Bolesławiec
Stadt in Polen, früher Bunzlau Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Bolesławiec [deutsch Bunzlau (schlesisch Bunzel), ist eine Stadt im Powiat Bolesławiecki in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Sie ist Sitz der umgebenden Landgemeinde Bolesławiec, der sie nicht angehört.
],Bolesławiec | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Niederschlesien | |
Powiat: | Bolesławiec | |
Fläche: | 22,81 km² | |
Geographische Lage: | 51° 16′ N, 15° 34′ O | |
Höhe: | 190 m n.p.m. | |
Einwohner: | 38.486 (31. Dez. 2020)[1] | |
Postleitzahl: | 59-700 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 75 | |
Kfz-Kennzeichen: | DBL | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | Dresden–Breslau | |
A4 Zgorzelec–Jarosław | ||
Eisenbahn: | Zgorzelec–Legnica | |
Nächster int. Flughafen: | Breslau | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Stadtgemeinde | |
Fläche: | 22,81 km² | |
Einwohner: | 38.486 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 1687 Einw./km² | |
Gemeindenummer (GUS): | 0201011 | |
Verwaltung (Stand: 2015) | ||
Stadtpräsident: | Piotr Roman[2] | |
Adresse: | Rynek 41 59-700 Bolesławiec | |
Webpräsenz: | bolesławiec.pl/miasto/ |
Die Stadt ist für die Bunzlauer Keramik und durch den deutschen Barockdichter Martin Opitz bekannt.
Die Stadt liegt in Niederschlesien am Ostufer des Bober, rund 75 km südlich von Zielona Góra (Grünberg) und 130 km östlich von Dresden.
Der Name Bolesławiec ist ein patronymischer Name, abgeleitet vom slawischen Namen Bolesław, der sich aus zwei Teilen des altpolnischen, heute ungebräuchlichen Begriffs bole(j) für sehr und sław für Ruhm zusammensetzt. Der Name bedeutet wörtlich „sehr berühmt“ und wurde der Stadt zu Ehren ihres Gründers Bolesław I. der Lange gegeben, der die Stadt um 1190 gründete und ihr zahlreiche Privilegien gewährte.[3] Ab 1195 sind Goldfunde belegt. Bolesławiec wurde erstmals im Jahre 1201 als Bolezlauez (lat: Boleslavia) erwähnt. Nach dem Mongolensturm 1241, gegen den auch Bunzlauer zu Felde gezogen sein sollen, erhielt der Ort Stadtrechte und wurde damals wahrscheinlich auch neu angelegt. Die auf dem heutigen Wappen dargestellte Stadtmauer ist erstmals 1316 in einem Siegel zu finden. Im Jahre 1346 kam die Stadt unter die Herrschaft der böhmischen Krone.
In den Hussitenkriegen erlitt die Stadt 1429 schwere Zerstörungen. Nachdem sich die Stadt von den Schäden des Kriegs erholt hatte, wurde 1479 mit dem Bau einer modernen doppelten Stadtmauer begonnen, die die Stadt vor einer weiteren Einnahme schützen sollte. Im Zuge des Wiederaufbaus der Stadt wurde anschließend auch ab 1482 die Marienkirche in ihrer heutigen gotischen Form neu errichtet.
Die Töpferei erlangte in der Stadt schon früh Bedeutung, bereits 1511 wurde die städtische Töpferzunft erstmals erwähnt. Nach 1522 wurde ein Großteil der Bevölkerung der Stadt protestantisch und somit wurde Bunzlau zu einem wichtigen Zentrum der Reformation. Das Wahrzeichen der Stadt, das Rathaus, wurde 1525 von Wendel Roskopf umgebaut. Im selben Jahr wurde in Bunzlau mit dem Bau einer Kanalisation begonnen, die 1565 fertiggestellt wurde. Mit dieser ungewohnten und aufwändigen Bauleistung besaß Bunzlau somit die erste deutsche Kanalisation. Bereits 1558 entstand die erste Apotheke in der Stadt. Am Ende dieses für Bunzlau sehr bedeutenden Jahrhunderts wurde 1597 der berühmte deutsche Dichter des Barock und Begründer der Schlesischen Dichterschule Martin Opitz in Bunzlau geboren. Er schuf in der deutschen Dichtung eine neue Art der Poetik und wurde auch als Vater und Wiederhersteller der Dichtkunst bezeichnet.
Gegen Ende des Dreißigjährigen Kriegs wurde Bunzlau von schwedischen Truppen unter General Torstensson verwüstet. Von 1752 bis 1756 errichtete die protestantische Gemeinde auf dem Gelände der von den Schweden zerstörten ehemaligen Burg eine steinerne Kirche.
