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größte Hochschule in Österreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Universität Wien (lateinisch Alma Mater Rudolphina Vindobonensis, kurz auch Rudolphina) ist mit rund 85.000 Studierenden und über 10.000 Angestellten die größte Hochschule in Österreich sowie im deutschsprachigen Raum und eine der größten in Europa. 1365 in Wien gegründet, ist sie die älteste Universität im heutigen deutschen Sprachraum und die drittälteste in Mitteleuropa nach der früher deutschsprachigen Karls-Universität in Prag und der Jagiellonen-Universität in Krakau. Mit Stand von Juli 2023 umfasste das Angebot 186 Studien.[2] Sie gilt als führende Universität in Österreich und genießt international hohes Ansehen.[3][4]
Universität Wien | |
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Gründung | 12. März 1365 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Wien |
Bundesland | Wien |
Land | Österreich |
Rektor sowie Sprecher des Rektorats | Sebastian Schütze[1] |
Studierende | 84.579 (WS 2022/23)[2] |
Mitarbeiter | 10.588 (2022)[2] |
davon Professoren | 557[2] |
Jahresetat | 720,1 Mio. € (2022)[2] davon Drittmittel: 107,5 Mio. € |
Website | www.univie.ac.at |
Die mittelalterliche Universität war in verschiedenen Gebäuden im Stubenviertel des heutigen 1. Wiener Bezirks untergebracht. Ihr erstes Haus war das 1385 eröffnete Herzogskolleg in der heutigen Postgasse 7–9. Nach der Inkorporation des Jesuitenkollegs in die Universität 1623 wurde an derselben Stelle das frühbarocke Jesuitenkolleg errichtet. Dieses ist zusammen mit der Universitätskirche und weiteren Gebäuden noch heute als Alte Universität erhalten und beherbergt unter anderem das Archiv der Universität Wien. 1753/55 ließ Maria Theresia unmittelbar neben dem Jesuitenkolleg ein neues Hauptgebäude, die Neue Aula, errichten. Sie war ein zentraler Versammlungsort der Revolution von 1848. Nach der gewaltsamen Niederschlagung der Revolte wurde die Universität vom Militär besetzt, die Studenten wurden vertrieben; das Gebäude wurde 1857 der Akademie der Wissenschaften übergeben. Der Studienbetrieb fand in provisorischen Ausweichquartieren statt.
Für den Bau eines Hauptgebäudes der Universität wurde ab 1854 zunächst ein Platz hinter dem Chor der Votivkirche vorgesehen. 1868 wurde jedoch ein Areal an der Ringstraße verfügbar und die Universität dort gebaut. Mit dem Bau wurde 1877 begonnen. Architekt Heinrich Ferstel wählte für das Gebäude den historistischen Stil der italienischen Hochrenaissance, wobei die Universitäten von Padua und Genua als Inspiration dienten. Den Blickfang an der Ringstraße bildet die markant vorspringende Säulenhalle. Im Giebel stellt ein Relief die Geburt der Minerva dar, der Göttin der Weisheit. 1884 war das Universitätsgebäude fertiggestellt. Das Areal der Universität umfasst 21.412 m², wovon 14.530 m² verbaut sind. Die Kosten hatten 7,7 Mio. Gulden betragen.[5]
Im Hauptgebäude am Universitätsring 1 befinden sich das Rektorat, die meisten Dekanate, die zentralen Dienstleistungseinrichtungen, die Hauptbibliothek, einige wenige Institute mit ihren Fachbibliotheken und zahlreiche Hörsäle.
