Anne Bonny
irische Rebellin und Piratin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Anne Bonny (* um 1698 in Kinsale, County Cork, Irland; † um 1782 in Charles Town, Nordamerika[1]) war eine legendäre Piratin in der Karibik.

Leben
Zusammenfassung
Kontext
Authentizität
Außer dem Buch A General History of the Pyrates: from their first rise and settlement in the island of Providence, to the present time, das Daniel Defoe zugeschrieben wird und 1724 unter dem Pseudonym Captain Charles Johnson herausgegeben wurde,[2] gibt es wenige Quellen zu Anne Bonny. Deshalb wird die tatsächliche Existenz im deutschsprachigen Raum oft bezweifelt. Dennoch wird ihre Verurteilung in The Tryals of Captain John Rackam and other Pirates[3] beschrieben.
Leben und Wirken gemäß A General History of the Pyrates
Anne kam demnach unehelich als Tochter der Magd Mary oder Peg Brennan und deren Arbeitgeber William Cormac, einem verheirateten Juristen, zur Welt. Cormac versuchte diese Vaterschaft zu vertuschen, indem er Anne wie einen Jungen kleidete und als entfernten Verwandten ausgab, doch seine Frau entdeckte den Betrug und machte ihn bekannt. Wegen des Skandals, der sich daraus entwickelte, zogen Annes Eltern in die amerikanischen Kolonien Großbritanniens nach Charles Town, dem heutigen Charleston in South Carolina. Dort erwarb der Vater Land und wurde ein wohlhabender Plantagenbesitzer.
Im Hafen von Charles Town lernte Anne James Bonny kennen, einen Seemann und Gelegenheitsseeräuber, den sie heiratete. Ihr Vater verstieß sie deswegen; angeblich brannte Anne daraufhin seine Plantage nieder. Zusammen mit ihrem Mann schiffte sie sich nach New Providence, dem heutigen Nassau, auf den Bahamas ein. Diese Stadt galt als Hauptstadt der Piraten. Hier traf sie Calico Jack Rackham, verließ ihren Mann und heuerte auf Charles Vanes Schiff an, auf dem Rackham Steuermann war.
Weil Frauen an Bord von Piratenschiffen nicht gern gesehen waren, kleidete sie sich als Mann, doch sie wurde entdeckt. Angeblich tötete Anne einen Mann, der seinen Unmut darüber geäußert hatte, dass eine Frau anwesend war, mit einem Messerstich ins Herz.

Anne Bonny und Calico Jack Rackham hatten sich inzwischen von Charles Vane (sie hatten ihn erst ab- und dann ausgesetzt) getrennt, um ihr eigenes Schiff zu führen. In New Providence heuerte ein neuer Mann, Mark Read, auf Annes und Calico Jacks Schiff an. Es stellte sich allerdings heraus, dass es sich bei dem vermeintlichen Seemann ebenfalls um eine Frau handelte: Mary Read. Der Legende nach verliebten sich Anne und Mary Read ineinander.[4] In Zeichnungen werden die beiden Frauen oft als Paar abgebildet, wenn auch weder Anne noch Mary monogam zu sein schienen.[5] „Sie brauchen sich nicht. Sie wollen sich“, sagt Amanda Cotton, eine britische Künstlerin, zu ihrer Skulptur von Bonny und Read, deren Aufstellung die britische Regierung allerdings ablehnte.[6] Auch die Historikerin Susan Baker stellte die Vermutung auf, dass es eine lesbische Beziehung zwischen den beiden gab, die sich in Liebe und Sorge füreinander ausdrückte.[7][8] Der historische Schriftsteller Rictor Norton meint wiederum, die Beweise für die Homosexualität der beiden Frauen seien nicht eindeutig, sie seien „höchstens bisexuell“ gewesen.[9][10]
Zu dritt segelten die Frauen und Rackham nun kapernd, plündernd und mordend durch die Karibik und waren als Team berüchtigt und gefürchtet. Zwischenzeitlich wurde Anne schwanger, wahrscheinlich von Calico Jack. Sie bekam das Kind auf Kuba und ließ es dort zurück. 1720 wurde Rackhams Schiff, die Revenge, von einem britischen Kriegsschiff angegriffen. Zu diesem Zeitpunkt waren sie in Jamaika. Die Schiffsbesatzung – abgesehen von den beiden Frauen – war betrunken und versteckte sich unter Deck. Anne Bonny und Mary Read kämpften allein. Lange währte ihr Widerstand nicht.
Im November 1720 wurde das Urteil über Rackham, Bonny, Read und die restliche Crew gefällt: Tod durch den Strang. Die Hinrichtung der beiden Frauen wurde aufgeschoben, da sie angeblich schwanger waren. Mary Read starb an einem Fieber ein Jahr später. Anne Bonny soll durch den Einfluss ihres Vaters freigekommen und nach Charles Town zurückgekehrt sein, wo sie verheiratet und mit Kindern den Rest ihres Lebens verbracht haben soll.
