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Naturwissenschaftler, der sich mit Themen aus der Chemie befasst Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Chemiker ist ein Naturwissenschaftler, der sich mit Themen der Chemie befasst. Die Tätigkeitsbezeichnung Chemiker ist nicht geschützt. Hingegen ist der früher vergebene akademische Grad Diplom-Chemiker (Dipl.-Chem.) staatlich geschützt und setzte ein Hochschulstudium mit erfolgreich bestandenem Diplom voraus. Mit der Abschaffung der Diplomstudiengänge im Zuge des Bologna-Prozesses ersetzte der Bachelor- bzw. der Master-Grad den Diplom-Grad bei neu erworbenen Abschlüssen als Berufsbezeichnung.
Im Zuge des Bologna-Prozesses gingen die Diplomstudiengänge sowohl an Universitäten wie an Fachhochschulen weitgehend in den sechssemestrigen Bachelor-Studiengang mit anschließendem, optionalem viersemestrigem Master-Studium über. Daneben haben sich mehrere Ingenieurstudiengänge mit Schwerpunkt Chemie, speziell an Fachhochschulen, etabliert. Wenn die Bachelorstudien so akkreditiert sind, dass 180 Credits erzielt werden, können Absolventen von Fachhochschulen an Universitäten (und umgekehrt) ein Masterstudium beginnen; hat ein Masterstudium 120 Credits, können auch Absolventen einer Fachhochschule eine Promotion beginnen.
Im Jahr 2018 boten in der Bundesrepublik Deutschland 54 Universitäten und 24 Fachhochschulen ein Studium der Chemie an.[1] Ein Chemiestudium besteht sowohl im Bachelor- wie im Masterstudium aus Vorlesungen, Seminaren und Übungen, Klausuren und mündlichen Prüfungen sowie den regelmäßigen lehrveranstaltungsbegleitenden Praktika im Labor. In den Praktika werden handwerkliche Fähigkeiten und das wissenschaftliche, systematische Arbeiten erlernt. Die Leistungsnachweise (im Jargon „Scheine“ genannt) werden vor allem durch Klausuren, mündliche Prüfungen und Testaten für bestandene Praktika erbracht.
Nach dem Bachelorstudium schließen Studierende von Universitäten nahezu vollständig und Studierende der Fachhochschulen zu rund 70 Prozent ein Masterstudium an.[1] Nach dem Masterstudium beginnen Absolventen einer Universität zu rund 85 Prozent mit einer Promotion, Absolventen von Fachhochschulen zu rund 10 Prozent.[1]
Bis zur Einführung des Bologna-Prozesses begann ein Diplomstudium Chemie an einer Universität mit einem viersemestrigen Grundstudium, das mit der nicht berufsqualifizierenden Vordiplom-Prüfung abgeschlossen wurde. An das Grundstudium schloss ein dreisemestriges Hauptstudium an, in dem eine Spezialisierung stattfand. Die häufigsten waren Organische Chemie, Anorganische Chemie und Physikalische Chemie. Es folgten die meist mündlichen Diplomprüfungen und eine sechs- bis neunmonatige Diplomarbeit. An Fachhochschulen folgte auf ein sechssemestriges Studium, meist ohne Vordiplom eine einsemestrige Diplomarbeit.
Nach einem Masterabschluss kann nach einer meist drei- bis vierjährigen Doktorarbeit die Promotion zum Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) erfolgen. Bei technischer Ausrichtung des Promotionsthemas und einer entsprechend absolvierten Masterausbildung ist auch der Doktor der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.) möglich.
Die Dauer richtet sich vor allem danach, ob der Doktorand während seiner Tätigkeit nur seine Promotionsziele verfolgen kann oder, was an Hochschulen die Regel ist, durch zusätzliche Verpflichtungen eingebunden wird, wie die Einbeziehung in das Schreiben von Drittmittelanträgen für neue Projekte, den Einsatz in der Lehre oder die Übernahme von Verwaltungsaufgaben am Lehrstuhl des betreuenden Professors. Schwer vergleichbar wird die Promotionsdauer auch dadurch, dass ein Teil der Doktoranden die erfolgreichen Aufgabenstellungen von vorherigen Doktoranden nach deren Promotion weiterbearbeitet und dabei Konzept und Aufbau ihrer Vorgänger weiterbenutzt, während ein anderer Teil der Doktoranden absolut neue Themen erstmals zu bearbeiten versucht. Die Bezahlung des Doktoranden erfolgt in der Regel nach dem TV-L (bei Promotion an Hochschulen/Universitäten) bzw. nach dem TVöD (bei Promotion an Forschungseinrichtungen, z. B. der Fraunhofer-Gesellschaft Max-Planck-Gesellschaft oder anderen Großforschungseinrichtungen). Meist wird eine Doktorandenstelle mit einem 50 %-Vertrag eines wissenschaftlichen Mitarbeitenden doriert, seltener mit einer 2/3-Stelle. Stipendien sind eine weitere Möglichkeit der Finanzierung.
