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ehemaliger Ortsteil von Jüchen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Otzenrath war ein Ortsteil der damaligen Gemeinde Jüchen im Rhein-Kreis Neuss in Nordrhein-Westfalen. Otzenrath musste dem Tagebau Garzweiler der RWE Power weichen und wurde mit dem benachbarten Dorf Alt-Spenrath gemeinsam nach (Neu)-Otzenrath bzw. (Neu)-Spenrath umgesiedelt. Während der Umsiedlung und wenn aus dem Kontext nicht klar wird, ob der alte oder neue Ort gemeint ist, wird von Alt-Otzenrath gesprochen.
(Alt-)Otzenrath Gemeinde Stadt Jüchen | |
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Koordinaten: | 51° 4′ N, 6° 28′ O |
Höhe: | ca. 90 m |
Einwohner: | 0 (30. Jun. 2010) |
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 |
Postleitzahl: | 41363 |
Vorwahl: | 02164 |
Lage des ehemaligen Ortes Otzenrath im Rheinischen Braunkohlerevier | |
Alt-Otzenrath grenzte im Norden an Alt-Holz, im Osten an Alt-Garzweiler, im Süden an die Dörfer Alt-Spenrath und Pesch sowie im Westen an Borschemich. Alle Nachbarorte von Alt-Otzenrath befanden sich ebenfalls im Abbaugebiet des Tagebau Garzweiler und wurden somit ebenfalls umgesiedelt und abgerissen.
Die Köhm floss aus Richtung Alt-Garzweiler nördlich am Rand von Alt-Otzenrath vorbei in Richtung Borschemich zur späteren Mündung in die Niers.
Unter dem Namen „Osrotha“ wurde das Dorf erstmals im 11. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Politisch gehörte Otzenrath seit dem Mittelalter zum Amt Grevenbroich im Herzogtum Jülich.
Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges fielen 1642 hessische Truppen ein und brannten 16 Häuser nieder. Nach dem Krieg wohnten in Otzenrath noch 54 Familien.[1]
1794 wurde der Ort von französischen Revolutionstruppen besetzt. Otzenrath kam an die Mairie Neukirch im Kanton Odenkirchen im Arrondissement de Crévelt im Département de la Roer. 1815 kam Otzenrath an das Königreich Preußen und ein Jahr später an den Kreis Grevenbroich und an die Bürgermeisterei Neukirchen, die 1873 in Bürgermeisterei Hochneukirchen umbenannt wurden. 1929 kam der Ort an den Kreis Grevenbroich-Neuß. Seit dem 1. Januar 1975 ist Otzenrath ein Teil der Stadt Jüchen.[2]
Im Unterschied zu den benachbarten Dörfern war das alte Otzenrath industriell geprägt. Dazu trug der Anschluss an das Netz der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft bei, die am 1. Oktober 1873 die Strecke Hochneukirch-Jülich (Talbahnlinie) eröffnete. Otzenrath erhielt nun einen eigenen Bahnhof. Die 1882 verstaatlichte Strecke war bis zur Stilllegung am 1. Juni 1980 in Betrieb.
1876 wurde die „Mechanische Kleiderfabrik, Weberei und Zwirnerei Bausch“ gegründet, für die Otzenrath bis zum Zweiten Weltkrieg bekannt war. 1885 beschäftigte sie bereits 125 Arbeiter. Eine weitere Kleiderfabrik gründete Gerhard Dürselen im Jahr 1892. Hier arbeiteten 1968 450 Arbeiter.[3] Um 1900 siedelte sich die Textilfirma Schniewind im Ort an und beschäftigte 1912 181 Arbeitskräfte.[4]
Seit den 1980er Jahren musste sich die Gemeinde mit den Umsiedlungsplänen des Tagebaubetreibers Rheinbraun auseinandersetzen und protestierte u. a. mit Lichterketten in den Jahren 1985 und 1987. Eine Bürgerbefragung befürwortete 1995 eine Klage der Gemeinde Jüchen vor dem Verfassungsgerichtshof Münster, die aber abgewiesen wurde. Im Jahr 2000 begann die Umsiedlung der meisten Bewohner (etwa 80 Prozent) an den neuen Standort, die bis 2007 abgeschlossen wurde. Widerstand gegen den Tagebau demonstrierte zu Beginn des Jahres 2008 noch der BUND, der am nördlichen Ortsausgang am Grubenrand eine eigene Obstwiese bis zur Zwangsräumung besetzt hielt.[5] Im November 2008 waren alle Straßen im ehemaligen Ortsgebiet zurückgebaut, als letztes Gebäude war die Grundschule abgerissen worden. Zuletzt war nur noch der Sportplatz von Otzenrath an der westlichen Jahnstraße nach Borschemich erhalten und diente als Materiallager. Seit Ende 2011 besteht dieser auch nicht mehr und mittlerweile wurde die Ortslage Otzenrath komplett durch den Tagebau Garzweiler abgebaggert.
Der Ort lag in der evangelischen Kirchengemeinde Otzenrath-Hochneukirch. Anders als in den Dörfern Borschemich und Keyenberg hatte die Reformation in Otzenrath schon vor 1550 Fuß gefasst, wurde aber in der Zeit der Gegenreformation wieder eingeschränkt. Religionsfreiheit wurde erst nach dem Tod des Herzogs Johann Wilhelm gewährt. 1676 erhielt die Gemeinde schließlich den ersten reformierten Pastor. 1661 nutzte die evangelische Gemeinde eine Scheune als Gotteshaus, das 1706 durch einen barocken Neubau ersetzt wurde. Nach 1900 wurde dieser denkmalgeschützte Bau allerdings abgerissen, obwohl das Düsseldorfer Konsistorium den Abriss untersagt hatte. 1910 entstand die Jugendstilkirche, die bis zum Abriss des Ortes bestand.
1870 wurde die architektonisch eigenwillige katholische Pfarrkirche St. Simon und Judas Thaddäus nach Plänen von Hugo Schneider fertiggestellt.
Seit dem frühen 19. Jahrhundert lebten auch jüdische Familien in Otzenrath. 1832 wurden 23 und 1905 17 jüdische Otzenrather gezählt. Sie besuchten die Synagoge im benachbarten Garzweiler. Nur eine Überlebende des Holocaust kehrte in das Dorf zurück.[6][7]
Mit der Industrialisierung stiegen auch die Einwohnerzahlen Otzenraths seit dem späten 19. Jahrhundert deutlich an:[8]
Im alten Ort befanden sich folgende Bauwerke:
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