Sie verbrachte ihre Kindheit in Sion und studierte dann in Lausanne. 1967 zog sie nach Paris, wo sie für das Vogue-Magazin arbeitete. 1969 gründete Carole Roussopoulos mit ihrem Mann, dem Maler Paul Roussopoulos, das Kollektiv Video Out um den aktuellen politischen Bewegungen eine Stimme zu geben. Dazu nutzte sie bald das erste tragbare, 1970 bei Sony vertriebene, analoge Videoaufzeichnungssystem Portapak, und ist eine der ersten Frauen, die diese neue Technologie aktionistisch einsetzt um Unterdrückten und Ausgegrenzten aller Art eine Stimme zu geben.[4] Seither begleitete sie mit der Videokamera politische Bewegungen und soziale Auseinandersetzungen. Schon im selben Jahr drehte sie den Dokumentarfilm Genet parle d'Angela Davis (im Englischen bekannt als Angela Davis Is at Your Mercy) über die amerikanische politische Aktivistin Angela Davis[5] oder 1971 die Homosexuellenbewegung mit dem Film FHAR (Homosexuelle Revolutionäre Aktionsfront).[6] Sie ist Vorreiterin und Teil der Videobewegung, die die Direktheit von Video als Gemeinschaftswaffe als Gegeninformation gegen monopolisierte Medienkultur, Misinformation und Zensur einsetzt.[7]Memoriav, ein 1995 gegründeter Verein, der sich nachhaltig für die Erhaltung, Erschliessung, Valorisierung sowie die breite Nutzung des audiovisuellen Kulturgutes einsetzt und Videos von ihr digitalisiert zur Verfügung stellt, schreibt:
«Indem sie oft als erste ein Thema in dieser Art angeht, trägt sie zu einer veränderten Sichtweise auf unsere Gesellschaft und auf bis anhin von den Medien ignorierte Themen bei. Ihr international anerkanntes Werk wurde an Festivals (Festival international des films de femmes, Paris 2008; Visions du Réel, Nyon 2008) und mit Vorführungen (Rétrospective à la cinémathèque française, Paris 2007) gewürdigt.»[8]
2021 wurde sie im Rahmen der 56ten Solothurner Filmtage in der Sektion HISTOIRES DU CINÉMA SUISSE gezeigt.
1976 begann Roussopoulos die Zusammenarbeit mit der französischen Schauspielerin Delphine Seyrig. Gemeinsam drehten sie 1976 den Dokumentarfilm über Frauenrechte mit dem Titel SCUM Manifesto, der auf dem SCUM Manifesto der radikalen Feministin Valerie Solanas basiert. Delphine Seyrig hat auch selbst Filme gedreht, nachdem sie einen Workshop von Carole Roussopoulos besucht hatte.[9] Sie arbeiteten beide in einer feministischen Gruppe, die mit subversiven Aktionen, mit Sprachwitz, als ungehorsame Musen auftreten. Delphine et Carole, insoumuses ist ein Film der mit erhellend montierten Originaldokumenten aus Spielfilmen, Videoarbeiten und Talkrunden die Situation von Frauen, und die Notwendigkeit von Aktionen und Selbstorganisation deutlich macht.1982 gründeten Roussopoulos, Delphine Seyrig und Ioana Wieder das Zentrum Simone de Beauvoir, als Archiv der Frauenrechtsbewegung.[10]
Carole Roussopoulos überliess ihre Videoarchive und die dazugehörige Dokumentation 2007 der Mediathek Wallis – Martigny.
Pionnières et créatrices en Suisse romande, 2004, 342–349, (mit Filmografie)
NZZ am Sonntag, 8. November 2009
Brenez, Nicole, Fargier, Jean-Paul (ua) , Kameraaktivist: Befreiungskämpfe der 1970er Jahre , Genf, MétisPresses, 2010. Fleckinger, Hélène, Roussopoulos, Carole: „Eine Revolution im Blick. Interview mit Carole Roussopoulos, feministische Regisseurin “, Neue feministische Fragen , vol. 28, n° 1, 2009, Seite 98–118.
Delphy, Christine, Fleckinger, Hélène: „Ein politischer Dokumentarfilmriese verschwindet. Carole Roussopoulos, feministische Regisseurin, hat uns verlassen “, Nouvelles feministes , vol. 29, n ° 1, Seite 4–5.
Martin, Marie-Claude, „Carole Roussopoulos (1945-2009). Riese des tragbaren Videos “, in Adler, Tibère, Parzer Epp, Verena, Wirz, Claudia (Hrsg.), Pioniere der modernen Schweiz. Frauen, die Freiheit gelebt haben , Genf, Slatkine, 2014, Seite 169–172.
Egger, Simone:Roussopoulos, Carole. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). 18.Januar 2010 (hls-dhs-dss.ch[abgerufen am 31.Januar 2021]).
Carole Roussopoulos, extrait de l'entretien réalisé en 2006 für La Révolution du désir realisiert von Alessandro Avellis, Koautor G. Ferluga. Carole Roussopoulos spricht über ihr Engagement in der MLF (Mouvement de Libération des Femmes) Frauenbefreiungsbewegung ab 1970.
Carole Roussopoulos.ArchiviertvomOriginal(nicht mehr online verfügbar)am14.Juli 2014;abgerufen am 30.Januar 2021.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.newmedia-art.org