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deutscher reformierter Theologe, Pädagoge und Schriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Conrad Mel (* 14. August 1666 in Gudensberg; † 3. Mai 1733 in Bad Hersfeld) war ein reformierter Theologe, Pädagoge, Schriftsteller und Maschinenkonstrukteur des beginnenden 18. Jahrhunderts. Neben einer umfangreichen Predigtsammlung zeichnete er sich durch die Leitung des Hersfelder Gymnasiums und die dortige Einführung der Hallischen Pädagogik, die Gründung eines Waisenhauses nach hallischem Vorbild sowie die Konstruktion verschiedener Maschinen aus.
Mel war Sohn des Metropolitans der Stadt und Klasse Gudensberg Johannes Mel und dessen Frau Maria Jorenius, Tochter des Predigers Conrad Johrenius. Er hatte seit 1676 das Gymnasium in Hersfeld besucht und 1681 ein Studium der Theologie und orientalischen Sprachen an der lutherischen Universität Rinteln aufgenommen.[1] Mel setzte 1685 sein Studium an der Universität in Bremen fort, wo er in Kontakt mit dem reformiert-pietistischen Theologen Theodor Undereyck kam. Dieser hatte von 1667 bis 1670 am Hof der Landgräfin Hedwig Sophie von Brandenburg in Kassel gewirkt und hatte zu einer Verbindung des niederländischen Pietismus mit dem reformierten Glaubensverständnis in der Landgrafschaft Hessen-Kassel beigetragen.[2] Nach einem Sommersemester in Rinteln im Jahr 1688 setzte Mel sein Studium an der Universität in Groningen fort, wo er sich Johannes Braun, einem Schüler des Johannes Coccejus anschloss.[3] In dieser Zeit nahm er an zahlreichen Konventikeln teil, in denen sich unter anderem der Schriftforschung gewidmet wurde.
1690 erhielt Mel den Ruf der Prinzessin Marie Amalie in eine geistliche Tätigkeit nach Mitau. Entgegen seiner geplanten Englandreise nahm er das Angebot an und wirkte dort bis 1692 als Hofprediger. In dieser Zeit lernte Mel das Leben am Hof in Hessen-Kassel kennen und wurde vom sozialen Engagement der Landgräfin beeinflusst, mit der er im Jahr 1709 das Waisenhaus in Bad Hersfeld gründete. Ab 1692 war Mel in der deutsch-reformierten Gemeinde in Memel angestellt. Dort heiratete er Anna Jursky, die Tochter des Vorgängers Paul Andreas Jursky. Aus dieser Ehe gingen acht Söhne und sechzehn Töchter hervor, wovon jedoch nur ein Sohn und drei Töchter den Vater überlebten.
Im Jahr 1697 wurde Mel als Hofprediger nach Königsberg an den Hof Kurfürst Friedrich III. berufen. Geprägt von der pietistischen Atmosphäre am preußischen Hof sowie den Kontakt zu Philipp Jakob Spener gründete Mel die collegia pietatis und die collegia philobiblica in Königsberg.[4] Diese Versammlungen sollten den Gläubigen zur Erbauung dienen, indem sich über das christliche Leben ausgetauscht und Hilfe zur christlichen Lebensführung geleistet wurde. Während seines Aufenthaltes in Königsberg entfaltete Mel seine Predigttätigkeit und veröffentlichte eine umfangreiche erbauliche Predigtsammlung, bei der er unter anderem auf Aspekte der Kasseler Kirchenordnung von 1539 und der Kasseler Agenda aus dem Jahr 1657 zurückgriff. Besondere Aufmerksamkeit schenkte Mel den Themen des Besucherdienstes, des Konfirmandenunterrichts sowie der presbyterialen Ordnung, bei denen er verschiedene innovative Impulse setzte.[5]
Im Jahr 1701 erlebte er die Stiftung und Gründung (1703) des Königsberger Waisenhauses durch Friedrich I., auf deren Motive des sozialen Engagements und der religiösen Gesinnung er sich in seinem späteren Wirken häufig bezog. Ein weiterer Schwerpunkt im Jahr 1701 war Mels wissenschaftlich-akademische Tätigkeit, wobei sein Interesse besonders den orientalischen Sprachen, der biblischen Archäologie und linguistischen Fragen, aber auch naturwissenschaftlichen Thematiken galt. Nach Einreichung seiner Dissertation im Jahr 1702 wurde Mel zum außerordentlichen Professor für Theologie an der Albertus-Universität in Königsberg ernannt.[6]
In Königsberg entwickelte sich ein enger Kontakt zum Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz. In einer umfangreichen Korrespondenz tauschten sich Mel und Leibniz über die Thematik der Mission aus und entwickelten Pläne zur sogenannten „Heidenmission“. Diese kamen besonders in Mels Denkschrift Schauburg der Evangelischen Gesandtschaft, einem Manuskript von 1701, zum Ausdruck, die eschatologische wie ökumenische Motive aufweist.[7] Leibniz schlug Mel infolgedessen zur Aufnahme in die Preußische Akademie der Wissenschaften vor, woraufhin er zum auswärtigen Mitglied ernannt wurde.[8]
