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Schweizer Regisseurin, Autorin, Webautorin, Produzentin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Cristina Perincioli (* 11. November 1946 in Bern) ist eine Schweizer Filmregisseurin, Autorin und Multimedia-Produzentin. Sie zog 1968 nach Berlin. Seit 2003 lebt sie in Brandenburg.
Ihre dokumentarischen Spielfilme Für Frauen – 1.Kapitel und Die Macht der Männer ist die Geduld der Frauen haben die Frauenbewegung in den 1970er Jahren vorangebracht. Beide Filme wurden 2022 restauriert und ihre kollaborative Produktionsweise wiederentdeckt.
Cristina Perincioli wurde 1946 in Bern als Tochter der Kunsthandweberin Hélène Perincioli geb. Jörns und des Bildhauers Marcel Perincioli geboren. Sie ist Enkelin des Berner Bildhauers Etienne Perincioli. Cristina Perincioli zog 1968 zum Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (DFFB) nach Berlin. Hier motivierte die 68er-Bewegung sie zu Dokumentarfilmen wie Nixon in Berlin, Besetzung eines Studentenwohnheims, Kreuzberg gehört uns, Population Explosion sowie zu Spielfilmen.
Perinciolis Kurzfilm zu einem Frauenstreik Für Frauen 1. Kapitel (1971) ist einer der ersten „Frauenfilme“ der Zeit und wurde bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen im selben Jahr mit dem 1. Preis der Filmjournalisten ausgezeichnet. Harun Farocki schrieb: „Zu sehen ist der Spaß, den befreiende Erkenntnis macht.“[1] Der Film wurde 2014 in einer Kurzfilmanthologie zu fünf Jahrzehnten „Frauenfilm“ wieder veröffentlicht.[2] Eleonor Benítez hebt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die vernachlässigte zeitgeschichtliche Bedeutung der Kinopionierinnen auch für den Jungen Deutschen Film hervor. Sie sieht Perinciolis Für Frauen 1. Kapitel als paradigmatisch für ein Thema, das alle Filmemacherinnen dieser Ära verbindet:
1969 war Perincioli aktiv beim Anarcho-Blatt Agit 883, 1972 Mitgründerin der Lesbenbewegung und 1973 des ersten Berliner Frauenzentrums in der Kreuzberger Hornstrasse 2,[4] sowie 1977 des Frauennotrufs (West-)Berlin.
1975 schrieb sie zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Cäcilia Rentmeister das Drehbuch für den ersten Spielfilm zu einer lesbischen Beziehung im deutschen Fernsehen Anna und Edith (ZDF). Der Film zeigt, wie sich mitten in einem Arbeitskampf eine Liebesbeziehung zwischen zwei Kolleginnen entwickelt – ähnlich, wie auch in der damaligen Frauenbewegung viele bislang heterosexuell lebende Frauen das „andere Ufer“ erkundeten. Dies beschreibt Perincioli als Zeitzeugin in der rbb-Dokumentationsreihe Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt: 1975 und konstatiert auch, wie die Frauenbewegung der 1970er-Jahre als „Schneller Brüter“ wegweisender Ideen und Praxisprojekte unter der „Westberliner Käseglocke“ ein besonders förderliches Klima fand.[5]
1977 gründete Perincioli die Sphinx Filmproduktion GmbH mit Marianne Gassner als Produktionsleiterin. Die Dokufiction Die Macht der Männer ist die Geduld der Frauen (ZDF, 1978) wurde auch international aufgeführt. Aus einem Interview mit Perincioli:
Michael Althen beschrieb 2008 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Funktionen und Wirkungen des Films als eine
Die beide Filme Für Frauen – 1.Kapitel und Die Macht der Männer... wurden 2024 restauriert und digitalisiert beim Courtisane Festival in Gent gezeigt. Programmgestalter Kristofer Woods schreibt:
Ab den 1970er-Jahren publizierte Perincioli auch als Hörfunk- und Buchautorin und trug damit – angeregt durch Recherchen in London und Harrisburg/USA – zur öffentlichen Debatte und Bewusstseinsbildung über Häusliche Gewalt sowie zu Risiken der Atomenergie bei.
