Loading AI tools
Großkönig des persischen Achämenidenreichs und zweiter altägyptischer Pharao der 27. Dynastie Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dareios I. (neupersisch داریوش, DMG Dāriyūš, altpersisch Dārayavauš, babylonisch Dariamuš, elamisch Dariyamauiš, aramäisch Dryhwš beziehungsweise biblisches Aramäisch דַּרְיָוֶשׁ Darjaweš, altgriechisch Δαρεῖος, lateinisch Darius; * 549 v. Chr.; † 486 v. Chr.), oft auch Dareios der Große genannt, war ein persischer Herrscher. Er war ab 522 v. Chr. dritter Großkönig des persischen Achämenidenreichs und nahm für sich in Anspruch, der insgesamt neunte König aus der Dynastie der Achämeniden zu sein. Sein persischer Name bedeutet „das Gute aufrechterhaltend“.
Dareios I. gilt neben dem Reichsgründer Kyros dem Großen als der bedeutendste Großkönig des altpersischen Reichs. Zu den Leistungen, die zu dieser Einschätzung beitragen, gehört die Erneuerung der Reichsstrukturen. Seine Verwaltungsreformen wurden noch lange nach dem Ende des Achämenidenreiches als vorbildhaft erachtet; vielleicht beeinflussten sie sogar die Organisation des Römischen Reiches. Außerdem förderte er die Künste, insbesondere die Architektur. Davon zeugen die Gründung von Persepolis und die Bautätigkeit in anderen Residenzstädten, vor allem in Susa. In der Geschichte des Achämenidenreichs stellt die Regierungszeit des Dareios die Phase der größten Ausdehnung des Imperiums dar.
Für die Regierungszeit des Dareios stellten Monumentalskulpturen wie die Behistun-Inschrift und zahlreiche andere Felsreliefs aus dem ganzen Reich für lange Zeit die einzigen Quellen aus dem Inneren des Reichs dar. Die Verwaltungsarchive von Persepolis, die erst in den 1930er Jahren in Persepolis gefunden wurden, revolutionierten die Erkenntnisse der Wissenschaft und zeigen viele neue Aspekte des achämenidischen Königshofs zur Zeit von Dareios I. Das Besondere der Tontafeln von Persepolis ist die Erhaltung des archäologischen Kontexts von schriftlichen und ikonographischen Quellen am selben Standort. Neben archäologischen Zeugnissen gelten heute die Inschriften und die Tontafeln als Primärquelle für die Achämeniden.[1]
Die griechischen und römischen Quellen haben lange Zeit durch ihre Detailliertheit und literarische Qualität das Bild von den Achämeniden und im Besonderen von Dareios I. geprägt. Heute werden sie als unvollständig, von außen kommend und als anekdotisch eingestuft. In einigen Fällen sind sie sogar falsch.[2][3] Die Historien des Herodot decken die gesamte Regierungszeit des Dareios ab. Daneben wird Dareios in dem Drama Die Perser von Aischylos beschrieben. Es gibt das zeitgenössische griechische Dareiosbild wieder; hier zeigen sich auch Dareios’ vermutliche Beweggründe für seine Eroberungskriege. Bei anderen altgriechischen Autoren wird er ebenfalls vereinzelt erwähnt.
In Esra 6,1 EU des Tanach werden der Erlass und genaue Anweisungen zum Neubau des Jerusalemer Tempels beschrieben. Seine Vollendung und Einweihung im sechsten Herrschaftsjahr des Dareios (März 515 v. Chr.) werden erwähnt (Esra 6,15 EU). Es wird ein Schriftwechsel Kyros’ und Dareios’ mit König Ahasveros (Artaxerxes – Dareios’ Enkel) beschrieben (Esra 4,7 EU), in dessen Regierungszeit Esra und Nehemia nach Jerusalem kamen. Die großzügige Finanzierung des Tempelbaues bescherte Dareios und seinen Nachfolgern die Unterstützung der jüdischen Priesterschaft. Dareios I. ist nicht zu verwechseln mit dem in Daniel 6,29 EU erwähnten Dareios dem Meder, der nach der Eroberung Babylons durch Kyros II. anstelle von Belšazar König der Chaldäer wurde; zum angegebenen Zeitpunkt war Dareios I. noch nicht an der Macht. Zudem war Dareios I. als Abkömmling der Achämeniden von seiner Abstammung her ein Perser. Dareios der Meder war, wie sein Name sagt, ein Meder.
Dareios I., genannt auch Dareios Hystaspis, wurde etwa 549 v. Chr. als Sohn des Hystaspes geboren. Hystaspes, unter den persischen Königen Kyros II. und Kambyses II. Statthalter von Parthien, entstammte dem persischen Achämenidengeschlecht. Dareios I. erhielt wohl wie alle Fürstensöhne eine höfische Ausbildung.
Von Kambyses II. wurde er zu dessen persönlichem Lanzenträger erhoben. In dieser Funktion begleitete Dareios ihn 522 v. Chr. auf seinem Feldzug gegen Ägypten. Dort soll Kambyses erfahren haben, dass sich im persischen Kernland, in der Hauptstadt Ekbatana, sein Bruder Bardiya (griechisch: Smerdis) gegen ihn erhoben habe. Kambyses bezweifelte den Verrat des Bruders und hatte Anlass, dessen Ermordung zu vermuten. Er brach unverzüglich auf, um den Aufstand niederzuschlagen, starb jedoch noch während des Rückzugs, vermutlich durch einen Unfall; Herodot deutet auch die Möglichkeit eines Mordanschlags an.
