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Alfred Ritter (Unternehmen)
deutscher Lebensmittelhersteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Alfred Ritter GmbH & Co. KG ist ein deutscher Schokoladenhersteller mit Hauptsitz in Waldenbuch, der durch die Schokoladenmarke Ritter Sport bekannt geworden ist.
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Das Unternehmen wurde 1912 von Clara und Alfred Eugen Ritter gegründet und ist seither in Familienbesitz. Vorsitzender der Geschäftsführung ist seit 2015 Andreas Ronken.
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Geschichte
Zusammenfassung
Kontext
1912 gründeten Clara und Alfred Eugen Ritter in Stuttgart-Cannstatt eine Schokoladen- und Zuckerwarenfabrik. Die erste Schokoladenmarke des Unternehmens, Alrika (für Alfred Ritter Kannstatt), kam 1919 auf den Markt.[2] Zwischen 1920 und 1926 verdoppelte sich die Mitarbeiterzahl von 40 auf 80 Beschäftigte. 1930 zog das Unternehmen von Cannstatt nach Waldenbuch um.[2] 1932 erfand Clara Ritter die Marke Ritter Sport und die quadratische Form der Schokoladen, die Marke Alrika wich der neuen Marke.[3]
1952 verstarb der Unternehmensgründer und sein Sohn Alfred Otto Ritter übernahm die Leitung des Betriebes.[2] 1959 starb die Firmengründerin Clara Ritter.[2] Alfred Otto Ritter entschied 1964, das Geschäft auf die Marke Ritter Sport und die quadratischen Tafeln auszurichten.[4] Von 1960 bis 1970 verdreifachte sich der Umsatz.[3] 1972 machte die Firma erstmals über 100 Millionen DM Umsatz.[3] Nach dem Tod von Alfred Otto im Jahr 1974 übernahm dessen Frau Martha mit einem Beirat die Führung, da beide Kinder noch studierten.[5]
1978 stieg die dritte Generation ins Unternehmen ein, Alfred Theodor Ritter und seine Schwester Marli Hoppe-Ritter kamen in den Beirat und brachten zunehmend soziale, Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsfragen in die Unternehmensführung ein.[5][6] Alfred Theodor Ritter übernahm 1983 den Vorsitz des Beirats,[2] 2005 übernahm er nach Jahren schnellen Wachstums und roten Zahlen auch den operativen Vorsitz der Alfred Ritter GmbH.[7] 2008 schrieb das Unternehmen dann wieder schwarze Zahlen.[8] 2015 gab Ritter den Vorsitz ab an den bisherigen Geschäftsführer Produktion und Technik, Andreas Ronken und wechselte auf den Vorsitz des Beirats, den zuvor seine Schwester innehatte.[9]
Gesellschafter sind neben Alfred und Marli auch ihre Kinder Tobias und Tim Hoppe sowie Moritz, Lukas und Dora Ritter.[10] 2016 wurde die Ritter und Hoppe KG gegründet, die nach Umfirmierung in R² Holding sukzessive in eine Holdinggesellschaft umgebaut wurde, die sämtliche Beteiligungen des Unternehmens hält. Geleitet wird sie seit 2021 von Moritz Ritter,[11] der sich 2020 aus dem operativen Geschäft des 1988 gegründeten Energieversorgers Ritter Energie zurückzog.[12] Seither übernahm er ebenso weitere Positionen im Unternehmen[13] wie Tim Hoppe.[14] 2021 war Marli Hoppe-Ritter bereits aus dem Beirat ausgeschieden, ihr war ihr Sohn Tim Hoppe nachgefolgt.[15]
Ritter übernahm 2019 von Mars Austria den Produktionsstandort in Breitenbrunn im österreichischen Burgenland und betreibt damit seine erste Fabrik außerhalb Deutschlands.[16] Im selben Jahr gründete Ritter die Tochtergesellschaft Hang zur Sonne GmbH, die interne Startups betreibt, Geschäftsführer dort sind seit September 2023 Moritz Ritter und Tim Hoppe.[17]
Unternehmenszahlen
2020 war Ritter in mehr als 100 Ländern vertreten, es wurden rund 70.000 Tonnen Schokolade produziert.[18] Davon entfielen rund 5000 Tonnen auf den Produktionsstandort Breitenbrunn.[19]
Im 21. Jahrhundert steigerte Ritter den Anteil des internationalen Geschäfts: während 2011 noch 35 Prozent des Umsatzes außerhalb Deutschlands realisiert wurden und 2012 40 Prozent,[20] betrug der Anteil 2022 bereits 58 %.[21] 2023 war das Unternehmen über Auslandsgesellschaften in den USA, Italien, Niederlande, Österreich, Russland, Singapur, UK und China vertreten, unterhielt eine Minderheitsbeteiligung in Dänemark, eine Tochtergesellschaft in Nicaragua zum Kakaoanbau sowie in Frankreich und Chile zum Haselnussanbau.[21][11]