Im Jahr 1705 kehrte Mel in die calvinistische Landgrafschaft Hessen-Kassel zurück, wo er das Amt des Inspektors der Kirchen im Fürstentum Hersfeld und die Leitung des dortigen Gymnasiums (heutige Konrad-Duden-Schule) übernahm. Da ihm sein Amt als Inspektor der Kirchen nur wenig in Anspruch nahm, war es Mel in dieser Zeit möglich eine weitere umfangreiche Predigtsammlung und Erbauungsbücher zu verfassen, die unter anderem ins Niederländische übersetzte wurden. Als eines der populärsten Werke gilt das Andachtsbuch Die Lust der Heiligen an Jehova, das im Laufe des 18. Jahrhunderts etwa 20 Auflagen erlebte.
Als Mel im Jahr 1705 die Leitung des Hersfelder Gymnasiums übernahm, plante er diese zu einem Propädeutikum für zukünftige Theologen und Missionare auszubauen. Dies konnte zwar nicht realisiert werden, aber Mel gelang es stattdessen das vom Hallischen Pietisten August Hermann Francke entwickelte, sog. Hallesche Modell in den Schulunterricht des Hersfelder Gymnasiums einzuführen. Dies geschah wenige Jahre nachdem in Halle das Hallesche Waisenhaus durch Francke gegründet worden war. Die in enger Korrespondenz stehenden Theologen Francke und Mel, stimmten in der Überzeugung eines erlernbaren Glaubens im schulischen sowie im gemeindlichen Rahmen überein.[9] In den Schulunterricht wurden fromme Übungen integriert, um auf die religiöse Einstellung von Schülern und Lehrern einzuwirken. Ebenso übte Mel Kritik an der Vernachlässigung der naturwissenschaftlichen Fächer und verschaffte der Realienkunde einen größeren Raum im Stundenplan. Daneben erhielten die klassischen Sprachen sowie die modernen Sprachen einen erhöhten Stellenwert. Er selbst unterrichtete Niederländisch und Englisch in den Anfängen sowie darüber hinaus Hebräisch, Logik, reine und angewandte Mathematik, Mechanik, Optik, Astronomie, deutsche Rechtschreibung und Grammatik.[10]
Mels pädagogisches Programm stellte hohe Ansprüche an die Schüler, verbot jedoch jede Art von Zwang – diese Pädagogik brachte ihm teilweise Kritik unter der Hersfelder Bevölkerung und den Lehrern des Gymnasiums ein. Infolge dieser Veränderungen, besonders durch die Schwerpunktverlagerung auf naturwissenschaftliche Fächer, verbesserte sich aber der Ruf der Schule und es kamen vermehrt Studenten verschiedener Fachrichtungen nach Hersfeld. Diese neuartige Schulform fand Unterstützung durch die Landgrafenfamilie. Landgraf Karl stellte sowohl Geld als auch Personal für Mels Pläne zur Verfügung, und das obwohl die benachbarten Gymnasien in Kassel, Marburg und Waldeck Einspruch einlegten.[11]
Im Jahr 1709 gründete Mel mit Unterstützung der Landgräfin Marie Amalie ein Waisenhaus in Bad Hersfeld. Im Hersfelder Waisenhaus sollten die Kinder und Jugendlichen auf spätere Berufe vorbereitet werden. Nachdem Mel bei der wöchentlichen Brotausgabe die geringe Bildung sowie die fehlende Gläubigkeit bei den Waisenkindern festgestellt hatte, entschied er sich Ihnen Schulunterricht zu erteilen, bei dem er sich erneut am Hallischen Vorbild orientierte. Es erhielten somit die unterprivilegierten Teile der Gesellschaft eine Lernchance und Zukunftsperspektive, womit die von der pietistischen Bewegung geforderte Praxis Pietatis ihre Umsetzung fand. Die neuartige Schulform fand Unterstützung durch die Landgrafenfamilie. Landgraf Karl stellte sowohl Geld als auch Personal für Mels Pläne zur Verfügung. Karls Gemahlin Marie Amalie unterstützte das Waisenhaus, indem sie ihm die jährliche Fruchteinnahme von 60 Zentnern Korn und eine große Summe Bargeld vermachte.[12] Unter Mels Einflussnahme kam es zur Einrichtung verschiedener diakonischer Hilfen, wie der Armenspeisung und dem sogenannten Stiftsbrot. Für seine Leistungen auf theologischem, pädagogischen und sozialem Gebiet erhielt er 1706 eine Ehrung durch die englische „Society for the Propagation of the Gospel in Foreign Parts“ sowie die theologische Ehren-Doktorwürde der Universität Frankfurt/Oder.