Verfilmungen
In der Serie Black Sails ist Bonny eine der Protagonistinnen und wird von Clara Paget gespielt. In der TV-Produktion Das versunkene Reich der Piraten Teil 6/6 („Tot oder lebendig“) wird Anne Bonny von Mia Tomlinson dargestellt.[11]
Achtteiliges Hörspiel
Im Jahr 2022 produzierte der WDR das achtteilige Original-Hörspiel Anne Bonny. Die Piratin mit dem Untertitel Echte Story der Seeräuberin von Anne-M. Keßel. Die Erstausstrahlung fand beim Sender 1 Live zwischen dem 30. Juni und dem 18. August 2022 statt. Die gesamte Abspieldauer beträgt ca. 297 Minuten. Die Musik komponierte Henrik Albrecht. Realisation und Regie übernahm Martin Zylka. Es sprachen u. a.: Lou Strenger (Anne Bonny), Felix Goeser (Jack Rackham), Karen Dahmen (Mary Read) und Jürgen Thormann (Old John).[12][13]
Literatur
Zusammenfassung
Kontext
- Robert Bohn: Die Piraten. 2. Auflage. Beck, München 2005, ISBN 3-406-48027-6, S. 103 ff.
- Daniel Defoe: A general history of the pyrates, from their first rise and settlement in the island of Providence, to the present time. With the remarkable actions and adventures of the two female pyrates Mary Read and Anne Bonny … To which is added, a short abstract of the statute and civil law, in relation to pyracy. Editor: T. Woodward. London 1726–[1728].
- Joan Druett: She Captains: Heroines and Hellions of the Sea. Simon & Schuster, 2001, ISBN 0-684-85691-3, S. 91 ff.
- Tamara J. Eastman, Constance Bond: The pirate trial of Anne Bonny and Mary Read. Fern Canyon Press, Cambria Pines by the Sea CA 2000.
- Captain Charles Johnson: A General History of the Robberies and Murders of the Most Notorious Pirates. London 1724. Reprint: The Lyons Press 2002, ISBN 1-58574-558-8, S. 138 ff. (Gilt als einzige Schilderung des Lebens von Anne Bonny und Mary Read); Deutsche Ausgabe: Umfassende Geschichte der Räubereien und Mordtaten der berüchtigten Piraten. Robinson, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-88592-009-3.
- Charles River (Editors): Anne Bonny & Mary Read: The Golden Age of Piracy’s Most Famous Women. Kindle Edition, 19. Dezember 2012.
- Rebecca Stefoff: Mary Read and Anne Bonny. Cavendish Square Publishing, New York 2015.
- Armin Strohmeyr: Abenteuer reisender Frauen. 15 Porträts: Mary Read (um 1685–1721) und Anne Bonny (um 1690– nach 1720) – Piratinnen der Karibik. Piper, München 2012, ISBN 978-3-492-27431-9, S. 37ff.
Belletristik
- Katja Doubek: Königin der Meere. Goldmann, München 2010, ISBN 978-3-442-47104-1.
- Anna Kuschnarowa: Das Herz von Libertalia. Beltz & Gelberg, Weinheim 2015, ISBN 978-3-407-81187-5.
- Hans Leip: Anne Bonny: Schauspiel in sechs Bildern, Selbstverlag des Autors, 1967
- Koschka Linkerhand: Die Irrfahrten der Anne Bonnie. Querverlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-89656-267-8.
- Kathy Reichs: Virals – Nur die Tote kennt die Wahrheit. cbj, München 2012, ISBN 978-3-86365-289-0.
Weblinks
Commons: Anne Bonny – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: A General History of the Robberies and Murders of the most notorious Pyrates – Quellen und Volltexte (englisch)
- Literatur über Anne Bonny in WorldCat
- Literatur von und über Anne Bonny im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Olaf Voigt: Pirates of the Bahamas: Anne Bonny. In: muenster.de. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 19. Oktober 2008 .
- Zora del Buono: Wildgewordenes Urgestein: Wie kam es zu den Karrieren der Piratinnen Anne Bonny und Mary Read? In: Mare. Heft 7, April 1998, S. 68 ff. .
- Deanna J. Jones: Ahoy, Matey! That Pirate Has Breasts! In: piratesinfo.com.
- Robert Bohn: Piratinnen. In: Die Piraten. München, 2005, S. 103–109, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 11. November 2005 (Leseprobe).
- Jasmin Lörchner: Anne Bonny und Mary Read: Lesbische Piratinnen?, vom 30. Oktober 2023, Podcast HerStory, Frauen und Queers in die Geschichtsbücher, Episode 81.
Einzelnachweise
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