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deutscher Kirchenhistoriker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Augustin Theiner (* 11. April 1804 in Breslau; † 8. oder 9. August 1874 in Civitavecchia) war ein deutscher Kirchenrechtler und Historiker.
Augustin Theiner studierte in Breslau und Halle Jura (Abschluss 1829). Zusammen mit seinem Bruder Johann Anton Theiner (1799–1860) veröffentlichte er noch als Student ein materialreiches zölibatskritisches Buch von lange bleibender Bedeutung. Aber die Hoffnungen, dass der Deutschkatholizismus zu einer umfassenden Reform der Kirche führen werde, waren kühn. Während sein Bruder an der Universität Breslau lehren durfte, jedoch später vom Breslauer Bischof Diepenbrock exkommuniziert wurde, erhielt Augustin Theiner ein Stipendium des Königreiches Preußen für weitere Studien in Belgien, England und Frankreich. Er forschte kritisch nach den Ursprüngen des kanonischen Rechts. In Rom konnte er manche Arbeiten vollenden. Er wurde Ende der 1830er Jahre zum Priester geweiht. Er erhielt Zugang zu den päpstlichen Archiven und schrieb die gewünschten Auftragswerke. 1840 wurde er zum Consultor der Indexkongregation ernannt. 1851 wurde er Koadjutor des Präfekten des Vatikanischen Geheimarchivs und 1856 dessen Präfekt.
Theiner arbeitete gewissermaßen als Geheimagent, der die archivarische Arbeit liebte und die Quellen der päpstlichen Macht und deren System aufspüren wollte. Dies durchaus in der Ambivalenz unbedingter katholischer Zugehörigkeit, die die ganze Geschichte aus diesen konfessionellen Fronten interpretierte, dabei parteilich, apologetisch, selektiv vorging und womöglich praktisch bereit war für die Befreiung des vom Liberalismus bedrohten Papstes mit einem Freiwilligenheer. Zugleich war er gebildet genug, um die Wissenschaftlichkeit neben die Konfessionalität zu setzen. Auch Johann Friedrich von Schulte war als Kirchenrechtler ein streitbarer Katholik und stieß sich am Zölibat und geistiger Enge.[1] Der Hexenforscher Wilhelm Gottlieb Soldan widmete Theiner fast ein eigenes Buch, in dessen Vorwort auch die menschlichen Fragen der Konfessionsgrenzen freundschaftsbereit angesprochen werden.[2]
Wegen Theiners Kritik an der Rolle von Jesuiten während des Pontifikats von Clemens XIV. zog ihn der jesuitische Historiker Jacques Crétineau-Joly in einen Disput. In Deutschland übten nun auch einige katholische Gelehrte – an den Universitäten in Breslau, Bonn, Tübingen, München – zunehmend schärfere Kritik an den Jesuiten und forderten freie Wissenschaft auch für Theologen.[3] Theiner hatte Kontakt mit Félicité de Lamennais und war befreundet mit Ignaz von Döllinger. Sie alle – und zum Teil andere wie Lord Acton[4] – bildeten vor dem Ersten Vatikanischen Konzil (1869/1870) eine Oppositionsbewegung gegen die geplante Dogmatisierung der päpstlichen Unfehlbarkeit.
Die Münchner Veröffentlichungen von Johann Nepomuk Huber, Johannes Friedrich, Döllinger und Franz Heinrich Reusch gehen auf seine Aktenweitergaben zurück. Die Publikation unter dem Pseudonym „Janus“ sorgte für Aufsehen.[5]
Nachdem deutlich wurde, dass der Verantwortliche des Geheimarchivs selbst die Geschäftsordnungen des Konzils von Trient verraten hatte, wurde er seiner Ämter enthoben. Die im Aufbau befindliche altkatholische Kirche bemühte sich um ihn, doch beteiligte er sich nicht daran. Sie blieb mit ihm in Briefwechsel und Gespräch und versicherte, dass Theiner altkatholische Positionen habe, doch wird von katholischer Seite sein Abfall bestritten. Einer der führenden Köpfe des altkatholischen Klerus kolportierte Theiners Stellung zum Konzil. Danach hätte die jesuitische Partei am Vatikanische Konzil versucht, „die Bischöfe über den unfehlbaren Papst umso besser beherrschen zu können und dann mit ihrer Hilfe den Klerus [zu] verdummen und [zu] knechten“.[6]
In seinen letzten Lebensjahren versuchte Augustin Theiner, die ihm noch zugänglichen Akten (eigene Abschriften) zur (unberechtigten) Publikation zu bringen. Der standhafteste Oppositionsbischof, der sich erst als letzter – nach Jahren – dem neuen Dogma der Unfehlbarkeit unterwarf, Josip Juraj Strossmayer aus Zagreb, ermöglichte die sehr kritisch arrangierte Publikation. Theiners Leben ging zur Neige und eine zuverlässigere Ausgabe erschien bereits bei der Görres-Gesellschaft.[7]
Augustin Theiner wurde auf dem deutschen Friedhof in Rom beigesetzt. Sein Grabdenkmal schuf der Freiburger Bildhauer Julius Seitz.[8]
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