Für die darauf folgenden Ereignisse gibt es zwei Versionen: Die offizielle Version, die auf Dareios’ eigener, in drei Sprachen verfassten Darstellung in der Felsinschrift von Bisutun/Behistun beruht, und die auch von Herodot übernommen wurde, ist die folgende:
Um Kambyses zu rächen, kehrte Dareios nach Persien zurück und konnte sechs Jugendfreunde für den Sturz des „falschen Bardiya“ gewinnen, ein gewisser Gaumata, Bruder des Statthalters Oropastes. In der nahe Ekbatana gelegenen Festung Sikayawautish traf er auf Gaumata und tötete ihn. Als angeblich letzter direkter männlicher Abkömmling der Achämenidenlinie neben seinem Vater Hystaspes und seinem Großvater Arschama I., die beide auf die Königswürde verzichteten, sah sich Dareios als rechtmäßigen Nachfolger des Kambyses. Mit dieser Begründung ließ er sich in Pasargadae, der zeremoniellen Hauptstadt des Reiches, trotz Widerständen zum Großkönig krönen. Zur weiteren Legitimierung seiner Herrschaft heiratete er Atossa, eine Tochter des Kyros, die ihm einen würdigen Thronfolger gebären würde.
Diese Geschichte des „falschen Bardiya“, die bereits in der Antike bezweifelt wurde, hält allerdings der Skepsis der Althistoriker Pierre Briant, Fritz Gschnitzer, Robert Rollinger, Alexander Demandt, Maria Brosius und Josef Wiesehöfer nicht mehr stand. So geht man heute davon aus, dass Dareios die Geschichte verbreiten ließ, um als Reichsretter seine Thronbesteigung nachträglich zu legitimieren. Besonders auffällig ist, dass zu der Zeit niemand den Tod des echten Bardiya erwähnt, obwohl ihm von Kyros die Herrschaft über den gesamten Osten des persischen Reiches übertragen worden war. Dareios behauptet in der Behistun-Inschrift, Gaumata habe monatelang auch das nächste Umfeld Bardiyas, einschließlich der Gattin, täuschen können; dies erscheint aber so gut wie ausgeschlossen: Wahrscheinlich handelte es sich bei dem angeblichen Hochstapler daher um den echten Bardiya. Ob Dareios selbst diesen getötet hat, ist nicht klar.
Die Forschung ist sich heute weitgehend einig, dass Dareios nur weitläufig mit Kyros II. und Kambyses II. verwandt war. Kyros II. sah sich selbst als Abkömmling von Teispes und bezeichnete sich entsprechend als Teispide. Die später von Dareios I. vorgenommene Änderung seines Stammbaums mit Achaimenes als Dynastiegründer diente wohl eher der Untermauerung seiner Thronansprüche. Die einzige erhaltene Inschrift, in der sich Kyros selbst als Achämenide bezeichnete, wurde mittlerweile als Fälschung aus der Zeit des Dareios identifiziert. Letztlich wirkte sich die Änderung der Genealogie zwar nicht entscheidend aus, ohne Achaimenes bestand für Dareios jedoch der Makel, auf keinen königlichen Vorfahren in direkter Linie verweisen zu können. Ein Vorfahr, Ariaramna I., war wohl von Kyaxares II. abgesetzt und seine Herrschaft an Kyros I. übergeben worden. Die genauen Vorgänge dieser Frühzeit liegen aufgrund der schlechten Quellenlage allerdings im Dunkeln.
Nach der Krönung in Pasargadae zog Dareios nach Ekbatana, wo er von Aufständen seiner Widersacher in Elam und Babylonien erfuhr. Der elamische Aufstand konnte im Keim erstickt werden, indem der Anführer Aschina in Susa gefangen genommen und hingerichtet wurde. In Babylonien hatte sich Nidintu-Bel, der angeblich von Nebukadnezar und Nabonid abstammte, unter dem Namen Nebukadnezar III. zum König erhoben. Er wurde nach drei Monaten von Dareios, der mit einer Streitmacht nach Babylon gezogen war, abgesetzt und getötet. Während Dareios noch in Babylon war, wurde in Baktrien ein neuer Aufstand durch einen Mann namens Frada entfacht. Der eigentliche Satrap von Baktrien stand jedoch loyal zu Dareios und konnte Frada in die Wüste des heutigen Turkestan vertreiben, wo er später ergriffen und hingerichtet wurde.
Zur gleichen Zeit erhob sich in der Persis, dem Stammland der Perser, ein Mann, der ebenfalls behauptete, Bardiya zu sein; in Elam gab es erneute Unruhen. Auch in Medien, Parthien, Assyrien, Ägypten, bei den Sattagyden und abermals in Babylonien kam es zu schweren Unruhen und Kämpfen. Gegen Ende des Jahres 522 v. Chr. befand sich damit beinahe das gesamte Perserreich in Aufruhr.
Dareios konnte sich jedoch auf eine loyale Streitmacht verlassen, die von engen Vertrauten angeführt wurde, so dass nach seinen Angaben binnen eines Jahres die Aufstände nacheinander niedergeschlagen wurden. Im September 522 v. Chr. folgten erste Aufstände in Babylon, die, von einer kurzen Unterbrechung abgesehen, bis Dezember 521 v. Chr. andauerten.[4] Im Mai 521 v. Chr. hatte sich Nebukadnezar IV. zum neuen König von Babylon ausgerufen und wurde knapp sieben Monate später von Dareios wie vorher Nebukadnezar III. getötet.[4] Insofern bezieht sich Dareios Aussage auf den Zeitraum von seiner ersten bis zur letzten Kampfhandlung. Nach der Ermordung des Gaumata hatte Dareios so nach eigener Aussage insgesamt acht „Lügenkönige“ besiegt. Ende 521 v. Chr. herrschte im Reich wieder Frieden, nur die Grenze im Norden war noch stark bedroht. 517 v. Chr. war auch dieses Gebiet befriedet und die hier ansässigen Saken tributpflichtig gemacht. Die Niederwerfung dieser Aufstände beschreibt Dareios ausführlich in der Behistun-Inschrift.