Im Segment der 100-Gramm-Tafeln hatte es 2020 einen Marktanteil von 22,4 Prozent auf dem deutschen Markt und stand damit knapp hinter Mondelēz International und deren Marke Milka.[18]
Umwelt- und Verbraucherschutz
Auf Betreiben von Marli Hoppe-Ritter[5] unterstützte das Unternehmen seit 1990 ökologisch wirtschaftende Kooperativen kakaoproduzierender Bauern in Nicaragua,[22] der Großteil des Bioanbaus wurde jedoch 2013 eingestellt, da die damit produzierten Sorten erfolglos blieben.[23] Der Schokoladenhersteller hat stattdessen eine eigene Kakaoplantage in Nicaragua angelegt, nach eigener Aussage die „größte zusammenhängende Kakaoplantage der Welt“.[24] 2018 wurde geplant, dass ein Drittel des benötigten Kakaos aus dieser Plantage in Nicaragua bezogen werden soll.[25] In seiner Zeit als operativer Vorsitzender von 2005 bis Ende 2014 ließ Alfred Th. Ritter naturidentische Aromastoffe durch natürliche Aromen ersetzen.[26]
2017 erhielt Ritter den Deutschen Nachhaltigkeitspreis als Deutschlands nachhaltigstes mittelgroßes Unternehmen. In der „Chocolate Scorecard 2022“, einer vergleichenden Übersicht zu den Umständen der Produktion unter Leitung australischer Universitäten, erhielt das Unternehmen nur eine Einstufung im unteren Mittelfeld und wurde auf Basis ökologischer und sozialer Kriterien auf Rang 23 von 35 Unternehmen eingestuft.[27] 2023 hatte sich Ritter im Ranking deutlich verbessert und war auf Platz 6 unter 38 Herstellern vorgerückt.[28]
Kontroversen
Auf Initiative von Alfred T. Ritter wurden 2008 im Unternehmen die in den untersten Lohngruppen tätigen Mitarbeiter in etwas höhere eingruppiert.[6] Zugleich lagerte das Unternehmen die Konfektionierung jedoch zu einem Subunternehmen aus, das niedrigere Löhne als nach dem Tarifvertrag der Süßwarenbranche zahlt.[29] Im Januar 2008 ermittelte das Bundeskartellamt gegen elf deutsche Süßwarenhersteller, Auslöser war ein Kronzeugenantrag der Mars GmbH, bis Anfang 2013 wurden in vier Verfahren Geldbußen von knapp über 60 Mio. Euro verhängt, darunter in Höhe von insgesamt 7,5 Mio. Euro[30] auch gegen die Ritter KG.[31]
Die Sorte „Voll-Nuss“ wurde Ende November 2013 von der Stiftung Warentest mit „mangelhaft“ bewertet. Der Bewertung lag die Annahme zugrunde, dass der nachgewiesene Aromastoff Piperonal in den benötigten Mengen nicht auf „natürliche“ Weise gewonnen werden könne.[32][33] Ritter Sport verwies auf eine eidesstattliche Garantieerklärung des Aromen-Zulieferers Symrise, nach der es sich um natürliches Aroma handele, das „ausschließlich natürlichen Ursprungs“ und „voll verkehrs- wie auch genussfähig sei“.[34] Im November 2013 erwirkte Ritter Sport eine einstweilige Verfügung, die der Stiftung die Behauptung, Ritter Sport verwende chemisch hergestellte Aromen in seiner Nuss-Schokolade, verbot.[35] Im Januar 2014 bestätigte das Landgericht München I die Entscheidung.[36] Ein Berufungsverfahren vor dem Oberlandesgericht München, weil das Test-Gesamturteil lediglich auf einer indirekten Schlussfolgerung über die Gewinnung eines der Inhaltsstoffe beruhe und keine sachlich gerechtfertigte Kritik am getesteten Produkt darstelle, entschied das OLG am 9. September 2014 ebenfalls gegen Stiftung Warentest.[37] Ende September 2014 gab Stiftung Warentest bekannt, das Urteil anzuerkennen und den Rechtsstreit nicht fortsetzen zu wollen.[38]
Im Februar 2021 brachte Ritter Sport eine Neuheit heraus: Cacao Y Nada („Kakao und nichts“). Ritter Sport warb damit, dass das Produkt zu 100 % aus Kakao bestehe und behauptete, dass sie dieses Produkt nicht Schokolade nennen dürften, weil (wie es in der Schokoladen-Verordnung heißt[39]) kein Zucker zugesetzt wird. Diese Behauptung war ein Marketing-Gag.[40] Die damalige Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, stellte klar, dass Ritter Sport ihre neue Kreation sehr wohl Schokolade nennen dürfe: „Die Kakaoverordnung begrenzt die Verwendung zuckerhaltiger Zutaten nicht auf bestimmte Zuckerarten. Deshalb müsste ein Produkt, das natürlichen Kakaosaft verwendet, nach Einschätzung unseres Ministeriums auch unter der Bezeichnung Schokolade verkauft werden dürfen.“[41]
