Nach langen Reisen, die ihn unter anderem nach Südamerika (Feuerland) und in den Nahen und Fernen Osten (Volksrepublik China[3]) führten, machte Stadler in den 1980er Jahren das Schreiben zu seinem Beruf. 1986 erschien sein Erstlingswerk, der LyrikbandKein Herz und keine Seele. 1989 folgte mit Ich war einmal sein erster Roman, den er in den folgenden Jahren mit Feuerland und Mein Hund, meine Sau, mein Leben zur Trilogie vervollständigte. In allen drei Romanen machte er die oberschwäbische Heimat zum Gegenstand der Handlung.[4] Mit dem Erscheinen der Romantrilogie wurde Stadler im deutschsprachigen Raum bekannt.[1]
Martin Walser beschrieb 1994 in einem Spiegel-Essay Stadlers Stil als unverwechselbar und würdigte seine Sprache als Beginn einer epischen Entfaltung.[5] Stadler wurde vom Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg in „die vorderste Reihe der deutschsprachigen Autoren seiner Generation“ eingeordnet. Im Jahr der Veröffentlichung seines ersten Romans erhielt er mit dem Förderungspreis der Jürgen-Ponto-Stiftung seine erste Auszeichnung.[1]
Neben dem Heimatlob kennen die Romane auch die Satire, die Ironie und Lakonik, vor allem aber Sarkasmus und schwarzen Humor – in seinem Geburtsort Meßkirch wurde Stadlers „Soziogramm eines real existierenden Mikrokosmos“ (Dietmar Grieser) lange als bloße Abrechnung verstanden.[6]
Er lebt heute in dem kleinen Dorf Sallahn der Gemeinde Küsten im Wendland, in Berlin und auch wieder in seinem Elternhaus in Rast.[7][8] Seine teilweise autobiographisch geprägten Werke spielen häufig in seiner Heimat. Sie thematisieren oft seine empfundene Heimatlosigkeit und die Veränderung dieser ländlichen, katholisch geprägten Gegend im Süden Deutschlands zwischen Oberer Donau und Bodensee, von ihm selbst als schwäbisch Mesopotamien bezeichnet. Der Autor reist mit seinen Werken durch die Welt, liest und verkauft seine Bücher in Buchhandlungen und in Goethe-Instituten des Auslands. Stadler schreibt handschriftlich mit dem Füller.[1]
Im Jahre 2009 erschien das Autorenbuch „Als wäre er ein anderer gewesen: Zum Werk von Arnold Stadler“, herausgegeben von Pia Reinacher.
Eines seiner jüngeren Werke, Auf dem Weg nach Winterreute: Ein Ausflug in die Welt des Malers Jakob Bräckle (2012 erschienen im Jung und Jung Verlag), ist eine Hommage an Jakob Bräckle, einen oberschwäbischen Landschaftsmaler. Beide verbindet in ihrem Werk eine intensive Beschäftigung mit ihrer oberschwäbischen Heimat, ihrer persönlichen Seelenlandschaft. Stadler nennt dies die „Vergegenwärtigung einer Landschaft“.[10]
2010 Johann-Peter-Hebel-Preis, der besonders Stadlers autobiographisch geprägte Trilogie Feuerland, Ich war einmal und Mein Hund meine Sau mein Leben würdigt[15][16] (Laudatorin: Bettina Schulte)[17]
2012 Kulturpreis des Dreiländerkreises Sigmaringen[18] (Laudator: Anton Philipp Knittel)
„Sterben wurde durch Gehen ersetzt in den Todesanzeigen, die Hoffnung vom Spaß abgelöst, das Verlangen vom Wellness-Bereich, der Mensch vom Verbraucher, die Sehnsucht vom Fit for fun, die Existenz von Schöner Wohnen.“
„In der Heimat ist es von vornherein schrecklich - in der Ferne erst, wenn man hinfährt.“
– Arnold Stadler 2003. (aus: „Eines Tages, vielleicht auch nachts.“)
Kein Herz und keine Seele. Man muss es singen können. Gedichte. Erker-Verlag, St. Gallen 1986.
Das Buch der Psalmen und die deutschsprachige Lyrik des 20. Jahrhunderts. Zu den Psalmen im Werk Bertolt Brechts und Paul Celans (= Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Universität Köln 1986). Böhlau Verlag, Köln/Wien 1989.
Ich war einmal. Roman. Residenz, Salzburg 1989.