siehe auch Liste der Herrscher im 6. Jahrhundert v. Chr. und Liste der Herrscher im 5. Jahrhundert v. Chr. für einen Überblick
Nachdem die Herrschaft im Reichsinneren gefestigt war, galt es, möglichen Bedrohungen, die von der Ostgrenze ausgehen konnten, zuvorzukommen. So wurde das Gebiet der Sattagyden endgültig dem Perserreich einverleibt, und persische Truppen stießen bis ins Industal vor, das ebenfalls vollständig unterworfen werden konnte. Als besonders wertvoll für diesen Eroberungsfeldzug erwiesen sich die schon seit längerem unter persischer Herrschaft stehenden Gandharer, die als der tapferste indische Volksstamm galten. Das Industal war nicht nur sicherheitspolitisch interessant. In der fruchtbaren Ebene gab es viele reiche Städte, im Indus selbst wurde Goldstaub gewonnen. Ferner erlaubte die Eroberung nun endlich den unbeschränkten Handel mit dem indischen Subkontinent. Bereits früher hatten Reisen des Skylax von Karyanda sowie des Nearchos entlang der Küste des persischen Golfes diesem Zweck gedient.
Ägypten war zu Beginn der Herrschaft des Dareios von dem Reich abgefallen und nur mit Mühe wieder zurückerobert worden. Eine bedeutende Rolle spielte hier der bereits von Kambyses eingesetzte Satrap Aryandes. Dareios besuchte 518 v. Chr. persönlich das Land. Dieser Akt wird allgemein als endgültige Niederschlagung des Aufstandes und Einverleibung Ägyptens in das Perserreich angesehen.
Die Kyrenaika hatte sich im Laufe des Ägyptenfeldzuges des Kambyses den Persern bereits unterworfen, konnte in den Wirren der Jahre 522/21 ihre Unabhängigkeit jedoch zurückerlangen. Aryandes eroberte in einem angeblich äußerst hinterlistigen und brutalen Feldzug die Städte Kyrene und Barke und dehnte das Gebiet seiner Satrapie bis an die Große Syrte aus. Wie persische Inschriften belegen, standen auch die nichtgriechischen Bewohner des östlichen Libyens unter persischer Herrschaft.
Es ist anzunehmen, dass Dareios auch die Saken trotz ihres Vasallenstatus als eine Bedrohung für die Nordgrenze des Reiches ansah. Sie besiedelten das Gebiet vom Aralsee bis in die heutige Ukraine. Offenbar sollten die Saken von deren Westgrenze aus angegriffen und umzingelt werden. So wurde 513 v. Chr. ein Feldzug auf das europäische Festland vorbereitet. Bei Byzantion wurde, wie eine dort gefundene Inschrift belegt, eine Schiffbrücke über den Bosporus geschlagen. Das Heer setzte nach Thrakien über und brachte es unter persische Herrschaft. Im Mündungsgebiet der Donau trafen sie auf die Saken, die die Perser jedoch zum Rückzug zwangen. An der daraufhin befestigten Donaugrenze blieben die Saken dann weiterhin eine Bedrohung für das Perserreich.
Mit dem Feldzug der Jahre 513/12 v. Chr. kamen die Perser zum ersten Mal seit dem Kleinasien-Feldzug des Kyros enger in Kontakt mit den Griechen. Zwar standen viele von Griechen besiedelte Gebiete des östlichen Mittelmeerraumes unter persischer Herrschaft, aber die Perser interessierten sich recht wenig für dieses Land. Als im Zuge der Unterwerfung Thrakiens auch Makedonien zu einem Vasallen Persiens wurde, glaubten die unabhängigen Griechen, bald selber in das Blickfeld des Großkönigs zu geraten. Athen versuchte dem vorzubeugen, indem es 506 v. Chr. ein Bündnis mit dem Perserreich abschloss. Auf persischer Seite wurde dies als formelle Unterwerfung verstanden.
Obwohl die an der kleinasiatischen Küste lebenden ionischen Griechen zahlreiche Privilegien unter den Persern genossen – ihnen wurde unter anderem sogar eine eigene Satrapie zugestanden – erhoben sie sich 500 v. Chr. Die Athener brachen den Bündnisvertrag und sandten militärische Unterstützung. 499 v. Chr. wurde die Hauptstadt der Satrapie Lydien, Sardes, eingenommen und zerstört. Die Perser reagierten mit massiven Gegenschlägen. Auch auf Zypern kam es zu Militäraktionen.
Als Endpunkt dieses „Ionischen Aufstandes“ gilt die Einnahme und Zerstörung der Stadt Milet 494 v. Chr., die als Anführerin in der Revolte galt. Um späteren Unruhen vorzubeugen, wurde 492 v. Chr. eine von Mardonios geführte Strafexpedition nach Griechenland ausgesandt, die jedoch scheiterte. Thrakien und Makedonien, die im Zuge des Ionischen Aufstandes vom Reich abgefallen waren, wurden wiedergewonnen, doch die Expedition gegen Athen scheiterte daran, dass die persische Flotte am Berg Athos in einem Sturm zerschellte.
Zwei Jahre später verlief ein erneuter Feldzug unter Datis und Artaphernes zunächst erfolgreich. In der Ägäis konnte die persische Vormachtstellung ausgebaut werden, und Eretria wurde zerstört. Das persische Heer landete kurz darauf bei der Ebene von Marathon, wo es eine offene Feldschlacht gegen die Athener herbeiführen wollte. Die Strategie wurde nach mehreren Tagen geändert und Athen sollte mit der Flotte direkt angegriffen werden; als das Heer wieder auf die Schiffe verladen wurde, griffen die Athener unter Führung des Miltiades an und vernichteten einen Teil der persischen Armee. Dann zogen sie im Eilmarsch nach Athen, womit eine Kapitulation der Stadt verhindert werden konnte. Die Perser zogen sich daraufhin zurück.