Ab 1990 entwickelte sie interaktives Story-Telling, darauf basierend ein erstes Adventure mit interaktivem Video (1992), und gestaltete sieben Computer-Lernspiele für den öffentlichen Raum (Laut ist out, Ach die paar Tropfen, Weiblich, männlich – und dazwischen, Kulturtester Rebellion).
Cristina Perincioli lehrte Regie am Kenya Institute of Mass Communication (KIMC) in Nairobi[10] und der Hochschule der Künste Berlin, Computeranimation an der Deutschen Film- und Fernsehakademie, der Filmhochschule Babelsberg und der Merz Akademie Stuttgart, und Multimediadesign an den Schulen für Gestaltung in Bern[11] und Basel[12] bis 1997.
Ab Ende der 1990er-Jahre widmete sie sich Themen wie sexuelle und häusliche Gewalt und schuf – unter Anwendung nutzerfreundlicher Methoden wie „Entdeckendes, selbstgesteuertes Lernen“ – preisgekrönte Webplattformen für die Fortbildung, Opferhilfe und Prävention, gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die Stiftung Deutsche Jugendmarke, das Daphne-Programm der Europäischen Kommission und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend BMFSFJ.
2015 erschien Cristina Perinciolis Buch Berlin wird feministisch. Das Beste, was von der 68er Bewegung blieb. Am Beispiel Berlins erzählt sie die furiosen Jahre der Neuen Frauen- und Lesbenbewegung 1968–1974 aus eigenem Erleben und lässt 28 Akteurinnen zu Wort kommen. Den Beginn der Neuen Frauenbewegung beschreibt sie dabei als Beispiel, wie eine Modernisierung der Gesellschaft „von unten“ initiiert wurde und nennt Autonomie und Basisdemokratie als Voraussetzungen. In einer einstündigen Reportage von Vera Block im rbb-Rundfunk 2015 schildert Perincioli auch die kaum bekannte Tatsache, inwiefern auch Anarchismus eine Vorbedingung zu einer autonomen Frauenbewegung war.[13] Die Autorin Sonya Winterberg betonte, dass die neue deutsche Frauenbewegung „viele Mütter“ hat:
Den neuen „Blick hinter die Kulissen“ beschrieb auch Claire Horst:
Als Zeitzeugin wirft Perincioli einige Schlaglichter auf das Jahr 1975 – darunter auf die deutschen Frauenbewegungs-Proteste gegen das Internationale Jahr der Frau – in der Fernseh-Dokumentationsreihe des rbb „Berlin - Schicksalsjahre einer Stadt: 1975“.[16]
1972 erhielt Cristina Perincioli für ihren Abschlussfilm Für Frauen 1. Kapitel an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin bei den Kurzfilmtagen Oberhausen den 1. Preis der Jury der Arbeitsgemeinschaft der Filmjournalisten.
1999 und 2000 erlangte sie Bestbewertungen für die CD-ROM Save Selma (Präventionssoftware für Kinder/Adventure zu sexuellem Missbrauch) in Feibels Kindersoftwareratgeber.[17]
Für ihre Webplattform www.4uman.info zur Gewaltprävention in Partnerschaften erhielt Perincioli auf dem 6. Berliner Präventionstag 2005 den Preis der Securitas für den „innovativen Charakter der Website in der Gewaltprävention“.[18]
Ihre Website www.spass-oder-gewalt.de zur Prävention sexualisierter Gewalt unter Jugendlichen erhielt 2007 den Thüringer Frauenmedienpreis.
2024 wurde Perincioli für den Deutschen Waldpreis in der Sparte Waldbesitzer des Jahres von der Fachjury als eine von drei Finalisten nominiert.[19] Gewürdigt wurde ihre Website www.klimaplastisch.de[20], in der sie den Umbau ihres Waldes in Brandenburg dokumentiert, als Anregung und Ermutigung für andere Waldbesitzer.
Filme
Printmedien (Auswahl)
Websites
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