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Briefsammlung, zusammengestellt und kommentiert von Walter Benjamin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Deutsche Menschen. Eine Folge von Briefen ist eine 1936 erschienene Briefsammlung, zusammengestellt und kommentiert von Walter Benjamin.
Walter Benjamin war 1933 aus Deutschland emigriert. Mit dem 1936 unter dem Pseudonym „Detlef Holz“ in der Schweiz gedruckten Buch Deutsche Menschen beabsichtigte er unter anderem, dem vom Nationalsozialismus beherrschten Deutschland das bessere Beispiel eines aufgeklärten und humanistischen Bürgertums vorzuhalten. Die Briefe und Kommentare waren schon 1930/31 in der Frankfurter Zeitung erschienen. Der „Tarntitel“ (so Benjamin) „Deutsche Menschen“ war auch darauf berechnet, das Buch an der nationalsozialistischen Zensur vorbei auf den deutschen Markt zu schmuggeln. Deutsche Menschen ist die letzte von den wenigen Buchveröffentlichungen, die zu seinen Lebzeiten erschienen sind. Das Buch erschien im Luzerner Verlag „Vita Nova“ des deutschen Emigranten Rudolf Rößler.
Das Buch versammelt siebenundzwanzig Briefe aus den Jahren zwischen 1783 und 1883, also aus einer Spanne von 100 Jahren. Die Reihenfolge ist chronologisch.
Die Briefschreiber sind selbstbewusste, wortgewandte, ganz auf Kommunikation und Nachrichtenaustausch bauende Bürger, deren verzweigte Korrespondenz zum Teil mehrere tausend geschriebene und erhaltene Briefe umfasst. Benjamin wählte Briefe von weltbekannten Geistesgrößen wie Kant und Goethe, von relevanten Schriftstellern wie Annette von Droste-Hülshoff und Georg Büchner und von unbekannten oder vergessenen Zeitgenossen wie Samuel Collenbusch und Franz von Baader.
In seinen Kommentaren erläutert Benjamin knapp den historischen Kontext; zu den weniger bekannten Autoren ergänzt er biographische Daten. Abgesehen von einer negativen Beurteilung Metternichs verzichtet er geradezu demonstrativ auf politische Wertungen. Die hundert Jahre von 1783 bis 1883 sieht er als abgeschlossene Epoche des Bürgertums an, eines Bürgertums, das „sein geprägtes und gewichtiges Wort in die Waagschale der Geschichte zu legen hatte“. Diesem Wort des Bürgertums, dem Geist und mehr noch dem Stil der Briefe gilt Benjamins Interesse. Er stellte die Sammlung unter das Motto Von Ehre ohne Ruhm / Von Grösse ohne Glanz / Von Würde ohne Sold, das zum Teil auf einen Vorschlag des Verlegers zurückgeht.
Im Vorwort zitiert Benjamin programmatisch aus einem Brief Goethes an Zelter (6. Juni 1825): „Reichtum und Schnelligkeit ist, was die Welt bewundert und wonach jeder strebt. Eisenbahnen, Schnellposten, Dampfschiffe und alle mögliche Facilitäten der Communication sind es, worauf die gebildete Welt ausgeht, sich zu überbilden und dadurch in der Mittelmäßigkeit zu verharren … Eigentlich ist es das Jahrhundert für die fähigen Köpfe, für leichtfassende, praktische Menschen, die, mit einer gewissen Gewandtheit ausgestattet, ihre Superiorität über die Menge fühlen, wenn sie gleich selbst nicht zum Höchsten begabt sind. Laß uns soviel als möglich an der Gesinnung halten, in der wir herankamen; wir werden, mit vielleicht noch Wenigen, die Letzten seyn einer Epoche, die so bald nicht wiederkehrt.“
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