Feuerland. Roman. Residenz, Salzburg 1992.
Mein Hund, meine Sau, mein Leben. Roman. Residenz, Salzburg 1994. Mit einem Nachwort von Martin Walser. Suhrkamp, Frankfurt a. M. (= Suhrkamp Taschenbuch. 2575).
Warum toben die Heiden und andere Psalmen. Residenz, Salzburg 1995.
Gedichte aufs Land. Mit Offsetlithografien von Hildegard Pütz. Eremiten-Presse, Düsseldorf 1995.
Der Tod und ich, wir zwei. Residenz, Salzburg 1996.
Johann Peter Hebels Unvergänglichkeit. Mayer, Berlin/Stuttgart 1997.
Ausflug nach Afrika. Eine Wintergeschichte. Edition Isele, Eggingen 1997.
Volubilis oder Meine Reisen ans Ende der Welt. Erzählungen. Edition Isele, Eggingen 1999.
Ein hinreissender Schrotthändler. Roman. DuMont, Köln 1999, Taschenbuch: Goldmann, München 2001, ISBN 3-442-72678-6.
„Die Menschen lügen. Alle“ und andere Psalmen. Aus dem Hebräischen übertragen und mit einem Nachwort versehen von Arnold Stadler. Insel, Frankfurt a.M. 1999, ISBN 3-458-16964-4.
Erbarmen mit dem Seziermesser. Essays. DuMont, Köln 2000.
Tohuwabohu. Heiliges und Profanes, gelesen und wiedergelesen von Arnold Stadler nach dem 11. September 2001. Anthologie. DuMont, Köln 2002.
Sehnsucht. Versuch über das erste Mal. Roman. DuMont, Köln 2002.
Eines Tages, vielleicht auch nachts. Roma. Jung und Jung, Salzburg/Wien 2003.
Mein Stifter. Porträt eines Selbstmörders in spe. DuMont, Köln 2005.
Komm, gehen wir. Roman. S. Fischer, Frankfurt a. M. 2007.
Träumen vom Fliegen. Mit dem Fotokünstler Jan von Holleben. Hoffmann und Campe, Hamburg 2008.
Einmal auf der Welt. Und dann so. Roman. (Kompilierte, überarbeitete und erweiterte Fassung der Romane Ich war einmal, Feuerland und Mein Hund, meine Sau, mein Leben). S. Fischer, Frankfurt a. M. 2009.
New York machen wir das nächste Mal. Geschichten aus dem Zweistromland. S. Fischer, Frankfurt a. M. 2011.
Auf dem Weg nach Winterreute: Ein Ausflug in die Welt des Malers Jakob Bräckle. Jung und Jung, Salzburg/Wien 2012.
Da steht ein großes JA vor mir. Zu einer Arbeit von Margaret Marquardt. Jung und Jung, Salzburg 2013, ISBN 978-3-99027-039-4.
Bilder als Partituren des Lebens: Ein Ausflug in die Welt des Malers Jakob Bräckle. Eine Vergegenwärtigung. Steiner, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-515-10444-9. (Vorgelegt in der Plenarsitzung der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz am 15. Juni 2012).
Evangelium Pasolini. Hörspiel. Regie: Oliver Sturm (HR/DLF 2016, Länge: 65'32)[21].
„Lektion der Vergänglichkeit“. In: Der Spiegel, 19. Juli 1999.
Ein Faible für die vielen Verlierer. Interview mit dem Schriftsteller und Büchner-Preisträger Arnold Stadler. In: Hamburger Abendblatt, 20. Oktober 1999.
Ich bin ein Heimatlosigkeitsschriftsteller. Arnold Stadler über das Schreiben, die Hoffnung, die Sehnsucht und das Religiöse (im Gespräch mit Alexander Huber). In: Braunschweiger Zeitung, 15. November 2002.
Singen und spielen, solange ich da bin. Interview zu seinem 65. Geburtstag, In: Christ in der Gegenwart, 7. April 2019
Bücher
Ottmar Ette: Literatur in Bewegung. Raum und Dynamik grenzüberschreitenden Schreibens in Europa und Amerika. Velbrück, Weilerswist 2001 (darin im abschließenden Kapitel Bewegung und Tod, Bewegung als Tod (S. 543–563) eine eindringliche Interpretation von Arnold Stadlers Roman Feuerland).