Man hat dieser Schlacht von Marathon eine welthistorische Bedeutung zugewiesen und sie als Erfolg in der Vereinigung des freien Abendlandes gegen die orientalische Despotie dargestellt. Inzwischen haben Historiker jedoch argumentiert, dass die Absicht der Perser nur eine Bestrafung der Athener als untreue Verbündete gewesen sei, und nicht die Unterwerfung Griechenlands. Erst Dareios’ Sohn Xerxes I. unternahm eine großangelegte Invasion des griechischen Festlandes. Trotz des Fehlschlages vor Athen galt die Westgrenze wohl als befriedet, da sich die ionische Küste wieder fest in persischer Hand befand.
In den frühen Jahren seiner Herrschaft führte Dareios eine großangelegte Verwaltungsreform durch, deren Hauptbestandteil die Einrichtung einheitlicher Provinzen, der Satrapien, war. Umfang und Lokalisierung der einzelnen Satrapien sowie die Form und Höhe ihrer Abgaben ist unsicher, da die Quellen, die Satrapienliste des Herodot und persische Königsinschriften, weit voneinander abweichen. Ein großer bürokratischer Apparat, der vor allem aus ägyptischen Aufzeichnungen bekannt ist, stand den Satrapen zur Seite. Kanzleisprache war bis in die Regierungszeit des Artaxerxes I. Elamitisch und wurde dann vom Aramäischen abgelöst. Die Ernennung des Satrapen durch den Großkönig und die Tatsache, dass ein solcher Satrap – von wenigen bekannten Ausnahmen abgesehen – das Amt bis zu seinem Tode bekleidete, lässt darauf schließen, dass sein Posten dem eines Unter- oder gar Vasallenkönigs glich. Die Vollmachten eines Satrapen in seiner Provinz waren enorm, und er hatte sich nur vor dem Großkönig zu rechtfertigen, musste diesem aber Heeresfolge und Tributzahlungen leisten. Der Satrap Aryandes führte Herodot zufolge auf eigene Faust Kriegszüge durch und soll auch eigene Münzen geprägt haben.
Dieses Verhältnis ist dennoch nicht unmittelbar mit dem Lehnsfürstentum des Mittelalters zu vergleichen, da der Großkönig die unbestrittene zentrale Macht ausübte. So hatte der Großkönig beispielsweise die Möglichkeit, mit einem Reichsaufgebot ein Heer unter seiner persönlichen – oder von ihm persönlich übertragenen – Führung auszuheben. Schon der Name dieses Reichsaufgebotes deutet darauf hin, dass hier Truppenkontingente aus dem gesamten Reichsgebiet – nach einzelnen Ethnien geordnet – ausgehoben wurden. Daneben führte Dareios ein stehendes Heer ein, das die Miliztruppen seiner Vorgänger ablöste. Dieses Heer hatte unter anderem die Aufgabe, die innere Sicherheit – ähnlich wie moderne Polizeitruppen – zu wahren, und in allen größeren Städten gab es Garnisonen. Überdies gab es Verbände, die für Grenzsicherheit zuständig waren. Aus Ägypten sind sie als Söldnerverbände bekannt, die in Grenzstädten stationiert waren. Die königliche Leibwache, unter dem Namen Unsterbliche bekannt, wurde auch im Krieg eingesetzt.
Des Weiteren wurde ein Straßennetz angelegt, das alle wichtigen Gebiete des Reiches miteinander verband. Von diesen „Königsstraßen“ ist diejenige, die von Ephesos beziehungsweise Sardes nach Susa, eigentlich sogar bis nach Persepolis, führte, die bekannteste, weil Herodot sie in seinen Historien ausführlich beschreibt. Handel und Verkehr wurden auch durch den Brückenschlag über den Bosporus sowie die Vollendung eines Kanals vom Roten Meer zum Nil, den bereits der ägyptische Pharao Necho II. begonnen hatte, erleichtert.
Unter Dareios wurde erstmals eine für das ganze Reich einheitliche Währung auf Basis von Münzen eingeführt, die aus einer Goldmünze, dem Dareikos, und einer Silbermünze, dem Siglos bestand. Dies erwies sich vor allem für den Binnenhandel als förderlich.
Allen Völkern des Reiches wurde die Ausübung ihrer eigenen Sitten und Religionen zugestanden. Einige fühlten sich dennoch benachteiligt, weil sie entweder – wie Ägypten – mit der persischen Oberhoheit nicht zufrieden waren, oder weil die Illusion des Fortbestehens ihrer alten Reiche wie Medien, Lydien und Babylonien durch die Zersplitterung ihrer ehemaligen Reichsgebiete in mehrere Satrapien zerstört war. Die Ionier, die unter den Lydern zahlreiche Privilegien genossen und schließlich auch das lydische Königtum „hellenisieren“, also griechisch prägen konnten, hatten diese Macht über den Großkönig nicht. Aus dieser Unzufriedenheit heraus ist vielleicht auch der ionische Aufstand zu verstehen.
Dennoch wurde nicht mit allen Traditionen gebrochen. Die Personalunion des Großkönigs mit dem König von Medien und Babylonien bestand weiter. Dareios ernannte wie schon Kyros und Kambyses seinen Sohn und Kronprinzen Xerxes I. zum König von Babylon. Er selbst führte außerdem weiterhin den Titel eines ägyptischen Pharaos.
