averell, der größte Dalton, ist gleichzeitig auch der dümmste der Brüder. Mit Rantanplan, dem Gefängnishund, verbindet ihn seine Gefräßigkeit. Averells Lieblingssatz ist demnach auch „Wann gibt’s was zu essen?“, womit er seinen Bruder Joe häufig zur Weißglut treibt. Er weiß, dass er dumm (oder ein „Depp“; vgl. Die Daltons im Blizzard [Les Dalton dans le Blizzard]) ist, hält sich dafür aber für den Schönsten der Daltons. Im Grunde ist Averell sehr gutmütig und ist nicht aus seinem eigenen Willen heraus ein Desperado, allerdings kann er sich dem Einfluss seiner Brüder nicht entziehen.
Als Jüngster ist er der Liebling von Ma Dalton, ferner besitzt er im Gegensatz zu seinen Brüdern eine ehrliche Seite, die den Daltons immer dann zum Verhängnis wird, wenn es Lucky Luke gelingt, diese Tatsache geschickt auszuspielen. In Gedächtnisschwund (L’amnésie des Dalton) inszenieren die Daltons einen Prozess gegen Lucky Luke und geben ihm Averell als Verteidiger, der eine brillante Verteidigungsrede hält. In Die Daltons und der Psycho-Doc (La guérison des Dalton) möchte Averell, angestachelt von Lucky Luke, kein Bandit mehr sein und versucht, auch seine Brüder zu bekehren. Gelegentlich kommen die anderen Brüder auch in Schwierigkeiten, weil sie nicht auf Averell hören. In Die Daltons im Blizzard ist er es, der den Brüdern sagen möchte, dass sie die Waffen in einem Schlitten gelassen haben. In Tortillas für die Daltons (Tortillas pour les Dalton) hat Joe es sich mit Averell verscherzt, so dass er den restlichen Brüdern nicht mitteilt, dass es sich bei einem entführten angeblichen Großgrundbesitzer um Lucky Luke handelt.
Im ersten Band der Daltons, Vetternwirtschaft, wird Averell noch als schusselig, aber durchaus kompetent dargestellt. So ist er an Kraft und Willensstärke Lucky Luke ebenbürtig, die beiden prügeln sich ausgiebig und verwüsten dabei einen Saloon, ohne dass einer der beiden am Ende als Sieger hervorgeht. Erst in späteren Bänden wird Averell zum Trottel, als der er bekannt ist. Er bleibt aber, wie zum Beispiel in Die Daltons im Blizzard, ein sehr guter Boxer.
In einigen Geschichten treten Verwandte der Daltons auf:
Die Dalton-Brüder treten in den folgenden Lucky-Luke-Alben auf (Nummerierung nach Publikation des Ehapa-Verlags):
Die Daltons traten in der Zeichentrickserie der Jahre 1983 bis 1992 auf sowie in den drei Zeichentrickfilmen Lucky Luke – Daisy Town, Lucky Luke – Sein größter Trick und Lucky Luke – Das große Abenteuer.
In der darauffolgenden Zeichentrickserie, welche sich noch stark an den Handlungen der Comicbände orientierte, traten die Daltons regelmäßig auf. Bemerkenswert ist, dass die Geschichte Die Gesetzlosen umgeschrieben wurde, um von den Vettern, nicht von den „echten“ Daltons zu handeln.
Im ersten Spielfilm Lucky Luke werden sie von Ron Carey (Joe), Dominic Barto (William), Bo Greigh (Jack) und Fritz Sperberg (Averell, durchgängig als „Averill“ geschrieben) dargestellt, ebenso in der darauffolgenden Fernsehserie, wo sie in vier Folgen auftauchen. Da es sich um einen Spielfilm mit vier Schauspielern handelt, konnten sowohl das gleiche Aussehen als auch die unterschiedliche Größe kaum umgesetzt werden.
Die Hauptrolle spielen die Daltons im Film Die Daltons gegen Lucky Luke; hier werden sie von Éric Judor (Joe), Romain Berger (William), Saïd Serrari (Jack) und Ramzy Bédia (Averell) gespielt. Jack ist hierbei der größere der mittleren Brüder.
Die Fernsehserie Lucky Luke – Die neuen Abenteuer zeigt die Daltons ebenfalls regelmäßig. Sowohl die Größen als auch die Stimmen von Jack und William (im Original der gleiche Sprecher) werden regelmäßig verwechselt.
Im Animationsfilm Auf in den Westen treten die Daltons auf, obwohl sie in der Comic-Vorlage Kalifornien oder Tod! nicht vorkommen.
Der bisher neueste Film, Lucky Luke von James Huth, kommt als einzige Verfilmung der Comic-Abenteuer ohne die Daltons aus.
Von 2010 bis 2016 erschien die französische Animationsserie Die Daltons (Les Dalton). Lucky Luke tritt nicht auf. Auch hier ist die Reihenfolge der Brüder Joe, Jack, William, Averell.
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