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deutscher Fotokünstler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Claus Stolz (* 16. März 1963 in Mannheim) ist ein deutscher Fotokünstler. Er betreibt eine radikale Form der analogen Fotografie[1].
Claus Stolz hat an der Freien Kunstakademie Mannheim studiert. Seit Mitte der 1990er Jahre entwickelt Stolz spezielle fotokünstlerische Verfahren.
Für seine Heliografien richtet Stolz fest montierte Aufnahmegeräte direkt in die Sonne aus und beschädigt das Filmmaterial, bewusst jedoch wohldosiert, durch extreme Überbelichtung von einigen Sekunden bis zu mehreren Stunden.[2] Die zerstörerische Kraft der Strahlungsenergie lässt die Filmschichten an den Brennflächen Blasen werfen, platzen, schmelzen und kristallisieren. Dabei entstehen kleinere Kosmen von unterschiedlicher Farbigkeit, mit feinen Binnenzeichnungen. Groteske Monsterköpfe, bizarre Fratzen, surreale Zellgebilde erscheinen, doch rein gar nichts wird abgebildet.[3] Vergleichbar mit den geschlitzten oder perforierten Leinwänden von Lucio Fontana in den 1960er Jahren wird der Bildträger durch die fokussierte Wärmeeinwirkung zum Bildobjekt, zur Kleinplastik. Zeit und Energie werden unmittelbar sicht- und erfahrbar.[4] Die Ergebnisse hängen von den jeweils verwendeten Filmtypen, von Aufnahme- und Verarbeitungsmodalitäten ab.[5] Die Aufnahmen werden mit Sammellinsen von bis zu einem Meter Durchmesser auf Roll- und Planfilme belichtet und anschließend je nach Eignung und Format direkt in Leucht- oder Acrylglaskästen fixiert oder auf Fotopapier vergrößert. Diafilme wiederum projiziert Claus Stolz bis auf die Größe einer Hallenwand.[6]
Die Arbeiten aus Stolz’ Werkgruppe Lichtbilder sind fotografisch reproduzierte Photoplatten aus Glas, bei denen der Auftrag der rückseitigen Lichthofschutzschicht oft eine besondere malerische Anmutung aufweist – welche so in der Regel nie zu sehen ist, (korrekt) verarbeitet wird diese wasserlösliche Schicht ausgewaschen. Durch das direkte Entnehmen aus der Packung werden die Platten von Claus Stolz kameralos belichtet bzw. dem Licht ausgesetzt, werden somit für ihren eigentlichen Zweck unbrauchbar – dafür aber in ihrer Materialität erst sichtbar. Die von Stolz gesammelten und verwendeten Platten sind bis zu 100 Jahre alt, somit über einen sehr langen Zeitraum gelagert bzw. konserviert, so dass an machen Stellen trotz offensichtlich unbeschädigter Verpackung ein wenig Licht oder auch Staub eingedrungen zu sein scheint. Auch sind die (frisch den Packungen entnommenen) Platten nicht frei von Kratzern und ähnlichen Beschädigungen. Es ist eine material-historische, archäologisch-ästhetische Spurensuche.
Im Zeitalter der digitalen Fotografie nehmen diese Werke von Claus Stolz eine einzigartige Position in der Fotografiegeschichte ein.[7]
Im Kammerspiel kombiniert Stolz in vielfältigen Settings gewachsene mit produzierten Materialien, echte mit unechten Pflanzen(teilen), arrangiert Silikon und Chlorophyll, Vergängliches und Überdauerndes, hortikulturelles und industrielles Material. Darüber hinaus verdichtet Stolz manche Motive zusätzlich durch spezielle Überblendungen zu überbordenden Tableaus aus fluide verschmelzenden Blüten- und Blattfragmenten, Tischtennisbällen, farbigen Papierfetzen… Und konterkariert durch schwarzweiße, oft spontan aufgenommene, einfache Objekte: ein vielfach verbogener Draht, ein halb aufgefaltetes Papierschiffchen, ein schief angeschnittener Styroporschädel, eine aus Ton nachgebildete Handyform. Die Grenzen zwischen Natur und Kultur verschwimmen. Stolz’ hybride Arrangements werfen die Frage auf, ob die Begriffe „echt“ oder „unecht“ im Zeitalter des Anthropozäns noch eine Rolle spielen.[8][9][10][11][12]
In seiner jüngsten Werkserie, Imagine, erzeugt Stolz mithilfe eines Text-zu-Bild-Generators Pflanzenbilder mit der Anmutung edler, schwarzweißer Vintage-Prints. Die Schönheit und Exotik eines botanischen Gartens in scheinbar paradoxer Synthese mit der Irritation des Artifiziellen, des generierten Bildes.[13] Während Stolz’ Heliografien keinerlei Referenten in der Wirklichkeit haben, so basieren die Bilder der Imagine-Serie auf geradezu unendlich vielen aus dem Datenpool des Trainingsmaterials – alle, die jemals ein Bild veröffentlicht haben, werden somit wahrscheinlich ein wenig zu Mitautoren.
Stolz lebt und arbeitet in Mannheim und ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) und der Deutschen Fotografischen Akademie (DFA).
seit 2016 Dozent an der Freien Kunstakademie Mannheim
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