Neben dem pädagogischen Wirken zeichnete sich Mel durch sein wissenschaftliches Engagement aus. Er nahm regen Anteil am zeitgenössischen wissenschaftlichen Diskurs, was unter anderem durch seine Mitgliedschaft in der Preußischen Sozietät der Wissenschaften befördert wurde. Daneben konstruierte er während seines Wirkens in Hersfeld verschiedene Maschinen, welche größtenteils Landgraf Karl gewidmet waren. Dieser unterstützte Mel wiederum dadurch, dass er ihm ein Hofgut verpachtete, auf dem sich Mel mit der Landwirtschaft, Bodenchemie und Pflanzenkunde beschäftigte. Mel konstruierte verschiedene Maschinen zur Erstellung von Land- und Seekarten, wie das Pantometrum Carolinum sowie landwirtschaftliche Geräte, wie den Selbstackernder Pflug.[13] Sein technisches Interesse war dabei von miteinander in Wechselwirkung stehenden religiösen und ökonomischen Motiven geprägt, welche er zum einen in seinen Werken aber auch in den zahlreichen Korrespondenzen mit Leibniz, Francke und Landgraf Karl erörterte. Mels wissenschaftlich-technische Beschäftigung erhielt ihre Fundierung durch sein Menschen- und Geschichtsbild. Er vertrat die mittelalterliche Auffassung, die in der wissenschaftlich-technischen Beschäftigung ein Mittel zur Überwindung der Ursünde sah. Mittels der mechanischen Künste sollten die menschlichen Bedürfnisse befriedigt und die verlorene Erkenntnis zurückerlangt werden. Die Notwendigkeit der Technik ergab sich des Weiteren aus der ebenfalls vom Gottesfluch betroffenen Natur, welche vom Menschen nur mit Mühe und Schweiß bewohnt und bewirtschaftet werden konnte. Mels Einreihung in den theologischen Diskurs um Adams verlorenes Wissen und die von Gott auferlegte Strafe der mühevollen Arbeit infolge der paradiesischen Sünde, kann in verschiedenen seiner Werke nachgewiesen werden.[14] Die von Gott dem Menschen gegebene Wissenschaft, wurde von Mel als Mittel zur Verminderung der Strafe betrachtet, sodass technisches Fortschrittsstreben nicht im Widerspruch mit seiner religiösen Gesinnung stand, sondern dadurch angetrieben wurde. Des Weiteren motivierte Mels pietistische Gesinnung die zweckbestimmte Beschäftigung mit Wissenschaft und Technik.
Mels theologisches Denken war geprägt vom Glaube an die „Providentz“ – also die Vorsehung Gottes im diesseitigen Leben. Mel verband in dieser Auffassung den Topos des handelnden Weltbezugs (providentia) mit der göttlichen Fürsorge (procuratio).[15] Diese theologische Auffassung bestimmte Mels Denken in diversen Bereichen und findet sich in nahezu allen seiner Schriften. Durch seine zahlreichen Kontakte mit Vertretern des Pietismus sowie geprägt durch eine calvinistische Erziehung, verband Mel in seinem theologischen Denken die reformierte Lehre von der Prädestination mit dem pietistischen Glauben an die Führung durch Gott. Ausgehend vom Glauben an die Vorsehung Gottes sowie geleitet von der Überzeugung, dass die höchste Bestimmung des Gläubigen die Förderung des Wohlergehens des Nächsten sowie die Ehrerbietung Gottes darstellte, ergab sich die Pflicht für den Menschen seinen Glauben im Alltag praktisch, d. h. durch karitative und diakonische Aktivitäten umzusetzen. Durch diese gelebte Frömmigkeit (Praxis Pietatis) sollte sich der Mensch seiner existenziellen Bestimmung annähern.