Wichtige Nebenstandorte der Universität sind das 1962 errichtete Neue Institutsgebäude (NIG) und der 1998 eröffnete Campus der Universität Wien, der durch den Umbau des alten Allgemeinen Krankenhauses entstand und eine Vielzahl an Instituten und Fachbibliotheken beherbergt.[6][7] Das 1978–1995 in mehreren Bauteilen errichtete Universitätszentrum Althanstraße (UZA 1–4) befindet sich über dem ehemaligen Frachtenbahnhof des Franz-Josefs-Bahnhofs im Althangrund (9. Wiener Gemeindebezirk). Das 1984 fertiggestellte Juridicum im 1. Bezirk, Schottenbastei 10–16, ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Postmoderne in Wien. Die übrigen wissenschaftlichen Einrichtungen der Institute verteilen sich auf über 60 Standorte in Wien und anderen Bundesländern.[8]
An der Universität Wien bestehen 15 Fakultäten und fünf Zentren:
Auch nach der 2004 erfolgten Schaffung einer eigenen Medizinischen Universität Wien besteht zwischen der Medizinischen Universität und Fächern an der Universität Wien eine Kooperation: so wird beispielsweise gemeinsam das 2005 gegründete Forschungs- und Ausbildungszentrum Max Perutz Labs Vienna betrieben.
Die Österreichische Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft ist als öffentlich-rechtliche Körperschaft (ÖH Uni Wien) an den Gremien der Universität Wien beteiligt. Bei der letzten ÖH-Wahl im Mai 2023 erreichte der VSStÖ in der Universitätsvertretung 36,45 % (11 Mandate), die GRAS 17,29 % (5 Mandate) und der KSV-LiLi 16,28 % (4 Mandate). Ebenfalls Mandate in der Universitätsvertretung machten die Aktionsgemeinschaft mit 10,91 % (3 Mandate), die FL mit 7,86 % (2 Mandate) sowie die JUNOS mit 5,80 % und der KSV-KJÖ mit 5,41 % (jeweils 1 Mandat).[9] Im Vergleich zur ÖH-Wahl 2021 gewannen vor allem der KSV-LiLi und die FL dazu, während GRAS und JUNOS Prozente und Mandate verloren. VSStÖ, Aktionsgemeinschaft und KSV-KJÖ blieben bei derselben Mandatszahl wie 2021.[10]
Seit der Wahl im Mai 2021 bilden VSStÖ und KSV-LiLi gemeinsam eine Koalition und stellen gemeinsam die Vorsitzenden der ÖH Uni Wien. Diese führen sie auch nach der Wahl 2023 fort. Die Vorsitzende ist seit dem 1. Juli 2023 Nora Hasan (VSStÖ), ihre erste Stellvertreterin Alexandra Budanov (KSV-LiLi) und ihre zweite Stellvertreterin Magdalena Martin (VSStÖ).[11][12]
Die Gründungsurkunde, heute im Archiv verwahrt, wurde am 12. März 1365 von Herzog Rudolf IV. und seinen Brüdern Albrecht III. und Leopold III. unterzeichnet.[13] Daher rührt auch der Name der Universität Alma Mater Rudolphina. Die Gründungsurkunde enthält in programmatischer Weise das Leitbild der Universität, dass „gemain guot, rechte gerichte, menschlich vernunft und beschaidenhait aufneme und wachse […] und daz ein yeglich weiser mensch vernünftiger und ain unweiser zuo menschlicher vernunft in rechte erkantnüsse mit goetlicher lerung bracht und geczogen werde.“
Die Universität Wien ist somit nach der Karls-Universität Prag die zweitälteste Universität im damaligen Heiligen Römischen Reich nördlich der Alpen und die älteste bestehende Universität im deutschen Sprachraum. Bis zur Aufnahme des geregelten Lehr- und Lernbetriebs sollten jedoch noch fast 20 Jahre vergehen; 1383 nützte Herzog Albrecht III. einen Streit an der Sorbonne, um zahlreiche Professoren von Paris nach Wien zu berufen, und nachdem auch der 1365 noch ausgesprochene päpstliche Vorbehalt, eine theologische Fakultät einzurichten, gefallen war, erließ Albrecht III. 1384 einen zweiten Stiftsbrief, mit dem die kontinuierliche Entwicklung begann.