Unter Dareios entstand eine Pax Persica, ein „Persischer Frieden“, ein Zustand des inneren Friedens, der durch eine vorsichtige Angleichung der Reichsstrukturen geprägt wurde und in dem das Reich eine sichere, geordnete Einheit besaß. Dies fand Ausdruck darin, dass Dareios sich nicht mehr als „König der Perser“, sondern als „König der Länder und Völker“ stilisierte und auf Reliefs der königlichen Paläste die repräsentativen Völkerschaften des Reiches als gleichberechtigt darstellen ließ. Einzig in den Abgaben besaßen die Perser Privilegien. Es gab für sie weder einen Satrapen noch mussten sie Tribute an den König zahlen.
Fast die gesamte Herrschaft des Dareios hindurch herrschte im Reich Frieden. Allein Ägypten war eine unsichere Provinz. Hier hatte der Satrap Aryandes seine Macht beträchtlich ausgeweitet und soll Herodot zufolge sogar eigenes Münzgeld nach Vorbild des Dareikos geprägt haben. Ob dies als Aufstand gegen Dareios zu betrachten ist, darf bezweifelt werden, da die Satrapen im Allgemeinen sehr viel Macht besaßen und zu späteren Zeiten vermehrt auch in den Provinzen Münzen geprägt wurden. Im Jahr 486 v. Chr. allerdings kam es zu einem offenen Aufstand, der wohl von ägyptischen Kräften gefördert wurde; Aryandes war bereits um 500 v. Chr. gestorben. Diesen Aufstand musste Xerxes I., der Nachfolger des Dareios, niederschlagen; Herodot zufolge soll dies der Grund gewesen sein, weshalb er zunächst von einer geplanten Invasion in Griechenland absah.
Sieht man von den im nördlichen Grenzbereich des Reiches lebenden Saken, deren Aktivitäten zur Zeit des Dareios nicht bekannt sind, ab, so war der einzige andere Unruheherd zur Zeit des Dareios die ionische Westgrenze. Hier kam es 499 v. Chr. zu dem Aufstand, der als Beginn der Perserkriege gesehen werden kann. Ansonsten war die Lage im Reich jedoch stabil.
Dareios wollte das Reichszentrum vom medischen Ekbatana und mesopotamischen Babylon in das Stammland, die Persis, verlegen. In deren unmittelbaren Nachbarschaft lag Elam mit seiner alten Königsstadt Susa, die Dareios zu seiner Hauptresidenz ausbaute und die diese Funktion bis zum Ende des Reiches behielt. In der Persis selbst ließ er bei einer älteren Stadt, die Verwaltungszentrum gewesen war, eine Residenz errichten. Die Stadt wurde nach der Sitte, der Hauptstadt eines Landes denselben Namen zu geben wie dem Land, Parsa genannt. Die Griechen nannten sie Persepolis.
In Susa wurde ein neuer Palastkomplex im Norden der Stadt geschaffen. Eine Terrasse wurde angelegt, auf der ein Apadana (Audienzhalle) und ein Palast errichtet wurden. Unter Artaxerxes I. wurde der Apadana durch ein Feuer zerstört und unter Artaxerxes II. wieder aufgebaut (siehe dazu die Inschrift A2Sa). Es sind nur Reliefs aus glasierten Ziegeln erhalten geblieben, die heute zum größten Teil im Musée du Louvre in Paris stehen.
Die Baumaßnahmen in Persepolis ähnelten denen in Susa. Auch hier wurde ein Apadana auf einer Terrasse errichtet. Daneben wurde ein kleiner Palast, vermutlich zu privaten Zwecken, errichtet. Dieses Bauwerk war jedoch um einiges kleiner als das in Susa. Als drittes Gebäude auf der Terrasse entstand ein Schatzhaus, das noch während der Regierungszeit des Dareios erweitert werden musste. Unterhalb der Terrasse wurden Verwaltungsgebäude errichtet; diese sind bisher jedoch kaum archäologisch erschlossen. Sowohl in Persepolis als auch in Susa wurden die Gebäude von Handwerkern aus dem ganzen Reich errichtet und aus Materialien aus verschiedensten Ländern gebaut. Auf Reliefs an den Treppenaufgängen sind die verschiedenen Völkerschaften des Reiches mit Gaben und Trachten, die typisch für ihre Länder waren, abgebildet.
Vermutlich noch während der Herrschaft des Kyros verlor Pasargadae die Rolle als Regierungssitz und wurde zur zeremoniellen und wahrscheinlich auch religiösen Hauptstadt des Reiches. Bauten, die vermutlich von Kyros begonnen wurden, wurden von Dareios beendet; zusätzlich wurde ein neuer Palast angelegt. Die Bauweise erinnert an die von Susa und Persepolis.
Auch in Ägypten ist eine rege Bautätigkeit des Dareios bezeugt, hauptsächlich im religiösen Bereich. Zahlreiche Tempel wurden während seiner Regierungszeit gebaut beziehungsweise restauriert, darunter die Tempel von Hibis und Qasr el-Ghueda in der Oase Charga, der Ptah-Tempel in Memphis, der Nechbet-Tempel in El-Kab und der Tempel von Busiris. Baumaßnahmen Dareios’ lassen sich des Weiteren in Karnak, im Fayyum und in Sais nachweisen. Baumaterial wurde teilweise aus den Steinbrüchen des Wadi Hammamat gewonnen, wo sich Felsinschriften des Dareios finden. Eine bedeutende Leistung ist auch die Fertigstellung eines bereits unter Pharao Necho II. begonnenen, 84 Kilometer langen Kanals, der vom östlichen Nilarm über das Wadi Tumilat zum Roten Meer führte und so Persien mit Ägypten verband. Entlang des Kanals wurden Stelen gefunden, die auf Ägyptisch, Altpersisch, Elamisch und Akkadisch beschriftet waren.