Mel entwickelt eine universaltheologische Betrachtung der Geschichte. In seinem Werk Kurtzer Begriff der Kirchen-Historie des Alten und Neuen Testaments (1712) formulierte er seine maßgeblichen geschichtstheologischen Auffassungen. In Anlehnung an die Sieben Sendschreiben der Offenbarung Johannis vertrat Mel die föderaltheologische Auffassung von den Sieben Perioden der Kirchenhistorie, sowohl für das Alte als auch für das Neue Testament. Diese Siebenperiodenlehre wurde durch den in Kontakt mit dem mit Mel in Kontakt stehenden Campegius Vitringa in Franeker ausgebildet.[16] Mel ordnete sich selbst in die VII. Periode der Kirchenhistorie, der von ihm so bezeichneten „Herrliche Laodicäa“ ein, in der das Zeitalter des Pietismus anbreche. Mit der Ausführung des Missionsauftrages, der Ausbreitung des Pietismus und der konfessionellen Einigung sollte die Verheißung Gottes erfüllt werden. Herrschende Zwietracht, Streit und Anfechtung sollten überwunden werden, der Weg zum Heil beschritten, der ewige Friede näher rücken und Gott die Kirche zur Vollendung führen. Somit stellte die siebte Phase die Endzeit dar, in der das Gottesreich errichtet wird. Vor der Christi Wiederkunft (Parusie) komme es zum erneuten Verfall eines Teils der Kirche in „Sicherheit und Laulichkeit“ bevor am Ende der „Herrlichen Laodicäa“ die Wiederkunft Christi und das Jüngste Gericht stehe.
Bei der Frage der Wiedergeburt war Mel vornehmlich durch pietistische Motive geprägt. Er vertrat die Ansicht, dass der Mensch prüfen solle, ob er tatsächlich wiedergeboren sei und in neuer Geburt lebe.[17] Es ging Mel um eine verinnerlichte Frömmigkeit. Somit konnte nur die persönliche ereignishafte Bekehrung zur Erfahrung von Seligkeit führen. Nach dem einzelnen Bekehrungserlebnis sollte es mittels der Mission zur Bekehrung aller Menschen kommen. Mit dieser Ansicht stimmte Mel mit der Auffassung August Hermann Franckes überein, der davon ausging, dass aus der Bekehrung des Einzelnen die Bekehrung der restlichen Welt folge. Mel vertrat die Ansicht, dass die Wiedergeburt der einzige Weg zur Seligkeit sei. Diese Forderung nach Bekehrung ergaben sich aus dem pietistischen Geschichtsbild, welches einen Verfallsprozess der Christenheit auf ihrem Weg von der Urgemeinde zur gegenwärtigen Kirche beschreibt. Dies offenbare sich in dem rein zeremoniell betriebenen Abendmahl und der auch sonst nur äußerlich praktizierten Frömmigkeit, welche sich vom wahren Glauben abgespalten habe, sodass Gottes Heiligkeit keine Ehrerbietung, sondern Verachtung fände. Infolgedessen sah sich Mel in der Pflicht zu Bekehrung und Wiedergeburt aufzurufen und nahm in dieser Weise das Amt eines Bußpredigers ein.[18]
Mel vertrat die Auffassung von der Lehre der zwei Bücher Gottes, die er in seinem Werk Schau-Bühne Der Wunder Gottes in den Wercken der Natur: Oder, Teutsche Physic aus dem Jahr 1732 darstellt: „So hat sich der grosse Gott / in zweyen Büchern offenbahret: In dem Buch der heiligen Schrifft / und dem Buch der Natur […]“.[19] Bei dem ersten Buch handelte es sich um die Heilige Schrift, welche dazu diene den Weg zur Seligkeit zu erlernen. Doch erst durch das Verständnis des zweiten Buches – dem Buch der Natur – könne Gottes Heiligkeit erkannt werden. Ebenso leite das Buch der Natur zum Dienst an der Beförderung des Seelenheils an. Mel betonte die Kraft der Natur als Beweismittel der Allmacht und Güte Gottes. Die Wunder Gottes offenbarten sich also in den „Wercken der Natur“. Die Fähigkeit, diese Wunder zu erkennen, besäßen Mel zufolge aber nur die „Gottes-Kinder“, also die Wiedergeborenen. Die „Welt-Kinder“ dagegen sähen den Himmel und die Naturerscheinungen ohne Erbauung. Mel vertrat die Ansicht, dass Adams Wissen über die Natur infolge des Sündenfalls verlorengegangen sei, dass aber geheiligte Kinder trotzdem viele Spuren von Gottes Plan, sowie seine Allmacht im zweiten Buch finden könnten. Infolge der Annahme, dass nur die „Gottes-Kinder“ die Allmacht Gottes in den Werken der Natur erkennen könnten, ergab sich für diese Wiedergeborenen die Pflicht, jene Erkenntnisse an die „schwachen Welt-Kinder“ weiterzugeben. Diese Pflicht erhielt durch die angestrebte Verbesserung gesellschaftlicher Zustände und des Bildungswesens einen Rahmen. Damit stimmten Mels Motive für die Beschäftigung mit Wissenschaft und Technik in großem Maße mit jenen von August Hermann Francke überein.[20] Mel und Francke integrierten in ihrer Theologie die Auffassungen Sabundes und Arndts von den sich gegenseitig ergänzenden Elementen Glaube und Vernunft, die für sich allein unvollkommen blieben und sahen in der Erforschung der „Elemente der Natur“ in der von der Zielgerichtetheit der „Providentz Gottes“ geregelten Welt eine erbauliche Beschäftigung.