Bis zum Ausgang des Mittelalters wuchs die Universität stetig an und hatte in der Zeit des Humanismus (um 1500) über 6.000 Studenten, womit sie die größte Universität des Reiches geworden war. In den 1520er Jahren führten Pestepidemien, die Bedrohung durch das türkische Heer und die Reformation zu einem starken Schwund bei den Studentenzahlen; im 16. Jahrhundert hatte die Universität zeitweilig nur mehr 30 Studenten. Am 13. Oktober 1623 wurde durch die Pragmatische Sanktion von Kaiser Ferdinand II. die Universität mit dem 1551 gegründeten Jesuitenkollegium vereinigt und die gesamte theologische und philosophische Fakultät den Jesuiten (der Gesellschaft Jesu) überantwortet.[14] Nach dieser Reform nahm die Universität wieder einen gewissen Aufschwung. Die Übernahme durch die Jesuiten hatte auch enorme bauliche Konsequenzen für die Universität. Das neue Universitätsviertel am heutigen Dr.-Ignaz-Seipel-Platz gibt davon ein eindrucksvolles Zeugnis. Neben neuen universitären Gebäuden wurde auch die Jesuitenkirche errichtet und im Mai 1631 von Kardinal Dietrichstein eingeweiht.[15]
Tiefgreifende Reformen erfolgten unter Maria Theresia und Joseph II. ab 1749, mit denen der Einfluss der Jesuiten zurückgedrängt und schließlich ganz beseitigt und die Universität in eine Staatsanstalt umgewandelt wurde, womit ein fast gänzlicher Verlust der Universitätsautonomie verbunden war. Auf Forschung wurde wenig Wert gelegt, die Lehre straff organisiert.
Die Revolution 1848 richtete sich nicht zuletzt gegen die Einschränkungen der Lehr- und Lernfreiheit, die 1849 die Prinzipien der Universitätsreform des Unterrichtsministers Leo Thun-Hohenstein wurden. In diesem Zusammenhang wurde auch die Philosophische Fakultät aufgewertet und den drei „höheren“ Fakultäten (Theologie, Jus, Medizin) gleichgestellt.
1850 wurde die Evangelisch-Theologische Fakultät gegründet, aber erst 1922 der Universität inkorporiert.
Im Jahr 1897 wurden Frauen erstmals als ordentliche Hörer zugelassen, wenn auch zunächst nur an der philosophischen Fakultät. Die restlichen Fakultäten folgten teils mit erheblichem Abstand: 1900 die medizinische, 1919 die juristische, 1923 die evangelisch-theologische. Im Jahr 1945 ließ schließlich auch die katholisch-theologische Fakultät Frauen als ordentliche Hörer zu.[16] Acht Jahre nach Beginn des Frauenstudiums an der Universität Wien gelang es der Romanistin Elise Richter 1905 als erster Frau, sich zu habilitieren; sie wurde 1921 auch die erste außerordentliche Professorin. Die erste Ordinaria wurde an der Universität Wien erst 1956 ernannt: die Physikerin Berta Karlik.
Schon lang vor dem „Anschluss“ von 1938 waren demokratiefeindliche und antisemitische Studenten, von einigen Professoren wohlwollend toleriert, an der Universität aktiv. Das Institut zur Pflege deutschen Wissens wurde 1924 gegründet, 1928 fanden Hochschulkrawalle statt, 1932 waren ebenfalls Studentenkrawalle zu verzeichnen, die mit Demonstrationen vor dem Haupteingang der Universität verbunden waren.[17] Im Juni 1936 wurde der Physiker und Philosoph Moritz Schlick, Begründer des Wiener Kreises, auf der Philosophenstiege im Hauptgebäude der Universität von einem seiner ehemaligen Studenten erschossen; der Mörder wurde zwei Jahre später vom NS-Regime aus der Haft entlassen.[18]
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde die Universität 1938 unter Rektor Fritz Knoll nach nationalsozialistischen Gesichtspunkten „gleichgeschaltet“ und eine große Anzahl an Lehrenden und Studierenden aus rassistischen und politischen Gründen vertrieben,[19] mit einem Drittel des Lehrpersonals die größte solche Maßnahme weltweit.[20] 1943 folgte ihm der Anatom Eduard Pernkopf.