Nach dem Russischen Überfall auf die Ukraine 2022 geriet das Unternehmen in Kritik, da es weiterhin an dem Geschäft in Russland festhielt. Chef Andreas Ronken verwies darauf, dass 200 Jobs in Deutschland an dem Russlandgeschäft hingen[42] und der Verkauf auch wichtig für die Kakaobauern in Westafrika sowie in Mittel- und Südamerika sei, die sonst ihre Existenzgrundlage verlören. Investitionen und Marketingaktivitäten in Russland seien jedoch gestoppt worden. Im Januar 2023 wurde mitgeteilt, dass aus den Erlösen des Russland-Geschäfts ein Betrag vom 1,51 Millionen Euro an verschiedene Organisationen gespendet wurde.[43][44] Laut Medienberichten spendet Ritter Sport die Gewinne aus seinem Russlandgeschäft an die Ukraine.[42]
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Sortiment
Zusammenfassung
Kontext
Ritter Sport
Seit 1932 führt das Unternehmen die (von der Firmengründerin Clara Ritter erfundene) Marke Ritter Sport für quadratische Schokoladen. Sie war 2020 für über 90 % des Umsatzes verantwortlich.[45] Produkte außerhalb der Marke bot Ritter ab 1964[4] bis 2020 nicht an.[16]
Fast alle Produkte der Marke sind Tafelschokoladen. Zu den wenigen Ausnahmen zählen die 1967 als „Ritter Bissen“ eingeführten Schokoladen-Rum-Riegel, die zuerst in „Ritter Drei“ und 1974 dann in „Ritter Rum“ umbenannt wurden. Zeitweise gab es auch die Sorten „Ritter Fresh“ und „Ritter Nuss“, seit 2021 „Ritter Sport Gin“.[46][47] 1988 brachte Ritter den Riegel Ritter Sport Balloon in vier verschiedenen Sorten auf den Markt, stellte jedoch 1993 mangels Erfolg die Produktion ein.[48]
Markenauftritt

Ursprünglich war die Packung durchsichtig mit weißer Aufschrift. Ab 1947 war sie in braunem Zellophan verpackt, bis Ritter 1974 bunte Verpackungen einführte, wodurch jede Sorte farblich unterschieden werden konnte.[49] Zudem wurden 1976 die Schlauchbeutelverpackung und die Knick-Öffnung eingeführt. Die geschützte Knick-Pack-Öffnung erlaubt das Öffnen des Schokoladenquadrates mit einem Knick. Die Packung ist mit der dabei entstehenden Lasche wieder verschließbar.[50] Für die Umverpackung wird seit 1991 recycelbares Polypropylen verwendet.[51]
Das Firmenlogo ist insgesamt nur wenig verändert worden. Es besteht aus dem seit 1919 unveränderten Ritter-Schriftzug,[52] darunter Sport, seit 1969 in großen Druckbuchstaben. Ab 1987 wurde es vor weißem Hintergrund von einem Quadrat umrandet. In der Regel ist die Schriftfarbe blau, der Quadrathintergrund weiß und der Quadratrahmen golden.[49]
Über Jahre zog sich ein Rechtsstreit zwischen Ritter und Mondelēz International über die Markenfähigkeit der Form. Nachdem sich Mondelēz zunächst vor dem Bundespatentgericht mit dem Argument durchsetzte, das Markengesetz verbiete den Schutz von Formen, die durch die Art der Ware bedingt seien, unterlag Mondelēz im Oktober 2017 vor dem Bundesgerichtshof,[53] der entschied, dass Ritter Sport den Markenschutz vorläufig behalten dürfe, und den Fall an das Bundespatentgericht zurückverwies.[54][55] Nachdem dies die Klage dann abwies, klagte Mondelēz erneut, gestützt auf den zuvor nicht geprüften Grund, nach dem eine Formmarke nicht erteilt werden dürfe, wenn die Form der Ware wesentlichen Wert verleihe. Als das Bundespatentgericht zugunsten von Ritter entschied, zog Mondelēz vor den Bundesgerichtshof, wo es 2020 unterlag.[56]
Sorten
Die Sorten von Rittersport-Schokolade bestehen aktuell aus 20 Standardsorten (Bunte Vielfalt), sieben Nusssorten (Nuss-Klasse), vier Single-Origin-Sorten (Kakao-Klasse)[57] und weiteren Sondersorten. Die Verpackung jeder Sorte hat eine eigene Farbe, zum Beispiel Gelb für Ritter Sport Knusperflakes oder Weiß für Ritter Sport Joghurt.[58] Neben den klassischen 100-Gramm-Tafeln wird das Sortiment durch regelmäßig saisonal angebotene Geschmacksrichtungen, Mini- oder 250-Gramm-Tafeln ergänzt.