Mel vertrat eine spät-kameralistische Auffassung, die sich aus den verschiedenen im 17. und 18. Jahrhundert herausbildenden Denksystemen, dem englischen Merkantilismus, der französischen Physiokratie und dem deutschen Kameralismus speiste. Zu den wichtigsten Zielsetzungen einer erfolgversprechenden Wirtschaftspolitik führte Mel in seinem Maschinenbuch Der selbst ackernde Pflug die Verminderung von Armut, die Erreichung eines Ertragsoptimums, ein Bevölkerungswachstum und die wirtschaftliche Unabhängigkeit vom Ausland (Autarkie) an.
Mel sah als Vertreter des späten Kameralismus in der reinen Produktivität im Agrarsektor durch verbesserte Technik und optimale Bodenausnutzung sowie dem Streben nach Kostenverminderung, ein Mittel zum Reichtum. In seinen Schriften spielte der Außenhandel eine untergeordnete Rolle.
In Mels Anschauungen findet sich die Auffassung der sog. Politischen Ökonomie wieder. Dabei erfasste er diese aber nicht als ein soziales System. Vielmehr diente sie als Theorie der politisch-wirtschaftlichen Reflexion, aus der sich bestimmte Handlungsstrategien, Befugnisse und Regeln der Staatspolitik ergaben. Als Anhänger der Politischen Ökonomie standen bei Mel die fürstliche Herrschaft und das Gemeinwesen in einem dynamischen Wechselverhältnis und wurden als zusammenhängende Teile eines Organismus betrachtet. Im Selbst ackernden Pflug führt Mel an, dass eine „kluge Regierung“ durch das Gemeinwesen gestützt werde, für dessen Wohl der Fürst verantwortlich sei.[21] Mel verstand die staatliche Wirtschaft als häusliche Gemeinschaft. Aus dieser wirtschaftspolitischen Interpretation ergab sich ein System, in dem das Gemeinwesen nicht mehr allein als eine vom Fürsten regierte Gemeinschaft betrachtet wurde, sondern in dem es als einheitlicher Wirtschaftsraum auftrat.[22] Der Fürst trug die Verantwortung dafür, dass der Organismus leistungsstark war. Dies konnte er durch die Förderung von Wissenschaft und Technik erreichen. Technische Innovationen war demnach mit der Mehrung der Macht des Fürsten und damit auch mit der Wohlfahrt des Staates eng verknüpft.[23]
Conrad Mel starb im Jahr 1733. Das pädagogische Programm mit dem Schwerpunkt auf den Realien wurde auch nach seinem Tod beibehalten. Durch ihn erhielten auch die finanziell benachteiligten Kinder die Chance an eine Ausbildung auf einem Realgymnasium. Infolge seiner naturwissenschaftlichen Forschungen trug Conrad Mel unter anderem dazu bei, dass der Kartoffelanbau in Hersfeld eingeführt wurde. Zu seinen Ehren wurde eine Straße in Bad Hersfeld Conrad-Mel-Str. genannt.
Conrad Mel schrieb über die Liebe:
„Die Liebe ist die grösseste Tugend und eine Mutter vieler andern.“
Handschriftlich überlieferte Schriften:
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