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ökonomisches Modell Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Bertrand-Wettbewerb ist in der Volkswirtschaftslehre eine Form des Preiswettbewerbs bei homogenen Gütern.[1]
Der Bertrand-Wettbewerb wurde als Modell von Joseph Bertrand für die Wettbewerbsform des Oligopols in seiner einfachsten Form als Duopol im Jahre 1883 entwickelt.[2] Es handelt sich um eine Weiterentwicklung des Cournot-Oligopols. Der wesentliche Unterschied ist dabei, dass der Preis und nicht das Absatzvolumen als Aktionsparameter eingesetzt wird. Pendants sind der Mengenwettbewerb und der Qualitätswettbewerb.
Auf einem Markt mit einem homogenen Gut (z. B. Trinkwasser) gibt es zwei Anbieter (A und B) (Duopol) mit unbeschränkten Angebotskapazitäten. Diese Anbieter konkurrieren nur durch die simultane Bekanntgabe des Preises. Alle Konsumenten kaufen nur bei dem Anbieter mit dem niedrigsten Preis. Dieser Anbieter kann dann die gesamte Nachfrage befriedigen. Bieten beide Unternehmen den gleichen Preis, teilen sie sich den Markt, d. h. 50 % der Konsumenten gehen zu Anbieter A, der Rest zu Anbieter B. Die Fixkosten sind zu vernachlässigen und Grenzkosten sind konstant, somit gilt hier Grenzkosten = Durchschnittskosten.
Aus spieltheoretischer Sicht liegt dem Bertrand-Wettbewerb die Überlegung zugrunde, dass beide Anbieter über die Preise strategisch agieren. Handeln beide Anbieter nach dieser Maxime, so wird auch hier ein Nash-Gleichgewicht für beide Unternehmen erreicht, beide bieten letztlich zu ihren Grenzkosten an. Denn beide Unternehmen werden sich – fiktiv – so lange unterbieten, bis der Grenzkostenpreis erreicht ist. Es ist immer eine Reaktion notwendig, da derjenige mit dem niedrigeren Preis die gesamte Nachfrage auf sich zöge. Keine Reaktion ist mehr nötig bzw. möglich, wenn Preis = Grenzkosten erreicht ist. Der Angebotspreis entspricht dem Wettbewerbspreis.
Das Nashgleichgewicht ergibt sich damit nicht langfristig, sondern sofort. Beide Unternehmen werden im Geiste bereits die Antwort des Konkurrenten auf das eigene Handeln antizipieren. Das eigene Handeln würde so lange durchdacht, bis auf die beste Antwort des Konkurrenten die eigene beste Antwort eben genau der angedachten Handlung entspricht. Das heißt, für keinen der Spieler gibt es im Nash-Gleichgewicht einen Anreiz dieses zu verlassen.
Jedes Unternehmen weiß, dass es Nullgewinne machen würde, wenn es einen Preis über den Grenzkosten setzte, denn es kann sich bereits denken, dass der Konkurrent den gesetzten Preis marginal unterbieten würde. Preise oberhalb der Grenzkosten zu setzen ist also nicht vernünftig (man selbst macht Nullgewinne, der Konkurrent Gewinn), ebenso ist es nicht rational, einen Preis unterhalb der Grenzkosten zu setzen, denn das führt zu Verlusten (oder bestenfalls zu Nullgewinnen, falls der Konkurrent – warum auch immer – den eigenen Preis nochmals unterbietet). Die einzige Preissetzung, die sich im Nachhinein nicht als falsch herausstellt, ist die, den Preis gleich den Grenzkosten zu setzen.
Es existiert ein eindeutiges Nash-Gleichgewicht, in dem gilt:
Dabei wird die Prämisse unterstellt, dass beide Unternehmen eine gleiche Kostenstruktur mit gleichen, konstanten Grenzkosten besitzen (Im Anschluss wird der Fall beschrieben, wenn diese Prämisse nicht erfüllt ist).
Für den Anbieter A gibt es vier Möglichkeiten bei der Preiswahl:
Das mit diesem Ergebnis von Bertrand gefundene Bertrand-Paradoxon bezeichnet einen Zustand, in dem zwei Anbieter sich in einer Situation befinden, in der sie keinen Profit machen, weil keiner der beiden Marktmacht besitzt. Dieses zunächst unplausible Ergebnis beruht auf der unendlich großen Preiselastizität der Nachfrage bei einem homogenen Gut.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich hierbei wie bei allen spieltheoretischen Darstellungen um ein Modell handelt, das nicht beanspruchen kann (und auch nicht beansprucht), die reale Wirklichkeit abzubilden, sondern von verschiedensten Wirklichkeitsaspekten abstrahiert. Auf der Seite der Nachfrage wird vorausgesetzt, dass Wechsel des Anbieters jederzeit und ohne Aufwand möglich ist und rational erfolgt, also Faktoren wie Markenimage, Marketing, Gewohnheiten usw. keine Rolle spielen. Auf Angebots- wie Nachfrageseite wird perfekte Information vorausgesetzt. Und auf Angebotsseite werden schließlich feste Grenzkosten vorausgesetzt, während in Wirklichkeit weder Mehrwertrate noch Produktivität statisch sind. Was das Modell leistet, ist, gerade die Relevanz dieser zusätzlichen Voraussetzungen hervorzuheben.
Bei unterschiedlichen Grenzkosten ist die Stellung des günstigsten Anbieters mit der des Anbieters im Monopol vergleichbar, da er die komplette Marktnachfrage auf sich vereint. Er hat aber keine Monopolmacht, es besteht im Gegenteil eine ständige Bestreitbarkeit der Marktstellung bspw. durch einen neu hinzutretenden Konkurrenten mit nochmals geringeren Grenzkosten. In diesem Fall ginge sofort die gesamte Marktnachfrage verloren. Durch die fehlende Marktmacht (und die daraus resultierende Unmöglichkeit, Monopolgewinne zu erzielen) kann sich eine Pareto-optimale Situation ergeben.
Primärliteratur
Sekundärliteratur
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