Unter Dareios fand auf dem Gebiet der Kunst und der Architektur eine Zäsur statt: Zwar gibt es aus der Zeit des Kyros und insbesondere des Kambyses nur wenige archäologische Quellen; diese wenigen vorhandenen lassen jedoch auf Fortführung örtlicher Traditionen schließen. Ein bekanntes Relief aus der Zeit des Kyros in Pasargadae deutet elamischen Einfluss an. Nur das Grab des Kyros sticht in seiner Form heraus, und es sind keine direkten Vorbilder für diesen Bau bekannt.
Unter Dareios wurden bewusst die verschiedensten künstlerischen und architektonischen Stilelemente aus dem ganzen Reich zusammengetragen. Die monumentalen, mit Kannelierungen versehenen Säulen der Paläste und öffentlichen Gebäude muten, vom Baumaterial und der Dimension abgesehen, im Schaft griechisch an, sind allerdings vermutlich nach mesopotamischem Vorbild geschaffen. Die Kapitelle weisen vor allem ägyptische Einflüsse auf.
Wie mehrere Wissenschaftler aus dem Bereich der Altorientalistik und auch der Ägyptologie vermuten, sind die Grundrisse der Paläste in Persepolis ägyptischen Ursprungs. So fühlten sich bereits die Ausgräber von Amarna bei der Betrachtung der Palastgrundrisse an Persepolis erinnert (Gerd Gropp). Dagegen wirkten die Paläste von Persepolis nach Ansicht von Indologen und vermehrt auch von Althistorikern als Vorbild für Paläste in Indien und Bauten in Griechenland.
Wie in der gesamten Geschichte des alten Orient ist auch unter den Achämeniden das Relief die vorherrschende Kunstform. Es erscheint in Kombination mit Inschriften, an Palastwänden und Treppenaufgängen. Unter den Vorgängern des Dareios war die Reliefkunst vor allem von elamischen Vorbildern geprägt. Unter Dareios zeigen sich deutliche mesopotamische (vor allem assyrische) Einflüsse. Die Reliefs waren bemalt und häufig mit wertvollen Materialien eingefasst; so waren beispielsweise manche Bärte auf den Reliefs in Persepolis aus Lapislazuli. Babylonische Einflüsse zeigen sich vor allem in Reliefs in Susa, die zumindest teilweise, aus der Zeit des Dareios stammen. Die Reliefs in Susa bestehen aus bunten, glasierten Ziegeln, die an die Prozessionsstraße und das Ischtar-Tor in Babylon denken lassen.
Unter Dareios erlebte auch die Skulptur eine Blüte. Kleine und größere Statuetten und Figuren bestanden aus wertvollen Materialien wie Lapislazuli und Elfenbein. Daneben ist eine Kolossalstatue des Dareios selbst aus Ägypten erhalten, die wohl noch unter dem Herrscher nach Susa gebracht wurde und dort gefunden wurde. Die Statue zeigt den Herrscher in elamitischer Tracht und persischen Herrschaftsinsignien, aber Inschriften in ägyptischen Hieroglyphen und Keilschrift aufweist. Kleinere Kunstwerke und kunstvolle Gebrauchsgegenstände bestehen aus Edelmetall, vor allem Gold und Silber. Eine Menge solcher Gegenstände wurden im Oxos-Schatz gefunden. Es wurden außerdem wenige Stoffreste und ein größerer Teppich gefunden, die auch auf diesem Gebiet eine hohe Fertigkeit andeuten.
Von Dareios I. sind mehrere Inschriften auf Felsreliefs, Palastwänden, Skulpturen und kleineren Objekten erhalten. Die meisten befinden sich in der Persis (Persepolis, Naqsch-e Rostam, Pasargadae), in Elam (Susa) und in Medien (Behistun, Gandschnāme). Von außerhalb der zentralen Gebiete der Achämeniden sind drei Inschriften vom Suezkanal (Inschriften auf Suezkanalstelen mit Bildern[5]) überliefert.[6] Auf den Inschriften präsentiert sich Dareios I. mit seiner königlichen Abstammung als Stellvertreter einer göttlichen Ordnung und beansprucht die Herrschaft über sein Reich. Die Formel, die seinen Herrschaftsanspruch legitimieren soll, erscheint nahezu unverändert in sämtlichen von ihm in Auftrag gegebenen Inschriften:
„Ich bin Dareios der König, Sohn des Hystaspes, ein Achämenide, König der Könige.“[7]
Die Inschrift von Behistun, wie auch die auf seinem Grab in Naqsch-e Rostam, stellt Dareios als ideales Vorbild für alle seine Untertanen dar. Besonders hervorgehoben werden sein Gerechtigkeitssinn und seine Selbstbeherrschung, eine Einschätzung, die man auch bei Herodot und Xenophon wiederfindet. Ferner bezeichnet sich Dareios als Meister in allen von einem guten Mann geforderten Künsten: Reiten, Bogenschießen und Speerkampf. Nicht zuletzt zeigt er sich als Feind der Lügner und der Lüge; die zu Beginn seiner Herrschaft von ihm besiegten Konkurrenten bezeichnet er als „Lügenkönige“.
