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niederländischer Politiker (ARP), Ministerpräsident, MdEP (1920–2001) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Barend Willem Biesheuvel (* 5. April 1920 in Haarlemmerliede; † 29. April 2001 in Haarlem) war ein niederländischer Politiker der konservativen Anti-Revolutionaire Partij (ARP) beziehungsweise des Christen-Democratisch Appèl (CDA), in dem die ARP 1980 aufgegangen war. Der Jurist, der 1956–1963 sowie 1967–1973 in der Zweiten Kammer der Generalstaaten ein Mandat innehatte, war von 1963 bis 1967 niederländischer Landwirtschafts- und Fischereiminister sowie Minister für Suriname und die Niederländischen Antillen. Von 1971 bis 1973 war er niederländischer Ministerpräsident. Der fast 2 m große Politiker wurde ob seines guten Aussehens zuweilen der „schöne Barend“ (niederländisch Mooie Barend) genannt.[1]
Barend Biesheuvel wurde 1920 in Haarlemmerliede als viertes von fünf Kindern des Landwirts Arie Biesheuvel geboren. Der Vater war Mitglied der ARP und saß für diese im Gemeinderat von Haarlemmerliede. Nach seinem Schulabschluss im Jahr 1940 begann Biesheuvel ein Studium der Rechtswissenschaften an der Vrije Universiteit Amsterdam und arbeitete gleichzeitig auf dem elterlichen Bauernhof mit. Zur Zeit der politischen Krise in den Niederlanden der 1930er-Jahre wurde Ministerpräsident Hendrikus Colijn zu seinem Vorbild. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs legte Biesheuvel das Staatsexamen im September 1945 ab, zwei Monate später heiratete er die Apothekenhelferin Mies Meuring, aus der Verbindung gingen drei Kinder hervor.
Vermittelt durch seinen Vater erhielt Biesheuvel nach seiner Ausbildung zunächst einen Posten als Sekretär von Johan de Veer, dem Lebensmittelkommissar für die Provinz Noord-Holland. Nach diversen weiteren, meist kurzzeitigen Engagements, darunter beim Christlichen Bauern- und Züchterverband (CBTB), zog er im Anschluss an die Parlamentswahl von 1956 für die ARP in die Zweite Kammer der Generalstaaten ein. Als Experte für Landwirtschafts- und Europäische Angelegenheiten wurde er Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates. 1957 lehnte er den Posten eines Staatssekretärs für Verkehr und Wasserwirtschaft ab und übernahm stattdessen den Posten des Vorsitzenden des CBTB. 1959 erhielt er einen Sitz im Aufsichtsrat sowohl der Centrale Coöperatieve Raiffeisenbank, der heutigen Rabobank, als auch von Heidemij, dem heutigen Arcadis. 1961 wechselte er aus der Zweiten Kammer der Generalstaaten ins Europäische Parlament, des Weiteren wurde er Vorsitzender der International Federation of Agricultural Producers.
Nach den Wahlen von 1963 wurde die ARP Teil der neuen Koalitionsregierung unter Ministerpräsident Victor Marijnen. Im Kabinett Marijnen erhielt Biesheuvel sowohl den Posten des Ministers für Landwirtschaft und Fischerei als auch den des stellvertretenden Ministerpräsidenten. In letzterer Funktion war er mit der Betreuung von Königreichsangelegenheiten befasst. Als Minister war er an den schwierigen Verhandlungen mit den anderen Ländern der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft über den Aufbau einer gemeinsamen Landwirtschaftspolitik beteiligt. Nach dem Auseinanderbrechen der Regierung Marijnens im Jahr 1965 behielt Biesheuvel seine Ämter als Teil des neu gebildeten Kabinetts von Ministerpräsident Jo Cals für weitere eineinhalb Jahre, bis dieses im Oktober 1966 ebenfalls scheiterte. Auch in der nun folgenden Übergangsregierung unter Jelle Zijlstra war er als Minister und Vize-Ministerpräsident vertreten. Vor allem durch dieses Festhalten an seinen Ämtern über mehrere Regierungskoalitionen hinweg, erwarb sich Biesheuvel den Ruf eines politischen Opportunisten, was ihm fortan wiederholt von der jeweiligen Opposition vorgeworfen wurde.
Im Anschluss an die für die ARP erfolgreich verlaufenen Parlamentswahlen von 1967 wurde Biesheuvel zunächst als designierter Ministerpräsident gehandelt und mit der Regierungsbildung betraut, scheiterte jedoch an den Koalitionsverhandlungen und musste schließlich dem KVP-Politiker Piet de Jong den Vortritt lassen. Stattdessen übernahm er bis zu den nächsten Parlamentswahlen den Fraktionsvorsitz der ARP in der Zweiten Kammer, in die er erneut gewählt worden war. Im Parlament übernahm er unter anderem den Vorsitz der nach ihm benannten „Biesheuvel-Kommission“, die sich mit der Frage befasste, wie man die Regierungsarbeit für die niederländischen Bürger transparenter gestalten könne.
Trotz Verlusten für die ARP bei der Parlamentswahl 1971 erhielt Biesheuvel eine weitere Chance, eine Regierungskoalition zu bilden, was diesmal erfolgreicher verlief. Zwischen dem 6. Juli 1971 und dem 11. Mai 1973 führte er als Ministerpräsident zwei kurzlebige Regierungskoalitionen, die Kabinette Biesheuvel I und II. Nach diversen Streitigkeiten der beteiligten Parteien über Themen wie die Lohnpolitik und die Bekämpfung der Inflation und ohne größere Gesetzesvorhaben auf den Weg gebracht zu haben, brachten schließlich Uneinigkeiten über notwendige Budgetkürzungen Biesheuvels Regierung zu Fall. Am 20. Juli 1972 traten die Minister der sozialdemokratischen Partei DS'70 von ihren Posten zurück, ein Vermittlungsversuch der niederländischen Königin Juliana scheiterte. Biesheuvel war nun gezwungen, eine Minderheitsregierung zu bilden und vorgezogene Neuwahlen abzuhalten. Auf Grund leichter Gewinne für die ARP, die gemeinsam mit ihren bisherigen Koalitionspartnern eine knappe Mehrheit im Parlament halten konnte, hoffte er zunächst, das Amt des Ministerpräsidenten weiter ausüben zu können. Auf Grund von Abweichlern aus seiner eigenen Partei konnte er dies jedoch nicht verwirklichen, sondern wurde schließlich von PvdA-Mann Joop den Uyl beerbt. Im Nachgang dieser politischen Niederlage verlor er am 7. März 1973 auch den Fraktionsvorsitz der ARP, woraufhin er sich für mehrere Jahre aus der Politik zurückzog.
Nachdem Biesheuvel verschiedene Beratertätigkeiten in der Wirtschaft – unter anderem für Unilever und KLM – wahrgenommen hatte, kehrte er Ende der 1970er-Jahre noch einmal in die Politik zurück. Unter anderem beriet er den Europäischen Rat in Wirtschaftsfragen und stand einer Kommission vor, die die niederländische Regierung bezüglich der Beziehungen zu Aruba beriet. Barend Biesheuvel verstarb schließlich 2001 im Alter von 81 Jahren im nordholländischen Haarlem.
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