Mitte 2009 veröffentlichte das Unternehmen eine Rangliste der damals fünf beliebtesten bzw. meistverkauften Standardsorten. Platz 1 belegte dabei die Sorte „Voll-Nuss“, gefolgt von „Nugat“, „Marzipan“, „Rum Trauben Nuss“ und „Alpenmilch“.[59]
In der Mini-Version der Schokoladentafeln (etwa 17 Gramm je Tafel) sind entweder sieben (Bunter Mix) oder vier Sorten (Mix des Jahres) in unterschiedlicher Stückzahl in einer Sammelpackung verpackt. Bei den größeren Schokoladentafeln (seit 2006) gibt es als 250-Gramm-Tafeln neben einigen Standardsorten auch immer wieder exklusive Sorten, z,B, die Variante Goldschatz (40 % Kakao, seit 2008). Die Produktion der zwischenzeitlich eingeführten Linie „Ritter Sport Premium“ (125-Gramm-Tafeln mit höherem Kakaoanteil) wurde im Jahr 2007 wieder eingestellt.
Darüber hinaus gibt es laktosefreie Sorten (Vollmilch und Voll-Nuss, seit 2012). 2016 wurden die ersten beiden veganen Sorten eingeführt und in den folgenden Jahren um weitere ergänzt, sie hatten 2020 ein Wachstum von 70 Prozent.[60]
Andere Marken
Mit dem Erwerb des Produktionsstandorts Breitenbrunn erwarb Ritter 2020 zugleich die Markenrechte an den Waffelröllchen Amicelli sowie den eingestellten Produkten Fanfare und Banjo.[16] 2021 stellte Ritter 2000 Tonnen Amicelli her.[19] Erstmals seit den 1960er Jahren verfügte Ritter damit über eine weitere Marke im Produktportfolio. Zwar erklärte Ritter 2020, an Plänen zur Reaktivierung der beiden anderen Marken Fanfare[45] und Banjo[16] zu arbeiten, bis 2023 wurden solche jedoch nicht umgesetzt.
2019 gründete Ritter in der Tochtergesellschaft Hang zur Sonne GmbH zwei hausinterne Start-ups. Zum einen die PURmacherei, die Snacks aus natürlichen Zutaten herstellte, und im August 2024 ihren Betrieb einstellte.[62] Hier wurden bisher die beiden Produktlinien KakaoWUMMS und HaferHAPS auf den Markt gebracht.[63] Daneben existiert CacaoVida, die mit Getränken aus der Kakaofrucht experimentieren und 2021 einen Eistee, eine Limonade und einen Prosecco anboten.[64] Beide Produktlinien werden nur online und auf Test- und Teilmärkten angeboten.
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Literatur
- 100 Jahre – 100 Fakten. Das Beste aus einem Jahrhundert Firmengeschichte, Alfred Ritter GmbH, Waldenbuch 2012. (ohne ISB-Nummer; im Bestand der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart).
- Romy Herold: Ritter Sport - Ein Traum von Schokolade, München : Blanvalet, 2025, ISBN 978-3-7341-1232-4
Weblinks
Commons: Ritter Sport – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- ritter-sport.com
- Geschichte des Unternehmens hinter der Marke Ritter Sport auf wirtemberg.de
Einzelnachweise
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