Die Selbstdarstellung von Dareios I. fußt auf wesentlichen Elementen der Herrschaftskultur des neuassyrischen Großreichs. Die Herrscherkultur der Assyrer hatte im Vergleich zu anderen Traditionen des Vorderen Orients charakteristische Eigenschaften. Die Könige bezeichneten ihre Kriegsgegner als „Sünder“ gegen die göttliche Ordnung und behandelten ihre Expansionspolitik als göttliches Projekt. Sie erschufen in den eroberten Gebieten Felsreliefs mit Inschriften, die ihre ruhmreichen Taten und ihre universelle Dominanz gegenüber den Völkern bezeugten. Dareios I. übernahm viele Elemente als Vorlage und passte sie an die iranischen Verhältnisse an. So übernahm er in der Behistun-Inschrift die chronologische Aufzählung der militärischen Erfolge, ein Muster, das sich in vielen assyrischen Inschriften wiederfindet und sich bis auf akkadische und altbabylonische Zeit zurückverfolgen lässt. Das Aufzählen von physischen Vorzügen ist ein Ebenbild von Inschriften des assyrischen Königs Assurpanipal.[8]
Von Dareios I. sind acht verschiedene Siegel überliefert, die seinen Namen tragen.[9] Der bekannte Londoner Dareius Zylinder befindet sich im British Museum und ist das einzige überlieferte Rollsiegel. Die restlichen sieben Siegel wurden in 440 Abdrücken auf Tontafeln in den Verwaltungsarchiven von Persepolis gefunden. Königliche Siegel waren in Vorderasien über einen großen Raum und eine große Zeitspanne verbreitet. Sie sind aus der III. Dynastie von Ur und Girsu überliefert, tragen die Namen von Naram-Sin oder Šar-kali-šarri aus Akkad und der Sukkalmah von Elam. Königliche Siegel wurden ebenso in Syrien und bei den hethitischen Königen gefunden. Man hat dabei festgestellt, dass sich königliche Siegel in vielen Fällen nicht im Besitz der Könige befanden. Das war auch bei Dareios I. der Fall. Da der archäologische Kontext bei den Siegeln aus den Verwaltungsarchiven erhalten ist, konnte nachgewiesen werden, dass in allen Fällen der Besitzer des königlichen Siegels eine Amtsstelle oder eine hochrangige Person aus der Verwaltung war. Es wird angenommen, dass die Siegel die Funktion hatten, hochrangige Persönlichkeiten, die nicht der königlichen Familie oder dem Adel angehörten, an den König zu binden. Die Siegel legitimierten die Autorität des Königs durch den bloßen Akt der Ausstellung als auch die Autorität der Beamten und deren sozialen Status. Eine ähnliche Praxis ist auch aus akkadischer Zeit, der III. Dynastie von Ur und von den Šimaški-Königen aus Elam bekannt.
Von den acht Siegeln des Dareios I. stellen sechs den Königlichen Helden im Kampf gegen mythische Stiere und Löwen dar. Auf den meisten Darstellungen schwebt das Geflügelte Symbol mit einer Figur, die die achämenidische gezackte Krone trägt und in persischer Hoftracht gekleidet ist. Die Wahl der Szene sticht unter den hunderten überlieferten Siegeln aus Persepolis nicht hervor. Das Besondere sind die dreisprachigen Inschriften in altpersischer, elamischer und babylonischer Sprache, die Größe, die Ikonographie und der Stil der Siegel.[10]
Dareios führte die Politik des Kyros fort, die jedem Einwohner die freie Religionsausübung gestattete. Positive Erwähnung dieser Praxis findet sich im Esra-Nehemia-Buch des Tanach, in dem die angebliche Unterstützung des Neubaus des Tempels in Jerusalem erwähnt wird. Zweifel an der Darstellung sind jedoch angebracht, da der Grieche Xenophon diese Politik erst in der Erziehung des Kyros (Titel auch: Kyrupädie/Cyropädie) um 362 v. Chr. erwähnte. Das Werk stellt keine tatsächlichen historischen Begebenheiten dar. Inschriften von Dareios selbst über die Unterstützung des Neubaus fehlen.
Für seine Herrschaftsideologie, die in den zahlreichen Inschriften zum Vorschein kommt, hat Dareios I. assyrische Elemente verwendet und als seinen obersten Gott Auramazdā gewählt. Die Gründe für die Wahl eines bis dahin unbekannten Gottes sind nach wie vor umstritten, ebenso wie der Ursprung, der Charakter und die Bedeutung dieses Gottes. Im Besonderen wird das Verhältnis der Achämeniden zum Avesta in der Forschung immer noch intensiv diskutiert und es wird nach neuen Ansätzen gesucht. Neuere Untersuchungen, die die achämenidischen Quellen mit denjenigen anderer mesopotamischen Staaten verbinden, zeigen, dass es einen intensiven Austausch mit dem assyrischen, babylonischen und elamischen Erbe gegeben und eine Akkulturation in Bezug auf die Religion stattgefunden hat. Die Verwaltungsarchive von Persepolis dokumentieren, dass der Hof von Dareios I. ein breites Spektrum von elamischen und iranischen Göttern unterstützte.[11]
Nach Herodot[12] begann Dareios sofort nach seiner Niederlage in der Schlacht von Marathon damit, eine neue Expedition gegen Griechenland vorzubereiten. Dabei wurde er jedoch im Jahr 486 v. Chr. von einem Aufstand in Ägypten unterbrochen. Während dieser Zeit starb Dareios gegen Ende des Jahres 486 v. Chr., vermutlich im Monat Oktober oder November, doch ist weder das genaue Datum noch die Todesursache bekannt (Ktesias von Knidos erwähnt nur allgemein eine Erkrankung[13]). Im Dezember des Jahres 486 v. Chr. herrschte bereits sein Sohn Xerxes I. als neuer Großkönig.[14] Dareios wurde in dem zu seinen Lebzeiten für ihn erbauten kreuzförmigen Felsengrab mit den Inschriften DNa und DNb[15] in Naqsch-e Rostam, sechs Kilometer nördlich von Persepolis, beigesetzt.