Gregory Knott: Arnold Stadler: Heimat and Metaphysics. Weidler, Berlin 2009.
Pia Reinacher (Hrsg.): „Als wäre er ein anderer gewesen“. Zum Werk von Arnold Stadler. Fischer, Frankfurt a.M. 2009.
Pascal Schmitt: Sehnsuchtsort – Sehnsuchtswort – Heimat als theologisch anschlussfähiger Begriff bei Arnold Stadler. Matthias Grünewald, Ostfildern 2014, ISBN 978-3-7867-3009-5.
Jan-Heiner Tück: Auch der Unglaube ist nur ein Gaube. Arnold Stadler im Schnittfeld von Theologie und Literaturwissenschaft. Herder, Freiburg 2017, ISBN 978-3-451-34925-6.
Jürgen Gunia: Das Leben ein Satz. Arnold Stadlers existenzielle Poetik. In: Evi Zemanek & Susanne Krones (Hrsg.): Literatur um die Jahrtausendwende. Themen, Schreibverfahren und Buchmarkt um 2000. transcript, Bielefeld 2008, S. 295–303
Jürgen Gunia: Imperfektes Leben. Deutsche Geschichte und poetische Selbstreflexion in den „Heimatlosigkeitsromanen“ Arnold Stadlers. In: Barbara Beßlich u.a. (Hrsg.): Wende des Erinnerns? Geschichtskonstruktionen in der deutschsprachigen Literatur nach 1989. Schmidt, Tübingen 2006, S. 225–241.
Peter Hanenberg: Remediationen. Die Suche nach dem Heil der Welt in Arnold Stadlers Salvatore. In: Die Ethik der Literatur. Deutsche Autoren der Gegenwart. Hrsg. von Paul Michael Lützeler u. Jennifer M. Kapczynski. Wallstein, Göttingen 2011. S. 100–108.
Nils Rottschäfer: Medienreflexionen. Religiöse und literarische Ordnung in Arnold Stadlers Salvatore. In: Die Kunst der Ordnung. Standortbestimmungen gegenwärtigen Erzählens. Hrsg. von Antje Arnold u. Wiebke Dannecker. Königshausen & Neumann, Würzburg 2017. S. 163–187.
Artikel in Zeitschriften
Martin Walser: Über das Verbergen der Verzweiflung. In: Der Spiegel. Nr. 29, 19. Juli 1999, S. 161–162.
Irene Armbruster: Büchner-Preisträger Arnold Stadler in New York. Kein Landei. In: Aufbau. No. 8, 20. April 2000, S. 7.
Thomas Groß: Fidele Abi-Fahrt. Im neuen Roman von Arnold Stadler werden alte Rechnungen aufgemacht – aber das mit großem Können. In: Rheinischer Merkur. Nr. 41, 10. Oktober 2002.
Rudi Spring: Ich will singen und spielen, solange ich da bin (op.85; 2007). Liederzyklus für Sopran und Quintett: Bassklarinette, Akkordeon, Violine, Violoncello und Klavier. Texte: Psalm-Übersetzungen von Arnold Stadler. UA 24.Mai 2007 Arp-Museum Rolandseck mit Corinna Pregla (Sopran), Albert Osterhammer (Bassklarinette), Maria Reiter (Akkordeon), Ingolf Turban (Violine), Jessica Kuhn (Violoncello) und Rudi Spring (Klavier)
Falko Hahn (fah): 20 000 Euro für den schriftstellenden Bauernsohn. Arnold Stadler mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet – Großer Auftritt in Kreenheinstetten beim Gedenken an 300. Todestag von Abrahm a Sancta Clara. In: Südkurier vom 13. Juni 2009
Vera Romeu (vr): „Ich denke immer erst Rasterisch, bevor ich schreibe“. Schriftsteller Arnold Stadler hält eine Hommage an seinen Heimatort – Zuhörer erleben eine Sternstunde. In: Schwäbische Zeitung vom 19. Dezember 2011
Siegmund Kopitzki: Unter Waldmenschen – Der Georg-Büchner-Preisträger Arnold Stadler las im Bürgerhaus von Kreenheinstetten. In: Südkurier vom 21. März 2009
Die Verleihung fand am 27. April 2002 im Neuen Schloss in Stuttgart statt. Während der Verleihung durch den Ministerpräsidenten Erwin Teufel bekannte sich dieser als leidenschaftlicher Leser Stadlers Romane.