Axel Bojanowski
Diplom-Geologe und Journalist Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Axel Bojanowski (* 1971 in Hamburg) ist ein deutscher Wissenschaftsjournalist, Verfasser populärwissenschaftlicher Bücher und in leitender Funktion für das Wissenschaftsressort der Zeitung Die Welt tätig.
Bojanowski wuchs in Hamburg auf und machte dort sein Abitur.[1] Er studierte Geowissenschaften (nach eigenen Aussagen mit den Schwerpunkten Paläoklimatologie, Geophysik und Meereskunde) mit einem Diplomabschluss. Studienorte waren Heidelberg, Kiel und London.[1]
Seit 1997 arbeitet Bojanowski als Wissenschaftsjournalist, zunächst freiberuflich für Medien in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Großbritannien; zu den Printmedien, in denen er veröffentlichte, zählen Die Zeit, Nature Geoscience und Geo.[1][2][3] Von 2006 bis 2009 folgte die ständige Mitarbeit bei der Süddeutschen Zeitung und beim Stern.[3]
Von 2010 bis 2019 arbeitete er als Redakteur in der Wissenschaftsredaktion von Spiegel Online.[3] Dort verfasste er auch die Kolumne „Graf Seismo“, in welcher er wissenschaftliche Zusammenhänge „in klarer Sprache präzise und unterhaltsam“ erzählen sollte.[4] Von Oktober 2019 bis Anfang 2020 war Bojanowski Chefredakteur der populärwissenschaftlichen Zeitschriften Bild der Wissenschaft und Natur der Konradin Mediengruppe.[5][6]
Seit August 2020 ist er für die Zeitung Die Welt als Chefreporter Wissenschaft tätig.[3][7][8]
Bojanowski äußert sich häufig zu Klimathemen. Er teilt ausdrücklich den wissenschaftlichen Konsens, dass der Klimawandel menschengemacht ist[9] und „riskante Folgen“ zeigt.[10] Es sei deswegen richtig, „das Experiment mit dem Klima am liebsten schnell stoppen zu wollen“.[11] Er glaubt aber, die Forschung zu diesem Wandel sei mit großen Unsicherheiten verbunden.[12] Bei einem „komplexen, multikausalen Thema wie Klimaforschung“ gebe es kaum Sicherheit.[10] Vor diesem Hintergrund habe Klimajournalismus die Aufgabe, nicht nur die großen Risiken des Klimawandels, sondern auch die Unsicherheiten der Klimaforschung sichtbar zu machen. Insbesondere die Unsicherheiten, die mit Langzeitprognosen verbunden seien, werden nach Meinung von Axel Bojanowski häufig nicht ausreichend vermittelt.[13][14]
Bojanowski äußert in seinen Artikeln immer wieder Kritik sowohl an Klimawissenschaftlern als auch an anderen Journalisten oder Fernsehmoderatoren, die zum Klimawandel berichten. Diese würden bei der Darstellung von Forschungsergebnissen unwissenschaftlich nachhelfen und auf diese Weise politisieren.[15] Bojanowski behauptet eine Tendenz zum Aktivismus und zur Homogenisierung im Klimajournalismus. Wer auf Unsicherheiten hinweise, laufe Gefahr, als Klimaleugner ausgegrenzt zu werden;[16][12] wer weder den Klimawandel bestreite noch ihn dramatisiere, könne im moralischen Meinungskampf zwischen Gut und Böse schnell als Verräter gelten.[17] Ein Hindernis für eine unparteiische Berichterstattung sei zudem der Umstand, dass vorzugsweise Klimawissenschaftler mit ausgeprägtem Sendungsbewusstsein und einer Agenda um Stellungnahmen gebeten würden, jedoch „nicht unbedingt jene Gelehrten mit ausgleichendem Gemüt“.[16]
Bojanowski ist nach Meinung von Dorothee Menhart und Michael Siegel davon überzeugt, dass es zu „einer gefährlichen Verhärtung der Fronten führe, wenn die Argumente von Klimaskeptikerinnen und -skeptikern außer Acht gelassen werden.“[18]
