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Eine Beobachtungsuhr, auch B-Uhr oder Deckuhr[1] genannt, ist eine tragbare Uhr in Taschenuhrformat, die für navigatorische Zwecke bestimmt war. Beobachtungsuhren mussten ein amtliches Zertifikat besitzen.[2][3]
Ähnliche Uhren standen bis etwa 1970 auch in der Astrometrie und Astrogeodäsie im Einsatz, wo sie die Vermittlung zwischen Messinstrument und Zeitzeichensignal übernahmen und Arbeitsuhren genannt wurden.
Der Bau dieses Uhrentypus, der als tragbare Präzisionsuhr vor allem für Navigationszwecke angesetzt wurde, musste folgende Kriterien erfüllen:
Um 1780 begann die Ära der leistungsfähigen Seechronometer. Diese Uhren waren wegen der Lageempfindlichkeit des Hemmungssystems, kardanisch aufgehängt, stationär untergebracht.
Einige Gründe, die die Entwicklung einer tragbaren Präzisionsuhr beschleunigten:[4][5][6]
Die Entwicklung dieses Uhrentypus steht deshalb in engstem Zusammenhang mit den eigentlichen Seechronometern und die Beobachtungsuhren wurden von den gleichen Uhrmachern oder Firmen hergestellt.
Siehe auch: Astronomische Navigation, Längenproblem (Historisch), Längenuhr
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die größte Anzahl von B-Uhren für militärische Zwecke gefertigt.
Aus dieser Zeit kann man Beobachtungsuhren in drei Untergruppen gliedern:[9]
Die Tabelle zeigt die Klassifizierung der Uhren in drei europäischen Ländern.
Beobachtungsuhr | Deutsches Reich | England | Frankreich |
---|---|---|---|
1. Chronometeruhr | B–Uhr I.Klasse | Chronometer Watch H.S.2 | Chronomètre de Bord Montre de Torpilleur |
2. Deckuhr | B–Uhr II.Klasse | Deck Watch H.S.3 | Compteur |
3. Präzisionsuhr | B–Uhr III.Klasse | Deck Watch H.S.4 | Compteur |
Beobachtungsuhren waren bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges weit verbreitet und wurden auch danach im Bereich der Marinen weiter eingesetzt.
Auf Basis der vom Reichsluftfahrtministerium in der Fl. 23883 formulierten Anforderungen an Beobachtungsuhren für die Deutsche Luftwaffe wurden 1940 verschiedene Hersteller per Beschluss in die Pflicht genommen, die Produktion nach strengen Vorgaben aufzunehmen.[10]
In den Kriegsjahren waren es die folgenden Hersteller, die Flieger-Beobachtungsuhren produzierten:
Fälschlich wird behauptet, dass die historischen Flieger-Beobachtungsuhren von Piloten getragen wurden. Stattdessen waren es die Navigatoren an Bord, die in Kombination mit einem Oktanten (Winkelmesser) die genaue Position des Flugzeugs bestimmen konnten. Die Piloten selbst trugen i. d. R. Chronographen, z. B. von Hanhart oder Tutima, als Reserve, falls eine Borduhr ausfallen sollte.
Beobachtungsuhren bzw. Beobachtungsarmbanduhren hatten einige typische Merkmale: Die exakten Vorgaben der B-Uhren gemäß Bauanweisung Fl. 23883 des Reichsluftfahrtministeriums (RLM) sahen z. B. einen großen Durchmesser von 55 mm und eine große zwiebelförmige Krone vor, damit die Navigatoren die Uhren auch mit Handschuhen bedienen konnten. Bei den Flieger-Beobachtungsuhren gibt es zwei Baumuster: Das Baumuster A hatte Beschriftungen für die Stunden 1 bis 11 in arabischer Schrift. An Stelle der „12“ befand sich ein nach außen zeigendes Dreieck mit zwei Punkten. Dies ist auch beim Baumuster B der Fall, nur dass statt der arabischen Zahlen 1 bis 11 die Minuten in 5er-Schritten aufgedruckt sind. Die klassische Stunden-Einteilung von 1 bis 12 wiederum befindet sich in einem zusätzlichen Innenring.
Die Nummer der Bauanweisung (Fl 23883) befindet sich bei den historischen Beobachtungsuhren am Rand des Gehäuses sowie auf dem Boden eingraviert. Auch Hersteller, Bauart, Gerät-Nr. und Werk-Bezeichnung standen auf dem Stahlboden.[11]
Der Niedergang der B-Uhr kam erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch die Erfindung der Quarzuhr, deren Ganggenauigkeit unmittelbar um drei Zehnerpotenzen besser wurde. Die B-Uhr als Navigationsinstrument verlor dadurch ihre Daseinsberechtigung. Heutzutage verwenden Schiffe zur Navigation GPS (Global Positioning System), doch sind Mittel für die Positionsbestimmung mit astronomischen Methoden (also Tabellen und Geräten) weiterhin vorgeschrieben.
Bis heute werden für Sammler und Liebhaber Beobachtungsuhren von verschiedenen Herstellern gefertigt.[12] Dadurch hat sich der Begriff „Beobachtungsuhr“ von der Taschenuhr auch auf die Armbanduhr ausgedehnt.[13]
Beobachtungsuhren aus dem 20. Jahrhundert zeigen die ganze Palette der technischen Entwicklung im Uhrenbau. Die Uhrwerke waren sehr präzise gefertigt und in der Regel auf 16 – 22 Steinen gelagert. Die vorherrschende Hemmung ist die Ankerhemmung. Bei englischen Uhren die Spitzzahnankerhemmung, bei allen anderen die Schweizer Ankerhemmung. Mit Uhren die Chronometerhemmung oder Tourbillon hatten, wurde nur experimentiert. Der Gangregler ist immer von hervorragender Qualität und temperaturkompensiert.
Klare Ablesbarkeit der Indikationen und Zahlen war immer Bestandteil der Spezifikationen. Bis zum Zweiten Weltkrieg bevorzugte man römische Zahlen, später arabische. Für Beobachtungsuhren, die statt Seechronometer eingesetzt werden sollten, wurde auch eine Gangreserveanzeige gefordert.[14]
Gehäuse für Beobachtungsuhren sind generell schlicht, solide und funktionell. Sie sind für die Funktion der Uhr modifiziert, z. B. verlängerte Drücker für die Zeigereinstellung, Weglassen des Glases usw. Die meisten Uhren aus dem 20. Jahrhundert besitzen Gehäuse aus Nickellegierungen oder aus Edelstahl. Silbergehäuse wurden nur selten eingesetzt.
Mit dreiteiligem Holzkasten, wie ein Seechronometer wurden nur amerikanische Beobachtungsuhren ausgestattet. Andere Beschaffungsstellen begnügten sich mit einfachen Holzkästen, gepolstert, oder mit Messingdosen.
Die Beschaffungspolitik der einzelnen Staaten war recht unterschiedlich. Bei allen wurde allerdings an technisch unnötiger Ausstattung gespart. Die Beschaffungsbehörden kauften Präzision und Genauigkeit und nicht die Schönheit.[15]
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Trotz großer Anstrengungen blieb Deutschland auf Uhren aus der Schweiz angewiesen.
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