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sinfonische Dichtung von Richard Strauss Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Also sprach Zarathustra (Op. 30) ist eine sinfonische Dichtung von Richard Strauss, frei nach Friedrich Nietzsches Also sprach Zarathustra. Sie wurde am 27. November 1896 durch das Frankfurter Städtische Orchester unter Leitung des Komponisten im Rahmen der Museumskonzerte in Frankfurt am Main uraufgeführt.[1]
Also sprach Zarathustra | |
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Frankfurter Städtisches Orchester | |
Veröffentlichung | 1896 |
Genre(s) | Sinfonische Dichtung |
Musik | Richard Strauss |
Coverversionen | |
1972 | Eumir Deodato |
1973 | Meirelles & Sua Orquestra |
1973 | Stan Kenton & His Orchestra |
1977 | Isao Tomita |
Richard Strauss fand 1895 Gefallen an Nietzsches kulturkritischen Angriffen auf das deutsche „Philistertum“. So war er erklärtermaßen dem Christentum ebenfalls abgeneigt. Vielleicht hatte auch die Sprache Nietzsches Strauss musikalisch unmittelbar herausgefordert: Bemerkenswert ist, dass die vier Teile von Nietzsches Zarathustra den Sätzen einer Sinfonie entsprechen. Nietzsche konzipierte die Schrift als einen dionysischen Dithyrambos, eine Hymne, der eine große Musikalität innewohnt. Nietzsche selbst meinte: „Unter welche Rubrik gehört eigentlich dieser ‚Zarathustra‘? Ich glaube beinahe, unter die ‚Symphonien‘.“ Ob Strauss bei der Arbeit von Anfang an an Nietzsche dachte, steht nicht fest; Hinweise in den Skizzen lassen erkennen, dass ihm bei der Komposition auch Goethes Faust vor Augen stand, daraus vor allem der Monolog Fausts zu Beginn sowie die Beschwörung des Erdgeistes.
Zur selben Zeit vertonte Gustav Mahler im vierten Satz seiner 3. Sinfonie das Lied O Mensch! Gib acht! aus Nietzsches Zarathustra.
Also sprach Zarathustra hat folgende Instrumentenbesetzung:
Eine normale Aufführung dauert ca. eine halbe Stunde. Das Stück ist in neun Teile gegliedert, die allerdings nur an drei Stellen von Pausen getrennt werden. Strauss benannte die Teile nach Kapiteln aus dem Buch:
Am Anfang des ersten Teils steht die „Vorrede“ Zarathustras mit der berühmten Steigerung (Crescendo) ausgehend von dem „Natur-Motiv“ (c’-g’-c’’) – wobei das Tongeschlecht zunächst zwischen Dur und Moll changiert. Dieses Motiv durchzieht den ganzen ersten Teil, der, nach lautstarker Wiederkehr ebendieses „Natur-Motivs“ im Genesenden in einer Generalpause endet. Die musikalische Struktur kurz vor der Generalpause entspricht dem Zusammenbruch Zarathustras aus Überdruss am Menschen. Die Rekonvaleszenz Zarathustras im zweiten Teil der Komposition ist ganz vom „Tanzlied“ geprägt, das, lange zwischen H-Dur und C-Dur pendelnd, zuletzt in ein verklärtes H-Dur mündet. Doch ganz zum Schluss ertönt in den tiefen Streichern gegen H-Dur in höchster Lage wieder das Naturmotiv C-G-c: die ewige Wiederkehr des Gleichen?
Die Tondichtung beginnt mit der Entscheidung Zarathustras vor dem Sonnenaufgang, zu den Menschen hinabzusteigen. Das Tremolo der tiefen Streicher bildet den Hintergrund zum durch das „Natur-Motiv“ c’-g’-c’’ dargestellten Sonnenaufgang. Angetrieben von Paukenschlägen wird nach einigen Sforzati und Kadenzen der C-Dur-Höhepunkt erreicht, zu dem Strauss die Orgel, die dem Ganzen einen religiösen Ton beigibt, hinzuzieht.