Bojanowski hat vier populärwissenschaftliche Sachbücher verfasst. Gemäß der populärwissenschaftlichen Monatszeitschrift Spektrum der Wissenschaft hat der Autor in seinen Büchern „eine Reihe spannender geowissenschaftlicher Geschichten zusammengetragen“. So erzählt er beispielsweise in seinem Buch von 2017 von der „Erkundung leuchtender Nachtwolken, dem Trockenfallen des Mittelmeers vor sechs Millionen Jahren oder der Erforschung von Erdbeben und Vulkanen“. Seine Art, Geschichten zu erzählen, sei fesselnd, er stelle Fakten verständlich und korrekt dar. Gemäß Spektrum der Wissenschaft sind seine Bücher aber auch „zum Teil recht reißerisch“.[19] Die Zeitschrift Brigitte erachtet Bojanowskis fünf Thesen zum Zusammenhang von Wetter und Liebe als „spannend“.[20]
Axel Bojanowski war 2018 Teilnehmer der WissensWerte, einer jährlichen Zusammenkunft von Wissenschaftsjournalisten, bei der er seinen Ansatz der Klimawandelkommunikation vortrug. Laut NDR Zapp stand er dort mit seinen Positionen „ziemlich alleine da“. Streitpunkt war insbesondere die Frage, ob und in welchem Umfang über Unsicherheiten in der Klimaforschung berichtet werden sollte.[13][21]
Bojanowskis veröffentlichte während der Dürre und Hitze in Europa 2018 einen Kommentar bei Spiegel Online, in dem er vor einer zu „hysterischen Debatte“ warnte. Bojanowski behauptete unter anderem, dass die Zahl der Feuer in Europa zurückgehe. Die Waldbrände in diesem Jahr rechtfertigten keine „überhitzte“ Berichterstattung. Bojanowskis Kommentar wurde durch den Journalisten Christopher Schrader kritisiert.[22]
In Kontext: Wochenzeitung, einer Beilage der taz, wurde Bojanowskis Artikel „Die unterschätzte Macht der grünen Lobby“[23] als ein Artikel gesehen, der den „Auftakt zu einer Kampagne der Springer-Medien Welt und Bild gegen Greta Thunberg und deren Klimaschutzbewegung Fridays for Future“ gebildet habe.[24]
Der Klimawissenschaftler Stefan Rahmstorf hat nach eigenen Angaben „mehrfach sachliche Fehler von Bojanowski bei Redaktionen beanstandet“.[25] Bojanoswki hatte zudem die Meeresspiegeluntersuchungen vom Meeresforscher Simon Holgate so interpretiert, dass es laut den Daten keine Beschleunigung des Anstiegs des Meeresspiegels gebe. Laut Rahmstorf antwortete ihm Holgate auf Nachfrage dazu, dass Bojanowski seine Ansichten falsch dargestellt habe.[26] Rahmstorf lastet Bojanowski an, immer wieder Narrative von Lobbyisten der fossilen Energien in „Mainstream-Medien“ übernommen und so salonfähig gemacht zu haben; so habe Bojanowski in einem Artikel in der Welt vom 15. August 2004 in perfider Weise den Eindruck erweckt, die Autoren der sogenannten Hockeyschlägerkurve hätten den Verlauf ihrer Temperaturkurve später selbst wesentlich korrigiert. Tatsächlich stammte die angebliche Korrektur aber von zwei der Klimaleugnerszene nahestehenden Fachfremden und war nie in einer seriösen Fachzeitschrift erschienen.[27]
Der Volksverpetzer hat in mehreren Artikeln beleuchtet, wieso Bojanowski von Journalisten und Wissenschaftlern vorgeworfen wird, „nicht 'Alarmismus' sachlich zu kritisieren, sondern – zufällig ganz im Einklang mit lobbyfinanzierten Desinformationskampagnen – die korrekt dringenden Warnungen herunterzuspielen und Zweifel zu streuen“.[28][29][30]
Bojanowski wurde 2023 vom Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler mit dem Preis Stein im Brett für seine geowissenschaftlichen Beiträge ausgezeichnet.[31]
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