Im April 1945 erwirkte der damals erst 22-jährige Kurt Schubert, später anerkannter Doyen für Judaistik an der Wiener Universität, von der sowjetischen Besatzungsmacht die Erlaubnis, den Universitätsbetrieb wieder aufzunehmen, weshalb er als inoffizieller erster „Rektor“ der Universität nach dem Krieg gilt. Bereits am 25. April 1945 wurde jedoch der Verfassungsrechtler Ludwig Adamovich senior zum ordentlichen Rektor der Universität Wien gewählt.
Die mit der Universitätsreform 1975 verwirklichte Mitbestimmung von Studenten und universitärem Mittelbau wurde mit der Universitätsreform 1993 (in Wien in Kraft seit dem Jahr 2000) und der Universitätsreform 2002 (in Kraft seit 2004) großteils wieder rückgängig gemacht. Durch die zuletzt genannten Reformen erhielt die Universität nach über 250 Jahren als staatliche oder halbstaatliche Anstalt ihre Rechtsfähigkeit zurück, die Zahl der Fakultäten und Zentren wurde auf 18 erhöht (siehe unten), die medizinische Fakultät als Medizinische Universität Wien ausgegliedert. Mit der Universitätsreform 1975 wurde die Universität in acht Fakultäten neu gegliedert: Katholische Theologie, Evangelische Theologie, Rechtswissenschaften, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Grund- und Integrativwissenschaften, Geisteswissenschaften sowie Formal- und Naturwissenschaften.
Am 22. Oktober 2009 wurde nach einer Solidaritätskundgebung für die Besetzer der Akademie der bildenden Künste das Audimax, der größte (1936 eröffnete)[21] Hörsaal Österreichs, besetzt (vgl. Studentenproteste in Österreich 2009). Die Proteste richteten sich (unter anderem) gegen die Umsetzung des Bologna-Prozesses in Österreich, gegen die Wiedereinführung von Studiengebühren, gegen Zugangsbeschränkungen und gegen prekäre Arbeitsverhältnisse an den Universitäten. Gefordert wurden die Erhöhung des Hochschulbudgets auf 2 % des BIPs zum Ausbau der personellen und räumlichen Kapazitäten sowie zur besseren Ausstattung der Universitäten und eine von privatwirtschaftlichen Interessen unabhängige Bildung und Lehrplangestaltung.
Im Jahr 2015 widmeten die Wiener Philharmoniker einen Teil des Programmes ihres Neujahrskonzertes der Universität Wien anlässlich des 650-Jahr-Jubiläums am 12. März 2015.
Im Hinblick auf die Umsetzung der PädagogInnenbildung Neu wurden in Österreich regionale Entwicklungsverbünde gebildet. Die Universität Wien gehört dabei mit anderen Hochschulen Wiens und Niederösterreichs zum Verbund Nord-Ost. Die neue Lehramts-Ausbildung für die Sekundarstufe begann 2016.
Im THE-Ranking belegt die Universität Wien 2021 weltweit Platz 164,[22] im QS-Ranking 2021 Rang 150.[4] Das Shanghai-Ranking zählt sie zu den besten 200.[23] Das THE World Reputation Ranking sah sie 2020 unter den renommiertesten 125 Universitäten weltweit.[24]
Diese Ergebnisse werden trotz des weitgehend offenen Hochschulzugangs in manchen Einzelwertungen übertroffen: So belegt die Universität Wien im Shanghai-Ranking von 2022 in der Kategorie Mathematik den Platz 29 weltweit.[25] Im THE-Ranking von 2021 belegt sie in der Kategorie Geisteswissenschaften Platz 34 weltweit.[26] Im Fach Rechtswissenschaften belegt sie Platz 85 weltweit,[27] analog zum Ergebnis im QS-Ranking (Platzgruppe 51–100).[28]
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