Das Kontrastprogramm dazu folgt in „Von den Hinterweltlern“, die an einen unvollkommenen Gott glauben und in ihrer Welt zwischen Gut und Böse gefangen sind. Strauss erzeugt durch ein von vielfach geteilten Streichern „mit Andacht“ vorgetragenes kantables As-Dur-Thema eine religiöse Atmosphäre. „Credo in unum deum“, spielen die Hörner und die Orgel, durchaus mit Ironie. In „Von der großen Sehnsucht“ kämpft das in gebrochenen Dreiklängen aufsteigende Sehnsuchtsmotiv gegen die andächtigen Motive des vorhergehenden Teils. Die Sehnsucht obsiegt und wird nur vom wieder auftretenden „Natur-Motiv“ gebändigt. Im Von den Freuden und Leidenschaften, einem großen Thema in c-Moll, wird selbigen Gefühlen freier Lauf gelassen. Das „Freude-Motiv“ kann an dem Dezimsprung erkannt werden, dem eine chromatisch fallende Melodie folgt. Gegen Ende kündigen sich allerdings im Ekel-Motiv der Posaunen Zweifel an. Dies leitet über zum „Grablied“, in dem die Oboe eine klagende Melodie anstimmt. Motive aus den vorhergehenden Teilen klingen an, vor allem in der Solovioline, wie in Reminiszenz an eine bessere Zeit. Ein Liegeton leitet über zu „Von der Wissenschaft“. In diesem Teil nimmt Strauss kleinkarierten Akademismus mit einer trockenen Fuge aufs Korn.
„Der Genesende“ ist das Zentrum des Werks. Dieser Abschnitt beginnt mit dem Quint-Quart-Motiv der Trompeten aus der Einleitung, das ausgehend vom Spitzenton mit einer Zwölftonreihe fortgesetzt wird.[2] Im ersten Teil steuert die Musik auf Zarathustras Zusammenbruch zu: Am Ende einer dramatischen Steigerung schmettern die Blechbläser das „Natur-Motiv“ über einem in dreifachem Forte gehaltenen C-G-Akkord des ganzen Orchesters. Generalpause. Langsam erhebt sich Zarathustra wieder, der zweite Teil des Werkes beginnt. Im Vergleich zum ersten Teil ist er einheitlicher gestaltet. Zarathustras Genesung nimmt ihren Lauf: Ein schwungvoller Walzer in C-Dur, in dessen dithyrambischen Jubel auch die Themen des ersten Teils hineingezogen werden, mündet in das „Tanzlied“: Ausgangspunkt für eine längere Durchführung und Reprise.
Nach zwei großen Steigerungswellen klingt der Schwung aus „Nachtwandlerlied“, das mit dem ersten Glockenschlag von insgesamt zwölf Mitternachtsschlägen beginnt. Die Musik scheint sich in H-Dur, der Tonart der großen Sehnsucht, zu erfüllen. Doch klingt das Werk in einem Zwiespalt zwischen C-Dur und H-Dur aus, zwischen Natur und Geist. Während die Violinen und die hohen Holzbläser mit H-Dur-Akkorden das Werk zu einem friedlichen Schluss zu bringen versuchen, hindert sie daran das „Natur-Motiv“ in C-Dur, von Celli und Bässen im Pizzicato gespielt.
Es gibt kein Gut oder Böse mehr. Der Bogen zum Beginn des Stücks ist geschlagen. Verheißt das den nächsten Morgen, die „ewige Wiederkehr des Gleichen?“ In jedem Fall wirkt die formale Geschlossenheit wie ein Narkotikum gegen die Widersprüche der Welt, an denen Nietzsche verzweifelte.
Weltberühmt wurden die einleitenden Takte des Stückes durch Stanley Kubricks Film 2001: Odyssee im Weltraum. Für den Film wurde eine Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern unter Herbert von Karajan verwendet. Auf der als Soundtrack veröffentlichten Schallplatte wurde Karajans Aufnahme allerdings durch eine Einspielung von Karl Böhm mit den Berliner Philharmonikern ersetzt.
Auf diesen Film und das Musikstück beziehen sich viele andere Filme, meist in komödiantischer Art:
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