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englischer Komponist Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Sir Arthur Edward Drummond Bliss CH, KCVO (* 2. August 1891 in London; † 27. März 1975 ebenda) war ein englischer Komponist.
Bliss studierte in Cambridge bei Cyril Rootham und Charles Wood und am Royal College of Music bei Charles Villiers Stanford und Gustav Holst. Von 1921 bis 1923 unterrichtete er am Royal College of Music, dann lebte er bis 1925 in Santa Barbara. Danach lebte er als Komponist in London.
Nach seinem Studium diente Arthur Bliss im Ersten Weltkrieg an der französischen Front; er wurde in der Schlacht an der Somme verwundet und erlitt später in Cambrai eine Senfgasvergiftung. Diese Erfahrungen, wie auch der Tod seines geliebten Bruders Kennard, hinterließen einen nachhaltigen Einfluss auf Bliss Leben und Werk, der in der groß angelegten Chorsinfonie Morning Heroes für Bariton, Chor und Orchester aus dem Jahr 1930 gipfelte.
Nach seiner Rückkehr nach London profilierte sich Bliss jedoch zunächst mit experimentellen Werken wie Madam Noy (1918), Conversations (1920) und Rout (1920), allesamt kürzere Stücke für kleines Ensemble, in denen Bliss neueste kompositorische Trends vom Kontinent aufgriff. 1926 wirkte er als Juror bei den Weltmusiktagen der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (ISCM World Music Days) in Zürich.[1][2] Besonders prägend wirkte auf ihn (wie auch auf andere britische Komponisten jener Tage, z. B. Percy Grainger und Constant Lambert) das Vorbild von Igor Strawinskys epochalem Ballett Petruschka, das 1913 von den Ballets Russes zum ersten Mal in London präsentiert worden war. In dem Orchesterwerk Mêlée fantasque von 1921 ist dieser Einfluss besonders deutlich zu hören. Bliss interessierte sich auch sehr für die Arbeiten der französischen Gruppe Les Six um Arthur Honegger und Darius Milhaud. Kurze Zeit später jedoch wandte er sich von der Avantgarde ab und einem stärker national beeinflussten spätromantischen Stil zu, der Elemente der Musik Edward Elgars aufgriff.
Bliss’ bekanntestes Werk ist die etwa halbstündige A Colour Symphony (1922), in der er, angeregt durch ein Werk über Heraldik, die vier Farben eines Wappens beschreibt: im ersten Satz „Purpur, die Farbe des Amethysts, des Prunks, der Königlichkeit und der Todes“, im zweiten Satz „Rot, die Farbe der Rubine, des Weines, der Festlichkeit, der Hochöfen, der Mutes und der Magie“, im dritten Satz „Blau, die Farbe der Saphire, des tiefen Wassers, des Himmels, der Ehrlichkeit und der Melancholie“ und im vierten Satz „Grün, die Farbe der Smaragde, der Hoffnung, der Jugend, der Freude, des Frühlings und des Sieges“. Die Colour Symphony ist ein Werk des Übergangs und mischt auf interessante Weise Elemente der Musik Elgars mit jener Strawinskys.
Wichtige konzertante Werke sind das Klavierkonzert von 1939 (uraufgeführt von dem berühmten Virtuosen Solomon aus Anlass der New Yorker Weltausstellung), das Violinkonzert (1955, für Alfredo Campoli) und schließlich das Cellokonzert für Mstislav Rostropovich (1970, uraufgeführt unter Leitung von Benjamin Britten). Daneben komponierte Bliss mehrere abendfüllende Ballette wie Checkmate (1937, mit Schachfiguren als handelnden Personen), Miracle in the Gorbals (1944, dessen Sujet sicher von Béla Bartóks Der wunderbare Mandarin beeinflusst wurde) und Adam Zero (1946), das den Zyklus eines Menschenlebens von der Wiege bis zur Bahre zum Thema hat.
1936 erhielt Bliss den Auftrag, die Musik zu William Cameron Menzies aufwändiger H.-G.-Wells-Verfilmung Was kommen wird (Things to Come) zu komponieren. Bis dahin bestanden Filmmusiken in Großbritannien oft aus versatzstückartig zusammengestellten Klassikkompilationen oder anspruchslosen Partituren. Bliss hingegen widmete sich mit aller Kraft der Musik zu Things to Come, wobei er insofern privilegiert war, als er die Partitur vor Fertigstellung des Streifens schreiben durfte. Things to Come wurde noch vor der Premiere des Films für die Schallplatte aufgenommen; sein enormer Erfolg bei der Kritik und Hörern wertete das Bild der Filmmusik in England und international nachhaltig auf, und so folgten Bliss Kollegen wie Ralph Vaughan Williams, John Ireland, Arnold Bax und William Alwyn in der Komposition anspruchsvoller Filmpartituren.
In den folgenden Jahren schrieb Bliss eine ganze Reihe weiterer Filmmusiken, konnte jedoch weder mit Conquest of the Air (1940), Men of Two Worlds (1946) noch mit Seven Waves Away (1957) an den Erfolg von Things to Come anknüpfen. Seine bereits fertige Partitur zu Gabriel Pascals verschwenderischer George-Bernard-Shaw-Verfilmung Caesar and Cleopatra (1945) wurde gar vom Regisseur abgelehnt, woraufhin Bliss von dem Auftrag zurücktrat und durch Georges Auric, ein früheres Mitglied der Les Six, ersetzt wurde. Bliss verloren geglaubte Partitur wurde vor einigen Jahren neu eingerichtet und aufgenommen.
1941 wurde Bliss musikalischer Direktor der Klassikabteilung der British Broadcasting Corporation, wo er das beliebte Programm Composer of the Week einführte, das bis heute in ähnlicher Form ausgestrahlt wird. 1950 in den Adelsstand erhoben, ernannte man Bliss 1953 (nach dem Tod seines Vorgängers Bax) zum Master of the Queen’s Music, in welcher Funktion er für alle höfischen Musikangelegenheiten zuständig wurde und Märsche, Fanfaren etc. zu öffentlichen Anlässen beizutragen hatte (z. B. die Fanfare zur Amtseinsetzung des Prince of Wales Charles im Jahr 1969).
Der Avantgarde nach dem Zweiten Weltkrieg entfremdet und durch offizielle Aufgaben in Anspruch genommen, komponierte Bliss in den letzten eineinhalb Jahrzehnten seines Lebens immer weniger. Das letzte Werk, Spirit of the Age, stammt aus seinem Todesjahr 1975. Zum Zeitpunkt seines Todes war Bliss’ früherer Ruhm verblasst; seine Werke wurden kaum mehr aufgeführt. Dies änderte sich erst im Zuge der – z. T. mehrfachen – Einspielung aller wichtigen Werke für Schallplatte und Compact Disc. Vor allem die Colour Symphony ist seitdem im normalen Konzertbetrieb gelegentlich wieder zu hören. Seine Handschriften und sein privates Archiv sind in der Cambridge University Library gelagert.[3]
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