Die abgeschlossene Promotion soll den Nachweis zur selbständigen Forschungstätigkeit, also der wissenschaftlichen Erarbeitung und Bearbeitung eines Themas erbringen. Das beinhaltet eine weitestgehend individuelle Versuchsplanung, den Versuchsaufbau und die Versuchsdurchführung einschließlich der Ergebnisauswertung bis zur Ergebnispublikation (Dissertationsschrift) mit Einordnung in den wissenschaftlichen Kontext.
Die Promotion ist erforderlich für Tätigkeiten in der Forschung an Universitäten, in der Industrie oder in Forschungsinstituten wie der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, der Max-Planck-Gesellschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft oder auch der Leibniz-Gemeinschaft.
Die drei wichtigsten Arbeitgeber von Chemikern sind akademische Einrichtungen, die Industrie, insbesondere die chemische Industrie und die pharmazeutische Industrie, sowie staatliche Laboratorien. Die Chemie ist in der Regel in mehrere große Teildisziplinen unterteilt. Es gibt mehrere interdisziplinäre und spezialisiertere Hauptbereiche der Chemie. Es gibt große Überschneidungen zwischen verschiedenen Zweigen der Chemie sowie mit anderen wissenschaftlichen Bereichen wie Biologie, Medizin, Physik, Radiologie und mehreren Ingenieurdisziplinen.
Promovierte Diplom-Chemiker mit dem Berufsziel des Hochschullehrers schließen in der Regel eine bis zu sechs Jahren andauernde Juniorprofessur oder eine Habilitation an die Promotion an. Eine weitere Möglichkeit zum Erlangen von zusätzlichen Erfahrungen und zur Erweiterung der Publikationsliste bieten Post-Doc-Stellen im In- und Ausland. Sie dienen vor allem dem Sammeln der von den Einstellenden der Industrie gewünschten „Auslandserfahrung“ und zum „Sprachkenntnis-“ und „Flexibilitätsnachweis“.
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), die Fachorganisation der Chemiker in Deutschland, hat über 27.000 Mitglieder. Die Gesellschaft Österreichischer Chemiker (GÖCH) verfügt über etwa 1.900 Mitglieder. Die Schweizerische Chemische Gesellschaft (SCG) hatte Anfang 2016 2.700 Mitglieder.
Für diejenigen, die sich mit der Chemie beschäftigten, die früher auch Chymie genannt wurde, wurden verschiedene Begriffe nebeneinander und synonym verwendet: Im 17. Jahrhundert waren das die Bezeichnungen Chymicus, Chemicus, Chemiker und Chemist.[2] Auch im 18. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Begriffe Chymicus, Chymiker, Chymist, Chemicus und Chemist benutzt und in der Regel mit „Misch- und Scheidekünstler“ erklärt.[3][4] Johann Wolfgang von Goethe nutzte die Begriffe Chemist, Chemiker und – seltener – Chemicus;[5] ebenso verwendete Johann Bartholomäus Trommsdorff abwechselnd Chemiker oder Chemist/Chemisten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts setzte sich die Bezeichnung „Chemiker“ durch. Das hängt damit zusammen, dass sich in vielen analogen Fällen (wie Akademiker und Botaniker) die Bildungen mit der Endung -iker durchgesetzt haben und dass bei den Formen mit -ist Endbetonungen vorliegen, während die Bildungen mit -iker auf der vorletzten Silbe betont werden.[5]
In Deutschland führte Johann Bartholomäus Trommsdorff nach 1800 einen systematischen Chemieunterricht durch,[6] der sich aber vor allem an Pharmazeuten richtete. 1824 erhielt Justus Liebig eine Professur in Gießen und bildete dort systematisch Chemiker aus.
1877 erschien in Deutschland die erste Ausgabe der Chemiker-Zeitung, 1887 in Österreich die Österreichische Chemiker-Zeitung,[7] was zeigt, dass der Beruf des Chemikers zu diesem Zeitpunkt etabliert war.
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