Im Jahre 1753 fertigte der Bunzlauer Töpfermeister Gottfried Joppe den Großen Topf an. Er war mit 2,20 m Höhe, 4,20 m Umfang und 12 Zentnern Gewicht das größte Beispiel der Bunzlauer Keramik. 1813 verursachten die Franzosen einige Sprünge, danach wurde er mit einem Drahtnetz zusammengehalten bzw. zusammengeflickt. 1945 wurde er bei der Eroberung der Stadt zerstört.
Am 29. Mai 1812 reiste Kaiser Napoleon auf dem Weg nach Russland durch Bunzlau und wurde bejubelt. Am 13. Dezember des Jahres kehrte er „in bescheidener Stille zurück“. Nach einem kurzen Halt in Bunzlau machte sich Napoléon Bonaparte auf den Weg Richtung Sachsen.[4] 1816 wurde Bunzlau Kreisstadt des Landkreises Bunzlau. 1846 wurde der bekannte 450 m lange Eisenbahnviadukt über den Bober eröffnet, Teil der durch Breslau und die Mährische Pforte geführten ersten Eisenbahnverbindung zwischen Berlin und Wien. Im Jahr 1897 wurde in Bunzlau die Königliche Keramische Fachschule begründet, die 1922 in Staatliche Keramische Fachschule umbenannt wurde.[5] Bekannt wurde die Bunzlauer Keramik. 1930 wurde diese durch eine Glasfachschule erweitert. Um 1900 hatte Bunzlau eine evangelische und eine katholische Kirche, eine in der Pogromnacht im November 1938 zerstörte Synagoge, ein Gymnasium, ein evangelisches Lehrerseminar, ein Amtsgericht und eine Reihe unterschiedlicher Fabrikationsbetriebe.[6]
Im Jahr 1945 gehörte Bunzlau zum Landkreis Bunzlau im Regierungsbezirk Liegnitz der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reichs.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges erlitt Bunzlau schwere Zerstörungen, sodass 60 % der Bebauung in Trümmern lagen. Die Rote Armee eroberte die Stadt am 11. Februar 1945. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Bunzlau von der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Die ersten Polen aus dem Lemberger Raum trafen in Bunzlau erst am 17. September 1945 ein, im Herbst kam ein weiterer Transport, und im folgenden Jahr siedelten in Bunzlau viele Remigranten aus Jugoslawien.[7] Die Polen führten für Bunzlau die Ortsbezeichnung Bolesławiec ein. In der Folgezeit wurde die einheimische deutsche Bevölkerung von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus Bunzlau vertrieben.
In den 1950er Jahren wurde mit dem Wiederaufbau der Stadt begonnen. Die ehemalige enge Altstadtbebauung wurde nicht restauriert, und der Status als besterhaltener schlesischen Altstadt fiel nun auch nicht mehr Bolesławiec zu. Dennoch ist die wiederaufgebaute Altstadt heute sehenswert. Nach der Kreisreform von 1975 verlor die Stadt ihre Funktion als Kreisstadt, aber 1999 wurde der Powiat wiederhergestellt.
Am 26. April 2023 erhielt die Stadt den Europapreis des Europarates für ihre herausragenden Bemühungen um den europäischen Integrationsgedanken.[8]
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1816 | 3.175 | [9] |
1840 | 5.843 | davon 4.953 Evangelische, 810 Katholiken und 80 Juden[10] |
1843 | 6.350 | am Jahresende, davon 191 Militärpersonen einschließlich Familien und Dienerschaft[11] |
1871 | 8.817 | [9] |
1885 | 10.790 | [12] |
1890 | 12.921 | davon 10.383 Evangelische, 2.343 Katholiken und 168 Juden[12] |
1900 | 14.590 | davon 2.604 Katholiken und 111 Juden[6] |
1910 | 16.190 | [13] |
1925 | 17.977 | davon 14.550 Evangelische, 2.575 Katholiken, 26 sonstige Christen, 103 Juden[12] |
1933 | 19.625 | davon 15.719 Evangelische, 2.653 Katholiken, keine sonstigen Christen, 112 Juden[12] |
1939 | 20.753 | davon 15.973 Evangelische, 3.204 Katholiken, 63 sonstige Christen, 54 Juden[12] |
Bolesławiec besitzt einen über 9000 m² großen quadratischen Ring, der zum Großteil nach dem Dreißigjährigen Krieg erneut bebaut wurde. Aus dieser Zeit stammen die barocken Bürgerhäuser. Es finden sich außerdem noch Häuser aus der Renaissance und ein Gebäude aus der Spätgotik. Nach den Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Ring wieder aufgebaut und bildet heute wieder ein geschlossenes Ensemble mit dem Rathaus in der Mitte.