Dareios war der Sohn des Hystaspes, eines Satrapen von Parthien, ein Sohn des Arschama I. – beide Männer waren bei der Thronbesteigung des Dareios noch am Leben. Seine Mutter hieß Rhodogune. Dareios führt in der Inschrift von Behistun seinen Stammbaum auf den Stammvater Achaimenes zurück. Schon bei dessen Enkel gibt Dareios jedoch eine Trennung von der Linie an, der Kyros und Kambyses angehören. Dies lässt darauf schließen, dass Dareios zwar zum persischen Hochadel zählte, mit den Großkönigen Kyros und Kambyses aber nur entfernt verwandt war. Aus diesen Gründen heiratete Dareios bei seiner Thronbesteigung Atossa, eine Tochter des Kyros. Mit ihr hatte er vier Söhne, Xerxes, Achaimenes, Masistes und Hystaspes. Mit einer weiteren Tochter des Kyros, Artystone, hatte er zwei Söhne, Arsames und Gobryas.
Aus dem unmittelbaren königlichen Umfeld nahm Dareios noch Parmys, die Tochter des Bardiya zur Frau, mit der er einen Sohn, Ariomardos, hatte. Zusätzlich heiratete Dareios eine weitere Frau aus dem persischen Hochadel, Phaidime, die Tochter seines Mitverschworenen Otanes. Ob und wie viele Kinder aus dieser Ehe stammen, ist nicht bekannt. Schließlich ehelichte Dareios seine Nichte Phratagone. Aus dieser Ehe stammen zwei Söhne, Abrokomas und Hyperanthes.
Vor der Thronbesteigung hatte Dareios die Tochter seines späteren Mitverschworenen Gobryas geheiratet. Dieser Ehe entstammten drei Söhne, Artobazanes, der erstgeborene Sohn des Dareios, Ariabignes und Ariamenes. Töchter sind keine bekannt.
Obwohl Artobarzanes als Erstgeborener die Nachfolge für sich beanspruchte, war Xerxes als der erstgeborene Enkel des Kyros der gegebene Thronfolger. Seine Mutter Atossa hatte den größten Einfluss auf die Staatsgeschäfte und auf Dareios selbst. Deshalb lässt Aischylos in seinem Drama Die Perser Atossa als einzige Frau aus dem Königshof auftreten. Herodot behauptet, dass Dareios Artystone am meisten liebte, und ihr zu Ehren ein Standbild anfertigen ließ.
Als Dareios aus Ägypten zurückkehrte, konnte er sich auf die Unterstützung von sechs Adligen verlassen, die später zu den privilegiertesten Männern des Reiches wurden. Dareios muss sie schon von seiner Jugend auf gekannt haben, zum Teil mögen sie auch Verwandte gewesen sein. Otanes (altpersisch Hutana) gehörte zum Hoch-Adel und hatte möglicherweise Zugang zum Königshof des Gaumata. Er war Meder und wurde von den Griechen als Stiefbruder des Kyros I. angesehen, was jedoch durch die Behistun-Inschrift, die den Namen seines Vaters als Tukra angibt, widerlegt wird. Daneben gehörten zu den Verschworenen Gobryas (altpersisch Gaubaruwa), der vermutlich einer alten elamischen Adelsfamilie angehörte, Intaphrenes (Windafarna), Ardumaniš, Hydarnes (Widarna) und Megabyzos I. (Bagabuchša). Diese Verschworenen bildeten später mit ihren Familien die Elite des Reiches. Sie bekleideten Ämter, die sonst Verwandten des Großkönigs vorbehalten waren. Bis in das Sassanidenreich ist die Vormachtstellung von sieben Adelsfamilien nachweisbar.
Dareios ehrte die sechs Mitverschworenen auch durch Abbildungen auf königlichen Reliefs. Es sind nicht immer alle abgebildet, doch stets tauchen zumindest einige in der Funktion königlicher Würdenträger auf. Intaphrenes, der von Dareios als erster unter den Mitverschworenen namentlich genannt wurde, fiel bald in Ungnade, da er den König störte, als dieser mit einer Frau schlief. Während Intaphrenes hingerichtet wurde, blieb seine Familie verschont und behielt ihre privilegierte Stellung. Diese von Herodot erzählte Episode lässt sich durch sorgfältiges Studium der Königsinschriften bestätigen.
Für die Griechen war Dareios ein Gegner; mit seiner Invasion Griechenlands, die 490 v. Chr. in der Schlacht von Marathon scheiterte, begannen die Perserkriege. Dennoch hat ihn der zeitgenössische griechische Dramatiker Aischylos positiv dargestellt. In seinem Drama Die Perser ist Dareios ein weiser König, der den Feldzug seines Sohnes Xerxes aufs schärfste verurteilt.
Das Bild des Dareios ist vor allem durch sein Wirken als Reichserneuerer und Gegner der Griechen in den Perserkriegen geprägt. Dabei ist auffällig, dass er selbst bei den Griechen nicht in einem schlechten Licht erscheint; die Darstellung des Herodot bleibt vergleichsweise objektiv und neutral. Ereignisse, die Dareios diffamieren könnten, wie der Libyenfeldzug, werden dort anderen Personen zugeschrieben, oder, wie die Invasion Griechenlands, verkürzt dargestellt. Manches wird gleich ganz ausgelassen, wie die Kämpfe um die Herrschaft in den Jahren 522/21 v. Chr.
Die moderne Forschung und Erkenntnisse aus der Archäologie zeichnen Dareios vorwiegend positiv. Heidemarie Koch stellt ihn als toleranten, auf das Wohlergehen seiner Untertanen bedachten Herrscher dar. Andere, wie Josef Wiesehöfer und Pierre Briant, sind mit ihrem Urteil kritischer, gestehen Dareios aber ebenfalls eine herausragende Bedeutung zu.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.