Bemerkenswert sind am Ring das barocke Haus Nummer 6, die klassizistischen Fassaden der von Anfang des 19. Jahrhunderts stammendenNummern 19, 27,32, und 42 sowie unter Nummer 29 der spätbarocke Gasthof Goldener Engel (Pod Złotym Aniołem) und unter Nummer 36 der Gasthof Drei Kränze (Pod trzema wieńcami).[18]
Die frühere Königliche Keramik-Fachschule in der ul. Bielska wurde im Jahre 1897 errichtet. Heute ist darin eine Fachschule für Elektrotechnik (Zespół Szkół Elektronicznych im. Ignacego Domeyki) untergebracht.
Das neogotische Gebäude wurde 1861 bis 1864 nach Entwürfen des Görlitzer Architekten Oppermann gebaut. Das Gebäude ist von einem Park umgeben, der 1865 nach Entwürfen des Gartenarchitekten Eduard Petzold gestaltet wurde.
Das Kutusow-Denkmal wurde von König Friedrich Wilhelm III. 1819 auf dem Marktplatz zu Ehren des russischen Feldmarschalls Michail Illarionowitsch Kutusow, der in Bunzlau starb, gestiftet. Der von vier Schadowschen Löwen flankierte, 12 Meter hohe Obelisk wurde von Karl Friedrich Schinkel entworfen und von der Königlichen Eisengießerei Berlin gegossen. 1892/93 erhielt das Denkmal im Bereich der südlichen Stadtmauer seinen heutigen Standort.[23][24] Die Originalbeschriftung auf Deutsch und Russisch ist erhalten.
Der Sitz der Dominikanermönche in Bunzlau wurde ab dem 13. Jahrhundert mehrfach errichtet und zerstört oder abgerissen. Von 1670 an wurde dann eine barocke Kirchen- und Klosteranlage gebaut. Heute ist davon der frühere Ostflügel mit dem ehemaligen Refektorium erhalten, der aber seit seinem Bau 1714 und dem Umbau Ende des 18. Jahrhunderts mehrmals modernisiert wurde. Heute befindet sich in dem Gebäude in der ul. Teatralna das Gemeindeamt (Urząd Gminy Wiejskiej Bolesławiec).[20]
Von den Stadtmauern (Mury miejskie) sind noch einzelne Abschnitte mit Wehrtürmen erhalten. Einen doppelten Mauerring kann man noch sehen an der ul. Straży, der ul. Zacisze sowie der ul. Kościelna. Die Stadtmauern werden zuerst 1316 erwähnt und dann über drei Jahrhunderte verstärkt, ausgebaut und modernisiert. Ab 1841 werden große Teile abgetragen, der Mauergraben wird von 1826 bis 1867 zugeschüttet.[22]
Das Stadttheater (Teatr Stary) war ursprünglich von 1821 bis 1823 als Arsenal gebaut worden, 1857 wurde es zum Theater für rund 650 Zuschauer umgebaut und zweimal erweitert und modernisiert. Bis 1944 spielte hier das Schlesisches Landestheater von Bunzlau. Nach 1945 wurde es vom Haus der Kultur der Jugend als Bühne genutzt, 2007 geschlossen und 2012 nach einer Generalsanierung wieder geöffnet. Es wird heute für Theateraufführungen genutzt.
Seit 1994 findet jährlich am vorletzten Augustwochenende ein großer Keramikmarkt statt, die sogenannten Bolesławieckie Święto Ceramiki (Bunzlauer Keramiktage). Die Tradition der Bunzlauer Keramik wird heute von einer Reihe polnischer Betriebe vor Ort fortgeführt:
Vor Ort sind mit Produktionsstätten auch andere Branchen vertreten:
Es existiert eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Siegburg. Dort ist auch der Sitz der Bundesheimatgruppe Bunzlau, welche unter anderem ein Museum Bunzlauer Heimatstube unterhält. Eine weitere Partnerstadt ist seit 1980 die sächsische Stadt Pirna. Zudem ist Bolesławiec Mitglied des Bundes der europäischen Napoleonstädte.
Nach Bunzlau wurden in der Nachkriegszeit zahllose Straßen und Plätze in Deutschland benannt, darunter 1970 der Bunzlauer Platz und die Bunzlauer Straße in München-Moosach.[28]
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